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In Finsterau gehen alle Mitreisende wieder ihren originären Tätigkeiten nach: Herr Bommel und seine Männer errichten Semaphoren, Herr v. Coulon führt Messungen durch, Treckmeister Vahnenbroek - von Beruf Chirurgus und Balbierer - befreit etliche Kerle von ihren wuchernden Bärten, die Damen bieten feinste Spitzen- und Brokat-Hauben sowie blumig duftende Seifen feil, während die Kutscher sich um ihre Pferde und die Köchinnen sich um unser aller leibliches Wohl kümmern.

Museumsbesucher kommen leider nur wenige vorbei, denn obwohl am Samstag im Museum der Bayerwaldtag abgehalten wird, verirrt sich kaum einer der Gäste bis zu uns.

Am Samstag Abend hält Herr Bommel eine Soirée ab. Geladen sind Herr von Coulon, Herr Vahnenbroek, Frau Caroline Holpriger und die Mamsell Katharina Drechslerin, also die feinen Herrschaften. Jungtelegraph Sauerland, der ein passabler Sänger ist, gibt ein paar Lieder zum besten, um Bommels Gäste zu unterhalten. Wir Bauern und Kutscher stehen hinter den Bäumen und gaffen, während Diener Hans die Abendgesellschaft mit Wein, Likör und leckeren Spezereien bedient. Bommels Telegraphentruppe führt zur Kurzweil sogar ein lustiges Puppenspiel auf, wie Kasperle die holde Prinzessin vor dem bösen Krokodil errettet.

Aus dem Journal der Holprigerin:

"Der Tisch war allerliebst mit Wiesenblumen und Heidelbeergrün geschmückt. Bekrönt wurde er von der zierlichen Miniatur eines Telegrafenmastes, wie sie nach Erzählung des Herrn Bommel derzeit auf Bällen als galante Nachrichtenübermittlung von Tisch zu Tisch Mode sind. Der treue Hans und sein Gefährte brachten, herbeigerufen vom hellen Glöckchen ihres Herren, immer aufs Neue allerlei Leckereien und köstliche Getränke, angefangen von Champagner über Wein und Port bis zu Rum aus Jamaica, wodurch die Stimmung in der Runde immer heiterer wurde. Die Konversation war durch die Anleitung des Gastgebers sehr angeregt. Wir lauschten interessiert den von Coulon und Bommel ausgetauschten Fachsimpeleien über geographische und telegraphische Angelegenheiten und schilderten reihum unsere Eindrücke der gemeinsamen Reise, die ja bei jedem ein wenig verschieden ausfielen. Zu unserem größten Vergnügen bekamen wir mehrere künstlerische Intermezzi geboten. Burkard, ein lustiger Geselle aus Bommels Gefolgschaft, brachte uns mehrere dramatisch und mit solcher Verve vorgetragene Lieder zu Gehör, so dass Herr von Coulon jedes Mal begeistert aufsprang, heftig applaudierte und dem Sänger eine Karriere an der Oper voraussagte. Als krönenden Abschluss wurden wir durch ein kurzes Kasperltheater auf das köstlichste unterhalten, so dass uns die hellen Lachtränen die von Sonne und Wein glühenden Wangen hinabliefen. Sogleich sprang ein Diener heran und reichte auf einem Tablett ein buntes Taschentuch, mit dem die Tränen getrocknet werden konnten. Alsdann begaben wir uns wieder zu den anderen Mitreisenden am Lagerfeuer, wo wir fröhlich plaudernd den Abend ausklingen ließen."

Der Herr Bommel weiß überhaupt die feine Lebensart zu pflegen. Saß er während der Reise wegen seines schmerzenden Knies im Landauer, wurde er auch dort von seinem nebenher laufenden Burschen bedient. Gelegentlich ließ er auch seine Mitfahrer großzügig an seinen Köstlichkeiten teilhaben, während die einfachen Leut tagsüber mit einer Dauerwurst und einem gekochten Ei vorlieb nehmen mußten.

Aus dem Jounal der Holprigerin:

"Die erste Etappe des Tages durfte ich zusammen mit Madame Trotte und der reizenden Madame Christa im Landauer mit Herrn Bommel verbringen, dessen guter Hans uns mit Wein und allerlei Leckereien verwöhnte. Wir Damen quietschen vor Vergnügen über Herrn Bommels Späße."


Nun sind alle Strapazen vergessen – wie schnell das geht! - und die heterogene Gruppe, die für 5 Tage eine Gemeinschaft war, löst sich wieder auf und ein jeder geht seiner eigenen Wege.