Die erste Tagesetappe führt die bunt gewürfelte Gesellschaft am Pfingstmontag das Haidelmassiv hinauf. Der steile Aufstieg gleich am Fuß des Haidels ist ein unüberwindliches Hindernis für die großen Planwägen. Unser von Rufus gezogener Küchenkarren und die Packpferde – das Vorauskommando – haben den ersten Aufschwung schon längst erklommen, wenn auch unter großer Anstrengung, als wir die Probleme der nachfolgenden Wägen bemerken. Oberwagenmeister Vahnenbroek läuft den steilen Pfad zurück und konferiert mit den Fuhrleuten. Wir beschließen erst einmal getrennte Wege zu verfolgen. Es wird eine Wiedervereinigung des Zugs auf der Anhöhe in Oberseilberg vereinbart.
Die Leiterwägen und der Landauer müssen einen weiten Umweg fahren, um den Höhenanstieg an einer weniger steilen Stelle zu bewältigen. Dabei verfahren sie sich sogar und müssen auf einem schmalen Waldweg wenden – eine äußerst kritische Situation, die zum Glück ohne Schaden an Mensch, Tier oder Material von statten geht. Die Kutscher sind äußerst erfahrene und kompetente Fuhrleute, die sich dieser Herausforderung gewachsen zeigen.
In Oberseilberg wartet die Vorhut auf den Rest des Trecks. Erst gibt es erquickendes Quellwasser zu trinken, dann bringt ein Anwohner sogar frisches kühles Bier für die müden Wanderer. Das Muli ist etwas verunsichert, tritt aus und trifft mich volle Breitseite am Oberschenkel.
Aus dem Journal der Holprigerin:
"Als sollte dies alles nicht schon genug sein, machte das mitgeführte Muli, das als Lasttier für die Planen dienen sollte, seinem Führer Schwierigkeiten und bockte derart, dass es seine Last gänzlich abwarf und wieder eingefangen und zur Raison gebracht werden musste."
Nachdem die restliche Reisegesellschaft zu uns aufgeschlossen und auch ein wenig gerastet hat, marschiert der vereinte Tross weiter bergan bis nach Schwendreut, wo wir an der Kapelle unser erstes Lager errichten wollen. Einer der großen Wägen hat wiederum Mühe mit der Steigung, die Pferde sind durch die vorangegangene Anstrengung ausgelaugt. Der Kutscher des Landauers spannt seine 2 Kaltblüter aus und läuft mit den Tieren zurück, um den überladenen Wagen bis ins Ziel zu ziehen. Morgen werden wir anders packen und auf diesem Fuhrwerk Gewicht reduzieren müssen.
Die kleine Kapelle von Schwendreut thront hoch über der Landschaft, auf einer Lichtung im Wald. Der herrliche Blick über die Nebelschwaden im Tal belohnt für die Strapazen des Aufstiegs.
Es herrscht rege Betriebsamkeit, bis die Pferche für die Pferde errichtet, der Donnerbalken ausgehoben und die schützenden Zeltplanen für die Schlafstätten aufgespannt sind. Die Köchinnen zaubern einen schmackhaften Eintopf und zum Ausklang des Tages stechen wir ein Faß Bier an, bevor alle ihre wohlverdiente Ruhe genießen. Glücklicherweise bleiben wir heute Nacht trotz drohender Wolken von Regen weitgehend verschont.