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Die Erfahrungen mit den Steigungen haben gezeigt, daß der geplante Reiseverlauf über die Alpe bei Mitterfirmiansreut für die schwer beladenen Fuhrwerke nicht zu schaffen ist. Oberwagenmeister Vahnenbroek arbeitet gemeinsam mit Albert und einem ortskundigen Führer für die nächsten 2 Tage eine alternative Route nach Finsterau aus.

Am Donnerstag zieht der Zug zunächst wie vorgesehen nach Philippsreut, wo uns der Belgier Denis und seine Frau Angela planmässig verlassen. Dann erklimmen wir aber nicht die Anhöhe, sondern folgen der Bergflanke in Richtung Mauth.

Im Wald vertut sich der Treckführer und nimmt einen falschen Weg. Da die schweren Leiterwägen auf dem schmalen Waldweg nicht wenden können, müssen wir eine andere Lösung finden.

Wenn es darum geht, einen Weg voraus zu laufen und zu erforschen, dann ist normalerweise immer Dorfschullehrer Brundelius zur Stelle . Sein überragender Orientierungssinn hat uns auf der Reise schon einige Male gute Dienste geleistet. Diesmal ist es aber Monsieur le Gendarme, der einen quer laufenden und dicht bewachsenen engen Waldweg erkundet und bestätigt, daß dieser Pfad zu unserem Glück auf den richtigen Weg zurück führt. Am Ausgang dieses Pfades muß allerdings erst ein umgestürzter Baum mitsamt Wurzelstock weggezogen werden.

Die großen Fuhrwerke biegen ein, umfahren einige sehr buckelige Stellen auf der angrenzenden Wiese und kommen durch das vom Baumstamm befreite Nadelöhr wieder auf die geplante Strecke.

Fußgänger, Packpferde und Küchenkarren hingegen wenden auf dem Waldweg und gehen das kurze Stück zurück bis zur versäumten Abzweigung.

Als wir die Bärenbachklause mit ihrem kleinen See im Wald erreichen, ist es noch zu früh für unsere Abendrast. Herr Vahnenbroek möchte heute möglichst viel Strecke machen, damit morgen der letzte Tag nicht so anstrengend wird. Wir ziehen also weiter bis zur Annathalmühle, wo wir hoffen, unser Lager an der Sägemühle aufschlagen zu dürfen. Dies bleibt uns jedoch verwehrt. Das Gras auf den Wiesen steht noch hoch, die Bauern wollen ihre Heuernte nicht schädigen, daher müssen wir wohl oder übel weiterziehen.


Mensch und Tier sind müde, aber es hilft nichts: wir müssen uns noch 3 km bergauf quälen, bis wir die Kleinstadt Mauth erreichen. Jenseits des Stadtkerns in einer Senke liegt ein schöner See, dessen Ufer wird zu unserem Nachtquartier auserkoren. Wir erhalten Unterstützung von allerhöchster Stelle, der Bürgermeister von Mauth persönlich besorgt Heu für unsere Zugtiere (und schließt uns die Toiletten und Duschen am Bauhof auf). Sämtliche Reisende sind froh, diese lange und schwierige Etappe bewältigt zu haben, die lockere Stimmung am Abend läßt die Erleichterung deutlich spüren.