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Herbstliche Studienreise nach Burgund
Klöster - Kirchen - Käse


Die Busreise mit Studiosus vom 7. bis 14. Oktober 2021 führt uns eine Woche lang bei strahlendem Herbstwetter durchs wundervolle Burgund. Wir wandeln auf den Spuren von Kelten, Römern, Cluniazenser- und Zisterzienser-Mönchen und der Herzöge von Burgund aus dem 15. Jahrhundert.

Reiseleiter Marc Pusch ist ein wandelndes Lexikon. Er hat die großartige Begabung, die an sich trockenen und zuweilen komplizierten Informationen über geschichtliche Zusammenhänge sowie Entwicklung von Architektur und Kunst spannend und verständlich in Worte zu fassen. Wir werden nicht müde, seiner Stimme aufmerksam zu lauschen.

Selbstverständlich kommt bei all den "Studien" auch das leibliche Wohl nicht zu kurz.
"Vivre comme un Grand Duc en Bourgogne"
"Leben wie ein Großherzog in Burgund" heißt unsere Devise...

 
   


Reiseleiter Marc (beim Verteilen der täglichen Weinration) und im Hintergrund unser unerschütterlicher Busfahrer Thorsten. Euch beiden herzlichen Dank für die tolle Reise!


(Die Texte der folgenden Teilberichte sind größtenteils geklaut bei Wikipedia)


 


Anreise über Nancy


Auf dem Weg nach Burgund macht die Reisegesellschaft erst einmal Station in der Jugendstil-Stadt Nancy in der Region Grand-Est (bis 2015 Lothringen).

Historisch war Nancy die Hauptstadt des Herzogtums Lothringen.
Devise der Stadt ist „non inultus premor“ (lat. für: Niemand bedrängt mich ungestraft), womit auf die Schlacht bei Nancy 1477 und den Tod Karls des Kühnen angespielt wird. Auch die Distel im Stadtwappen hat diesen Bezug.

Wir speisen in der Brasserie Excelsior und berauschen uns an dem atemberaubenden Jugendstil-Ambiente. Nach dem Abendessen unternehmen wir noch einen Verdauungs-Spaziergang über die Place Stanislas durch das Magenta-farben beleuchtete barocke Stadtzentrum bis zum Lothringer Herzogspalast.


Am nächsten Morgen steigen wir frisch und munter in unseren Reisebus und fahren gen Burgund...


 


Keltenmuseum in Châtillon-sur-Seine


Der Ort Châtillon-sur-Seine liegt im Département Côte-d’Or, benannt nach einer von Weinbau geprägten geologischen Steinabbruchkante, die von Dijon südlich über Beaune verläuft.

Das archäologische Museum von Châtillon beherbergt die Funde der nahe gelegenen Anhöhe des Mont Lassois, u.a. den Bronzekrater von Vix. Südöstlich des Mont Lassois erstreckt sich auf einer Fläche von 42 Hektar eine große spätbronze-, hallstatt- und spätlatènezeitliche Nekropole. Die Funde deuten eine Besiedlung bis in die Spätantike an.




 


Zisterzienser-Abtei von Fontenay


Die Abtei Fontenay wurde im Jahre 1118 von Bernhard von Clairvaux gegründet. Fontenay ist eines der besterhaltenen Klöster des Zisterzienserordens und besitzt daher exemplarischen Charakter. Der Bau ist ein Manifest der strengen zisterziensischen Romanik und befindet sich weitestgehend noch im Originalzustand.

Die Lage entspricht der zisterziensischen Tradition, Klöster in entlegenen Tälern an einem Wasserlauf zu errichten. Durch die umgebende Wildnis konnte eine Ablenkung und Versuchung durch die weltlichen Geschäfte der Städte und Dörfer vermieden werden.

 




 


Ausflug nach Auxerre


Die ehemals römische Siedlung Autissiodorum - heute Auxerre - liegt an den Ufern der Yonne. Hausboote und Lastkähne dümpeln malerisch vor der Kulisse der Stadtsilhouette.

Wir besichtigen die Kathedrale Saint-Étienne.

Die Errichtung der heutigen gotischen Kathedrale begann im Jahr 1215 unter Bischof Guillaume von Seignelay.

Der Vorgängerbau war eine von Bischof Hugo von Châlon erbaute romanische Kathedrale, die 1057 geweiht worden war. Der Chor, der durch zwei flankierende Türme eingefasst war, stützte sich auf die heute noch bestehende Krypta, die das zum Fluss hin abfallende Gelände ausgleicht. Infolge des Gefälles zur Yonne verfügt sie trotz ihres niedrigen Bodenniveaus über Außenfenster.

Der Abriss des alten romanischen Langhauses, das dem gotischen Neubau weichen musste, geschah am Anfang des 14. Jahrhunderts. Der Langhausneubau erfolgte von ca. 1320-1350. Die Ungunst der Zeiten, besonders der Hundertjährige Krieg, verzögerten den Bau. So waren am Anfang des 15. Jahrhunderts das Nordquerhaus und die Türme noch nicht begonnen. 1500 begann man schließlich mit den Arbeiten am Nordturm. Der Südturm wurde nie vollendet.

Mittags schlendern wir geruhsam durch die Gassen.
Leider war der berühmte Uhrturm - ursprünglich Teil einer gallo-römischen Befestigungsanlage und im Lauf der Jahrhunderte immer wieder restauriert, erweitert und erhöht - gerade eingerüstet.




 


Abtei von Pontigny


Die Zisterzienserabtei von Pontigny ist eine der vier Primarabteien, die vom Mutterkloster aller Zisterzienser, der Abtei Cîteaux aus gegründet wurden.

Das turmlose frühgotische Mönchskloster, die „zweite Tochter von Cîteaux“, steht auf ehemals unwegsamem Sumpfgebiet und wurde im Jahr 1114 mit 12 Mönchen unter Abt Hugo von Mâcon aufgebaut. Pontigny selbst wurde zum Mutterkloster für 43 Tochterabteien in Europa. Im Verlauf der Französischen Revolution wurde das Kloster aufgehoben und teilweise zerstört, heute steht nur noch die Kirche aus exakt behauenem hellen Kalkstein.

Architektonisch dokumentiert die Abteikirche den allmählichen stilistischen Übergang von der Romanik zur Gotik.




 


Spaziergang durch Avallon


Avallon wurde bereits vor rund 2000 Jahren als gallische Festung der Haeduer ausgebaut und erwies sich aufgrund seiner Lage auf einem Granitplateau über dem Tal des Flusses Cousin als strategisch bedeutsam. In dieser Zeit trug es den Namen Aballo. Im 1. Jahrhundert n. Chr. errichteten römische Händler einen Außenposten über dem Cousin. Während des hohen Mittelalters wurde Avallon zu einer bedeutenden Festung ausgebaut und mit einer hohen, von zahlreichen Türmen verstärkten Stadtmauer umgeben.

Während der Zeit des Absolutismus verlor Avallon zunehmend an Bedeutung, zur Zeit der Französischen Revolution war die Landwirtschaft der bedeutendste ökonomische Faktor der Region. Als im 19. Jahrhundert mit der Romantik die Begeisterung für mittelalterliche Stadtbilder erstarkte, entwickelte sich Avallon zu einem wichtigen Zentrum des Fremdenverkehrs, was es bis heute geblieben ist.




 


Basilika Sainte-Marie-Madeleine in Vézelay


Vézelay ist ein weit über Frankreich hinaus bekannter Wallfahrtsort und einer der Ausgangspunkte des Jakobswegs (Via Lemovicensis); der Ort ist als eines der schönsten Dörfer Frankreichs (Plus beaux villages de France) klassifiziert.

Die Abtei von Vézelay war ein wichtiges Zentrum der Christenheit. Sie war nicht nur Ziel einer blühenden Wallfahrt zum angeblichen Grab der Maria Magdalena, das man ab der Mitte des 12. Jahrhunderts hier verortete, sondern auch Ausgangspunkt von einer der vier wichtigsten Pilgerstraßen nach Santiago de Compostela. Die Stiftungen der Pilger sorgten für einen stetigen Fluss von Geld in die Kassen der Abtei, während die politische Unabhängigkeit von lokalen Autoritäten ihre lokale Machtstellung sicherte. Die Relevanz der Abtei lässt sich daran ablesen, dass sie als Schauplatz zahlreicher Ereignisse von welthistorischer Bedeutung diente: 1146 etwa wurde in Vézelay der zweite Kreuzzug ausgerufen.



Die Kirche Sainte Marie-Madeleine ist eine dreischiffige Basilika mit sehr lang gezogenem Langhaus, einem kaum auskragenden Querhaus und einem Umgangschor mit Kranzkapellen. Das 1120–1140 errichtete Langhaus zeigt rein romanische Formen. Die von 1145 bis 1260 (Südwestturm) gestaltete Westfassade befindet sich im Übergang von der Romanik zu Gotik. Der von 1185 bis 1215 geschaffene Chor ist frühgotisch mit leichten romanischen Reminiszenzen.

 



Die heutige Basilika Sainte-Marie-Madeleine ist nicht die erste Kirche an diesem Ort, zuvor stand hier eine karolingische Kirche. Abt Artaud ersetzte den karolingischen Chor durch einen romanischen, er wurde 1104 geweiht. Im Jahre 1120 wurde das karolingische Kirchenschiff durch einen Brand beschädigt. Daraufhin begann man mit der Errichtung des heutigen Hauptschiffs und seiner Fassade mit den drei figürlich gestalteten Portalen. Spätestens gegen 1140 waren die Arbeiten am Schiff und der Fassade beendet. Anschließend folgte die Vorhalle, der sog. Narthex, mit einer eigenen Fassade nach außen hin.

Nach erneutem Brand wurden 1185–1215 der Chor und das Querschiff in bereits frühgotischem Stil errichtet. Noch später (1260) folgten der Südwestturm (St. Michel) mit einer 15 m hohen hölzernen Spitze und die hochgotische Westfassade. Der Nordturm wurde nicht weiter aufgebaut. 1819 brannte die Turmspitze ab. Viollet-le-Duc restaurierte die stark baufällige Kirche ab 1840. Unter seiner Leitung wurde u. a. das äußere Westportal, das wahrscheinlich das Weltgericht mit einer Majestas Domini zeigte und in der französischen Revolution fast vollständig zerstört worden war, durch eine Neuschöpfung ersetzt.

Die Kapitelle von Vézelay stammen aus der Zeit zwischen 1120 und 1140. Von den 99 Kapitellen im Kirchenschiff sind nur wenige im 19. Jahrhundert durch Kopien der Originale ersetzt worden. Leitthemen der Kapitelle von Vézelay sind die Darstellungen des Guten und des Bösen in vielfältigen Beispielen.


Das berühmteste Kapitell in Vézelay ist Die mystische Mühle. Ein Mann im kurzen Gewand mit Schuhen an den Füßen schüttet Korn in eine Mühle, während ein barfüßiger anderer, bekleidet mit einer weißen Toga, das Mehl auffängt. In der ersten Gestalt muss man Moses sehen; im Korn, das er in die Mühle schüttet, das Gesetz des Alten Testamentes, das er von Gott am Berg Sinai erhalten hat. In der Mühle, die das Korn mahlt, wird symbolisch Christus dargestellt (das Rad ist mit einem Kreuz bezeichnet). In dem Menschen, der das Korn auffängt, wird der Apostel Paulus gezeigt, und im Mehl selbst das Gesetz des Neuen Bundes, die neue Gerechtigkeit. Das Gesetz des Moses enthielt zwar die Wahrheit, aber es war eine verborgene Wahrheit, so verborgen wie das Mehl im Korn. Erst durch das Opfer Christi am Kreuz ist es in dieses Mehl verwandelt worden, das man in sich aufnehmen kann, indem man es zu Brot weiterverarbeitet: und das ist das neue Gesetz des Evangeliums Jesu Christi, das der hl. Paulus durch Gottes Auftrag annahm, um es weiter zu verbreiten.




 


Mittelalterbaustelle von Guédelon


Guédelon ist ein Projekt zur Errichtung einer Burg. Nach den Prinzipien der experimentellen Archäologie werden bei diesem Rekonstruktionsprojekt nur Techniken aus dem 13. Jahrhundert angewandt.

Michel Guyot, der Begründer des Projekts, hatte seit den 1970er-Jahren bei der Restaurierung von Schlössern und Burgen in der Region Erfahrungen gesammelt. Mit der Burg Guédelon setzt er einen langgehegten Traum um. Nach längerer Suche nach einem geeigneten Platz, an dem ausreichend Baumaterialien wie Stein, Holz und Wasser zur Verfügung stehen würden, begann man 1997 in einem stillgelegten Steinbruch mit dem Bau. Dabei kamen möglichst nur Methoden des 13. Jahrhunderts zur Anwendung, wie z. B. das Rechenseil zum Bestimmen rechter Winkel.

Nach dem Baubeginn 1997 begannen Wissenschaftler der verschiedensten Bereiche, sich für das Projekt zu interessieren. So erhielt das Projekt eine Fachberatung und -begleitung von Kultur-, Bau- und Kunsthistorikern, Architekten und Archäologen. Dabei zeigte sich, dass viele mittelalterliche Bautechniken neu entwickelt werden mussten.

Das Projekt wird unter möglichst authentischen Bedingungen durchgeführt, ähnlich den Grundsätzen der experimentellen Archäologie. Daher tragen die Handwerker und Mitarbeiter mittelalterliche Gewänder, abgesehen von persönlicher Schutzausrüstung wie z. B. Schutzbrille und Stahlkappenschuhen. Sämtliche Werkzeuge und Hilfsmittel wie Tretkräne, Lehrgerüste und Gewölbeschalungen werden auf der Baustelle selbst hergestellt. Transporte werden mit großrädrigen Pferdekarren bewerkstelligt.

Um die Baustelle herum ist mittlerweile eine Siedlung von Zulieferern entstanden, in der Handwerker unter anderem Dachschindeln, Körbe, Töpferwaren, Fliesen, Nägel, Werkzeuge, Seile, Balken, Wolle und Kleidung herstellen; außerdem werden Pferde, Schafe, Schweine, Gänse, Hühner und Enten gehalten.

Holz für die Gerüste wird im umliegenden Wald geschlagen, Bruchsteine werden in dem alten Steinbruch, in dem sich die Baustelle befindet, mit einfachen, zeittypischen Werkzeugen gebrochen und mit Pferdewagen zu den Steinmetzwerkstätten transportiert. Es werden weder Zement noch Schrauben verwendet, stattdessen wird auf der Baustelle Mörtel aus Sand, Ton und gelöschtem Kalk hergestellt. Einzige Ausnahme sind die Baugerüste, die aus Sicherheitsgründen aus mit modernen Methoden bearbeitetem Holz bestehen und mit Metallschrauben verbunden sind.

Nägel werden in der örtlichen Schmiede von Hand geschmiedet. Allerdings werden einige Rohmaterialien angeliefert, zum Beispiel Roheisen von eher geringer Qualität (kein Stahl) oder besagter gelöschter Kalk, da dessen Herstellung vor Ort zu gefährlich wäre. Mörtel und Steine werden dann in vor Ort handgefertigten Körben bis an ihren Bestimmungsort gebracht.

Unter der Leitung von Michel Guyot arbeiten 50 vollberufliche Arbeiter und in der Hauptsaison bis zu 16 Freiwillige voraussichtlich noch bis 2023 an der Burg.




 


Autun: Kathedrale Saint-Lazare und Musée Rolin


Die Stadt Autun, am Ufer des Arroux gelegen, gilt als „Tor zum Morvan-Massiv“. Die dunklen Wälder dieses Gebietes reichen bis fast an den mit buntglasierten Ziegeln gedeckten Chor der Kathedrale Saint-Lazare heran.

Der antike Name von Autun war Augustodunum, das von Kaiser Augustus um 10 v. Chr. an der Fernhandelsstraße Via Agrippa und dem Fluss Arroux gegründet wurde, nachdem der Widerstand der Gallier endgültig gebrochen war. Die mittelalterliche Stadtmauer, von der 23 Türme erhalten sind, fußt auf antiken Fundamenten (sechs Kilometer lang, 54 Wehrtürme).

Bereits für das späte 2. Jahrhundert ist eine christliche Gemeinde in der Stadt belegt. Die im 3. Jahrhundert erfolgte Gründung eines Bischofssitzes ist hingegen umstritten. Erste urkundliche Erwähnungen einer Kathedrale datieren in die Mitte des 9. Jahrhunderts.

Die alte Kathedrale Saint-Nazaire hatte annähernd die übliche West-Ost-Orientierung. Für die zahlreichen Pilger zu den Reliquien des heiligen Lazarus (ursprünglich aus der Lazaruskirche in Larnaka) wurde St-Nazaire zu klein; es entstand ein neuer Kirchenbau als Wallfahrtskirche im rechten Winkel dazu. Daher steht die Eingangshalle im Nordnordwesten, der Chor mit den drei Apsiden im Südsüdosten.

Die Errichtung der Kirche Saint-Lazare wurde um 1120 begonnen. Noch in Bau, wurde sie bereits 1130 anlässlich des Besuchs von Papst Innozenz II. geweiht. Als 1146 die Reliquien des heiligen Lazarus aus der alten Nazarius-Kathedrale in die Lazaruskirche überführt wurden, war die Kirche fast fertiggestellt; es standen nur noch Detailarbeiten aus, etwa am Fußboden.

Im Zuge des Hundertjährigen Krieges zerstörten 1379 englische Truppen die Stadt und ihre große Wallfahrtskirche. Erst Kardinal Jean Rolin (Bischof 1436–1483) ließ das Gotteshaus wiederherstellen und erweitern. Seither prägen die spätgotischen Kapellenreihen an den Längsseiten und der mächtige Vierungsturm die Außenansicht der Kirche. Auch das obere Fenstergeschoss des Hauptchors mit seinen schmalen hohen Spitzbogenfenstern stammt erst aus dieser Erneuerung.



Außergewöhnlich groß ist die zwei Joche tiefe offene Vorhalle unter den Türmen am Nordende des Langhauses. Nach Öffnung der zeitweilig als Kapellen abgetrennten Seitenbereiche erstreckt sie sich über die gesamte Breite der Kirche.

Das berühmte Tympanon, also das Bogenfeld über dem Westportal gilt als die bedeutendste Weltgerichtsdarstellung der Epoche. Das aus 29 Blöcken bestehende Relief zeigt das Jüngste Gericht. Beherrschendes Motiv ist die thronende Gestalt Christi, umgeben vom Würdezeichen der Mandorla, die von vier Engeln gehalten wird. Sonne und Mond flankieren sein Haupt.



Zur Bilderzählung gehört der Türsturz zu Füßen des Weltenrichters, auf ihm sind 38 Auferstehende aufgereiht. Getrennt durch einen schwerttragenden Engel werden 18 Verdammte und 20 Auserwählte durch ihre Mimik oder Attribute differenziert dargestellt, so erkennt man die unzüchtige Frau, an deren Brüsten sich Schlangen nähren oder den frommen Wallfahrer an seinem Pilgerstab, verzweifelte Gesten kennzeichnen die Verdammten, während die Kinder von den Engeln hinauf geführt werden.

Seitlich der göttlichen Zentralfigur wird in den Viertelkreisfeldern die Scheidung in Gute und Böse fortgesetzt. Das Hauptmotiv rechts ist die Seelenwägung. Der Erzengel Michael drückt so auf die Waagschale mit einem armen Sünder, dass der zerrende Teufel gegenüber nicht verhindern kann, dass die Waage sich zu seinen Ungunsten neigt und die Seele des Auferstandenen zum Himmel steigt. Das gegenüber liegende Feld wird von zehn Aposteln eingenommen, weiter außen stürmen andere Auserwählte zum Himmel empor. In den verbleibenden Zwickeln darüber, einer Zone, die ganz dem himmlischen Paradies gewidmet ist, sitzen die Gottesmutter und zwei weitere Apostel. Vier trompetende Engel begleiten am Rand des Bogenfeldes das dramatische Geschehen.

Auf der leeren Archivolte waren einst die 24 Älteste (Apokalypse) dargestellt, weiter außen ein Laubwerkband und in der dritten Archivolte Tierkreiszeichen und Monatsbilder.



Neben der Kathedrale von Autun besuchen wir auch das Musée Rolin, eingerichtet in dem Stadtpalast, der im 15. Jahrhundert von Nicolas Rolin, Kanzler, Schatzmeister und Berater der burgundischen Herzöge, in seiner Heimatstadt Autun errichtet wurde.

Besonders die Ausgrabungsfunde aus gallo-römischer Zeit, als Autun eine der bedeutendsten Städte Galliens war, lohnen einen Besuch. Dazu zählen Funde vom nahen Tempel des Janus und aus dem Grabmal von Couhard, Götterstatuen, Mosaiken, Grabmäler und Alltagsgegenstände.

Der zweite Schwerpunkt der Sammlung sind romanische Skulpturen aus der ehemaligen Kathedrale Saint-Lazare. Als bedeutendstes Stück des Museums gilt die Versuchung Evas aus dem 12. Jh., ein Relieffragment, das wohl vom zerstörten Tympanon des nördlichen Querhausportals der Kathedrale stammt und zu den Werken des Meisters Gislebertus gezählt wird.



Weiterhin verwahrt das Museum aus der Kathedrale die Fragmente des Lazarusgrabes, eines steinernen romanischen Reliquienschreins mit einer Figurengruppe der Auferweckung des Lazarus durch Christus.




 


Klosterruine von Cluny


Die Abtei von Cluny in Burgund war als Ausgangspunkt bedeutender Klosterreformen eines der einflussreichsten religiösen Zentren des Mittelalters. Ihre Kirche war bis zum Bau des heutigen Petersdoms in Rom das größte Gotteshaus des Christentums.

Mehrere Gebäude der Benediktinerabtei und einige Reste der während der Herrschaft Napoleons als Steinbruch abgerissenen Abteikirche im Zentrum der gleichnamigen französischen Stadt Cluny sind erhalten.




 


Besuch einer "Ferme Auberge" im ländlichen Burgund


Burgund besteht nicht nur aus Kirchen und Klöstern...

Wir fahren über Land zu einem leckeren Mittagessen in einer "Ferme Auberge", also einem Bauernhof/Gasthof mit eigener Landwirtschaft. Endlose grüne Weiden ziehen an unseren Augen vorüber.

Je nach Region ist die landwirtschaftliche Aktivität unterschiedlich. Fast überall in Burgund wird Viehzucht betrieben und elfenbeinfarbene Charolaisrinder stehen auf grünen Wiesen. Oft sind die einzelnen Weiden durch Hecken getrennt und zuweilen murmelt auch ein Bach im Wiesengrund. Andernorts aber erstrecken sich Getreidefelder soweit das Auge reicht - hier sind die Bodenverhältnisse anders und der Ackerbau hat Vorrang vor der Viehwirtschaft. An den sanften Hanglagen insbesondere der Côte d’Or, dem Juwel unter den Weingebieten Burgunds, dominieren natürlich die Reben, die in langen Reihen die Hügel hinauf streben.



Die Lage Romanée-Conti ist die wohl beste, zumindest aber prestigeträchtigste und teuerste Grand-Cru-Lage im ganzen Burgund. Da der Boden dieser Lage niemals gehandelt wurde, hat er keinen Preis; er wäre unvorstellbar hoch. Somit ist die Lage Romanée-Conti mit hoher Wahrscheinlichkeit das wertvollste Ackerland der Erde.

Bei den Fahrten zwischen den Besichtigungsorten wird uns klar, wie dünn besiedelt dieser Landstrich ist.
Google gibt Auskunft: Bourgogne-Franche-Comté ist mit 47.963 km² die fünftgrößte Region (ohne Übersee-Regionen) und hat 2.807.807 Einwohner (Stand: 2018), womit sie die drittkleinste Region nach der Einwohnerzahl ist.




 


Abteikirche St-Philibert in Tournus


Die tausendjährige Abteikirche Saint-Philibert in Tournus gehört zu den bedeutendsten frühromanischen Sakralbauten Frankreichs und ganz Mitteleuropas. Sie wurde im Jahr 1019 geweiht. Schutzpatron der Kirche ist der heilige Philibert, dessen Reliquien in der Zeit der Überfälle der Normannen von der Abtei Noirmoutier, wo er gestorben war, hierher in Sicherheit gebracht wurden. 

Die heutige Stadt Tournus ging – wie viele andere Städte auch – aus einer Ansiedlung hervor, die sich rund um ein Kloster gebildet hatte, hier die Benediktinerabtei Tournus. Der kleine Ort vermittelt auch heute noch eine mittelalterliche Atmosphäre. Die in direkter Nähe zur Saône liegende Kirche ist von großer kunsthistorischer Bedeutung und in mehrerer Hinsicht die Vorreiterin entscheidender architektonischer Entwicklungen. Die Fassade von Saint-Philibert stammt aus dem frühen 11. Jahrhundert und gilt als das früheste erhaltene Beispiel einer Doppelturmfassade.



Auch im Innenraum von St.-Philibert findet man architektonische Urformen und Besonderheiten.
Die Vorkirche ist im Mittelschiff kreuzgratgewölbt, die Seitenschiffe sind mit Quertonnen zur Mitte geöffnet. Über der Vorkirche befindet sich die dem Erzengel Michael geweihte, in ihrem Mittelschiff 12 m hohe und zur Hauptkirche hin offene Kapelle; ihre Rundpfeiler tragen rechteckige Wandvorlagen, die zum Tonnengewölbe des Mittelschiffs hinaufreichen, das von den viertelkreisförmigen Seitenschiffsgewölben gestützt wird. An der Arkade zur Hauptkirche befindet sich eine Relieffigur eines bärtigen Mannes mit einem Hammer, daneben eine Inschriftplatte mit dem Namen „Gerlannus“, der als Abt oder Baumeister der Kirche gedeutet wird. Der ehemalige Text der Inschrift Gerlannus Abate Isto Moneteium e ile ist offenbar verdorben. Zusammen mit einer weiteren Reliefplatte des Bogens mit einem groben Gesicht gehört die Figur zu den ältesten erhaltenen Werken romanischer Bauplastik.

 



Da kurz zuvor in der Abtei Cluny erstmals seit der Antike ein Gewölbe geglückt war, versuchte man es auch hier. In der oberen Etage hat sich dieses früheste Tonnengewölbe großen Ausmaßes erhalten.

Das Langhaus ist ebenfalls ungewöhnlich. Normalerweise hatte ein Mittelschiff in der frühen Romanik ein Tonnengewölbe, das auf den Außenmauern ruhte; dieses ließ keine großen Fenster zu, da die Statik der Außenwände und des Gewölbes wegen der auftretenden Schubkräfte nicht gefährdet werden durfte. In Tournus hat man kurz nach der Jahrtausendwende, also noch am Anfang der Entwicklung der mittelalterlichen Wölbungstechnik, mit den Quertonnen etwas ganz Anderes versucht: Durch diese frühe, zumal seltene Maßnahme, auch wenn sie eine Notlösung nach einem Einsturz war, erscheint der Kirchenraum in Tournus wie eine hohe Halle. Schwibbögen über Konsolen spannen sich über das Mittelschiff. Der Blick in die verschiedenen Gewölbeteile demonstriert, in welchem Ausmaß hier im 11. Jahrhundert mit ganz verschiedenen Konstruktionsmitteln experimentiert wurde.

Auch bei der Entwicklung der Chorbauweise steht Saint-Philibert ganz am Anfang: Hier steht der älteste erhalten gebliebene Umgangschor mit drei flach geschlossenen Radialkapellen, also mit Kapellen, die als einzelne Bauteile strahlenförmig an den Chorumgang angebaut sind. Aus diesen frühen Formen hat sich später der Kapellenkranz entwickelt und die zahlreichen Varianten, die den Chor zu einem dominierenden Element der Kirchenanlage gemacht haben.

Im südlichen Seitenschiff befindet sich die Zedernholz-Madonna Notre Dame la Brune („braune Madonna“) aus dem frühen 12. Jahrhundert in einer spitzbogigen gotischen Wandnische vor Wandmalereien des 14. Jahrhunderts; sie war im Mittelalter ein bedeutendes Wallfahrtsziel.

 



Die Krypta von St-Philibert ist der älteste erhaltene Teil der Kirche und eine der ältesten Umgangschoranlagen mit Kapellen der europäischen Baukunst. Die ältesten bekannten Krypten (zum Beispiel in Auxerre) stammen aus der Zeit um 850. Sie hatten rechtwinklige Umgänge. Die Krypta von Tournus stammt ursprünglich aus dem Jahr 875. Ungefähr hundert Jahre später passten die Mönche den Umgang der runden Chorform darüber an und ergänzten die rechteckigen Kapellen. Der von zwei Reihen schlanker Säulen geteilte Hauptraum ist aber auch heute noch rechteckig. Der Mittelbereich ist durch zehn schlanke Säulen mit antikisierenden Kapitellen unterteilt. An der Krypta-Westwand befindet sich ein alter Brunnen, der im Verteidigungsfall die Wasserversorgung gewährleistete. Ein Fresko aus dem 12. Jahrhundert ist besonders gut erhalten, es stellt Maria mit dem Kind und den thronenden Christus dar.




 


Hauptstadt von Burgund - Dijon


Dijon, Hauptstadt des Départements Côte-d’Or und Hauptstadt der Region Bourgogne-Franche-Comté, ist ein Verkehrs-, Handels- und Industriezentrum und Sitz der Université de Bourgogne, die 1722 gegründet wurde. Die Stadt ist berühmt für ihren Senf.

Unter Philipp dem Kühnen und seinen Nachfolgern, die alle aus dem Haus Valois stammten und von 1364 bis 1477 über Burgund herrschten, erlebte Dijon eine kulturelle Blütezeit. Es war eine Residenz dieser Herzöge, deren glänzender Hof Musiker und Künstler anzog.

Der ehemalige herzogliche Palast am halbkreisförmigen, von Kolonnaden gesäumten Place de la Libération bildet bis heute den Mittelpunkt der Stadt, stammt aus dem späten 17. Jahrhundert und beherbergt heute im Westflügel das Rathaus. Der 46 Meter hohe Tour Philippe-le-Bon stammt aus dem 15. Jahrhundert. Im Viertel um den Herzogspalast stehen schöne Patrizierhäuser (Hôtels) aus dem Mittelalter und der Renaissance.

Die Kirche Notre-Dame wurde von 1220 bis 1250 im Stil der burgundischen Gotik erbaut. Die ungewöhnliche Westfassade zeigt über dem offenen Narthex, der völlig in das Gebäude integriert ist, zwei Geschosse von Arkadenreihen mit drei Reihen von Wasserspeiern (letztere im 19. Jahrhundert weitgehend erneuert), die ausschließlich dekorative Funktion haben.

Auf der Nordseite der Kirche (Rue de la Chouette) findet sich an der Außenwand einer Seitenkapelle der Kirche an einem Strebepfeiler eine (2001 durch Vandalismus beschädigte) steinerne Eule. Wenn man sie mit der linken Hand berührt, erfüllt sie nach dem Volksglauben einen Wunsch.

Die gotische Kathedrale von Dijon wurde 1271 bis 1325 nach Einsturz des Vorgängerbaus aus dem 11. Jahrhundert errichtet; dessen Reste sind in der Krypta zu sehen, wo der Heilige Benignus von Dijon, einer der großen Missionare Burgunds, beigesetzt ist. Leider ist die Krypta wegen Renovierungsarbeiten noch mindestens 2 Jahre geschlossen.




 


Musée des Beaux-Arts in Dijon


Das Kunstmuseum von Dijon ist eines der ältesten Museen Frankreichs. Es beherbergt Kunstwerke aus altägyptischer Zeit bis zum 20. Jahrhundert und ist im ehemaligen Palast der Herzöge von Burgund untergebracht.

Philipp der Kühne bezog 1364 den Herzogspalast und Philipp der Gute ließ den noch heute nach ihm benannten 52 m hohen Turm erbauen (Tour Philippe Le Bon). Aus der Zeit der Herzöge von Burgund sind außerdem die Palastküchen erhalten, die ein Meisterwerk der weltlichen gotischen Architektur darstellen. 1477 gelangte Burgund durch Erbschaft zu Frankreich und der Palast wurde fortan von den französischen Königen genutzt. Jules Hardouin-Mansart unternahm Ende des 17. Jahrhunderts umfangreiche Umbauten und Erweiterungen.

1827 wurden die Gräber der Herzöge von Burgund aus der Kartause von Champmol in den Palast überführt. Ebenfalls aus dem Kartäuserkloster von Champol stammen zwei große Altäre.

Wir haben vor allem das Gemälde Christi Geburt des "Meisters von Flémalle" (mutmaßlich Robert Campin) intensiv betrachtet.


Beeindruckend sind auch die Gipsabgüsse des Mosesbrunnens, dem Hauptwerk Claus Sluters. Das Original befindet sich noch in der Kartause von Champmol.

Leider war nicht genug Zeit, das Museum intensiv zu erkunden - dazu wäre mindestens ein halber Tag nötig gewesen.




 


Hôtel-Dieu in Beaune


Bevor der Ort Beaune im Jahre 1203 von Odo III., Herzog von Burgund, die Stadtrechte erhielt, war er für lange Zeit keltisches, später römisches Heiligtum. Seit dem 14. Jahrhundert war Beaune neben Dijon Wohnsitz der Herzöge von Burgund.

Im 15. Jahrhundert begann man die Stadtmauer zu errichten, von der heute noch größere Teile erhalten sind. Sie dienen heute teilweise als Weinlager der großen Weinhandelshäuser. Beaune gilt als "Weinhauptstadt Burgunds", außerdem ist die Stadt eines der wichtigsten französischen Zentren der Senfherstellung.

Das Hôtel-Dieu ist ein ehemaliges Hospital aus dem 15. Jahrhundert. Es wurde im Jahre 1443 von Kanzler Nicolas Rolin und seiner Frau Guigone de Salins gegründet. Als Einnahmequelle diente zunächst die Saline der Frau, nach und nach wurden Weinfelder in bester Lage aus Spendengeldern gekauft oder kamen als Schenkungen dazu, auf die sich bis heute der Ruhm und Reich­tum des Hos­pi­tals grün­det.

Die Krankenpflege erfolgte durch Beginen. Der große Armensaal verfügte über 30 Betten, die jeweils mit 2 Kranken belegt wurden, also für 60 Patienten. Später kamen kleinere Krankenzimmer hinzu, für "reiche", zahlende Patienten. Die Apotheke stammt aus dem 18. Jahrhundert.



Besonders hervorzuheben ist das Jüngste Gericht von Rogier van der Weyden, das auf seiner Außenseite auch den Stifter des Hôtel-Dieu und seine Gattin portraitiert.

Bis 1971 wurden im Hospiz ununterbrochen Alte, Behinderte, Waisen, Kranke, Gebärende und Notleidende versorgt. Heute werden Teile des alten Komplexes als Altersheim genutzt, während der Rest als Museum besichtigt werden kann und einen interessanten Einblick in die Krankenpflege der Frühen Neuzeit gewährt.



Die Kirche Notre-Dame von Beaune ist ein Hauptwerk der burgundischen Romanik. Sie ist im Stil der dritten Kirche von Cluny erbaut und beherbergt in ihrem gotischen Chor eine außergewöhnliche Ausschmückung: Die fünfteiligen Tapisserien, Das Leben der Jungfrau Maria erzählend, wurden um 1500 in Tournai nach Vorlagen eines burgundischen Künstlers gewebt. Diese hochwertige Serie von 19 Szenen besticht besonders durch ihre Leuchtkraft und die Feinheit ihrer Ausführung.

Das Hôtel des Ducs de Bourgogne liegt unweit des Hospitals. Es ist der ehemalige Wohnsitz der Burgunderherzöge in Beaune, dessen um einen Innenhof gruppierte Fachwerkbauten ein malerisches Bild bieten. Mittlerweile beherbergen diese Gebäude das Burgundische Weinmuseum, das der Geschichte des Weinbaus gewidmet ist.