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Wanderritt von der Thüringeti zur Burgruine Brandenburg

September 2021 - über 2 Monate ist Bacardi jetzt bei Martina und hört schon auf seinen neuen Namen Loki.
Damit wir ihn mal wiedersehen, haben wir uns zu einem gemeinsamen Wanderritt auf halbem Weg verabredet.


Treffpunkt ist der Ort Crawinkel in Thüringen. Hier in einer weitläufigen Graslandschaft - der "Thüringeti" - werden in extensiver Grünlandbewirtschaftung Pferde gezüchtet.

Die Agrar Crawinkel GmbH ist gerade an diesem  Wochenende 10. - 12. September 2021 Gastgeber für die VI. Internationale Deutsche Meisterschaften der Kavallerie.

Wir bekommen allerdings nur am Rande etwas von den Kavalleriemeisterschaften mit.
Wir können aber unser Lager auf der Wiese mit aufbauen.


Als Martina mit Loki eintrifft, können wir die drei Jungs problemlos zusammen in die kleine Koppel stellen. Es ist, als wären sie nie getrennt gewesen.

 

Bilder aus Crawinkel:



Nach einem wundervollen Sonnenaufgang über der Thüringeti brechen wir unser Lager ab und zäumen die Pferde auf.

Martina reitet natürlich ihren Loki, Bert reitet Emmeram und ich lenke Rufus vor dem kleinen Karren, der bis unters Dach vollgepackt ist. Neben unserem Gepäck für die Nacht (Isomatten, Schlafsack, Wolldecken) und den Lebensmitteln für unterwegs haben wir auch drei Büschel Heu geladen und alle Wasserkanister aufgefüllt.

Gleich zu Beginn müssen die Pferde den Aufstieg zum Thüringer Wald bewältigen.
Damit Rufus nicht alles alleine den Berg hinaufschleppen muß, wird Emmeram vorgespannt und wir versuchen, beide Pferde im Tandem ziehen zu lassen.

 


Bert muß Emmeram zwar mit Nachdruck antreiben, aber im  Prinzip funktioniert das ganz gut.

An der Ohratalsperre versperrt uns zunächst eine Schranke den Zugang, aber es gibt eine Sprechanlage und der Herr am anderen Ende öffnet den Schlagbaum für uns, so daß wir ungehindert passieren können.

Über eine weite Strecke führt uns der Weg am nördlichen Rand des Stausees entlang.


Irgendwann müssen wir das Tal der Ohra wieder verlassen und den Anstieg zum Rennsteig in Angriff nehmen.

Der Weg, für den  wir uns entscheiden, trägt den schönen Namen "Karrengrund". Und dieser Weg hat es ganz schön in sich!

Über mehr als 2 km geht es relativ steil bergauf. Wie der Name vermuten läßt, war dieser Weg einmal für Karrentransporte gedacht, so daß hier theoretisch ein Fuhrwerk die Steigung bewältigen können sollte. Man findet auch noch das alte Pflaster mit den senkrecht gestellten Steinen, das einerseits den Pferden richtig Grip geben soll, den eisenbereiften Rädern aber wenig Rollwiderstand bietet. Allerdings wird der Weg seit langer Zeit nicht mehr gepflegt und die Erosion hat tiefe Rinnen in das ehemals ordentlich verlegte Pflaster gefräst.

 


Wir versuchen es wieder mit Vorspann, aber die Steigung ist zu steil und der Karren zu schwer. Emm wartet, daß Rufus anzieht; Rufus wartet, daß Emm anzieht (Film). So wird das nichts. Wir stehen in der Mitte der Steigung und kommen nicht mehr vor und nicht mehr zurück (Film).

Emm wird wieder ausgespannt und Bert überredet Rufus (anders kann man das wohl nicht nennen....) Schritt für Schritt, den Karren meterweise hinauf zu schleppen. Dabei muß Rufus in der engen Rinne laufen, damit die Karrenräder gerade rollen können; oder aber das Gespann muß die tiefen Furchen immer in möglichst weitem Winkel kreuzen, damit die Räder nicht abgeschert werden. Rufus muß hier wirklich bis hart an seine Leistungsgrenze gehen. Letztendlich zeigt er aber wieder mal, was er kann, und bringt den Karren wohlbehalten aus der Steigung heraus (Film).

Wir sind erleichtert, als wir endlich die Höhenlinie des Rennsteigs erreicht haben. Jetzt geht es nur noch geradeaus bzw. am Ende des Tages wieder bergab zur Köhlerhütte am Mittelwasser bei Tambach-Dietharz, wo wir die Nacht verbringen wollen. Es wird tatsächlich schon fast dunkel, bis wir hier eintreffen, nach etwa 30 km Wegstrecke.


Hier an der Köhlerhütte gibt es frisches Wasser, genug Gras für unsere tapferen Vierbeiner, und auch wir müssen kein großes Lager aufbauen, sondern können unsere Schlafstellen direkt in der Köhlerhütte ausbreiten.


Bilder des ersten Reittags:



Wir verlassen die Köhlerhütte nach einem stärkenden Frühstück und zwei, drei Tassen heißem Kaffee...



An der kleinen Talsperre Tambach-Dietharz vorbei gehen wir auf den Ort zu, den wir aber nur am Ortsrand streifen.

Wieder hinauf zum Rennsteig werden wir abermals mit Problemen konfrontiert: diesmal ist der Weg total aufgewühlt, weil hier wohl ein Harvester oder sonst ein schweres Gerät gefahren ist.

   


Der Aufstieg ist mühsam, aber zum Glück nicht so lang wie gestern der Karrengrund, wir können den geplanten Weg also trotz schlechter Verhältnisse einigermassen meistern. Denn eine Alternativroute bedeutet immer einige Kilometer Umweg.

Zu dieser Jahreszeit wird im Thüringer Wald generell viel Holz gemacht. Weiter oben müssen wir eine Viertelstunde warten, bis die letzten Stämme auf den LKW verladen sind.

 


Nun ja, eine kleine Pause tut in dem  schroffen Gelände immer gut! Und die Strecke ist heute nicht ganz so weit wie gestern...
An den steileren Stellen gehen wir auch immer zur Tandemeinspannung über, damit Rufus sich nicht komplett aufarbeitet wie am Vortag.

 


Spittergrund, Ebertswiese, Dreiherrenstein heissen die Landmarken auf den Wegweisern...


Wir hatten uns als Übernachtung eigentlich eine kleine Schutzhütte auserkoren, dort war aber extrem wenig Gras für die Pferde vorhanden. Ein kleines Stück vorher waren wir an einer Mini-Wiese vorbeigekommen, gleich im Anschluß an einen Rastplatz mit Tisch und Bänken. Wir kehren also um und errichten unser Lager auf einer leidlich ebenen Stelle am lichten Waldrand. Ein kleiner Seitenweg bietet außerdem eine enorme Regenpfütze, an der wir die Pferde bequem tränken können. Das Gras reicht aus, um ein wenig Heu zu sparen. Wir verbringen alle miteinander eine gemütliche und erholsame Nacht.

 


Bilder des zweiten Reittags:


Unser dritter Tag beginnt gleich nach wenigen Kilometern mit einer großen Herausforderung: wir wollen über den großen Inselberg.

 

Es gibt wohl auch einen gepflasterten Weg, den die Omnibusse benutzen und der in Serpentinen den Hang hinauf führt. Wir entscheiden uns jedoch für den direkten Fußweg - obwohl wir von Ortskundigen gewarnt werden, der Weg sei mit dem Karren nicht zu schaffen.

Das erste Wegstück läßt sich mit Vorspann und ein wenig Schwung noch relativ gut bewältigen. Als wir aber so weit sind, daß Umkehren nicht mehr in Frage kommt, wird der Weg noch einmal deutlich steiler...

Auf jeden Fall müssen die Pferde alle paar Meter stehenbleiben können, und zwar ohne das Gewicht des Wagens halten zu müssen. Bert bastelt daher einen Bremsbalken als Rückfahrsperre.

   
 


Eine Spaziergängerin hat gefilmt und uns das Video geschickt - Danke dafür.

Stolz sind wir, als wir oben sind! Obwohl der Anstieg eigentlich viel steiler war als alles, was wir bisher zu bewältigen hatten, sind die Pferde vergleichsweise wenig außer Puste - wir vermuten, daß der gut ausgebaute Weg den Aufstieg erleichtert hat (Film). Die Pferde bekommen eine ausgiebige Pause und wir genehmigen uns sogar einen Eiskaffee in der Ausflugswirtschaft.

 


Auf der anderen Seite des Inselbergs geht es dann deutlich gemächlicher wieder herunter.

 


Hier gibt's angeblich einen Blick auf die Wartburg...

 


Langsam macht sich ein anderes Problem bemerkbar: auf dem Rennsteig gibt es kein Wasser... Unsere Pferde stürzen sich auf die Pfützen, die zum Glück nach dem Regen der letzten Woche teilweise noch auf dem Weg stehen...

   


An einem Tümpel können wir unsere Kanister dann alle wieder auffüllen. Das Wasser ist dunkel, aber wohl nur durch die vielen Nährstoffe, die durch die Pflanzen eingetragen werden. Die Pferde saufen es gerne und ohne irgendwelche unangenehmen Folgen - Bert hat es vorher probiert und für gut befunden. Für uns hatten wir allerdings einen Kanister sauberes Wasser von der Köhlerhütte zurückbehalten.

Für die letzte Übernachtung haben wir die Schutzhütte am Zollstock eingeplant.

   


Leider gibt es hier weder Gras noch Wasser direkt vor Ort für die Pferde. Wir finden zwar eine Quelle ein paar hundert Meter bergab, füllen dort aber nur 2 Kanister für die Nacht. Nachdem uns Radfahrer von einem Kneippbecken erzählt haben, das wir gleich am nächsten Morgen erreichen können, verzichten wir darauf, alle Kanister zu der Quelle zu tragen. Wir haben noch zwei Heuballen übrig - das und die 2 Kanister müssen für die Nacht reichen.

Definitiv haben wir heute Nacht das idyllischste Klo unserer Reise!


Bilder des dritten Reittags:


Letzter Wandertag. Heute geht es früh los - der Kaffee wird noch fast im Dunklen gemacht, Frühstück wird auf später verschoben.


Heute beschließt Bert, Rufus zu reiten und Emmeram vor den Karren zu spannen.

Wie uns die zwei einheimischen Radfahrer versprochen hatten, kommen wir am nächsten Morgen nach wenigen Minuten an einer Quelle samt eingelassenem Kneippbad vorbei. Eine echt luxuriöse Pferdetränke!

 


Wir nutzen die Gelegenheit für unsere Frühstückspause und auch, um alle Kanister wieder zu befüllen.

 


Heute ist das Wetter nicht mehr so schön wie in den letzten Tagen. Wir sehen zu, daß wir rasch vorankommen, damit wir zum vorhergesagten Regenschauer zur Mittagsstunde schon in Clausberg sind, wo Bekannte wohnen.

 


Hier können wir in Ruhe den Regenschauer aussitzen, einen Happen zu Mittag essen und nach einer Stunde unseren Weg Richtung Werratal fortsetzen.

Dunst steigt auf von den regennassen Wegen.


Es gibt wieder frische Trinkpfützen für die Pferde.


Wir nähern uns Lauchröden und steigen von der Anhöhe hinab ins Tal der Werra.

 


Die ganzen Tage vorher gab es trotz immenser Anstrengungen keine Probleme mit den Pferden. Hier jedoch, auf einem bequemen Feldweg, bleibt Rufus irgendwie mit dem Eisen hängen und vertritt sich den Fuß. Das Eisen sitzt schief und ist verbogen, mehrere Nägel sind abgerissen. Eigentlich soll er geführt werden, ist aber über sein kaputtes Eisen so ungehalten, daß Bert doch wieder aufsitzt.

Für die Nacht sind wieder ergiebige Regenfälle gemeldet. Wir gehen daher nicht gleich hinauf zur Burg, sondern bleiben über Nacht bei Doris Bison und André Görlach in Lauchröden. Hier haben wir ein festes Dach überm Kopf und können am Abend noch gemeinsam plaudern bei einer leckeren Pizza und einem Glas Wein. Vielen Dank für die Gastfreundschaft und daß wir euch so einfach überfallen durften ;-)


Bilder des vierten Reittags:


Nachdem Doris uns ein üppiges Frühstück bereitet hat, brechen wir auf, um die kurze Strecke hinauf zur Burgruine Brandenburg zurückzulegen.

Da Rufus lahmt, nimmt André ihm vorher noch das verbogene Eisen ab. Bert geht also zu Fuß durch Lauchröden.


Und dann sind wir auch schon oben am Burgberg. Wir haben das Ziel erreicht.


Hier findet am Wochenende eine Spätmittelalter-Veranstaltung statt, an der wir teilnehmen werden.
Rufus' Eisen wird gerichtet und wieder aufgenagelt, aber sauber läuft er noch nicht. Bert bringt ihn daher wieder hinunter nach Lauchröden zu André Görlach, währen Loki und Emm an der Veranstaltung teilnehmen.

Aber das ist aber eine andere Geschichte und die soll an anderer Stelle erzählt werden...


Bilder des fünften Tags, Burgruine Brandenburg: