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27.5.2021:

Frieda muß jetzt auf dem Wagen fahren, was ihr überhaupt nicht behagt. Dauernd versucht sie, herunter zu springen. Bert muß sie mit zwei Stricken regelrecht festzurren, was sie mit anklagendem Gewinsel quittiert. Wir sitzen weiterhin zu dritt auf dem Karren, zockeln jetzt aber nur noch im Schritt voran. Macht nichts, die heutige Strecke ist nicht so weit.

Wir folgen weiterhin dem Radweg, kommen an der Rollfähre vorbei und halten dort ein Schwätzchen mit drei interessierten Herren, die gerade in ihre Autos steigen wollen, als wir vorüberziehen. Selbige Herren treffen wir bald wieder: ich sehe im Vorbeifahren im Industriegebiet von Klosterneuburg - hinten im Wagen sitzend - wild winkende Gestalten vor einer Bierhütte, die uns zur Umkehr bewegen wollen...

 


An der Imbisshütte von Agnieszka Steinbauer gibt es Bier für uns und Rufus, unsere Freunde von der Rollfähre spendieren uns sogar noch Würstl mit Senf und Kren. Speziell der Wagen weckt ihr Interesse und wir haben Mühe, uns von der netten und interessierten Unterhaltung zu lösen.

Aber wir müssen ja weiter... Immer am Fluß entlang beginnen wir mit der Durchquerung von Wien (FILM 1:03).

Der Weg an der Donau entlang führt uns durch den Hafen. Wehende Fahnen, schlafende Polizisten (ich meine die Hindernisse am Boden), Springbrunnen, auf dem Wasser dümpelnde festgetäute Schiffe - ganz schön viele neue Eindrücke für Rufus. Anfangs steige ich noch ab und gehe zu Fuß neben ihm her, aber unser Pferd macht brav seinen Job und ich kann bald wieder hinten aufsitzen.

Dann gruselt sich Rufus aber doch vor dem unbekannten Geräusch von schwappenden Wellen an einem Schiff. Er kann das Geräusch nicht einordnen und beschließt, lieber umzudrehen. Das macht er ganz ruhig und geordnet: 90 Grad zur Seite gehen, Wagen vorsichtig zurückschieben und in die Richtung zurückgehen, aus der er gekommen ist. Dummerweise schafft er es bei dieser Aktion, rückwärts zwischen zwei Pollern einzuparken. Ein Rad bleibt an einem der Betonpoller hängen und wird beschädigt - die Speichen sind locker und das Rad eiert...

Gézas Fuß kaputt, Friedas Fuß kaputt, ein Wagenrad angeschlagen...

Übernachten dürfen wir im Heeresreitsportverein Wien am Prater. Wir hatten von Zuhause aus schon Kontakt hergestellt zu Daniel Stachl vom HRSV, denn gerade die Übernachtung mitten in Wien schien uns eines der größten Probleme unserer Tour zu sein.

Einen besseren Ort hätten wir nicht finden können! Trotz recht beengter Verhältnisse herrscht hier eine sehr freundliche und lockere Athmosphäre. Und das, obwohl wir eigentlich heute ziemlich ungelegen kommen, da einige Reitschüler ihre Prüfung zur Reiternadel ablegen.
Herzlichen Glückwunsch noch mal an die jungen Damen!

Aus jedem Eck schaut hier ein Pferd - vom Shetty bis zum Super-Turnierpferd - und alle sind ruhig und gelassen, keiner flippt aus wegen unserem Schepperkarren. Es gibt eine Hand voll frei laufender Hunde und total coole schwarze Hühner.
Es wäre ein Paradies - wenn es nur die Möglichkeit für Koppeln gäbe...

Géza reitet Rufus ohne Sattel in der Reithalle und fällt tatsächlich zum ersten Mal in seinem Leben vom Pferd. Rufus ist halt verdammt rund und glatt...

Daniel grillt am Abend für uns und er unterhält sich angeregt mit Géza, von (Berufs-) Offizier zu (Miliz-) Offizier. Beide plaudern ein wenig aus dem Nähkästchen. Schlafen dürfen wir auf den Sofas im Stüberl.

v.l.n.r.: Julia Dunker (Reitlehrerin), Taifun (Shetty und Maskottchen), Daniel Stachl (Springreiter), Albert Schwark (Fuhrmann), Rufus (Freiberger, Karrengaul), Géza Frank (Limitaneus), Henrike Schwark (Römerin aus Vindelica) und Frieda (Altdeutscher Hütehund)