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Unser Freund Géza Frank hat sich im Mai 2021 aufgemacht, den gesamten österreichischen Limesverlauf - von Grenze zu Grenze - in Kleidung und Ausrüstung eines römischen Soldaten des 4. Jahrhunderts entlang zu marschieren.

In erster Linie sollte der Fußmarsch stattfinden in Gedenken an Prof. Hannsjörg Ubl, einen prominenten österreichischen Archäologen, der am 19.4.2021 verstorben ist. Prof. Ubl war ein Freund von Gézas Familie. Nebenbei soll die Aktion natürlich den Fokus der Medien auf den Donau-Limes lenken, dessen Ernennung zum UNESCO-Weltkulturerbe ansteht. Nicht zuletzt geht es auch um experimentelle Archäologie, nämlich um die Erprobung der rekonstruierten Ausrüstung unter Marschbedingungen.

Wir beschliessen, Géza auf der zweiten Hälfte seines Marsches mit Pferd und Wagen zu begleiten.
Gute Gelegenheit, unsere neue provinzialrömische Darstellung zum ersten Mal auszuprobieren.

Unsere erste Etappe startet in Mautern an der Donau, am Pfingstmontag dem 24. Mai 2021.
Nach ausgiebigen Telefonaten finden wir eine Möglichkeit, am Vorabend mit Rufus in Rossatz in der Wachau zu übernachten.

Wir fahren am Pfingstsonntag im Morgengrauen in Ammerfeld los, hinten im Pferdehänger auf der einen Seite Rufus, auf der anderen Seite unser zerlegter Karren. Niemand will etwas von uns sehen an der Grenze, weder den Corona-Schnelltest noch das amtstierärztliche Attest fürs Pferd. Wir fahren einfach durch.

Als wir nach etwa 5 Stunden in Rossatz eintreffen und die Adresse suchen, können wir kaum glauben, wie eng hier teilweise die Gassen sind. Ich will Bert zum Rollfährenweg lotsen, aber er sagt: "da kommen wir nicht durch" und biegt in die andere Richtung ab. Wieder stehen wir an einer Engstelle. Zwei Männer, am Zaun in ein Gespräch vertieft, bemerken uns und fragen, wo wir hinwollen. Einer der Herren bietet an, voraus zu fahren und den Weg zu zeigen. Wir erfahren, daß Herr Schreibers Marillengarten direkt neben unserem Stall liegt. Er dirigiert uns durch das 2 Meter enge Nadelöhr und zeigt uns den kleinen Pfad zum Hof - ohne ihn hätten wir hier nie hingefunden!

Am Stall treffen wir auf zwei sehr nette Einsteller, die uns alles zeigen. Wir fühlen uns willkommen und stellen fest, daß die Wachauer äußerst freundliche Menschen sind. Abends kommt der Besitzer, der 85-jährige Eberhard Hubmayer, mit seiner Lebensgefährtin Maria vorbei und wir verbringen einen vergnügten Abend miteinander. Dem alten Herrn Hubmayer strahlt der Schalk aus den Augen, daß es eine Freude ist!
Wir schlafen in der kleinen Sattelkammer - es ist alles recht eng und ganz einfach, aber alle sind extrem herzlich.