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Einige Male waren wir bereits Gäste der Regensburger Gruppe Evocatio Ratisbonensis auf Burg Prunn.

Bildergalerie der Veranstaltung von 2004:


Die Burg steht auf einem Felsplateau, das an der Nordseite durch einen 20 Meter breiten und 9 Meter tiefen Halsgraben vom Berg getrennt ist. Jenseits davon lag früher eine Vorburg. Als Schutz vor Angriffen von der überhöhten Bergseite steht im Norden der Anlage der romanische Bergfried aus dem 13. Jahrhundert. Er erhebt sich auf einem quadratischen Grundriss mit einer Kantenlänge von sechs Metern und ist 31 Meter hoch. Seine Geschosse werden durch ein mit Schindeln gedecktes Zeltdach abgeschlossen, das dem Turm erst später hinzugefügt wurde und den einstigen Zinnenkranz ersetzte. Die Buckelquadermauer aus Kalkstein weisen im unteren Bereich eine Stärke von drei Metern auf und verjüngen sich nach oben auf eine Dicke von 2,5 Metern. Auf der Westseite ist im zweiten Geschoss noch der ehemalige Hocheingang des Bergfrieds zu erkennen.

Die Anordnung der übrigen Bauten der Burg ist durch den Grundriss des schmalen Felsplateaus vorgegeben und daher sehr unregelmäßig. Westlich des Bergfrieds schließt sich ein Torbau mit einer Wachstube im Erdgeschoss und einer Kemenate sowie der sogenannten Frauenküche im Obergeschoss an. Östlich des Bergfrieds steht ein kleiner Bau mit der sogenannten Trinkstube im Obergeschoss. Ebenso wie der Torbau besitzt er ein kleines Erkertürmchen an der Ecke mit Fenster- und Türgewänden aus Grünsandstein und eine geschweifte Haube als Dach.

Der Innenhof der Burg mit seinem in den Fels gehauenen Ziehbrunnen ist im Westen von einer Mauer abgeschlossen, die früher beträchtlich höher war und erst im 19. Jahrhundert mehrfach abgetragen wurde. In der nordwestlichen Hofecke steht ein polygonaler Treppenturm aus dem frühen 17. Jahrhundert. Seine steinerne Wendeltreppe im Inneren bildet den Zugang zum Obergeschoss des Köckhschen Torbaus.

An seiner südöstlichen Seite wird der Burghof vom ursprünglich romanischen Palas mit einem großen, gotischen Saal im Erdgeschoss begrenzt. In einem an der Außenwand vorspringenden, turmartigen Bau befindet sich eine weitere Wachstube, in der Fragmente von Fresken und Ochsenblut-Malereien an den Deckenbalken aus dem 14. Jahrhundert zu sehen sind.

Im nördlichen Teil des Palas befindet sich die Prunner Burgkapelle, die der Orden der Jesuiten um 1700 im Stil des Rokoko neu gestalten ließ. Sie geht vermutlich auf einen romanischen Vorgänger an gleicher Stelle zurück. Dieser wird im Gewölbe unter der heutigen Kapelle vermutet.

Die östliche Außenmauer des rechteckigen Raums wird durch die ehemalige Ringmauer gebildet. Dort steht – flankiert von zwei hohen Rundbogenfenstern – der Altar, dessen barocker Aufbau mit üppigem Schnitzwerk verziert ist. Neben zwei geschnitzten Figuren, die den heiligen Jakobus und den heiligen Christophorus darstellen, weist die Predella des Altars sechs kleine Relieffiguren aus der Zeit um 1500 auf. Sie stammen vermutlich vom Altar der Vorgängerkapelle.

Kleine Fotogalerie mit Detailaufnahmen aus dem Museum:



Der älteste bekannte Besitzer war Wernherus de Prunne, der mitsamt seiner Burg 1037 erstmals urkundlich erwähnt wurde. 1147 ging die Burg an die Herren von Laaber aus der Seitenlinien der Praiteneck, von denen zahlreiche Bautätigkeiten ausgingen. Auf sie geht die älteste heute erhaltenen Bausubstanz, bestehend aus Bergfried und Palas, zurück.

1288 wurde die Burg an Herzog Ludwig II. von Bayern verkauft, der sie dem Verkäufer Wernherr von Praiteneck als Lehen zurückgab.

Die Erwähnung eines Hauses Fraunberger zu Prunn 1311 lässt darauf schließen, dass die Burg Prunn im frühen 14. Jahrhundert den Besitzer gewechselt hat. 1338 wurde die Anlage an die Familie Fraunberger verkauft. Die Fraunberger stammen aus Fraunberg bei Erding und saßen auch auf der Burg Haag - leicht zu erkennen am Schimmelwappen (Gurrenwappen), das an beiden Burgen gut sichtbar angebracht ist. Unter Hans VI. von Fraunberg erfolgte eine spätgotische Erweiterung der Anlage in der Zeit von 1426 bis 1476. Als Wolf Fraunberger dem Löwlerbund beitrat, soll dies der bayerische Herzog Albrecht IV. zum Anlass genommen haben, die Burg im Dezember 1491 durch seine Truppen erstürmen zu lassen. Sollte die Erstürmung tatsächlich stattgefunden haben, muss sie ohne Beschädigung oder gar Schleifung  der Burg vonstatten gegangen sein, denn Nachrichten über einen Wiederaufbau in der Nachfolgezeit sind nicht überliefert.

Im 15. Jahrhundert war Burg Prunn vorübergehend im Besitz des Geschlechts von Gumppenberg, kehrte jedoch in den Besitz der Fraunberger zurück. Mit dem Erlöschen des Hauses Fraunberg vom Haag zu Prunn fiel die Burg zurück an den bayerischen Herzog, der sie aber schon 1570 für 18.000 Gulden an Karl Köckh zu Mauerstetten und Bodenmais verkaufte.

1567 oder 1569 fand Wiguleus Hundt, Humanist und Geschichtsschreiber Herzog Albrechts V. von Bayern, auf der Burg eine Handschrift des Nibelungenliedes, den sogenannten Prunner Codex, und schenkte sie 1575 seinem Arbeitgeber. Die Handschrift befindet sich heute in der Bayerischen Staatsbibliothek in München.

Aus der Zeit um 1600 stammt die erste erhaltene Abbildung der Burganlage. Ihre Südseite ist auf einer Grenzkarte der Herzogtums Pfalz-Neuburg zu sehen. Die Köckhs zu Mauerstetten erweiterten die Burg in der Zeit ab 1604 durch einen neuen schlossartigen Anbau, der den Palas mit dem Bergfried verband. Dabei wurde die romanische Ringmauer als östliche Außenmauer des neuen Gebäudes genutzt.

Weitere Instandsetzungsarbeiten folgten 1631 im Stil der Renaissance, wobei weniger auf Authentizität als auf Wohnlichkeit Wert gelegt wurde. Von diesen Arbeiten, die vor allem im Inneren vorgenommen wurden, zeugt eine Inschrift sowie das Allianzwappen Christoph von Köckhs zu Prunn und seiner Frau Maria am gotischen Wohnbau. Burg Prunn nahm zu dieser Zeit immer mehr Schlosscharakter an. Heute findet sich deshalb oft auch der Name Schloss Prunn, obwohl die Anlage wegen der mittelalterlichen  Entstehung und der ursprünglichen Bausubstanz eindeutig eine Burg ist.

Der Dreißigjährige Krieg setzte dem finanziellen Wohlstand der Köckhschen Familie ein Ende, und so ging die verschuldete Hofmark 1646 in den Besitz des Feldmarschalleutnants Georg von Truckmiller über, der die beschädigten Gebäude reparieren ließ.

Bereits 1672 fand ein erneuter Besitzerwechsel statt: Die Jesuiten aus Ingolstadt kauften „Schloss und Hofmark“. Der Orden führte weitere Umgestaltungen und Erweiterungen am Baubestand durch. Nach Aufhebung des Jesuitenordens 1773 wurde Burg Prunn den Johannitern überlassen. Deren Kommende wurde jedoch 1822 aufgelöst, womit die Burg ein weiteres Mal zurück an die bayerische Krone fiel.

1827 setzte sich König Ludwig I. von Bayern in der Epoche der Romantik für den Erhalt der Burganlage als historisches Denkmal ein. Er ließ Sicherungsarbeiten und Ende des 19. Jahrhunderts weitere Instandsetzungsmaßnahmen durchführen. Trotzdem verwahrloste die Anlage zusehends.

1946 kam die Burg in den Besitz der Bayerischen Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen. Sie ließ 1950/51 Restaurierungsarbeiten durchführen, in deren Zuge spätgotische Merkmale wiederhergestellt und zahlreiche Bauelemente aus der Zeit des 19. Jahrhunderts entfernt wurden. Dabei wurden vereinzelte Putzspuren mit nachgeahmten Mauerfugen entdeckt.


Auf der Burg Prunn lebte einmal ein reicher Ritter, der keinen männlichen Leibeserben hatte, sondern eine einzige, sehr schöne Tochter. Den alten Herrn quälte schmerzlich der Gedanke, daß durch die Heirat seiner Tochter die Burg mit den schönen Besitzungen in die Hände eines Fremden kommen sollte. Da nun von allen Seiten junge Ritter kamen und um das schöne Ritterfräulein warben, setzte er ihnen eine schwere Bedingung: Nur der solle ihre Hand erhalten, der die Mauern der Burg umreiten würde. Viele wagten den entsetzlichen Ritt auf der steilen Felsenwand, aber sie stürzten alle an der Stelle, wo der Schimmel angemalt ist, in den Abgrund.

Dessen ungeachtet kam wieder einmal ein junger und stattlicher Rittersmann als Brautwerber. Als er sich die furchtbare Strecke angeschaut hatte, die er durchreiten sollte, bat er sich drei Tage Bedenkzeit aus. Und so betrachtete er am ersten und zweiten Tag die jähen Felsen und sann darüber nach, ob er denn kein Mittel ersinnen könne, das Wagnis zu bestehen und die schöne Jungfrau zu gewinnen. Allein, er konnte keines finden.

Als er am Abend des dritten Tages hilflos und verzweifelt am Fuß der Felsenwand ging, sah er aus einem Fenster der Burg an einer Schnur einen Zettel schweben, der immer tiefer herabkam, bis er ihn erreichen konnte. Er ergriff ihn und las: "Die Mauern reichen bis auf den Grund". Und als er emporblickte, erkannte er das Antlitz der Schönen, die sich liebvoll herabbeugte. Und jetzt erst bemerkte er, daß zwischen den Felsenklüften die Schloßmauer tatsächlich den Grund berührte.

Am nächsten Tag umritt er auf einem Schimmel kühn die Mauern der Burg an den Seiten des Berges als auch in der Tiefe. Dann forderte er von dem Ritter die Hand seiner Tochter. Der reiche Burgherr sträubte sich, so, als ob der Sinn der Bedingung nicht erfüllt worden wäre. Aber die Beredsamkeit des Freiers und die Fürsprache seiner Tochter bezwangen sein Herz. Und so wurde das Ritterfräulein des glücklichen Ritters glückliche Braut.

Das Bild des Rosses ließ der Ritter zum Andenken an die Außenmauer der Burg malen.

http://www.altmuehltal.de/riedenburg/prunn.htm