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Der Fuhrmann Archus Bonschab und seine Frau Anna Maria, die Reliquienhändlerin, haben ein neues Domizil. Sie müssen nicht mehr im kalten Stall schlafen, sondern haben vom Gastwirt Gunkel endlich einen ordentlichen Raum im Steigengasthof gemietet, direkt neben dem Tanzsaal.

 




Fotos der Devotionalien: Henrike Schwark

Der Gunkel und seine neue Nachbarin.

Im Wirtshaus herrscht immer reger Betrieb. Die Küche hat alle Hände voll zu tun.

 


Die Gaststube ist voll. Das Personal mehr oder weniger eifrig.

 


Der Jüdische Hausierer Shlomo Floimboim ist auch ein stets willkommener Gast im Steigengasthof - ziehen seine seidenen Bändchen und glitzernder Tand doch die Weibspersonen magisch an. Da profitiert auch der Wirt davon, denn nach dem Einkauf wird zumeist auch noch etwas verzehrt.

 



Bei seiner täglichen Fahrt über die Grenze vom Hohenlohischen ins Württembergische muß das Fuhrwerk die Zollstation in Bubenorbis passieren.
Am Schlagbaum diskutiert der Zöllner bereits mit zwei Damen, die von Räubern überfallen worden sind und deren gesamtes Reisegepäck gestohlen wurde.
Bonschab muß sich brav hinten anstellen, und wenn es noch so pressiert.

 
Der Zöllner
(Foto: Michael Paulick)
  Der Fuhrmann fährt in die Zollstation ein.
(Foto: Michael Paulick)


Bei der Durchsuchung des Fuhrwerks findet der Zöllner dann auch noch zwei Flaschen Schnaps und einen Sack Kaffee, versteckt unter dem Sitz - Schmuggelware!
Der Fuhrmann kann sich zuerst keinen Reim darauf machen. Empört weist er die Anschuldigungen des Zöllners zurück.
Da dämmert ihm plötzlich, daß seine junge Nichte sich seit ein paar Wochen förmlich darum reißt, ihm die "schwere Arbeit abzunehmen" und das Fuhrwerk zu beladen...
Nach ein paar kräftigen Ohrfeigen gibt sie ihre Schandtat zu - ihr Liebster braucht das Geld, sonst muß er zum Militär.

 
Der Fuhrmann hat seine schmuggelnde Nichte gezüchtigt.
(Foto: Michael Paulick
  Der Zöllner ist nachsichtig.
(Foto: Stefan Winter)


Der Zöllner läßt Gnade vor Recht ergehen und sperrt das dumme Kind nicht ein, zumal ihm der Fuhrmann verspricht, daß es zu Hause noch einmal ordentlich Stockhiebe setzen wird.

Nun ist der Fuhrmann - obwohl er den ehrbaren Posten des Grabenreiters (Polizist) inne hat - aber kein Kind von Traurigkeit...
Er pflegt durchaus freundschaftlichen Umgang mit den Räubern und macht zuweilen gemeinsame Sache mit den Spitzbuben.

 


So ziehen sie noch in derselben Nacht los, um selbigen Zöllner zu überfallen und seine wohlgefüllte Schatulle ein wenig zu erleichtern. Aber - oh weh - bei einem Besuch im Wirtshaus erkennt der Zöllner den Grabenreiter als einen der Täter! Glücklicherweise kann das aber nicht nachgewiesen werden und so bleibt es bei bösen Worten und ein paar Rempeleien.

Der Räuber begehrt des Zöllners wohlgefüllte Schatulle.   "Aber meine Herren, das muß eine Verwechslung sein."
 
Foto: Michael Leyendecker   Foto: Lena Neuffer




Am Sonntag nach der Andacht - in der es vor allem um die schreckliche Mäuseplage geht, die die Bevölkerung zur Zeit heimsucht - feiern die Dorfbewohner eine kleine Kirmes.

 


Es wird gesungen und getanzt. Die Köchin frittiert draußen auf dem Hof leckere Germringe. Verschiedene Spiele sorgen für Kurzweil, zum Beispiel der Wettlauf der Mägde um den begehrten Preis: ein Paar Ohrringe.

 
Für das leibliche Wohl ist gesorgt
(Foto: Zeitenhandel)
  Der Wettlauf der Mägde
(Foto: Zeitenhandel)


Höhepunkt aber ist das Ringelstechen mit dem Pferdekarren. Einer nach dem anderen versuchen sich die Knechte: einmal im Schritt, dann im Trab und die dritte Runde im Galopp.
Unter den Knechten ist auch manch einer, der gestern Abend noch vermummt und mit der Flinte in der Hand auf Abwegen war...
Sogar Shlomo Floimboim, der jüdische Händler, versucht sein Glück, allerdings ohne Erfolg.

   
Ist das nicht einer der Spitzbuben?   Shlomo versucht sein Glück.   Souverän räumt die eigenwillige Nichte des Fuhrmanns alle Ringe ab.



Zuletzt steht die unglückselige Fuhrmannsnichte auf, die ihre Prügel offenbar gut verkraftet hat. Der Bonschab hat auch nicht allzu fest zugeschlagen, denn im Grunde seines Herzens war er stolz auf die Kleine. Lediglich daß sie ihm nichts davon gesagt hat und vor allem daß sie ihn nicht am Gewinn beteiligt hat, das hat ihn gewurmt. Keck stellt sie sich als einzige Weibsperson hinten auf den Karren, der Onkel lacht und fährt los. Und sie ist so geschickt, daß sie alle Ringe abräumt, im Schritt, im Trab und im Galopp! Da machen die Knechte aber Augen, als sie den Preis - ein feines seidenes Halstuch - entgegen nimmt.
FILM VOM RINGELSTECHEN

BILDERGALERIE Vergnügungen: Germringe / Wettlauf der Damen / Ringelstechen (Copyright: Zeitenhandel / Daniel von den Woldenberg):



BILDERGALERIE (Copyright: Lena Neuffer):


BILDERGALERIE (Copyright: Michael Leyendecker):


Outtakes (Fotos: Stefan Winter):

   

 
Auch wenn die Museumsbesucher auf den Fotos kaum zu sehen sind - ein Lob an die geschickten Fotografen - war die Veranstaltung trotz größtenteils schlechten Wetters gut besucht und unsere Aktionen kamen auch beim Publikum gut an.