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Die Legende des Leonidas von Hammerschlag

wie sie verbreitet wurde vom Feldherrn der kaiserlichen Truppen vor Wyrfelln in der Pfalz, dem edlen Herrn von Rutenberg (by Andrej Pfeiffer-Perkuhn)

"Und es begab sich im Jahre des Herrn 1475, als der Herzog von Burgund ins Reich einfiel und das stolze Neuss belagerte, daß der jüngere Bruder des verruchten Peter von Hagenbach ein gewaltiges Heer in die Pfalz führen wollte, um das Land zu verwüsten und unserem guten Kaiser den Nachschub abzuschneiden. Alles was dem finsteren Hagenbach im Weg stand war eine kleine Garnison beim Weiler Wyrfelln.

 

So groß war die Streitmacht der Burgunder, daß die Kaiserlichen ihnen nicht gewachsen waren, und weil der Feldhauptmann von Rutenberg genau wußte, was der Hagenbach mit Gefangen zu tun pflegte, begab er sich, um Leben und Augenlicht der Seinen zu retten, in Gefangenschaft und er gab sein Wort, daß seine Offiziere am Abend die Festung aufgeben und die Kriegsknechte davon führen sollten.

 

Weil dem Hagenbach aber nach Blut dürstete, berannten seine Mordbuben die kläglichen Mauern der Kaiserlichen schon am Mittag erneut, sie zu verderben. Groß war die Angst der Unseren und selbst die kursächsischen Schützen beteten zu allen Heiligen, der Herrgott möge sie behüten.

Als aber der Heerwurm der Burgunder, zahlreich wie die Ähren auf dem Feld, das Tor erreicht hatte, trat einer der kaiserlichen Schanzknechte hervor. Ein einfacher Bauer, ein Strohschneider aus der Gegend von Augsburg, hochgewachsen wie ein Baum und stark wie vier Rösser, trat nackt bis auf seine Bruche und seinen Hut vor das Tor, in seinen Händen einen Hammer und einen Schild mit dem Bildnis des heiligen Jörg.

Ohne zu zaudern warf er sich den welschen Gesellen entgegen. Ein Hieb, drei der Burgunder fielen, der zweite, drei weitere lagen in ihrem eigenen Blut. Ein Gerüsteter warf sich auf den Koloss und zerschellte an dem Schild. Den Spießhaufen verlachte er nur, bevor er ihn zerschmetterte. Wie weiland die Spartaner an den Thermophylen stand der Gigant unerschütterlich, wie viele Feinde man ihm auch entgegen sandte.

Als die ersten Burgunder sich im Angesicht des Riesen selbst entleibten, befahl der Hagenbach wutschnaubend die Geschütze heran, den Helden zu verderben. Dieser aber schlug mit seinem Hammer auf den Boden, daß die Lafetten entzwei brachen und die Geschütze den Hang herab rollten.

Erst als eine Hundertschaft Reiter den Heroen bedrängten ward er der Schlacht überdrüssig, machte einen Schritt über die Palisade und sprach zu den Seinen „Der Rest gehört euch!".

 

Von neuem Mut erfüllt, warfen sich die Kaiserlichen auf den Feind und forderten hohen Blutzoll, bis sie sich, dem Wort ihres Feldhauptmanns folgend, mit der Dämmerung zurückzogen und ihr Lager aufgaben.

Des jungen Hagenbachs Armee kam niemals in Neuss an und keiner hat je wieder etwas von ihm selbst gehört. Der Held aber ward in Köln vom Kaiser selbst zum Ritter geschlagen unter dem Namen Leonidas von Hammerschlag, dem König der Spartaner zum Gedenken, und die frohen kaiserlichen Kriegsknechte stifteten eine jährliche Messe, um für ihre Errettung zu danken."