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Anno 1814 wird Karrengaul Rufus von der Westfälischen Landwehr rekrutiert, um die tapferen Jungs zugkräftig bei ihrer Kampagne gegen den bösen Bonaparte zu unterstützen.

Bei der Landwehr ist er gut aufgehoben, der Bub: ein jeder tut zwar, was getan werden muß - aber bedächtig und in aller Ruhe. Gutes Essen, gute Kameradschaft, gutes Bier - was will man mehr!

 

In Marchais-en-Brie, einem kleinen Dorf wenig westlich von Montmirail in der Champagne, treffen napoleonische und deutsch-russische Truppen aufeinander und es kommt zur blutigen Schlacht, in der nicht nur die Westfälische Landwehr, sondern auch Klein-Rufus und sein Fuhrmann beweisen müssen, was in ihnen steckt.


 

Die Sache fängt ganz harmlos an: die Truppen treffen sich auf einer Anhöhe und richten dort ihre Lager ein.

Der Fuhrmann fährt den ganzen Vormittag lang Brennholz aus, natürlich für die Lagerküche der braven Westfalen, dann auch für die 9. Leichte Französische Infanterie, das 4. Württembergische Infanterieregiment, das Grüne Badische Jägerbataillon und das Blaue Badische Leibregiment.

O je, die Fuhrmannsfrau - in der militärischen Materie völlig unbewandert - kann sie gar nicht mehr auseinander halten, all die schneidigen jungen Kerle in ihren feschen Uniformen...

Am Nachmittag wird die Westfälische Landwehr entsandt, um das Dorf Verdon nordöstlich von Montmirail einzunehmen.

Der Fuhrmann spannt Rufus ein, packt ein gutes Faß Bier und seine Frau hinten auf den Karren und will mit seinen Freunden die Eroberung des Dorfes feiern.

Es ist eine weite Strecke zu bewältigen auf buckeligen schlechten Feldwegen. Einmal stürzt der Karren beinahe um, weil er mit einem Rad in eine tiefe Furche gerät. Die schweren eisenbereiften Wagenrädern springen, poltern und scheppern über die mit Felsbrocken bespickte schmale Fahrspur, daß einem das Herz in die Hose rutschen mag...

Aus Sorge um sein Pferd und Angst um seinen Karren - immerhin die Grundlage seiner Existenz - beschließt der Fuhrmann, die Unternehmung abzubrechen und sich zurück nach Marchais-en-Brie zu begeben.

Auszug aus dem Journal der Fuhrmannsfrau:


 

Am folgenden Tag gibt es für den Fuhrmann nicht viel zu tun.

Das Pferd grast im Lager und bricht unbemerkt ins Vorratszelt ein und stiehlt etliche Äpfel. Als es darauf am bereits angezapften Bierfaß vorbeikommt, dreht es mit dem Maul den Hahn auf und säuft gierig. Des weiteren plündert es eine Kiste und stibitzt eine Tonpfeife.

Zeichnung aus dem Journal der Fuhrmannsfrau:

"Die schlechten Sitten der Westfalen scheinen auf unser Pferd abzufärben."

Gegen Abend kehren die Männer der Landwehr erschöpft zurück. Sie hatten sich von Verdon bis Corrobert vorgekämpft, mußten sich dann aber der feindlichen Übermacht geschlagen geben und sich zum Ausgangspunkt in Marchais-en-Brie zurückziehen.

Die Wehrmänner feiern ihre unversehrte Rückkehr, es fließt reichlich Bier. Auch der Karrengaul wird abgefüllt, eine Aktion, für die Rufus nur allzu willig zur Verfügung steht.

Bei seiner Rückkehr erfährt der Herr Leutnant, daß Unteroffizier Becker und der Freiwillige Krienvald ihren Wachposten verlassen haben und in der Taverne beim Weine sitzen.

Der Leutnant borgt sich unser Pferd und reitet zur Dorfkaschemme, um die säumigen Soldaten zu disziplinieren.

Sieht unser Herr Leutnant nicht schneidig aus, hoch zu Roß?

Aber auch Unteroffizier Becker macht eine gute Figur, noch dazu krault er Rufus den juckenden Pelz...

Auch der Fuhrmann stattet der Taverne noch einen Besuch ab. Rufus ist einer von des Wirtes besten Kunden.


An diesem Morgen stehen die Zeichen auf Sturm. Es ist förmlich zu spüren, daß die Schlacht unmittelbar bevor steht. Die Wehrmänner treten an zum Appell, wohl gewahr, daß es diesmal Ernst wird. Manch einem dieser braven tapferen Männer steht die Sorge ins Gesicht geschrieben, ob er wohl Heimat und Familie je wiedersehen wird.

Mutig dem Tode trotzend ziehen die Regimenter aufs Schlachtfeld - und alsdann bricht die Hölle los.....

Auch die wackeren Wehrmänner aus Westfalen stellen sich todesmutig dem Feind entgegen.

Der Fuhrmann, leichtsinnig wie immer, gerät mit seinem Gaul an den Rand des Schlachtfelds.

Bericht aus dem Journal:

"Der Fuhrmann läßt sein Pferd am Waldrand in einem Weizenfeld grasen, als sich plötzlich alliierte und napoleonische Truppen auf einem Feld direkt vor ihnen treffen und eine Schlacht beginnt. Auch unsere Freunde von der Westphälischen Landwehr befinden sich unter den Kontrahenten."

"Wir machen uns am Waldrand möglichst unauffällig, damit wir nicht beschossen werden. Musketen in langer Reihe und viele Kanonen feuern aus vollen Rohren, die feindliche Kavallerie prescht direkt vor unseren Augen durchs Weizenfeld."

"Napoleon selbst galoppiert an uns vorüber"

Napoleon und Rufus auf einem Bild - der kleine Korse und der kleine Schweizer...

 

Bildergalerie der Schlacht:


Am Sonntag kommt es noch einmal zu einer Schlacht. Diesmal hat der Fuhrmann seinen braven Rufus eingespannt, der sich doch am Vortag bei dem grausigen Scharmützel so wunderbar ruhig verhalten hatte.

Die feindlichen Kavallerieeinheiten geraten direkt bei uns aneinander, im wilden Melée fliegen die Hufe und blitzen die Säbel. Zum Glück wird so ein Bauerngaul wie unser Rufus von den Herren Kavalleristen nicht als Bedrohung angesehen. Grinsend ziehen sie davon und lassen Roß und Karren (und Fuhrmann) unversehrt.

Als die Waffen langsam verstummen und die Schlacht zu Gunsten unseres Feindes entschieden ist, wagt sich der Fuhrmann mitsamt Karren auf das Schlachtfeld, um unsere westfälischen Freunde zu suchen.

Ein paar Verwundete können wir auf den Wagen nehmen, darunter unser Hauptmann, den es böse am Kopf erwischt hat.

Als wir versuchen, die Verwundeten fort vom Schlachtfeld und zurück ins Lager zum Feldscher zu bringen, kommt von hinten noch einmal Napoleon persönlich mit seinem gesamten Generalstab herangeprescht. In wilder Galoppade überholt uns der Trupp, links und rechts fliegen die Pferde nur so an Rufus vorbei, der verzweifelt versucht, mit ihnen mitzulaufen.

"Das beherzte Eingreifen des Leutnant verhindert, daß unser junges Pferd durchgeht und den Cavalleriepferden nachjagt. Bald beruhigt es sich aber und wir können die tapferen Westfalen unter den Augen und dem Gespött der Gegner, jedoch unbehelligt, sicher ins Lager bringen."

Nach Beendigung der Feindseligkeiten kann der Fuhrmann seinen Karren auseinanderbauen. Unten an der Achse klemmt eine einzelne Ähre aus dem Weizenfeld - der Beweis, daß Rufus tapfer an der Schlacht teilgenommen hat. Wir werden diese "Ähre der Ehre" in Ehren halten...