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Wir begleiten die Danuvina Alacris auf den ersten drei Tagen ihrer langen Reise donauabwärts zum Schwarzen Meer.

Der Bau dieser spätrömischen Lusoria aus dem 4. Jahrhundert wurde von Géza Frank initiiert und von der Uni Erlangen ausgeführt.
In Schlungenhof am Altmühlsee wurde die Danuvina Alacris unter Verwendung römischer Techniken hergestellt.
Ziel ist es, ab Ingolstadt den gesamten Donaulimes bis zur Donaumündung ins Schwarze Meer zu befahren - mit wechselnden Gruppen von Ruderern, rekrutiert aus ortsansässigen Living-History-Gruppen - und symbolträchtig den Zusammenhalt und die gemeinsamen römischen Wurzeln der Donau-Anrainer-Staaten ins öffentliche Bewußtsein zu bringen.

 
Die Uni Erlangen hat bereits ein etwas kleineres (und zeitlich etwas früheres) römisches Patrouillenboot am Altmühlsee liegen, die Fridericiana Alexandrina Navis, kurz FAN. Die FAN wird die Danuvina auf ihrer Reise begleiten. Die von der Uni Regensburg gebaute Regina soll ebenfalls nach Ingolstadt gebracht werden und bis zu ihrem Heimathafen am Naabspitz in Sinzing bei Regensburg mitfahren.


Wasserung und Taufe der Danuvina Alacris in Schlungenhof am 26. Juni 2022:

 


Laut Plan sollen die Danuvina Alacris und die FAN am Freitag dem 15. Juli 2022 in Ingolstadt an der Donaulände in die Donau eingesetzt werden. Die Regina wird von Regensburg aus donauaufwärts ebenfalls nach Ingolstadt geschleppt. Gemeinsam wollen die Enthusiasten mit drei römischen Patrouillenbooten die Donau befahren, direkt durch den Donaudurchbruch bei Weltenburg. Was für ein Anblick wird das sein!

Wir treffen am Donnerstag mit Pferd und Fuhrwerk in Ingolstadt am Klenzepark ein, um die Schiffe bis Regensburg an Land zu begleiten. Hier erhalten wir die Hiobsbotschaft: wegen des extrem niedrigen Wasserstands wird den Booten die Durchfahrt der Weltenburger Enge verwehrt! Die Boote der Erlanger Uni stehen im Klenzepark, auf ihren Trailern aufgebockt. Die Regina ist erst einmal zu Hause geblieben. Sie fährt dann nur nach Kelheim, wo auch FAN und Danuvina hingebracht werden sollen. Die Reise wird also nicht am Samstag in Ingolstadt starten, sondern am Montag in Kelheim.

Die geplante Römerveranstaltung in Ingolstadt findet dennoch statt - die Boote sind ja da und können vom neugierigen Publikum in Augenschein genommen werden.


Nicht nur die Boote, auch die Pferde werden vom römischen Priester gesegnet.

Wir verbringen einen gemütlichen Tag im Klenzepark. Herzlichsten Dank übrigens an die Hausmeister und den Herrn vom Gartenbauamt, die so freundlich, kooperativ und hilfsbereit waren! Es ist nicht selbstverständlich, daß man so schnell mal eben mit Pferden im öffentlichen Park einer Großstadt übernachten darf. Wir haben uns auch nach Kräften bemüht, den Platz picco bello zu hinterlassen.

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Bert und Sebi reiten nachts mit Rufus und Emm über die Donaubrücke und gehen ein bißchen in der Ingolstädter Fußgängerzone spazieren, zur verblüfften Begeisterung fröhlicher Nachtschwärmer und Barbesucher. Es wird Eis gegessen (auch die Pferde), Bier getrunken (auch die Pferde), sieben mal müssen Pferdeäppel entfernt werden und acht mal begegnen sie einer Polizeistreife, die aber lieber keine Fragen stellen. Nur die freundlich lachende Polizistin winkt ihnen verstohlen zu.
Am nächsten Morgen muß ein etwas übernächtigter Fuhrmann das viele Gepäck auf dem Wagen verstauen und alles startklar machen, denn: wir fahren los, auch ohne Boote..


 
Die erste Etappe führt von Ingolstadt nach Eining.

Wir haben schon gleich zu Beginn große Mühe, vom Klenzepark zur Donau zu kommen, denn unser Karren ist zu breit, er paßt nicht durch die Poller an den Toren der Arkaden. Wir fahren also ganz außen herum und dann in dichtem Stadtverkehr, bis wir zum Donaudamm gelangen.

Wir befinden uns auf dem Donau-Radwanderweg. Alle paar hundert Meter gibt es Sperrungen - Poller, Schranken - die zwar Radfahrer durchlassen, unser Fuhrwerk aber nicht. Bert muß ständig nach alternativen Wegen suchen, umkehren, das Navi konsultieren... Es sind tausend Wege eingezeichnet, aber leider kann man weder Zustand noch etwaige Sperrungen im Voraus erkennen. Immer wieder müssen wir Umwege gehen - das kostet enorm viel Zeit.

Am Kraftwerk Vohburg machen wir eine Pause im Schatten der Bäume - die Hitze ist kräftezehrend.

In Gaden bei Pförring kommt dann beinahe das Aus für unsere Unternehmung.

Der Weg - oben auf dem Damm - wird von einer Schranke gesperrt, man kann das Hindernis nicht umgehen. Wir kehren um und schlagen einen Weg ein, der hinunter zu einem Feld führt, in der Hoffnung, die Sperre weiträumig umgehen zu können. Unser Feldweg endet aber nach dreihundert Metern leider auch im Nirvana. Wir kämpfen uns rings um das Feld und kommen tatsächlich hinter der Schranke wieder an unseren Weg. Allerdings liegt das Feld viel tiefer und die Böschung besteht aus losem Schotter und groben Steinen.

Rufus versucht trotzdem, seinen schweren Karren die zwei Meter Steigung hinauf zu ziehen. Das Pferd kommt hoch, aber als die Karrenräder unten an die Böschung stoßen, rutscht Rufus ab, der ganze Abhang gibt nach. Loses Gestein fällt herab, das Pferd liegt auf den Knien, der Karren steht gekippt mit den Anzen schräg nach oben. Es gelingt uns, den in seinem Geschirr am Wagen festhängenden Rufus auszuschirren. Er wartet geduldig auf Knien, bis alle Riemen gelöst sind, bevor er sich aufrappelt und die Böschung hinaufspringt. Glücklicherweise gelingt es den Männern, den Karren wieder ein paar Zentimeter rückwärts zu schieben und um 90 Grad zu drehen. Rufus wird wieder herunter aufs Feld geführt, eingespannt - und er geht weiter, als sei nichts passiert! Seine aufgeschrammten Knie nimmt er uns zum Glück nicht übel.... unser Held.

Wir müssen den ganzen Weg zurück gehen bis zur nächsten größeren Straße, ein Riesenumweg. Die Aktion samt Umweg kostet uns mindestens zwei Stunden Zeit, blutige Pferdeknie und meine letzten Nerven... Ich war schon lange nicht mehr so wütend und hätte die Schranke am liebsten mit bloßen Händen herausgerissen oder besser: den Aufsteller derselben erwürgt...

Wir sind froh, als wir endlich in Eining eintreffen, gut drei Stunden später als geplant. Müde zuckeln wir am Kastell Abusina vorbei. Oben im Ort findet ein (Feuerwehr?) Fest statt, wir werden auf ein Bier eingeladen, müssen aber leider das freundliche Angebot ablehnen, sonst bekommen wir an unserem Ziel, dem Biergarten an der Fähre, vielleicht kein Abendessen mehr. Wir sind arg spät dran, es wird schon dunkel.

Die Wirtsleute sind sehr freundlich, wir bekommen noch einen Wurstsalat bzw. einen Leberkäs und ein frisches Bierchen dazu. Für die Pferde gibt es eine saftige Wiese, ein bißchen Erholung nach dem harten Tag. Sebi springt kurz ins Wasser, wir bauen unser Lager gar nicht richtig auf, sondern schlafen unter freiem Himmel. Es ist ja trocken und klar - aber die Nacht wird auch ganz schön frisch.



Am folgenden Morgen geniessen wir noch ein Weißwurschtfrühstück mit frischen Brezen und posieren mit der freundlichen Biergarten-Belegschaft, bevor wir unseren Weg fortsetzen.



Unsere zweite Etappe beginnt ganz harmlos, wir folgen ungesperrten Wegen und erreichen nach etwa zwei Stunden Kloster Weltenburg. Wir lassen es uns nicht nehmen, für eine ausgiebige Brotzeit im Biergarten des Klosters Rast zu machen - obwohl unser Frühstück noch gar nicht so lange her ist...

Wir werden von den Wirtsleut äußerst freundlich empfangen, der Wagen wird bestaunt, die Pferde geknuddelt. Zwei der Kellnerinnen lassen sich auf's Pferd helfen, für ein paar Bilder. Als der Wirt mitbekommt, daß zwei der bestellten Weltenburger Barock-Dunkel für die Pferde sind, gibt er ihnen noch zwei Halbe aufs Haus aus und macht Fotos davon, wie die Jungs das Bier wegsüffeln.

Nachdem wir uns gestärkt haben, sollen die Pferde am Donauufer getränkt werden - zwei Bier pro Fellnase sind dann doch zu wenig.

Das hört sich so einfach an:
Rufus und Emm fanden den Kiesstrand absolut gruselig. Die Steine sind weich und locker und geben unter ihren Hufen nach - es kostet viel Überzeugungsarbeit, um die beiden Pferde ans Wasser zu bringen.

 


Und dann... steckt der Wagen fest. Rufus kann nicht einfach umdrehen, wie er es gewohnt ist, da die Wagenräder 20 cm eingesunken sind. Er müßte vorwärts in die Donau hinein, um eine saubere Kurve zu gehen. Davon läßt er sich aber partout nicht überzeugen. Lieber wuchtet er den Wagen an Ort und Stelle gegen den Kies herum, unter Einsatz aller Kräfte, als ob er Angst um seinen geliebten Karren hätte.


Ab Weltenburg geht's bergauf...

Es führt kein Weg unten durch die Weltenburger Enge, wir müssen über die Bergkuppe nach Kelheim gehen. Die Steigung ist fast zuviel für den armen Rufus, der den schweren Karren hinaufwuchten muß. Natürlich ohne Passagiere, aber es ist trotzdem grenzwertig. Alle fünfzig Meter müssen wir ihn verschnaufen lassen. Und das zweite Geschirr für einen Vorspann haben wir diesmal nicht dabei. Wieder ist die Situation alternativlos, wir müssen über den Berg.
(Notiz an uns selbst: Zweites Geschirr IMMER mitnehmen.)

Wer hinauf geht, muß auch wieder hinunter. Kurz vor Kelheim ist ein Wegstück so steil, daß Dietrich und Sebi sich hinten in die Seile hängen, um den Karren zu bremsen. (FILM)

Dietrich und Helga verabschieden sich in Kelheim. Helga muß am Montag wieder arbeiten, daher haben sie ihr Auto hier abgestellt.

Auch die Römerboote liegen hier in Kelheim. Die Danuvina Alacris und die FAN wurden am Samstag hier in die Donau eingesetzt.


Mit nur noch einem Passagier an Bord und auch reduzierten Gepäck hat Rufus jetzt nicht mehr ganz so schwer zu ziehen. Wir lassen Kelheim hinter uns und ziehen noch ein gutes Stück die Donau hinunter. Im Biergarten Röllgarten halten wir zu einer Vesper und bald haben wir unseren Lagerplatz für die Nacht erreicht: einen Kiesstrand gegenüber des Teufelsfelsens. Ein wunderbares idyllisches Plätzchen.

 


Wir sind gerade mit unserem Frühstück fertig und beginnen, unseren Kram zusammen zu packen, als wir Besuch bekommen: das Kamerateam, das die Reise der Danuvina Alacris begleitet. Zufällig haben sie genau diese Stelle auserkoren, um ein römisches Katapult (Scorpio) aufzustellen und die drei Boote bei der Durchfahrt vor dem Teufelsfelsen zu filmen. Sebi und Bert steigen auf die Pferde und Samuel, der einsame Wachposten, hat nun Gesellschaft...

 
Die heutige Etappe ist kürzer und sehr entspannt. Wie entspannt, das kann man an Sebi sehen: er sitzt auf Emm und liest dabei ein Buch von Terry Pratchett!


Kurz hinter Bad Abbach holen wir die Boote wieder ein, aber dann führt unser Weg nicht mehr direkt an der Donau entlang, also verlieren wir sie aus den Augen.

Wir kommen dann wieder beinahe gleichzeitig am Naabspitz an. Hier in der Gemeinde Sinzing bei Regensburg mündet die Naab in die Donau, und hier ist die Heimat der Regina. Es findet wieder eine kleine Veranstaltung statt, aber wir sind zu müde, um uns daran groß zu beteiligen.


Abends gehen wir - vorbei an der Wallfahrtskirche Mariaort - über die Fußgängerbrücke ans gegenüberliegende Naabufer und lassen die Veranstaltung mit einem Essen beim Gasthof Krieger ausklingen. Am nächsten Morgen packen wir unsere vierbeinigen Helden und fahren wieder nach Hause.