In Ranzhof gibt es eine merkwürdige Erzählung aus den Tagen des Dreißigjährigen Kriegs.
In der Hauptrolle: eine kleine Ziege...

Der Dreißigjährige Krieg ist eine dunkle Zeit in der Geschichte unserer Region. Ebenso wie die umliegenden Städte und Dörfer hatte auch Rennertshofen schwer unter den Verwüstungen der durchziehenden Heere zu leiden. Plünderungen, Brandschatzungen, Ausbeutungen der ganzen Gegend waren an der Tagesordnung.

Man erzählt sich nun folgende Geschichte:

Als die Truppen Gustav Adolfs vor der Stadt standen, wurden in aller Eile sämtliche Luken und Tore der Stadtmauer verschlossen. In seiner Aufregung im Angesicht der waffenstarrenden schwedischen Soldaten konnte der Torwächter aber den Splint nicht finden, mit dem der schwere eiserne Riegel des Stadttores vor dem Zurückgleiten gesichert werden mußte. In seiner Not griff er, was gerade greifbar war - eine Rübe - und steckte diese an des Splintes Stelle in die Öse des Torriegels.

Während die Ranzhofer in ihren Häusern Zuflucht suchten, witterte ein vorwitziges Hedderle (Geiß, junge Ziege) den leckeren Happen. Sie knabberte an der Rübe, entriegelte somit das Stadttor und öffnete Rennertshofen den feindlichen Truppen.

Historisch oder nur eine Legende?

Tatsache ist, daß Rennertshofen im Dreißigjährigen Krieg mehrmals Mittelpunkt militärischer Operationen war, z.B. Ende Mai 1633, als der schwedische Feldmarschall Horn den kaiserlichen Truppen bei Rennertshofen schweren Schaden zufügte. Im Markt Rennertshofen, der damals etwa 700 bis 800 Einwohner hatte, starben allein im Jahre 1633 nicht weniger als 596 Bewohner. Verzweifelte Menschen aus den umliegenden Nachbarorten hatten sich vielfach nach Rennertshofen geflüchtet, um der Raubgier des herumstreifenden Gesindels zu entgehen, aber gegen Hunger und Pest schützten die Stadtmauern des Marktes nicht.

So groß auch die Not der Leute war, so wurden doch nebenbei gewaltige Kriegssteuern, Kontributionen, Rekruten- und Quartiergeld herausgepresst. Egal ob schwedische oder kaiserliche und bayerische Truppen gerade die Oberhand hatten - die häufigen Truppendurchmärsche und die hemmungslose Ausbeutung des Landvolks zog großes Elend mit sich. Das letzte Kriegsjahr, 1648, brachte noch einmal die gänzliche Ausplünderung der Gegend.

Gegen die grausame Realität des verheerenden Krieges, der ganze Landstriche entvölkert hat, klingt die Legende um das naschhafte kleine Hedderle harmlos - von Greueltaten der einmarschierenden Schweden wird in der Erzählung nämlich nicht berichtet.

Der folgenschwere Streich der kleinen Ziege jedenfalls bleibt in der Erinnerung der Ranzhofer lebendig und noch heute ist "Hedderle" ein Spottname für die Rennertshofener Bürger. Sie tragen es mit Fassung und alljährlich ertönt zu Fasching gut gelaunt der Rennertshofener Faschingsgruß:

"Hedderle Mäh!"