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17. Juli 2024
Die Diana lichtet um 06:00 Uhr den Anker und setzt ihre Fahrt auf dem Göta Kanal fort. In Töreboda kreuzt der Kanal die Eisenbahnlinie Göteborg-Stockholm. Lina, die kleinste Fähre Schwedens, verkehrt in Töreboda quer über den Göta Kanal. Die Überfahrt dauert lediglich 20-25 Sekunden. Ich kann aus meiner Koje einen Blick auf die schnuckelige kleine blaue Lina erhaschen, aber für ein Foto reicht's leider nicht.

Nach dem Frühstück erreichen wir den Bergkanal, der teilweise durch Grundgestein gesprengt wurde. Der Bergkanal wurde in den Jahren 1931-33 angelegt, um eine scharfe Biegung zu begradigen. Bei Lanthöjden steht auf dem höchsten Punkt des gegrabenen Kanals (91,5 m über dem Meer) ein Obelisk. Dieser ist allerdings so gut im Wald versteckt, daß ich ihn nicht entdeckt habe. [Film Bergkanal]
Um den Obelisken rankt sich eine Geschichte: Der schwere Stein wurde im Winter per Ochsenkarren auf dem zugefrorenen Kanal transportiert. Um rechtzeitig zu merken, falls das Eis bricht, wurde ein kleiner Junge vorne auf das Gespann gesetzt, damit er im Notfall die Ochsen schnell ausspannen könnte, um sie zu retten. Das Leben des Knaben war bedeutungslos gegenüber dem Wert der Ochsen. Am Ufer steht ein kleines Denkmal, diesmal aber steht der Junge groß im Vordergrund und der Obelisk ist klein und unscheinbar.

 


Bei Tåtorp befindet sich eine der beiden erhaltenen von Hand betriebenen Schleusen des Göta Kanals. Die Schleuse wurde 1814 erbaut und hat eine Fallhöhe von nur 0,2 m.

 


Nun fahren wir hinaus auf den magischen See Viken (91,8 m über dem Meer). Er dient als Wasserreservoir für den westlichen Teil des Kanals.
Wir steuern durch zwei der engsten Passagen des Kanals, den Spetsnäskanal und Billströmmen. Der Spetnäskanal ist eine gesprengte Abkürzung im See Viken und wurde 1824 eingeweiht. Die engen Passagen sind von Bäumen gesäumt, und in der Umgebung liegen kleine, mit Teichrosen bewachsene Seen. Man erkennt die Reste der alten Treidelpfade im Wasser.

 


Eine Biegung ist so eng, daß die Diana mit dem Seil herumgezogen wird.

 


In Forsvik lassen wir den Vikensee hinter uns.
Forsvik ist ein interessantes Zeugnis der schwedischen Industriegeschichte. Hier befindet sich die älteste noch aktive Schleuse des Kanals sowie eine imposante Eisenbahnbrücke, beide stammen aus dem Jahr 1813. An der Schleuse werden wir von der religiösen Familie Kindbom mit Blumen und Gesang empfangen. Wenn wir die Schleuse verlassen, geht es wieder abwärts.

Am Mittag erreichen wir den Vättersee. Mit einer Länge von 135 km und einer Breite von 31 km ist der Vättern der zweitgrößte See Schwedens. Er befindet sich 89 m über dem Meer, ist ungerwöhnlich tief und verfügt über sehr klares Wasser. Am frühen Nachmittag legen wir dann in Vadstena an - bei reichlich stürmischen Wetter...

 


Vadstena liegt am Ufer des Vättersees. Der Ort wuchs im 14. Jahrhundert rund um das Kloster der Heiligen Birgitta zu einem wichtigen geistlichen, kulturellen und ökonomischen Zentrum heran.
Die Klosterkirche wurde nach Anweisung der Heiligen Birgitta gebaut und 1430 eingeweiht. Leider ist es ausgesprochen dunkel in der Kirche, so daß es schwierig ist, ohne Stativ einigermassen akzeptable Bilder zu bekommen...
Schloß Vadstena wurde von Gustav Vasa Ende der 1540er Jahre erbaut.

Am Abend erreichen wir Motala, den Hauptsitz der Göta Kanalbolag, die für den Betrieb und den Unterhalt des Kanals verantwortlich ist. Die Stadt wurde - ebenso wie der Göta Kanal - von Baltzar von Platen konzipiert. Motala wird auch die "Hauptstadt des Göta Kanals" genannt. 1822 legte von Platen hier Motala Verkstad an, welche bei vielen als die Wiege der schwedischen Industrie gilt.
Spät abends trifft auch das älteste Schwesterschiff der Diana, die MS Juno (Baujahr 1874) in Motala ein.