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Dienstag, 30.5.2000:


Heute fahren wir von Tingri nach Zhang-Mu, der tibetischen Grenzstadt, dort geht‘s über die Grenze nach Nepal, und wir müssen noch weiter nach Dhulikel.


Morgens ganz früh erleben wir den Mount Everest im ersten Sonnenlicht.



Die Piste ist sehr schlecht, wir müssen wieder einige Male aussteigen. Wir schlängeln uns die Südflanke des Himalaja herunter, von anfangs über 5000 m (Lalung La, 5050m, letzter Paß in Tibet), eine tiefe Schlucht entlang, bis zuletzt nur noch knapp 1500 m Höhe in Nepal. Man kann jeden Meter bergab nachvollziehen anhand der sich verändernden Pflanzen: zunächst trockenes und dürres Ödland, dann erscheinen die ersten vereinzelten zähen Büsche, man bemerkt immer mehr Grüntöne, ein ganzes Stück weiter unten wachsen die ersten Bäume, es wird immer üppiger und letztendlich fahren wir inmitten einer verschwenderisch subtropischen Regenwald-Vegetation mit Orchideen und Aronstab.


3 km vor Zhang-Mu (2350 m) endet unsere Straße. Wir müssen aussteigen und abladen, Lobsang organisiert Träger, die unsere Koffer die endlosen Serpentinen hinunter befördern, wir laufen im Regen hinterher. Unfaßbar: sämtlicher Warenverkehr erfolgt auf dem Rücken der Träger, ganze LKW-Ladungen werden die Straße hinauf- oder herunterbefördert, teilweise benutzen die Träger halsbrecherisch steile ausgewaschene Abkürzungen.



Die tibetischen Träger dürfen uns nicht über die Grenze begleiten, also muß ein von geschäftstüchtigen Nepali organisierter LKW-Shuttle-Service uns und unsere Koffer durchs Niemandsland fahren (Strecke: 8 km, Dauer: 1 Stunde), der sehr schlechte Zustand der Straße macht die Fahrt auf der Ladefläche des LKW zum Alptraum. Die cleveren Nepali wenden Gangstermethoden an, sie kassieren uns zweimal ab, indem sie androhen, nicht weiterzufahren, sondern uns mit dem Gepäck auf halber Strecke rauszusetzen, wenn der höhere Preis nicht bezahlt wird. Es regnet nach wie vor in Strömen.


Unglaubliche Freude und Erleichterung, als Heidi und ich vom LKW aus unseren nepalischen Reiseleiter Bhopal entdecken. Mit einem klapprigen kleinen Bus müssen wir nochmals einige Kilometer fahren, bevor die Straße besser wird, und wir umsteigen können in den komfortablen nepalischen Reisebus. Ein kurzer Halt in Barabise zum Verschnaufen, Cola trinken und Toilette aufsuchen, und wir fühlen uns schon wieder halbwegs als zivilisierte Menschen.


Ausgelaugt, dreckig und todmüde erreichen wir unser Ziel, das Dhulikel Resort Hotel, den tollen Bergblick werden wir erst am nächsten Tag richtig würdigen können. Im Hotel arbeitet zur Zeit ein eigentlich pensionierter Schweizer Koch, der im Rahmen eines Projekts in Entwicklungsländer geht, um dort Leute auszubilden. Er freut sich über uns deutschsprachige Touristen – und ist enttäuscht, daß wir lieber nepalisches Essen wollen.


 

 


 

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