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Im Mai 2000, gerade mal 3 Monate nach einer Bandscheibenoperation, unternehme ich - damals noch Henrike Kämpfer - eine Studienreise nach Nepal und Tibet mit meinen Eltern.

 
 


Der äußerst engagierte Studiosus Reiseleiter (Sinologe Andreas Schlieker) und die ebenfalls sehr kompetenten und hilfsbereiten einheimischen Reiseleiter vor Ort (Bhopal in Nepal und Lobsang in Tibet) haben uns und die kleine Reisegruppe (nur 14 Personen) durch eine faszinierende Welt geführt - ein einmaliges Reise-Highlight, das im Prinzip durch nichts mehr überboten werden kann...

 


Freitag: 12.5.2000:


Abends Abflug München-Doha-Kathmandu mit Qater Airways.


Wir treffen Florence und Rudolf Schwark, unsere Freunde aus Brasilien, am Flughafen. Roswitha Ganser checkt direkt vor uns ein. Wir kommen ins Gespräch und ich erzähle ihr beiläufig von meinem vergeblichen Versuch, eine alleinreisende Dame für mein halbes Doppelzimmer zu bekommen. Als ich ihr versichere, daß diese Person den Einzelzimmerzuschlag zurückerstattet bekommt, überlegt sie kurz und ist dann bereit, auf das gebuchte Einzelzimmer zu verzichten und mit mir das Doppelzimmer zu teilen.

 


 


Samstag, 13.5.2000:


Ankunft in Kathmandu. Überwältigender Eindruck beim Willkommensdrink im stilvollen Hotel Dwarika‘s. Das Hotel ist ganz im traditionellen nepalischen Stil gebaut, mit Backsteinen und wunderbaren Holzschnitzereien.


Sobald man das ruhige, kühle und gepflegte Hotel verläßt und auf die Straße tritt, schlagen die vielfältigen Eindrücke über einem zusammen: grelle Farben, Lärm, Dreck, Gerüche von Gewürzen und Kuhfladen…


Alle Geschäfte werden direkt an der Straße abgewickelt: Fahrradreparatur, Garküche, Schuster, ein Änderungsschneider mit seiner Nähmaschine sitzt unter einem gegen die Sonne aufgespannten Regenschirm direkt auf dem Gehweg.


Wir gehen zu Fuß zum benachbarten Shiva-Heiligtum Pashupatinath („Pashu pati“ = „Herr der Tiere“, "Herr des Lebens" ist ein Beiname Shivas). „Pashupatinatha, `der Meister aller Tiere‘, ist der Schutzgott des Königreichs Nepal. Der Pashupati-Tempel in Deopatan ist das ehrwürdigste aller nepalischen Shiva-Heiligtümer. Seine Bedeutung geht über Nepal hinaus. Der Tempel ist eine der großen Wallfahrtsstätten des indischen Subkontinents. Das Ensemble von Pashupatinatha wurde von der UNESCO in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen.“


Die exotischen Szenen am Straßenrand sind beeindruckend, z.B. eine verkrüppelte Kuh (ihr wächst ein weiteres Bein aus der Schulter), die von den Passanten ehrfürchtig berührt wird. Immer wieder stehen Ansammlungen von Menschen um einen Prediger oder Wahrsager. Der Tempel selbst ist leider nur für Hindus zugänglich, wir dürfen nur mal kurz durchschauen durch das Tor des größten Heiligtums Nepals.


Zu Pashupatinatha gehört nicht nur der umfriedete innere Hof, den nur Hindus betreten dürfen, auch der Fluß und der Hain auf dem Plateau am Ostufer des Bagmati sind wichtige Teile des Tempelbezirks.“ Wir erkunden in einem Rundgang das Viertel hinter dem geschlossenen Tempelareal, jede Menge Affen turnen über die Dächer. Am Fluß Bagmati ist der Bestattungsplatz, wir werden Zeugen einer Leichenverbrennung – in Kathmandu ein ganz alltäglicher Anblick.


 „Der Ort übet eine besondere Anziehungskraft auf Yogis und Sadhus, indische Asketen, die mit allen gesellschaftlichen Bindungen radikal gebrochen haben und nur Shiva folgen, aus.“ Ein solcher Sadhu segnet uns mit einem roten Farbpunkt auf der Stirn und Blüten auf dem Scheitel („good luck and a long life“), der „Lucky Man“ begleitet uns ein ganzes Stück hinauf zu dem Hain auf dem Plateau (einem Aussichtspunkt), als er merkt, daß wir Deutsche sind, will er 50 Pfennig in Rupien gewechselt haben.


 

 


 


Sonntag, 14.5.2000:


Vormittags: Altstadt Kathmandu.
„Das Zentrum der Altstadt von Kathmandu wird von einem zusammenhängenden Geflecht aus Palasthöfen, Plätzen und Tempeln eingenommen, das den königlichen Bezirk des Hanuman Dhoka-Palastes bildet. Dieser Darbar-Bezirk von Kathmandu ist ebenso wie die entsprechenden Plätze in Bhaktapur und Lalitpur (= Patan) in der UNESCO-Liste des Weltkulturerbes aufgenommen worden“.



Wir besichtigen den Königspalast, dann den Kumari-Chok. „Das Haus ist der Wohnsitz der lebenden Göttin Kumari (`Jungfrau‘). Sie wird als kleines Mädchen für dieses Amt ausgewählt und dazu strengen psychischen und physischen Tests unterzogen. In einer Staatszeremonie wird die neue Kumari in ihren Tempel eingeführt. Mit der ersten Menstruation ist ihre Karriere beendet, aber auch dann, wenn sie aufgrund einer Wunde bluten sollte. Nur ein einziges Mal im Jahr darf das Mädchen das Haus verlassen, um während des Festes von Indra Yatra in einem Prozessionswagen durch die Straßen gefahren zu werden. Die Göttin wird dabei von lebenden Verkörperungen Bhairavas und Ganeshas begleitet.“.

Weiter geht die Besichtigungstour mit unzähligen Tempel, (Taleju, Jagannatha, Nava Durga u.v.m.) sowie dem Kala Bhairava. „Das riesige, aus einem einzigen Stein gearbeitete, etwa 3 m hohe Relief von Kala Bhairava, wörtlich der `Schwarze Schreckliche‘. Die sechsarmige, grell bemalte Gottheit ist eine Manifestation von Shiva in seiner zerstörenden Form. Bhairava hat ein zorniges Gesicht, ein drittes Auge auf der Stirn, seine Krone ist geschmückt mit fünf Totenschädeln, von seinen Schultern hängt eine Kette aus Schädeln. In einer seiner Hände hält er ein Bündel mit Köpfen. Er trampelt auf einer Leiche.“

Der Junge Suderman begleitet mich, von dem Geld fürs Fotografieren kauft er für sich und die kleineren Jungen Eis am Stiel.




Nachmittags: Aufstieg zum Stupa von Swayambunath. „Der Stupa von Svayambunatha liegt etwa 3 km westlich von Kathmandu auf einem bewaldeten Hügel. Wie kein anderes Heiligtum, mit Ausnahme von Changu Narayana, überblickt der Stupa von Svayambunatha das ganze Tal. Er ist eine der bedeutendsten Stätten des Buddhismus und eines der ältesten Heiligtümer des Kathmandu-Tals. Svayambunatha ist seit über zwei Jahrtausenden ein lebendiges religiöses Monument, von newarischen und tibetischen Buddhisten verehrt und von Pilgern aus anderen Buddhistischen Ländern aufgesucht.“



Der Pilgerweg von Kathmandu mündet in eine mehrläufige Treppe (ca. 360 Stufen!) auf der Ostseite des Berges“, viele Affen an der großen Treppe. Der 15 m hohe Stupa von Syayambunatha steht ohne Stufensockel direkt auf dem kleinen, dicht bebauten Bergplateau.“ Wir besichtigen den Stupa und wohnen dem Gebet der Mönche bei. Der Klang der Trompeten und Gongs geht einem durch Mark und Bein.

 

Auf dem Rückweg wird Heidi von einem Affen gebissen und muß zur Sicherheit gegen Tollwut geimpft werden.


Wir fahren am späten Nachmittag noch zum Stupa von Bodnath.
„Bodnatha ist das Zentrum des tibetischen Buddhismus in Nepal. Das Heiligtum liegt etwa 8 km von Kathmandu entfernt. Der Stupa ist einer der größten der Welt und unbestritten der größste in Nepal. Er steht mit seiner Umzäunung auf einem Rondell, das von einem Kranz mehrgeschossiger, hoher neuer Häuser umgeben ist. (…) Nach 1959, mit dem Exodus Tausender Tibeter aus ihrer Heimat, entstand hier ein neues religiöses und wirtschaftliches Zentrum.“ Und wirklich können wir massenweise tibetische Pilger beobachten, bei der rituellen Umrundung des Stupas.


 

 


 


Montag, 15.5.2000:


Vormittags: Patan.
„Lalitpur, `die schöne Stadt‘, oder auch mit dem älteren, gebräuchlicheren Namen Patan (`Stadt‘), liegt auf einem Hochplateau im Süden von Kathmandu. Die Darbars der beiden Malla-Hauptstädte sind genau 7 km voneinander entfernt. Heute bilden Patan und Kathmandu ein zusammenhängendes Stadtgebiet, das nur durch die Bagmati getrennt ist.“ Altstadt sehr schön, Tempel, Paläste. „Die bedeutendsten Tempel Patans aus der Malla-Zeit sind an dieser Nord-Süd-Achse aufgereiht: im Norden der Kumbeshvara-, im Süden der Matsyendranatha-Tempel und in der Mitte, innerhalb des Königspalastes, das Degutale-Heiligtum für die Göttin Taleju. Alle drei Turmtempel werden von Staatsgottheiten bewohnt, die speziell für das Königreich Lalitpur große Bedeutung hatten.“



Der Palast und die königlichen Gedächtnistempel liegen im Herzen von Lalitpur, am Schnittpunkt der beiden Hauptachsen der Stadt. Die Herkunft der Bezeichnung Mangal-Basar ist umstritten. Einig ist man sich darin, daß es der schönste Platz der drei Malla-Residenzen ist und treffend mit dem Markusplatz in Venedig verglichen wurde. Die UNESCO hat das Ensemble in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen.“ Überall treffen wir Schulklassen mit Zeichenblocks, die die Tempel skizzieren. „Die Palastbauten und Tempel stammen aus der kurzen Zeitspanne von kaum mehr als 150 Jahren zwischen 1566 und 1723.“


Neben dem Vishvanatha-Tempel von 1627 vollendete König Siddhinarasimha Malla (1619-1661) nach sechsjähriger Bauzeit 1637 den Krishna Mandir. Dieses Kleinod nepalischer Baukunst liegt gegenüber dem ältesten Teil des Palastes, Manikeshava Chok, und zwischen dem ältesten Tempel vor dem Palast, dem Char Narayana-Tempel von Purandarasimha, und dem Vishvanatha-Tempel.“ „Das umlaufende Reliefband über den Arkadenöffnungen des unteren Geschosses erzählt die Geschichte der Königskinder Rama und Sita nach dem Ramayana.“


Wir besuchen das Museum im Königspalast bei Stromausfall (Taschenlampe). Ein alter Mann begleitet uns als „Hilfsreiseleiter“, zählt immer wieder ab, ob wir auch alle komplett sind. Als ich ihn fotografieren will, nimmt er seine zerbeulte Mütze ab, kämmt sich mit den Fingern durchs Haar und setzt die speckige Mütze wieder ordentlich auf, damit er schön ist fürs Foto.


Wir gehen vom Palast weiter zum Kumbeshvara-Tempel.
„Der Kumbeshvara-Tempel ist das wichtigste Shiva-Heiligtum in Lalitpur.“ „Der von der Straße abgesonderte Tempelbezirk wird von der schlanken, fünfdachigen Pagode überragt, die von Rasthäusern, kleinen Schreinen und einem Wasserbecken umgeben wird.“ „Außerhalb des Tempelbezirks, vor dem Haupteingang im Westen, liegen zwei Brunnenbecken. Misa Hiti, der kleinere sogenannte Frauenbrunnen, wurde 1414 von einem Goldschmied zum Gedächtnis an seine verstorbene Frau wiederhergestellt. Er enthält vor allem Licchavi-Chaityas, die an die buddhistische Tradition der Gegend erinnern. Der größere Brunnen vor dem Westtor ist Konti Hiti. Von Osten und Süden führen Treppen herunter, im Norden und Westen sind Wasserspeier. In der Beckenmitte steht eine vierseitige Stele (10. Jh.), die Vishnu begleitet von Lakshmi und Garuda zeigt. In der Beckenwand sind bedeutende alte Reliefs eingemauert.“ Im Misa Hiti sitzen die Frauen beim Wäschewaschen, und im Konti Hiti finden sich die Menschen ein zum Baden.



Nachmittags wollen wir Bhaktapur besichtigen, die dritte Residenz der Malla-Herrscher. Die Innenstadt ist weitgehend komplett erhalten, die Sehenswürdigkeiten beschränken sich nicht auf den Darbar, sondern die gesamte Altstadt hat ihr intaktes Stadtbild bewahrt. Wir kommen bei Regen an, entschliessen uns bei einer kurzen Aufheiterung zur Besichtigung. Kaum haben wir das Zentrum erreicht, schon setzt wieder ein massiver Regenschauer ein. Wir flüchten uns in ein Geschäft und beschliessen, Bhaktapur nach unserer Rückkehr aus Tibet bei hoffentlich besserem Wetter zu besichtigen.


Das starke Regen hat unsere Straße beschädigt, wir müssen auf dem Rückweg einen kleinen Schleichweg fahren, eine Nebenstraße, die zu schmal ist für Gegenverkehr. Wir geraten in einen gigantischen Stau und brauchen 5 Stunden von Bhaktapur nach Kathmandu (normal: 45 Minuten). Toilette ist einfach der Bordstein neben dem Bus, allen Zuschauern zum Trotz. Zum Glück gibt es ein paar Läden an der Strecke, wir halten uns mit scheußlichen „Cheese Balls“ und „Everest Whisky“ bei Laune.


 

 


 


Dientag, 16.5.2000:


Flug nach Lhasa. Ich habe einen Logenplatz am Fenster auf der linken Seite, mit Blick auf den Mount Everest, der majestätisch aus den Wolken ragt. Auf dem Weg vom Flughafen in die Stadt besichtigen wir das Kloster Gonkhar Chöde.



Das ländliche Kloster vermittelt einen ersten Eindruck der tiefen Spiritualität Tibets. Die Fenster der Eingangshalle sind mit gelben und roten Vorhängen verhangen, der ganze Raum wird von warmem Licht durchflutet. Übernachtung im Lhasa Hotel (Ex-Holiday Inn). Abends gibt‘s ein zartes Yak-Steak.


 

 


 


Mittwoch, 17.5.2000:


Vormittags: Jokhang.
„Das höchste Ziel der Pilgerreise jedes lamaistischen Buddhisten bildet der Jokhang. Erbaut im 7. Jh. unter Songtsen Gampo, beherbergt der Tempel neben dem Jobo Shakyamuni, der heiligsten Statue Tibets, zahlreiche weitere kostbare Standbilder, die von den bedeutendsten Vertretern aller großen Schulrichtungen des Tibetischen Buddhismus gestiftet wurden. Da der Jokhang das Herz der tibetischen Kultur bildet, ist es kaum verwunderlich, daß sich um keinen anderen Ort ein auch nur annähernd so phantastischer Schatz von Mythen und Sagen rankt.“ „Fast immer sieht man hier Pilger in langen Schlangen anstehen, scheu, ehrfurchtsvoll gebeugt, brennende Butterlampen in ihren Händen tragend, bisweilen auch hemmungslos drängelnd, um Anschluß an ihren Familienverband zu halten.“ Pilgerinnen reichen uns Chang (Gerstenbier) und singen und tanzen für uns vor dem Bildnis des Padmasambhava.



1959 verbot die chinesische Regierung religiöse Zeremonien im Jokhang, ab 1965 war das Gebäude geschlossen, bis es 1979 nach umfangreichen Renovierungen zur Behebung der während der Kulturrevolution angerichteten Schäden wiedereröffnet werden konnte. Zerstört wurden in diesen Jahren nahezu sämtliche Statuen. Lediglich der Jobo Shakyamuni und die Lehmstatuen der Dharma-Könige im Lhakhang scheinen diese Zeit weitgehend unbeschadet überstanden zu haben. Eine zunächst auf drei Jahre veranschlagte Generalüberholung des gesamten Gebäudes begann 1990. Nahezu sämtliche Balken, Säulen und Türpfosten wurden von Handwerkern unter Einarbeitung der erhaltenen Originalteile wie z.B. der Löwenköpfe an den Balkenköpfen, neu geschnitzt.“


Vom Dach des Jokhang hat man einen schönen Blick auf den Potala. Und ja, auch das öffentliche Pottala ist da oben - genieren darf man sich da nicht, für die Tibeter ist das ganz selbstverständlich, so offen...

 


Nachmittags: Ramoche.
„Der Ramoche zählt mit dem Jokhang zu den ältesten religiösen Stätten Tibets.“ „1959 in Brand gesetzt, zerstörten die Roten Garden die Reste der Inneneinrichtung des Ramoche im Jahre 1966 vollends. Erst zwei Jahrzehnte später nahm man eine umfassende Renovierung vor. Nahezu sämtliche Statuen mußten neu errichtet werden.“

Anschließend besichtigen wir noch das Nonnenkloster Ani Sangkhung.


 

 


 


Donnerstag, 18.5.2000:


Vormittags besichtigen wir das größte Kloster Tibets, Drepung.
„Nicht ganz 10 km westlich von Lhasa gelegen, wurde Drepung 1416 von dem Tsongkhapa-Schüler Jamchen Chöje (1379-1449) gegründet und war vor der chinesischen Besetzung mit mehr als 10 000 Mönchen das größte Kloster Tibets. Während das Kloster Ganden von Anfang an das spirituelle Zentrum der Gelbmütze darstellte, war Drepung als die ehemalige Residenz des Dalai Lamas stets das politische Zentrum der Gelugpa. (…) Die Äbte von Drepung waren an allen politiscxhen Entscheidungen beteiligt. Sie fungierten als Vermittler in Kriegsangelegenheiten und verfügten über eine einflußreiche Position, wenn es um die Benennung von Regenten oder die Identifizierung des Dalai Lama ging.“

 


Während große Teile der Mönchsunterkünfte in der Kulturrevolution zerstört wurden, blieben die Versammlungshallen der vier Fakultäten Drepungs (…), der ehemalige Regierungssitz des Dalai Lama (tib. Ganden Phodrang) sowie die Große Halle für die Vollversammlung unbeschädigt.“



Im Hof findet die Prüfung eines Mönchs statt, er muß vor der versammelten Zuhörerschaft seine Antworten präzise und blitzschnell hervorbringen. Die ritualisierte Zeremonie ist für den Zuschauer sehr interessant: der Prüfer formuliert seine Frage, zieht dabei die Gebetskette am Arm hoch bis an die Schulter, schnellt dann plötzlich nach vorne und klatscht in die Hände – wie aus der Pistole geschossen muß jetzt die Antwort kommen.


Wir erleben außerdem noch die Mönchsgemeinschaft beim Gebet anläßlich einer Vollmond-Zeremonie. Die Gemeinschaft läßt sich in der Gebetshalle nieder, zunächst wird Buttertee und Tsampa gereicht. Novizen rennen die Gänge entlang, um neuen Buttertee zu holen. Der Abt zelebriert ein Ritual, das wir als Zuschauer am Rande nicht richtig mirbekommen und ohnehin (leider) nicht verstehen. Aber der Klang der in tiefster Stimmlage vorgetragenen eindringlichen Gebete läßt uns erschauern.
„Die düstere Atmosphäre und die von einem in den höchsten Tönen plärrenden wie dumpf donnerndem Zeremonialinstrumentarium begleiteten, tiefen Gesänge der in ihre dicken Obergewänder gehüllten Mönche lassen die Atmosphäre früherer Zeiten aufleben.“


Wanderung zum Staatsorakel von Nechung.
„Nur 1 km südöstlich von Drepung befindet sich das um die Wende zum 14. Jh. gegründete Kloster Nechung, dessen Medium Ende des 17. Jh. zum tibetischen Staatsorakel benannt wurde. Das Orakelwesen ist ein aus der Volksreligion erwachsenes Phänomen, das vom Buddhismus geduldet wird, jedoch nicht als genuin buddhistisch angesehen werden darf. Denn die Gottheiten, die sich während der Séancen menschlicher Medien als Sprachrohr ihrer Prophezeiungen bedienen, werden normalerweise nicht dem lamaistischen Pantheon zugerechnet. Buddhistioschen Vorstellungen zufolge handelt es sich hierbei zumeist um lokale Schutzgottheiten, deren Aktivität grundsätzlich nicht heilswirksamen, sondern weltlichen Zielen zuträglich ist. Nur durch ganz wenige Medien, wie durch das tibetische Staatsorakel, schaffen sich auch Dharmapalas Gehör, die als Gottheiten der 10., also höchsten Bodhisattva-Stufe betrachtet werden.“


Nachmittags: Besichtigung des Klosters Sera. Es
„bestand seit jeher eine Art Konkurrenz zwischen Sera und Drepung. Von 2850 Mönchen um 1700 stieg ihre Zahl im 20. Jh. auf 6600 an. Etabliert haben sich in Sera drei Fakultäten. Besonders empfohlen sei der Besuch der Jepa Dratshang, der Tantrischen Fakultät und der großen Versammlungshalle.“



Wir dürfen die Studenten beobachten, die jeden Nachmittag im Klostergarten für ihre Prüfungen trainieren, indem sie sich gegenseitig abfragen.


 

 


 


Freitag, 19.5.2000:


Ganden, rituelle Umwandelung und Besichtigung des Klosters.
„1416 von Tsongkhapa gegründet, bildet Ganden, 62 km nordöstlich von Lhasa am Oberlauf des Kyichu gelegen, das religiöse Zentrum der Gelbmützen-Schule.“



Selten zeigen sich die Wunden, die die Roten Garden der tibetischen Kultur geschlagen haben, so deutlich wie hier. Wie stumme Zeugen ragen die Ruinenstümpfe der zerstörten Gebäude gen Himmel. Rekonstruiert wurden – weitgehend originalgetreu – bisher erst etwa 50 der wohl ehemals mehr als 200 Gebäude. Die Statuen und Malereien wie auch das gesamte Klosterinventar stammen nahezu ausschließlich aus jüngerer Zeit.Trotzdem haftet dem Ort ein Geist der Spiritualität an, wie er heute nur noch selten in Tibet zu finden ist.“


 

 


 


Samstag, 20.5.2000:


Vormittags: Potala.
„Nah und doch fern und surreal wie eine Manifestation überirdischer Realtität ragt er in den Himmel empor. Majestätisch, eigenartig, unbegreifbar, gleich einem nie enden wollenden Schauspiel der Illusion, einem Monument einer anderen Welt. Viele Mnale hat man es abgebildet gesehen, selbst jedoch vor ihm zu stehen, ist etwas ganz anderes. Ein prächtigeres und angemesseneres Bauwerk als der Potala hätte sich schwerlich Als Residenz des Dalai Lamas bauen lassen. Je länger und eingehender man ihn von welcher Seite auch immer betraschtet, desto faszinierter ist man ob der kühnen unkonzentrischen Bauweise, der farbenfrohen, lebhaften Verschachtelung seiner einzelnen Gebäudepartien, der zahllosen Vorsprünge, Rundungen und Unterbrechungen, der scheinbar willkürlich um den Berg verlaufenden, überdimensionalen Treppenaufgänge und Wehrmauern. Staunend steht der Betrachter vor einer architektonischen Gestaltung, die das landschaftlich Gegebene gegenüber dem Geplanten favorisiert. Ausgewogenheit von Farbe, Form und Proportion, Zweckgebundenheit und Monumentalität bilden die bestimmenden architektonischen Elemente. Zu Recht ist der Potala das Wahrzeichen Tibets, ein einzigartiges Monument, das unbedenklich zu den größten Bauwerken der Menschheitsgeschichte gezählt werden kann.“



Benannt nach dem Paradies des Avalokiteshvara, des Emanators des Dalai Lamas, erhebt er sich in 13 Stockwerken 110 m hoch über der Stadt. Hinter seiner 360 m langen und von bis zu 5 m dicken Mauern gebildeten Fassade verbergen sich, wie es heißt, 999 Räume, die eine Fläche von 130 000 m² besitzen soll.“


Der zentral auf der Spitze gelegene `Rote Palast‘, der Phodrang Marpo, schließlich ist der Wohnsitz des Dalai Lama. Hier gibt es mehrere Versammlungshallen, Privatgemächer und Lhakhang mit prachtvollen Statuen, Schriften und monumentalen Reliquienstupas. Seit Jahrhunderten ist dieser Gebäudeteil das sehnsüchtig erstrebte Ziel der vielen Pilger.“



Nicht unbeschadet überstand der Potala die Wirren der 50er Jahre. Bomben schlugen ein, konnten dem Gebäude und seinen kostbaren Verehrungsobjekten aber nur wenig anhaben. Fast alle Kunstschätze sind daher noch originalgetreu erhalten.“


Nachmittags: Norbulingka.
„Auf heute 360 000 m² erstreckt sich das Areal des Norbulingka (`Juwelgarten‘), der den späteren Dalai Lamas als Sommerresodenz diente. Seit der `friedvollen Befreiung‘wird der Norbulingka demonstrativ als `Volkspark‘bezeichnet. Im westlichen Teil Lhasas gelegen, besitzt er mehrere Parzellen, auf denen die Sommerpaläste des 7. und 8., des 13. sowie des 14. Dalai Lamas errichtet wurden.“


Am späten Nachmittag fahren wir (zusammen mit Heidi) noch einmal in die Stadt, besichtigen ein Kaufhaus und flanieren über den Markt.





 


Sonntag, 21.5.2000:


Ausflug nach Ratö. Wir besichtigen die kleine Dorfschule. Eine Frau bittet uns in ihr Haus und läßt uns die schlichte Wohnung von innen besichtigen. Scharen von Kindern begleiten uns und wollen durchs Kamera-Objektiv schauen.



Wir besichtigen auch das kleine Kloster von Ratö,
„dem nach Sera, Drepung, Ganden und Tashilhünpo ehemals bedeutendsten und traditionsreichstem Gelugpa-Kloster Zentraltibets. (…) Nur selten besucht, bildet es schon wegen seiner herrlichen alten Wandmalereien ein lohnenswertes Ziel.“


Mittagspause am Fluß, erste Begegnung mit der Lunchbox. Ein Hühnerbein, zwei hartgekochte Eier, Zwieback und ein Apfel oder Banane…



Auf der Rückfahrt nach Lhasa besichtigen wir am Nachmittag das Kloster Nyethang (etwa 20 km von Lhasa entfernt), die letzte Wirkensstätte des indischen (bengalischen) Gelehrten Atisha.


 

 


 


Montag, 22.5.2000:


Ausflug nach Yerpa. Wir müssen mit mehreren Jeeps fahren, da die Straße für unseren Reisebus nicht passierbar ist. Die Kulisse ist atemberaubend, eine extrem enge Schlucht, dahinter schroffe Felsformationen, im Vordergrund die kleine Ortschaft.


Mami und ich steigen nicht mit dem Rest der Gruppe hoch zum kleinen Kloster. Der Weg ist steil und mit lockerem Geröll bedeckt – das traue ich mir so kurz nach meiner Bandscheiben-Operation (vor 3 Monaten) nicht zu.
Wir bleiben stattdessen unten im Ort und spazieren ein kleines Stück an dem Wildbach entlang, der aus der engen, steilen Schlucht hervorquillt. Dort werden wir von drei kleinen Kindern entdeckt, die freudestrahlend zu uns kommen und uns an der Hand nehmen. Sie führen uns zurück in den Ort und ziehen uns halbwegs mit Gewalt in ihr Häuschen. Das kleine Mädchen (vielleicht sechs Jahre alt) bewirtet uns mit Buttertee. Sie ist scheinbar sehr stolz darauf, daß sie uns als Gäste hat.



Es setzt leichter Regen ein, wir flüchten uns für ein Weilchen in den Jeep. Als es wieder zu regnen aufhört, unternehmen wir noch einen weiteren Spaziergang am Wildbach entlang durch die enge Schlucht. Als wir endlich zu den Jeeps zurückkommen, sind die anderen schon lange da und suchen uns. Sie berichten, daß sich auf dem Berg hinter dem Kloster eine Bestattungstätte befindet, und daß sie von einem Leichenzug überholt wurden, die einen Verstorbenen dorthin getragen haben, zur in Tibet üblichen Luftbestattung.


 

 


 


Dienstag, 23.5.2000:


Wir verlassen Lhasa und fahren zunächst in Richtung Südosten, nach Tsedang.
„Der sich südlich an den Tsangpo anschließende Landschaftsgürtel Südtibets ist touristisch weitgehend erschlossen. Offiziell sind aber nur Samye, Tsethang, das Yarlung- und Chong‘gye-Tal zum Besuch freigegeben.“ „Die Strecke von Lhasa nach Tsethang ist 200 km lang und kann mit einem Kleinbus in fünf Stunden Fahrtzeit gut bewältigt werden.“


Mit einer Fähre setzen wir über den Yarlung Tsangpo, um Samye, das älteste Kloster Tibets, zu besichtigen.
„Wegen des geringen Gefälles besitzt der Fluß hier eine enorme Breite. Die träge Strömung läßt ihn während des Monsuns an einigen Stellen fast wie einen See erschewinen. In wasserärmeren Zeiten wird das Flußbett von mä#andrierenden Flußarmenb und Sandbänken beherrscht.“ Die Überfahrt mit der Fähre dauert anderthalb Stunden, unterwegs setzt unser Motor aus und wir werden von einer anderen Fähre (vollbesetzt mit Tibetern) abgeschleppt, dann springt der Fährmann des anderen Bootes zu und herüber und es gelingt ihm, den Motor zu reparieren.



Der weitere Transport zum Kloster erfolgt auf der Ladefläche eines Lastwagens, in einer gut halbstündigen Fahrt.
„Samye (`Über alle gedankliche Vorstellung Hinausgehende) ist das älteste Kloster Tibets. Offiziell erbaut, um die Tauglichkeit der Tibeter für das Mönchsleben zu erproben, markiert es in einer Zeit, da die Auseinandersetzungen zwischen Buddhisten und Anhängern des Bön – zugleich ein Machtkampf zwischen Königtum und Adel – noch nicht entschieden waren, den Beginn der buddhistischen Klosterkultur Tibets.“


Nachdem Padmasambhava die sich der Einführung des Buddhismus widersetzenden Dämonen befriedet hatte, schien die Zeit günstig,nach der Errichtung zahlreicher buddhistischer Opferstätten auch das erste Kloster in Tibet zu erbauen, um so dem philosophisch hoch entwickelten Buddhismus ein festeres Fundament zu verleihen. Daher beauftragte Tisong Detsen den indischen Meister Shantarakshita mit der Gründung von Samye. Nachdem Padmasambhava die geomantische Lage des in Betracht gezogenen Geländes geprüft hatte, errichtete Shantarakshita das Kloster nach dem Modell eines vom bengalischen König Gopala geschaffenen Tempels und in Anlehnung an die buddhistische Kosmologie.“



Um den Haupttempel als Abbild des zentralen Weltenberges Meru erbaute der indische Meister in den vier Himmelsrichtungen zwöf Tempel als Sinnbilder der vier Kontinente mit ihren jeweils beiden Nebenkontinenten; zwei kleinere heilige Stätten südlich und nördlich des Haupttempels symbolisieren Sonne und Mond. Den Eisenwall, den jedes dieser Weltsysteme umringte, ließ er durch eine kreisförmige, den ganzen Klosterkomplex umschließende, ehemals 108 kleine Stupas tragende Mauer nachbilden. Der symmetrische Aufbau des Klosters mit seinen ineinanderliegenden geometrischen Formen läßt die Anlage zugleich als ein plastisches Mandala erscheinen.“


Wenngleich Samye in der Kulturrevolution nur wenig zerstört wurde, fand in dieser Zeit eine Besiedelung des Klostergeländes durch Laien statt, so daß heute zahlreiche zusätzliche Gebäude den klaren Aufbau der Anlage stören. Geplant ist eine unveränderte Wiederherstellung der ursprünglichen Konzeption.“

 


Einige Mönche sind dabei, ein Mandala aus buntem Sand herzustellen. Außerdem sehen wir, wie die typischen Butterfiguren geformt werden. Das kleine Restaurant in der Klosteranlage serviert uns eine einfache Mahrzeit, die Rückfahrt auf der Fähre inmitten einer Gruppe tibetischer Pilger bietet die Möglichkeit zu einigen hervorragenden fotografischen Portraits.


Wir erreichen Tsedang am Abend.
„Bereits bei der Einfahrt fallen die von chinesischer Seite ausgeführten städtebaulichenb Maßnahmen ins Auge. Breitangelegte Alleen und mehrstöckige Betonbauten beherrschen das Stadtbild.“ Wir übernachten im Tsedang Hotel.


 

 


 


Mittwoch, 24.5.2000:


Vormittags: Vorbei an Chong‘gye zu den Königsgräbern im Yarlung-Tal.
„Die Stadt Chon‘gye war Sitz der frühen Könige, die Tibet von dem oberhalb des Ortes gelegenen Dzong Chingwa Tagtse aus regierten, bis Songtsen Gampo (7. Jh.) seine Residenz in das heutige Lhasa verlegte.“


Der kleinen Seitenstraße vor dem Ortsausgang nach links folgend, gelangt man schließlich bei km 31 zu den Grabhügeln der tibetischen Könige, in denen 13 Herrscher des Landes bestattet wurden. Der erste, den man hier zur ewigen Ruhe bettete, war Songtsen Gampo, der letzte, der buddhistenfeindliche Langdarma.“



Nirgendwo werden die Überreste des tibetischen Großreiches (7.-9.Jh.) greifbarer als hier, zu Füßen des Berges Murari. Bislang wurden neun dieser monumentalen Tumuli gefunden, die Ausmaße zwischen 50 und 250 m Länge besitzen und eine Höhe bis zu 15 m aufweisen. (…) Schriftlichen Quellen zufolge bestehen diese Ruhestätten aus fünf bis neun mandalaförmig angelegten Räumen, in deren Zentrum das Grab des Königs liegt, während die peripheren Kammern Opfergaben sowie die als Grabbeigabe dienenden Menschen- und Tieropfer aufnahmen.“


Bei den Königsgräbern begleitet mich eine geistig behinderte junge Frau den ganzen Vormittag, sie nimmt mich an der Hand, hüpft übermütig an meiner Seite wie ein Kind, schenkt mir alle ihre Steine, die sie zum Verkauf an Touristen in den Hosentaschen hat und pflückt Iris für mich.



Nachmittags: Yumbu Lakhang. 
„Er ist die älteste Festung Tibets und gilt als Palast des ersten mythischen Königs Nyatri Tsenpo (ca. 200 v.Chr.), des Begründers der Yarlung-Dynastie.“



„Die Architektur des Yumbu Lhakhar weist auf das 7.-8. Jh. hin. Modifikationen, wie etwa die Errichtung des zweiten Stocks samt Golddach durch den 5. Dalai Lama, wurden allerdings bis in das 17. Jh. Vorgenommen. Ehemals vermutlich ein Dzong, sah man die Festung im 17. Jh. als ein tibetisches Nationaldenkmal der Frühzeit an und wandelte sie in ein religiöses Gebäude mit mehreren Lhakhang um.“


 

 


 


Donnerstag, 25.5.2000:


Jetzt geht‘s nur noch nach Westen, Richtung Kathmandu. Wir haben heute eine lange Fahrt von Tsedang nach Gyantse. Auf dem Kampa La machen wir eine ausgiebige Pause und geniessen den überwältigenden Ausblick auf den Yamdrok-See, der Spiel der Spiegelung der vorüberziehenden Wolken auf der tiefblauen Fläche des Sees.

 



„Bei km 107 liegt die Paßhöhe des 4794 m hohen Khampa La mit herrlichem Ausblick (…) nach Südwesten auf dem Yamdok Yutsho (4482 m), der durch seine türkisblaue Färbung besticht. Darüber erhebt sich am westlichen Horizont der Nöjin Kangsa, dessen Höhe mit 7223 m angegeben wird.“ Die Straße führt am Ufer des Sees entlang, wir bemerken ein paar illegale Goldwäscher.



„Bei km 187 ist die Paßhöhe des Karo La (5010 m) erreicht."


„Der Gletscher des Nöjin Kangtsa (7223 m) gilt als Sitz des Nöjin, einer speziellen Form der Reichtumsgottheit Vaishravana.“

Eine letzte kleine Rast gönnen wir uns an dem intensiv türkisfarbenen Stausee kurz vor Gyantse, dann taucht der Dzong von Gyantse bereits am Horizont auf.



Das war ein sehr anstrengender Tag, aber die überwältigende Landschaft, die wir heute erleben durften, ist sicher einer der Höhepunkte unserer Reise. Wir übernachten im Gyantse Hotel.


 

 


 


Freitag, 26.5.2000:


Vormittags: Besuch des Klosters Palkor Chöde mit Kumbum.
„Palkor Chöde bildete unter den tibetischen Klöstern ein einzigartiges `ökumenisches Zentrum‘. Von einer hohen, den ganzen Bezirk vor allen weltlichen Ablenkungenb abschirmenden Mauer umgeben, befanden sich vor 1959 innerhalb der 1390 gegründeten Stätte 16 autonome Klösterr: vier der Sakyapa, drei der Zhalupa und neun der Gelugpa, die schon aufgrund des zahlenmäßigen Übergewichtes in den letzten Jahrhunderten das Oberhaupt des Klosterbezirks zu stellen pflegte.“



Anschließend schlendern wir durch die wundervolle Altstadt zwischen Kloster und Dzong.



„Das etwa 4070 m hoch gelegene Gyantse, `Königsspitze‘, ist mit etwa 8000 Einwohnern eine der größten Städte Zentraltibets. Das im alten Kern noch weitgehend erhaltene Stadtbild mit seinen weiß getünchten Fassaden, den farbenfroh dekorierten Gesimsen, Fenstern und Türverkleidungen laßt den Besucher die Atmosphäre des alten Tibets nachempfinden. Das ruhige Leben, die auf der Hauptstraße verkehrenden Pferde und Maultiergespanne und der noch immer die Stadt überragende, imposante Dzong – bis zu seiner Erstürmung durch die Engländer 1904 für uneinnehmbar gehalten – verleiten dazu, die Umwälzungen der letzten Jahrzehnte für einen Augenblick zu vergessen.“



Nachmittags: Aufstieg zum Dzong, weiter Blick über Gyantse und das umliegende Tal, und interessanter Überblick über die Klosteranlage von Palkor Chöde.
„Der etwa 150 m über die Stadt hinausragende Dzong, der Verwaltungs- und Regierungssitz der früheren Gouverneure von Gyantse, ist die einzige heute noch weitgehend erhaltene Befestigungsanlage Tibets. (…) 1904 stürmten die Engländer die Festung und nahmen sie innerhalb kürzester Zeit ein; diese Begebenheit rettete seltsamerweise den Dzong vor der Zerstörung während der Kulturrevolution. Diente er doch der chinesischen Propaganda als abschreckendes Beispiewl für den britischen Imperialismus, der hier in einem eigenen kleinen Museum dokumentiert wird.“


 

 


 


Samstag, 27.5.2000:


Fahrt von Gyantse „durch die `Kornkammer Tibets das fruchtbare Nyang-Tal mit seinen großen, prächtigen Bauernhäusern“ nach Shigatse. Auf der Strecke halten wir im Kloster Zhalu, der Residenz des großen Gelehrten Butön Rinchen Drub. Wir sehen einen Thangka-Maler bei der Arbeit.


An der Mündung des von Gyantse herabkommenden Nyangchu in den Tsangpo gelegen, ist Shigatse (3900 m) nach Lhasa die zweitgrößte Stadt Tibets. Sie beherbergt mehr als 46 000 Einwohner. (…) Berühmt wurde Shigatse vom 16. Jh. an als Sitz des Pänchen Rinpoche, des neben dem Dalai Lama ranghöchsten Würdenträgers der Gelugpa-Schule, der in Tashilhünpo seine Residenz hat.“


Das Stadtbild von Shigatse ist von chinesischen Betonbauten geprägt, der historische Kern wurde zerstört und der Dzong fiel
„der Barbarei der Roten Garden zum Opfer.“ Erbaut auf einer kleinen Erhebung (…) lag der Dzong von Shigatse einst majestätisch über der Stadt. Historische Aufnahmen bezeugen, daß er zu den prächtigsten Festungen Tibets zählte. Heute sind nur noch seine Grundmauern zu sehen.“


Nachmittags: Tashilunpo.
„Tashilhünpo (`Berg des Glücks´ ) wurde 1447 von Tsongkhapas Neffen und Schüler Gendün Dub (1391-1475), der posthum zum 1. Dalai Lama ernannt wurde, gegründet und bildete neben Sera, Drepung und Ganden das bedeutendste Gelbmützen-Kloster Zentraltibets. (…) Berühmt wurde die heilige Stätte als Residenz des Pänchen Lama (`Gelehrter Lama‘). Der 5. Dalai Lama verlieh diesen Titel seinerzeit seinem Lehrer Chöki Gyeltshen (1570-1662), der als Reinkarnation von Tsongkhapas berühmten Schüler Khädrubje (1385-1438) und dreier berühmter Äbte Tashilhünpos gilt. Dadurch, daß diesen drei Äbten posthum ebenfalls der Titel des Pänchen Lama verliehen wurde, wird Chöki Gyeltshen heute als 4. Pänchen Lama gezählt.“



Selbst der von den Chinesen häufig als Aushängeschild einer liberalen Minderheitenpolitik benutzte Pänchen Lama – durch frühzeitige Festsetzung an der Möglichkeit zur Flucht gehindert und offensichtlich lange Zeit stark von China unter Druck gesetzt – konnte die Zerstörung großer Teile seines Klosters während der Kulturrevolution nicht verhindern.“


Nach dem Tod des letzten Panchen Lama (1988?) wurden zwei verschiedene Kinder als dessen Reinkarnation identifiziert. Der erste Knabe, vom Dalkai Lama anerkannt, hält sich vermutlich versteckt, sein Aufenthalt ist unbekannt. Der andere potentielle Panchen Lama, von den Chinesen favorisiert und von den Mönchen in Tashilhünpo als ihr Oberhaupt anerkannt (aber vom Dalai Lama abgelehnt), wird zur Zeit in Peking erzogen.


Wir übernachten in dem unter chinesischer Leitung stehenden Shigatse Hotel, das zwar über eine hübsche Eingangshalle verfügt, in der einige Puppen in typisch tibetischen Gewändern aufgestellt sind und sehr viele üppige Pflanzen in großen Töpfen herumstehen, das sich ansonsten aber vor allem durch eine extreme Sparsamkeit am Klopapier auszeichnet.


 

 


 


Sonntag, 28.5.2000:


Drei deutsche Reisegruppen brechen gleichzeitig auf zur Fahrt von Shigatse nach New Tingri. Wir unternehmen einen Abstecher zum Kloster Sakya.
„Sakya (`fahler Ort‘) ist einerseits die Bezeichnung für das Gründungs- und Stammkloster der Sakyapa-Schule, die zu den vier großen buddhidstischen Schulrichtungen Tibets zählt, andererseits auch der Name des Verwaltungsbezirkes, der seit der Gründung des Klosters dem Hause Sakya unterstand. (…) Sämtliche Sakya unterstehenden Gebäude waren und sind auch heute noch oft mit blau-rot-gräulichen Streifen gekennzeichnet.“



Schon auf den ersten Blick beeindruckt die z.T. in offenem Gelände gelegene Anlage, die durch den Drumchu in ein Nord- und Südkloster unterteilt wird, durch ihren für lamaistische Stätten ungewöhnlich düsteren, machtstrotzenden Anblick. Diesen Eindruck erzeugen vor allem die gewaltigen, graugetünchten, nahezu 10 m hohen Befestigungswälle sowie die Wehrtürme auf der Ringmauer des Südklosters, das Sitz der Hierarchen war.“


Das während der Kulturrevolution nahezu vollständig zerstörte Nordkloster bildete mit seinen ehemals 108 Heiligtümern des Zentrum monastischen Lebens in Sakya. Selbst aus Osttibet kamen Mönche der Sakyapa-Tradition hierher, um die spezielle Ritualpraxis und die grundlegenden Texte ihrer Schulrichtung zu studieren sowie die wichtigsten Einweihungen von den Oberhäuptern und Linienhaltern der verschiedenen Lehren zu erhalten.“


Wir haben heute eine lange und reichlich schwierige Strecke zu bewältigen. In Lhatse halten wir zum Tanken.
„Mehr oder weniger an der langen Straße aufgereiht, besteht der Ort heute aus einer Ansammlung von Restaurants, Hotels und einer Tankstelle! (…) Lhatse wird als eine Art Zentrum der tibetischen Musik betrachtet. Viele verstehen es, die Dra‘nyän (`Lieblich-Klingende‘), die tibetische Pferdehalsgeige, zu spielen, nahezu alle Leute hier gelten als tanzfreudig.“



Wir überqueren die Paßhöhe des Gyatsho La (5220 m).
„Wegen des kalten Windes wird er auch Llakpa La, `Wind-Paß‘genannt.“ Da der Anstieg sehr gemäßigt ist, wird uns kaum bewußt, auf welch immenser Höhe wir uns befinden. Vor allem nach dem Paß haben wir sehr schlechte Straßenverhältnisse, wir müssen sogar mehrmals aussteigen und laufen, da der Bus nur leer durch die tiefen Schlaglöcher manövriert werden kann. Ein Lob an unseren chinesischen Fahrer!



Wir erreichen das Qomolangma Hotel in New Tingri als erste der 3 Reisegruppen, und das ist gut so, es gibt nämlich nicht genug Zimmer für alle Touristen. In unserem Zimmer fehlt eine Fensterscheibe, das Loch ist mit einem Stück Pappe notdürftig geflickt. Wir versuchen, die dicken Schimmelflecken an Wänden und Vorhängen zu ignorieren. Die als letzte angekommene Reisegruppe, genauso ausgelaugt und mitgenommen von den Strapazen des anstrengenden Tages wie wir, wird in einem Gemeinschaftsschlafsaal untergebracht, dagegen ist unser heruntergekommenes Doppelzimmer immer noch der wahre Luxus!


 

 


 


Montag, 29.5.2000:


Fahrt von New Tingri nach Tingri. Wir biegen kurz nach New Tingri Richtung Everest Base Camp ab, halten in einer kleinen Ortschaft und laden unser Gepäck vom begleitenden LKW in den Bus, den wir vorerst zurücklassen. Wir besteigen die Ladefläche des LKW und fahren auf den Pang La, einen hervorragenden Aussichtspunkt auf die Achttausender des Himalaja.



Leider hüllt sich Jomo Langma (Everest) beharrlich in Wolken, trotzdem ist es ein erhabenes Gefühl, auf dem ca. 5200 m hohen Paß zu stehen, gar noch eine kleine Anhöhe zu erklimmen und den Rundumblick auf das Dach der Welt zu geniessen. Drohende Gewitterwolken ziehen heran, ein gewaltiges Naturschauspiel.
Wir fahren wieder zum Ausgangsbus zurück, laden das Gepäck wieder um und führen die Fahrt nach Tingri fort.




Bei km 298 ist Ting‘ri erreicht, gute Restaurants und Übernachtungsmöglichkeiten befinden sich direkt an der Straße. Südlich liegt die eindrucksvolle alte Ortschaft vor den höchsten Spitzen des Himalaja, die erfahrungsgemäß morgens oder abends am besten zu sehen sind. (…) Links hat man bei gutem Wetter einen unvergeßlichen Blick auf den Mount Everest (tib. Jomo Langma, chin. Qomolangma, 8872 m). Rechts davon ragt der Cho Oyu (8153 m) in den Himmel.“

   



Noch ist es bewölkt bei unserer Ankunft in Tingri. Spät nachmittags unternehmen wir einen ausgedehnten Spaziergang durch den malerischen Ort.
Wir fahren ein kleines Stück die Straße entlang zu einem guten Aussichtspunkt auf die Achttausender und warten. Es läuft im Bus eine CD mit tibetischer Musik und der ganze Bus singt lauthals mit `Om mani padme hum‘. Lobsang, unser tibetischer örtlicher Reiseführer, der sonst keine Miene verzieht, schmunzelt vor sich hin und singt auch mit. Die Wolken reissen nach und nach auf, und schließlich liegt Mount Everest unverhüllt vor uns.



Wir hüpfen vor Aufregung herum wie die kleinen Kinder!



Wir geniessen abends die typisch tibetische Atmosphäre im Snow Leopard Lodge, das zwar keine Toiletten im Zimmer hat, dessen Gesimse und Türbalken dafür aber liebevoll mit tibetischer Malerei verziert sind.


 

 


 


Dienstag, 30.5.2000:


Heute fahren wir von Tingri nach Zhang-Mu, der tibetischen Grenzstadt, dort geht‘s über die Grenze nach Nepal, und wir müssen noch weiter nach Dhulikel.


Morgens ganz früh erleben wir den Mount Everest im ersten Sonnenlicht.



Die Piste ist sehr schlecht, wir müssen wieder einige Male aussteigen. Wir schlängeln uns die Südflanke des Himalaja herunter, von anfangs über 5000 m (Lalung La, 5050m, letzter Paß in Tibet), eine tiefe Schlucht entlang, bis zuletzt nur noch knapp 1500 m Höhe in Nepal. Man kann jeden Meter bergab nachvollziehen anhand der sich verändernden Pflanzen: zunächst trockenes und dürres Ödland, dann erscheinen die ersten vereinzelten zähen Büsche, man bemerkt immer mehr Grüntöne, ein ganzes Stück weiter unten wachsen die ersten Bäume, es wird immer üppiger und letztendlich fahren wir inmitten einer verschwenderisch subtropischen Regenwald-Vegetation mit Orchideen und Aronstab.


3 km vor Zhang-Mu (2350 m) endet unsere Straße. Wir müssen aussteigen und abladen, Lobsang organisiert Träger, die unsere Koffer die endlosen Serpentinen hinunter befördern, wir laufen im Regen hinterher. Unfaßbar: sämtlicher Warenverkehr erfolgt auf dem Rücken der Träger, ganze LKW-Ladungen werden die Straße hinauf- oder herunterbefördert, teilweise benutzen die Träger halsbrecherisch steile ausgewaschene Abkürzungen.



Die tibetischen Träger dürfen uns nicht über die Grenze begleiten, also muß ein von geschäftstüchtigen Nepali organisierter LKW-Shuttle-Service uns und unsere Koffer durchs Niemandsland fahren (Strecke: 8 km, Dauer: 1 Stunde), der sehr schlechte Zustand der Straße macht die Fahrt auf der Ladefläche des LKW zum Alptraum. Die cleveren Nepali wenden Gangstermethoden an, sie kassieren uns zweimal ab, indem sie androhen, nicht weiterzufahren, sondern uns mit dem Gepäck auf halber Strecke rauszusetzen, wenn der höhere Preis nicht bezahlt wird. Es regnet nach wie vor in Strömen.


Unglaubliche Freude und Erleichterung, als Heidi und ich vom LKW aus unseren nepalischen Reiseleiter Bhopal entdecken. Mit einem klapprigen kleinen Bus müssen wir nochmals einige Kilometer fahren, bevor die Straße besser wird, und wir umsteigen können in den komfortablen nepalischen Reisebus. Ein kurzer Halt in Barabise zum Verschnaufen, Cola trinken und Toilette aufsuchen, und wir fühlen uns schon wieder halbwegs als zivilisierte Menschen.


Ausgelaugt, dreckig und todmüde erreichen wir unser Ziel, das Dhulikel Resort Hotel, den tollen Bergblick werden wir erst am nächsten Tag richtig würdigen können. Im Hotel arbeitet zur Zeit ein eigentlich pensionierter Schweizer Koch, der im Rahmen eines Projekts in Entwicklungsländer geht, um dort Leute auszubilden. Er freut sich über uns deutschsprachige Touristen – und ist enttäuscht, daß wir lieber nepalisches Essen wollen.


 

 


 


Mittwoch, 31.5.2000:


Vormittags Spaziergang durch Dhulikel. Hübscher ursprünglicher Ort, kaum Touristen, daher sind die Leute äußerst freundlich, ohne aufdringlich zu sein. Wir besichtigen das kleine Krankenhaus, das mit österreichischer Hilfe gebaut wurde, und flanieren weiter durch das Örtchen, schauen zu, wie das Getreide auf der Straße gedroschen wird. Teilweise ist es in Nepal üblich, das Getreide auf der Straße einfach auszubreiten, damit es von den darüber hinweg fahrenden Autos sozusagen automatisch gedroschen wird.



Es fällt uns wieder das bunte Treiben in den Straßen auf, die Farbenpracht der leichten Stoffe, das lebhafte saftige Grün der Vegetation. Der Kontrast zwischen dem graubraunen kargen Tibet und dem üppig grünen Nepal ist sehr auffällig.


Nachmittags: Ausflug nach Palanchok. Die Kinder sind sehr frech und werfen aus reinem Übermut mit reifen Früchten. Wir unternehmen einen Spaziergang durch das Dorf und folgen einem längeren Pfad (ca. anderthalb Stunden) die Bergkuppe entlang. Schönste nepalische Landschaft, weiter Blick auf steile Hügel mit Terrassenanbau, farbliche Abstufungen in Grün- und Brauntönen, im Hintergrund das Hochgebirge mit 7- bis 8-Tausendern.



Die Wolken lichten sich und geben nach und nach einen einmaligen Ausblick auf die Himalaja-Kette frei.


 

 


 


Donnerstag, 1.6.2000:


Fahrt nach Kathmandu. Auf dem Weg erneute Besichtigung von Bhaktapur:
„Bhaktapur hat den Bauboom des Kathmandu-Tals durch eine geplante und kontrollierte Stadtentwicklung bisher am besten widerstanden und dabei ein wunderbares Stadtbild bewahrt – oder vielmehr durch Restaurierung wiedergewonnen. Der Ort ist gleichzeitig eine funktionierende Stadt und ein autofreies Freilichtmuseum, in das Touristen Eintritt zahlen müssen. Sie tragen so zum Erhalt der Architektur bei.“



Die Händler sind sehr aufdringlich, wir können sie kaum abwehren. Ankunft in Kathmandu im Hotel Dwarika‘s und am Nachmittag ein letzter Spaziergang im Viertel um Pashupatinath. Wir sind mürbe und gehen bald ins Hotel zurück.


Abends bekommt unsere Reisegruppe ein typisch nepalisches Abschiedsessen, das gleichzeitig sozusagen meine Geburtstagsfeier ist. Es gibt ein Menü mit neun Gängen, gegessen wird mit den Händen. Das erste Gericht ist eine typische Zusammenstellung, wie sie bei religiösen Zeremonien üblich ist. Die ersten Brocken werden traditionell abseits in ein blattförmiges Schüsselchen aus Ton gelegt, als Opfer für die Götter. Dann folgt Gang um Gang, bis zum Abwinken.


Es wird ein lustiger Abend, Sir Henry führt uns 2 Pantomimen vor („Blinddarmoperation“ und „Reisender in überfülltem Zug“), selbst die Bedienung mit ihren typischen nepalischen Gewändern kommen kichernd herbei zum Zuschauen. Das unvermeidliche „Happy Birthday“ wird gesungen, es kommt ein Geburtstaghskuchen mit Wunderkerze (die Mami seit 3 Wochen im Koffer mitschleppt), dann hat das Hotel für mich noch eine nepalische Geburtstagszeremonie inszeniert: ich bekomme einen roten Punkt
(`Bindi‘) auf die Stirn aufgetragen, Blüten hinter die Ohren gesteckt, und als Geschenke werden mir ein Gebinde mit Gladiolen, eine Schale mit Blumen und Kerzen, eine Schale Obst, und ein Schälchen Joghurt (ich bekomme den ersten Löffel gefüttert) überreicht. Sehr schön, mit der ganzen Blütenpracht!


 

 


Freitag, 2.6.2000:


Rückflug über Doha nach München. Chaos am Flughafen von Kathmandu. Ein Gerät zur Durchleuchtung des Fepäcks funktioniert nicht, es ergibt sich naturgemäß ein kilometerlanger Menschenstau und großes Gedränge. Bei der Sicherheitskontrolle müssen die Männer viel länger anstehen, wir meinen schon, mit einem Flugzeug voller Frauen heimzufliegen und sämtliche Männer in Kathmandu zurückzulassen.


Ich schmuggle meine Geburtstagsgladiolen an Bord eingewickelt in meine Strickjacke. Sie erreichen München unbeschadet, trotz unliebsamer Behandlung im Gefränge und einer unglaublichen Hitze von mindestens 40 Grad Celsius in Doha, und erfreuen mich noch fast eine Woche mit ihren zarten Blüten.

 


Reiseteilnehmer: Heidi und Maria Boettcher, Willi Eberhard, Roswitha Ganser, Günther Glissmann, Marianne und Hansjörg Gmeiner, Christa und Helmut Kämpfer, Henrike Kämpfer, Wolfgang Ludewig, Heinz Schlepuetz („Sir Henry“), Florence und Rudolf Schwark


Studiosus-Reiseleiter: Andreas Schlieker


Örtlicher Reiseleiter in Nepal: Bhopal, Örtlicher Reiseleiter in Tibet: Lobsang

 


Zitate aus den entsprechenden DUMONT Kunstreiseführern:


Nepal; Götter, Tempel unds Paläste im Geburtsland Buddhas und einzigen Hindu-Königreich der Welt. Ulrich Wiesner. 1997


Tibet; Lamaistische Klosterkultur, nomadische Lebensformen und bäuerlicher Alltag auf dem „Dach der Welt“. Karl-Heinz Everding. 1999

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