Article Index

Sonntag, 28.5.2000:


Drei deutsche Reisegruppen brechen gleichzeitig auf zur Fahrt von Shigatse nach New Tingri. Wir unternehmen einen Abstecher zum Kloster Sakya.
„Sakya (`fahler Ort‘) ist einerseits die Bezeichnung für das Gründungs- und Stammkloster der Sakyapa-Schule, die zu den vier großen buddhidstischen Schulrichtungen Tibets zählt, andererseits auch der Name des Verwaltungsbezirkes, der seit der Gründung des Klosters dem Hause Sakya unterstand. (…) Sämtliche Sakya unterstehenden Gebäude waren und sind auch heute noch oft mit blau-rot-gräulichen Streifen gekennzeichnet.“



Schon auf den ersten Blick beeindruckt die z.T. in offenem Gelände gelegene Anlage, die durch den Drumchu in ein Nord- und Südkloster unterteilt wird, durch ihren für lamaistische Stätten ungewöhnlich düsteren, machtstrotzenden Anblick. Diesen Eindruck erzeugen vor allem die gewaltigen, graugetünchten, nahezu 10 m hohen Befestigungswälle sowie die Wehrtürme auf der Ringmauer des Südklosters, das Sitz der Hierarchen war.“


Das während der Kulturrevolution nahezu vollständig zerstörte Nordkloster bildete mit seinen ehemals 108 Heiligtümern des Zentrum monastischen Lebens in Sakya. Selbst aus Osttibet kamen Mönche der Sakyapa-Tradition hierher, um die spezielle Ritualpraxis und die grundlegenden Texte ihrer Schulrichtung zu studieren sowie die wichtigsten Einweihungen von den Oberhäuptern und Linienhaltern der verschiedenen Lehren zu erhalten.“


Wir haben heute eine lange und reichlich schwierige Strecke zu bewältigen. In Lhatse halten wir zum Tanken.
„Mehr oder weniger an der langen Straße aufgereiht, besteht der Ort heute aus einer Ansammlung von Restaurants, Hotels und einer Tankstelle! (…) Lhatse wird als eine Art Zentrum der tibetischen Musik betrachtet. Viele verstehen es, die Dra‘nyän (`Lieblich-Klingende‘), die tibetische Pferdehalsgeige, zu spielen, nahezu alle Leute hier gelten als tanzfreudig.“



Wir überqueren die Paßhöhe des Gyatsho La (5220 m).
„Wegen des kalten Windes wird er auch Llakpa La, `Wind-Paß‘genannt.“ Da der Anstieg sehr gemäßigt ist, wird uns kaum bewußt, auf welch immenser Höhe wir uns befinden. Vor allem nach dem Paß haben wir sehr schlechte Straßenverhältnisse, wir müssen sogar mehrmals aussteigen und laufen, da der Bus nur leer durch die tiefen Schlaglöcher manövriert werden kann. Ein Lob an unseren chinesischen Fahrer!



Wir erreichen das Qomolangma Hotel in New Tingri als erste der 3 Reisegruppen, und das ist gut so, es gibt nämlich nicht genug Zimmer für alle Touristen. In unserem Zimmer fehlt eine Fensterscheibe, das Loch ist mit einem Stück Pappe notdürftig geflickt. Wir versuchen, die dicken Schimmelflecken an Wänden und Vorhängen zu ignorieren. Die als letzte angekommene Reisegruppe, genauso ausgelaugt und mitgenommen von den Strapazen des anstrengenden Tages wie wir, wird in einem Gemeinschaftsschlafsaal untergebracht, dagegen ist unser heruntergekommenes Doppelzimmer immer noch der wahre Luxus!


 

 


 

Wer ist sonst noch da

We have 100 guests and no members online

Wir über uns: