Durch die Gegenreformation wurde die evangelische Konfession knapp zweihundert Jahre lang in den Untergrund gedrängt, die Einwohner der "rekatholisierten" Landstriche wurden zum Katholizismus gezwungen. Zahlreiche Menschen aus diesen Gebieten wollten aber an ihrem Glauben festhalten.
Viele Protestanten nahmen zum Schein den Katholizismus an und verstellten sich nach außen hin. Nach innen hin behielten sie aber ihre Konfession bei, mit der entsprechenden Ausübung des Glaubensritus - allerdings nur im Verborgenen, versteckt vor den Augen der Obrigkeit. Der Kryptoprotestantismus (von griech.: kryptós = verborgen) war letztlich nichts anderes als eine Form von Widerstand eines Teils der Bevölkerung gegen eine aufgezwungene Glaubensform.
Bedeutenden Untergrundprotestantismus gab es im deutschsprachigen Raum insbesondere im Habsburgerreich, wo nicht konvertierwillige Protestanten des Landes verwiesen wurden, bis im Jahre 1781 das erste der Toleranzpatente Josephs. II wieder eine eingeschränkte Betätigung erlaubte.
Vom Ende des 16. Jahrhunderts bis 1781 konnte sich die Reformation in Österreich nur in besonders abgelegenen Gegenden halten. Da vor dem Hintergrund der rigorosen Unterdrückung des Protestantismus auch Lutherbibeln, evangelische Gesangbücher und dergleichen verboten waren und mit damaligen Mitteln geheim schwer hergestellt werden konnten, entwickelte sich ein Schmuggelwesen, das dergleichen aus protestantischen Landen in die Hauptrückzugsgebiete führte.
Der heutige Marktflecken und frühere reichsfreie Grafschaft Ortenburg ist seit dem 16. Jh. eine evangelische Enklave im katholischen Umland, Stachel im Fleisch des erzkatholischen Niederbayern und bis ins späte 18. Jh. Zufluchtsort verfolgter Protestanten. Der Ort war für die oberösterreichischen Kryptoprotestanten die nächstgelegene evangelische Anlaufstelle.
Das liefert uns den Stoff für unser Vorhaben: Wir wollen einen Zug oberösterreichischer Geheimprotestanten darstellen, der sich - als Sammarei-Wallfahrer getarnt - nach Ortenburg aufmacht, um dort Zuflucht zu suchen oder einfach nur einmal an einem "richtigen" Abendmahl teilnehmen zu können.
Wir beginnen unsere Reise in Schärding.
Die frommen Protestanten wandern beschwingt gen Ortenburg.
Nach außen hin tarnen wir uns als katholische Pilger auf einer Wallfahrt nach Sammarei. Unser Wagen ist mit einer Heiligenstandarte geschmückt, wir führen Rosenkränze, Heiligenbildchen, Gebetszettel und Wachsstöcke mit uns, um die Häscher zu täuschen.
Tatsächlich werden wir auch einmal von der Obrigkeit aufgehalten.
Der evangelische Emissär, der uns begleitet und den Weg zu unserem Sehnsuchtsort weist, wird steckbrieflich gesucht.
Nach heftigen Debatten und trotz der Beteuerungen, daß wir gut katholisch und brave Bürger seien, wird der Emissär festgenommen!
Glücklicherweise kann er sich aus der Haft befreien und stößt bald darauf wieder zu unserem Zug.
Eine einsame Hütte bei Höhenstadt bietet uns erschöpften Pilgern Unterschlupf für die Nacht.
Groß ist unsere Erleichterung, als wir Ortenburg - das niederbayerische Jerusalem - endlich erreichen.
Endlich können wir die Maske sinken lassen und uns offen zu unserem Glauben bekennen bei einem herzergreifenden Gottesdienst in der Ortenburger Marktkirche.
Schloßhof und Garten:
im Schloß:
Displays:
Modenschau:
Pferde und Lager vor den Toren:
Mutter und Tochter vor Schloß Ortenburg: