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Chapada dos Veadeiros

Am 18. Dezember fliegen wir nach Brasília. Hier werden wir von unserem (radebrechend englischsprachigen) Guide Acauã abgeholt. Stolz erzählt uns der junge Mann mit den Rastalocken und der schwarzen Sonnenbrille sogleich, daß er vor 3 Wochen gerade Vater einer kleinen Tochter geworden ist. Er kommt in Begleitung seines Bruders Aruã und hat sein Auto so mit Weihnachtseinkäufen vollgepackt, daß er beinahe unser spärliches Gepäck nicht unterbringt. Zweieinhalb Stunden dauert die Fahrt nach Alto Paraíso im Bundesstaat Goiás, während der wir zu dritt auf dem Rücksitz eingezwängt sind und der Kopf des schlafenden Apuã mir ständig auf die Schulter fällt...

Bei der Ankunft in Alto Paraíso stellen wir fest, daß wir tatsächlich in einem paradiesischen Hotel untergebracht sind. Wir geniessen den Pool, entspannen uns und sammeln Kräfte für den folgenden Tag.

Am Abend schlendern wir noch ein bißchen durch den Ort und suchen uns ein nettes Restaurant für das Nachtmahl.

Alto Paraíso ist ein seltsamer Ort, ein Sammelbecken für Esoteriker unterschiedlichster Couleur. Es wird von nächtlichen UFO-Sichtungen berichtet, auf die heilende Kraft der Kristalle im Erdreich der Chapada hingewiesen und an diesem abgelegenen Örtchen im brasilianischen Hinterland, wo man gegrilltes Fleisch oder deftigen Eintopf vermuten würde, reiht sich ein veganes Restaurant ans nächste. Irgendwie bizarr.


Unser erster Ausflug in der Chapada dos Veadeiros führt uns über 20 km Asphaltstrecke und weitere 35 km Erdstraße zum Rio dos Couros.

Die Vegetation ist hier eine völlig andere als im Pantanal. Diese Art Landschaft nennt man in Brasilien "Cerrado" und sie erstreckt sich über weite Teile Zentralbrasiliens. Steinige Böden, robustes Savannengras, niedrige Büsche und kleine, verkrüppelte Bäume erstrecken sich über die weiten Höhenzüge.

Wir haben heute eine anstrengende Wanderung vor uns.

Steil und steinig führt der Pfad über mehrere Kilometer bergab bis zum Rio dos Couros, der sich im Grunde einer weiten Schlucht über mehrere Stufen in die Tiefe ergießt.

Der Rio dos Couros ist sehr tanninhaltig. Die Hirschjäger ("Veadeiros", nach denen die Chapada benannt wurde) legten die Felle der erlegten Tiere in das Flusswasser, um sie zu gerben und haltbar zu machen. Rio dos Couros heißt wörtlich übersetzt Fluss der Felle.

Wir folgen dem Lauf des Flusses anderthalb Kilometer flussabwärts. Das letzte Stück ist noch einmal sehr steil, eine echte Kletterpartie. Hier geht Bert alleine mit Acauã weiter bis zum größten der unzähligen Wasserfälle, der Cachoeira dos Couros.

Oberhalb des großen Falls gibt es ein natürliches Becken, in dem man wunderbar baden kann. Meine Mutter und ich warten hier 2 Stunden, bis Bert und unser Guide wieder zu uns stossen. Hier finde ich meinen "Kraftort" - ich bin Filha de Oxum, jetzt weiß ich es.

In der Flußmitte hat das Wasser ziemliche Kraft. Die seitlichen Katarakte sind aber nicht so stark, daß man der Strömung nicht standhalten könnte. Die Felsen sind durch das Wasser ausgewaschen und fühlen sich glatt und weich an. Wenn man sie anfäßt, ist es, als ob man die Erde umarmt...

Wir wandern die anderthalb Kilometer wieder zurück zum Wasserfall "Muralha" (Mauer). Hier kann ich noch einmal ausgiebig baden.

Nun steht uns der lange Aufstieg zum Hochplateau bevor. Abgekämpft aber glücklich erreichen wir das Auto und lassen uns wieder zur Pousada da Grande Paz bringen.

Hier die ausführliche Bildergalerie der kompletten Wanderung:


Am folgenden Tag fahren wir erst einmal am Rand des Nationalparks Chapada dos Veadeiros entlang. An einem Mirante (Aussichtsstelle) machen wir Halt.

Diese wundervolle Senke, von Bergketten umrahmt, mit Palmen garniert, nennt man "Jardim de Maitreya", also Garten des Maitreya (Buddha).

Der "Morro da Baleia" (Wal-Hügel) ist ein weiteres Wahrzeichen der Region.

Bei diesen Ansichten bekommt man einen guten Eindruck der typischen Landschaft einer Chapada.

Unser heutiges Ziel ist es, ein weiteres Highlight dieser Region zu besichtigen: Vale da Lua. Das Tal bekam seinen Namen (Mondtal) auf Grund der zerklüfteten Felsen, die an unseren Erdtrabanten erinnern.

Die Felsen wurden vom tosenden Wasser des Rio São Miguel in bizarre zackige Formen geschliffen.

Etwas unterhalb dieser wilden Strudel, die durch scharfkantig ausgefräste Canyons toben, öffnet sich ein natürlicher Pool, in dem man gefahrlos ins Wasser steigen kann.

Nach links kann man zwischen den engen Felsen der Canyonwände ein Stück flussaufwärts schwimmen. Dann gibt es einen Durchschlupf zwischen den Felsbrocken, durch den ein Mensch gerade so durchpaßt - dort öffnet sich eine wunderbare Grotte, oben abdeckt von einem riesigen rundlichen Felsblock, der wohl irgendwann von den Naturgewalten mitgerissen wurde und hier an dieser Stelle auf den seitlichen Steinsockeln des Canyons zu liegen kam. An der Decke der Grotte kommt noch durch eine kleine mondsichelförmige Öffnung Licht herein, das Wasser sprudelt kräftig zwischen den Steinen hindurch und strömt zu unserem Einschlupf wieder hinaus ins Flussbett. Leider habe ich mich nicht getraut, den Fotoapparat hier mit zu nehmen...

Hier die ausführliche Bildergalerie des Ausflugs zum Vale da Lua:

 

Zum Abschluß des Tages fahren wir noch zu einem Wasserfall auf einer privaten Fazenda, São Bento. Es sind nur 400 m Fußmarsch und ein paar Meter steiniger Abstieg zum Wasser. Der Pool wird auf der einen Seite von einem felsigen Überhang begrenzt, so daß man teilweise unter dem Felsen schwimmen kann. Die Cachoeira de São Bento ist ein netter Ort zum Baden.  Das wissen allerdings auch viele Leute der Region und durch die leichte Erreichbarkeit ist hier verhältnismäßig viel los.


An unserem letzte Tag in der Chapada steht uns nur noch der Vormittag zur Verfügung, wir besichtigen daher den nahe an Alto Paraíso gelegenen Wasserfall Cachoeira dos Cristais. Eigentlich handelt es sich hier um einen Komplex von sieben kleinen Wasserfällen.

Wir folgen dem kleinen Bach gut einen halben Kilometer steil bergab auf einem felsigen Pfad. Der Weg ist gut ausgebaut, aber ungeheuer steil.

Der Véu de Noiva (Brautschleier) genannte letzte Wasserfall lädt uns zum Baden ein. Er plätschert in einen schönen runden Pool, eingerahmt von üppiger Vegetation, mit grünlich reflektierendem Wasser.

Wir haben Glück, relativ früh am Tag hier zu sein - der Ort ist ein beliebtes Ausflugsziel und später wird es hier sicher deutlich voller werden.

Der Aufstieg ist wieder sehr steil und mühsam, besonders in der aufkommenden Mittagshitze.

Meine Mutter kommt mit ihren 80 Jahren an ihre körperlichen Grenzen... Wir sind alle froh, die Kletterpartien gut überstanden zu haben. Es war sicher gut, daß wir der dringenden Empfehlung unseres Guides gefolgt sind und auf die eigentlich vorgesehene Wandertour innerhalb des Nationalparks verzichtet haben. Das wäre für uns zu anstrengend gewesen - da müssen wir leider realistisch bleiben und die schwierigen Canyons, die wir verpaßt haben, jüngeren und besser trainierten Reisenden überlassen.

Hier die ausführliche Bildergalerie des Ausflugs zum Vale da Lua: 

Nach dem Mittagessen fährt uns Acauã wieder nach Brasília und wir fliegen am Abend nach Manaus.

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