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26.5.2021:


Am nächsten Morgen sieht Gézas Fuß nicht wirklich besser aus. Trotzdem ist er wild entschlossen, den Marsch fortzusetzen. Allerdings geht das auch heute nur auf dem Karren.

Eigentlich wollten wir die nächste Nacht in Hadersfeld verbringen, das liegt aber oben auf dem Hügel. Steile Serpentinen führen kilometerweit hinauf. Das wäre zu viel für Rufus mit 3 Leuten an Bord, da könnte er mit Müh und Not den unbemannten Wagen hochschleppen - und auch das wäre schon fraglich wegen des vielen Gepäcks. Wir müssen also umdisponieren. Statt die Abkürzung über den Höhenzug zu nehmen, werden wir der weiten Donauschleife außen herum folgen. Diese alternative Strecke ist zwar etliche Kilometer länger, führt aber ständig durch ebenes Gelände.

Zunächst aber fährt uns Gézas Vater zurück zum Reitclub Tulln, wo wir Rufus wieder anschirren und uns anschließend zum Pressetermin am Stadtmuseum Tulln begeben.

Wir besichtigen das Museum mit seinen römischen Exponaten und posieren für ein paar Fotos.

Hier treffen wir auch Christiane Stift wieder, die Vorsitzende des Reitvereins Tulln. Wie wir jetzt erfahren, war ihr Mann jahrelang der Bürgermeister von Tulln und unter seiner Amtsherrschaft wurde auch das Marc Aurel Denkmal errichtet. Selbstverständlich finden wir uns auch dort auf der Donaupromenade zu einem Fototermin ein.

 


Von Tulln aus folgen wir dem Donau-Radwanderweg, zu dritt auf dem Karren, Frieda an der Leine hinter- bzw. nebenher. Im Trab kommen wir wieder zügig voran.

Zu Mittag halten wir in Zeiselmauer, etwas abseits von der Donau. Dort sind noch beeindruckende Reste des römischen Auxiliarkastells zu sehen.

 

Nach einer erholsamen Verschnaufpause begeben wir uns zurück an den Fluß. Unterhalb der Burgruine Greifenstein treffen wir wieder auf unseren alten Bekannten, den "Treppelweg". Einst Treidelpfad, heute hauptsächlich Bestandteil des Donau-Radwanderwegs.
Das Gebiet ist hier dicht besiedelt.

In Höflein an der Donau machen zwei Hunde hinterm Zaun ein Mords-Spektakel. Frieda will zu ihnen hinrennen, ich hole sie an der Leine zurück. Frieda läuft aber nicht zu mir hinter den Wagen, sondern seitlich in den Karren hinein. Wir hören nur ein schrilles Kreischen und dann Friedas Jaulen... sie ist mit dem Fuß unter das eisenbereifte Rad gekommen!

Wir stehen erst einmal da wie vom Donner gerührt. Ist der Fuß überhaupt noch dran? Ja, ist er. Aber gebrochen? Überall ist Blut...
Wir greifen zum Telefon - nur gut, daß wir so rasch Hilfe herbeiholen können.


Gézas Vater kommt mit dem Auto und bringt mich mit Frieda zum Tierarzt nach Klosterneuburg. Dr. Andreas Schnabl ist ein recht eigenwilliger Tierarzt, er ist ziemlich strack und geradeheraus und Gézas Vater muß ihm gleich assistieren. Frieda wird in Narkose gelegt, die tiefe Schnittwunde im Ballen muß gesäubert und mit etlichen Stichen genäht werden. An der Oberfläche der Pfote haben wir nur eine Schürfwunde und die Zehen scheinen nicht gebrochen zu sein: drei Mittelhandknochen kann Dr. Schnabl befühlen und sie sind noch ganz, beim vierten ist er sich nicht sicher.

In einer Wolldecke aus dem Auto schleppen Gézas Vater und ich (mit meiner flatternden Tunica bekleidet) den schlafenden Hund gute 100 Meter durchs Zentrum von Klosterneuburg. Der ganzen Situation haftet etwas zutiefst Surreales an.
Mir ist alles wurscht - Hauptsache, Frieda wird wieder.

Bert und Géza sind unterdessen mit Rufus weitergezogen. Sie suchen einen geeigneten Platz für ein Lager bei Klosterneuburg, da wir ja eigentlich woanders übernachten wollten. Géza kennt sich hier zum Glück gut aus, denn er wohnt ja ganz in der Nähe. Durch einen schmalen zugewucherten Trampelpfad, der vom Treppelweg in den Wald abzweigt, kommt man zu einem offenen Platz im Augebiet bei Kritzendorf. Dort können wir die Nacht verbringen, stören niemanden und werden auch nicht gestört. (FILM 2:11)

Nach längerem Suchen findet Gézas Vater die angegebene Stelle, die mit dem Auto nicht ohne weiteres zu erreichen ist.



Géza fährt mit seinem Vater nach Hause, weil er noch ein paar Dinge für die Übernachtung braucht. Als er zurückkommt, hat seine Mutter groß für uns aufgekocht: es gibt Schnitzel und Kartoffelsalat und für die arme Frieda Hühnchen mit Reis.

Ich will mich noch einmal ganz herzlich bei Monika und Hans-Dieter bedanken - es ist mir eine Ehre, euch kennen gelernt zu haben!