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500 Jahre Bauernaufstand - Der Kraichgauer Haufen unter dem aufrührerischen Pfarrer Anton Eisenhut nimmt die Burg Steinsberg ein.


Als im Mai 1525 der Pfarrer Anton Eisenhut den Menschen von der Freiheit predigte und die Menschenmassen hinter sich sammelte, hatte er nichts Geringeres im Sinn als den Aufbau einer neuen Weltordnung mit dem Ziel „bestehendes Unrecht zu beseitigen und durch Göttliches Recht zu ersetzen“. Alles Bitten und Mahnen der Vergangenheit hatte nichts gebracht, also blieb aus der Sicht Eisenhuts nur der gewaltsame Aufstand übrig. Mit dem „Armen Konrad“ und der Bundschuhbewegung waren in den Jahrzehnten davor schon zwei ähnliche Bewegungen gescheitert.

Der Kraichgauer Haufen war einer der letzten, die sich erhoben. Sie nutzten die Unruhe, die kurz zuvor in Württemberg ausgebrochen war, um ihrerseits loszuschlagen. Eine Besonderheit des Aufstandes unter Anton Eisenhut war, dass es allen Zerstörungen zum Trotz wohl kein Blutvergießen gegeben hat. Die Tumulte richteten sich gegen Symbole, nicht gegen Menschen. Eines dieser Symbole war die Burg Steinsberg als Sitz der Venninger.

Die Forderungen der empörten Bauern - freie Wahl des Pfarrers, das Recht zum Fischfang, Rückgabe der vom Adel eingezogenen Allmenden, Aussetzung von Fronarbeiten zur Erntezeit und Ähnliches - stammt aus den Zwölf Artikeln der Bauernschaft,  welche die Aufständischen im Deutschen Bauernkrieg 1525 in Memmingen gegenüber dem Schwäbischen Bund erhoben. Sie gelten nach der Magna Carta von 1215 als eine der ersten niedergeschriebenen Forderungen nach Menschen- und Freiheitsrechten in Europa.

Am 12. Mai 1525 wurde die Burg Steinsberg vom Kraichgauer Bauernhaufen erstürmt und niedergebrannt. Die Stadt Eppingen, woher die aufständischen Bauern gekommen waren, musste hierfür anschließend 5000 Gulden Schadenersatz leisten.

Bereits am 15. Mai – nach der vernichtenden Niederlage des württembergischen Bauernheeres am 12. Mai bei Böblingen – war Eisenhut bereit, den Kraichgauer Haufen aufzulösen. Am 18. Mai 1525 kam es in Hilsbach zu einem Vertrag, der die Auflösung beschloss. Anton Eisenhut wurde einige Tage später in Eppingen gefangen genommen und am 25. Mai nach Bruchsal geschickt, wo er nach einem kurzen Verhör auf dem Schlosshof öffentlich enthauptet wurde.

 


Unser Aufruhr beginnt am Dienstag dem 13. Mai 2025 in Menzingen.
Der Reitbetrieb von Elke Marz beherbergt uns in dieser ersten Nacht.

 


Während die Pferde eine wunderbare hoch mit Gras bewachsene Koppel zusammenfressen, müssen wir erst einmal ausladen, sortieren, umladen, zusammenbauen. Unser Bus mit Pferdeanhänger wird uns die nächsten zwei Tage als Trossfahrzeug begleiten. Herzlichen Dank an Rose Brundelius, die aufs Mitlaufen verzichtet hat, um unser Geraffel durch den wunderschönen Kraichgau zu fahren.



Nachdem am nächsten Morgen das vierte Pferd, der Criollo Carlos, eingetroffen ist, beginnen wir die erste Etappe unseres Marschs, von Menzingen nach Eppingen.


Die Mittagspause verbringen wir ganz idyllisch an einem Weiher. Wir haben ausreichend Zeit, gemütlich ein Stündchen im Schatten zu dösen, bevor es weiter geht.

 


Wir ziehen durch die hügelige Wald- und Wiesenlandschaft des Kraichgaus. Begleitet werden wir übrigens von einem Vater-und-Sohn-Filmteam.

 




Nachts lagern wir auf der Schafkoppel der kurz vor Eppingen gelegenen Raußmühle.
Das historische Hofgut ist heute in Besitz des Kunstmalers und Antiquitätenhändlers Frank G. Dähling und beherbergt das Archiv für die Geschichte des ländlichen Lebens, eine private volkskundliche Sammlung der ländlichen Sachkultur mit zahlreichen Mausefallen vom Mittelalter bis zur Gegenwart, Maltersäcken, Brettstühlen, Schlössern und Schlüsseln sowie diversen Gegenständen des Volksglaubens.

 





Die Nacht ist entspannt, wir lauschen dem Gesang der Nachtigallen. 
FILM: Verano träumt
Am nächsten Morgen können wir frisch gestärkt in den zweiten Marschtag starten.


Wir folgen der historischen Route des Kraichgauer Haufens und reiten in Palästina ein.

 


Ähm, nein, Eppingen wollte ich sagen!
Dort treffen ein paar weitere Aufrührer zu unserer Truppe. Der Haufen wächst an.



Die Bundschuh-Fahne begleitet uns auf dem Anmarsch von Eppingen auf die Burg Steinsberg.

   


Trotzdem ist noch Zeit für eine kleine Mittagspause.

 


Auch die Kamera begleitet uns weiterhin.


Schließlich kommt die Burg in Sicht.


FILM: Anmarsch auf Burg Steinsberg
Wir erklimmen die letzte Anhöhe und schlagen unser Lager zu Füßen der Burgmauer auf.

 



Die Pferde dürfen sich erst einmal ausruhen.

 
FILM: schlafende Pferde

 


Szenen aus dem Lagerleben:

 



Nach ihrem wohlverdienten Schlaf dürfen die Pferde die Burg erkunden.

 



Ein heikles Thema, das Anlaß zu Spekulationen bietet: Helgas Matschauge und Dietrichs verbundene Hand.
Was ist passiert? Die einen sagen, Dietrich habe Helga mit der Faust aufs Auge geschlagen und daraufhin habe sie ihn in die Hand gebissen.
Andere behaupten, es sei ein zerbrochener Stuhl im Spiel gewesen.
Was ist nun wahr? Wir werden es nie erfahren!

 




Am Samstag und Sonntag werden die historischen Ereignisse vor 500 Jahren nachgespielt.

Erste Szene ist der Sturm der empörten Bauern auf das Tor der Burg. Anton Eisenhut hält eine flammende Rede, in der er seine Forderungen stellt:  

Brüder, heute stehen wir hier, vor dieser stolzen Feste der Herrschaft, die uns über Jahrzehnte geknechtet hat! Ich, Anton Eisenhut, habe euch gerufen und Ihr alle seid meinem Brief gefolgt! Die Bauern im Kraichgau sind endlich aufgewacht! Mit Wagen seid ihr nach Gochsheim gekommen und bis hierher, um uns unsere von altem Herkommen zustehenden Rechte zurückzuholen: Waldgang, Allmende, Das Recht zu Fischen, keine Frondienste während unserer Erntezeit, erdrückende Abgaben und das Recht unsere Pfaffen selbst zu wählen: Die Herren sollen erzittern! Ich frage euch: Wollen wir weiter dienen oder endlich selbst bestimmen?
(...) Unsere Sache ist gerecht! Sie sollen uns nicht unterschätzen. Wir sind nicht nur ein Haufen wilder Bauern, wir sind ein Heer, das für die Freiheit kämpft.


Ein Reiter wird mit den schriftlich formulierten Forderungen zum Burgvogt geschickt mit einem Ultimatum zur Übergabe der Burg.

 






Szene 2: Als die Zeit ohne eine Antwort der Burgbesatzung verstrichen ist, verschaffen sich die Bauern mit Gewalt Zugang.

 

 

 


Im Angesicht der großen Überzahl der angreifenden Bauern muß die Burgherrin klein beigeben.
Agnes von Venningen wird mit ihrem Gesinde aus der Burg gejagt. Unter dem Spott der Bauern fährt ein Mistkarren vor, um sie "standesgemäß" abzutransportieren. Die Frauen dürfen nur mitnehmen, was sie am Leibe tragen. Blut wird allerdings nicht vergossen.

 




3. Szene: Die Bauern plündern die Burg und verbrennen die Zinsbücher.

Aber das Beste haben wir hier in der eisenbeschlagenen Truhe: Gülten, Zinsen, Schulden, UND DIE GRUNDBÜCHER(dann öffnet er den Deckel der Truhe und wühlt in den Papieren). Hier sind die Tränen vieler Jahre aufbewahrt. Die Ärsche werden wir uns damit wischen und dann ab ins Feuer damit. Hier steht alles! Alles was wir den feinen Herren noch hätten zahlen sollen für „gnädig“ überlassenes Saatgetreide nach einem schlechten Jahr. Noch ausstehende Abgaben, wenn es uns schlecht ging und wir die Ernte nicht vor dem Wetter einbringen konnten. Hier finden wir all das, was uns abgepresst wurde! Eigentlich müsste unten aus der Kiste das Blut unserer Brüder laufen und den Boden ringsum rot tränken. (...)

Wenn die Truhe sprechen könnte, müssten wir uns die Ohren zuhalten vom Weinen unserer hungrigen Kinder und dem Knurren unserer leeren Bäuche und von all dem Leid, welches unsere Leute erfahren haben. (...)

Ja, hier drin ist das Unrecht der Herren! Fein säuberlich dokumentiert, geordnet und sortiert. Schön aufgeschrieben nach dem sogenannten römischen Recht und damit wird unser altes Herkommen und die damit verbundenen Rechte auf Fischfang, Waldgang und Allmende aufs übelste mit den Füßen getreten. Auf Brüder, befreien wir uns von diesem uns angetanen Unrecht und lasst uns alles dies ins Feuer werfen.

 

 







PORTRAITS:




Schwarzpulver macht BUMMMM

 



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