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Historische Informationen zum Jacobi-Viehmarkt 1756

Der Jacobi-Viehmarkt sollte regelmäßig am Tag vor Jacobi (25. Juli) abgehalten werden, wie ein Dekret vom 5.9.1761 erwähnt. Am 30. Juni 1756 wies allerdings der Amtmann des Amtes Rosengarten, Christoph Ludwig Döllin, auf die Problematik hin, dass Jacobi in diesem Jahr auf einen Sonntag falle. Daher einigte man sich im Rat den Viehmarkt auf den Donnerstag darauf, also den 29. Juli 1756, zu verlegen.

Der Jacobi-Viehmarkt bedeutete für den Rat von Hall stets große Einnahmen. So brachte der von 1759 insgesamt 197 fl. 11 ß 6 hl. ein, fast viermal soviel wie der Michaelis- und fast fünfmal soviel wie der Knabendienstags Viehmarkt. 1759 trug allein der Judenleibzoll 22 fl.15 ß ein, der „Gulden Zoll“ 162 fl. 3 ß.

Abkürzungen

Heller – hl.
Kreuzer – x (zu 8 hl.)
Schilling – ß.
Gulden – fl. (zu 60 x bzw. 30 ß)


Zu allen Viehmärkten reiste eine bedeutende Anzahl von wichtigen Amtsträgern so der Amtmann, ein Pfleger, der Amtschreiber, der Grabenreiter, der Heidejäger und der Wachtmeister an.

Die Juden auf dem Jacobi-Viehmarkt

Unter den 1756 anwesenden Juden, von denen der oben erwähnte Leibzoll erhoben wurde, wissen wir von einem gewissen Lippmann aus Krautheim, der sich beim hällischen Magistrat beschwerte, da er vom Caspar Wagner zu Hessenthal eine hustende Kuh erstanden haben soll. Im 18. Jahrhundert gab es oft Streitigkeiten über als gesund angegebenesaber später als krank und untauglich befundenes Vieh.

Seit dem ersten Viertel des 18. Jahrhunderts betrieben die Juden aus Steinbach und Unterlimpurg den Viehhandel mit einigem Erfolg. Bis in die 1770er hatten die Juden aus Unterlimpurg, Steinbach, Braunsbach und Crailsheim eine starke Stellung im Viehhandel; christliche Händler waren eine Randerscheinung. Die Ursachen dafür liegen in freiem Kapital, größerer Risikobereitschaft als bei der ansässigen Bauern- und Bürgerschaft, Kreditwürdigkeit, Kenntnisse der Viehkrankheiten, Abkömmlichkeit und gute Geschäftsbeziehungen. Die Juden hatten Kontakte über die Landesgrenzen hinaus. Wobei man sagen muss, dass der Viehhandel im Hällischen generell keineswegs in kleinregionalem Maßstab betrieben wurde. Auch Juden von weither betätigten sich im Viehhandel, so ein Mannheimer Jude Hayum Isaak, der 1777 wegen Ochsenkaufs im Comburgischen viele Schulden hatte.

Jeder Jude über 12 Jahren hatte auf dem Viehmarkt einen Leibzoll von 6 Kreuzern zu erlegen. Die Anzahl der jüdischen Viehhändler und ihrer ebenfalls jüdischen Knechte muss also bedeutend gewesen sein, auch wenn man ins Feld führen kann, dass der Judenleibzoll nicht nur einmalig, sondern auch täglich zu entrichten war. So musste ein Jude, der bei einem Gastwirt übernachtete, am Tag der Ankunft und erneut an dem darauf den Leibzoll zahlen. Die Einziehung dieses Judenleibzolls war offensichtlich eine sehr wichtige Einnahmequelle für die Staatskasse. Wenn man diesen nicht vor Marktbeginn entrichtet hatte, wurden empfindliche Strafen verhangen, wie die Amtsrechnungen beweisen.

Viehpreise und Steuern

Die Einziehung der Akzise, eine Art Umsatzsteuer auf den Verkaufserlös, wurde von der anwesenden Obrigkeit übernommen. 1756 betrug diese 6 Heller auf jeden Gulden. Für die Attestate wurden weitere Gebühren verlangt; das Zollzeichen für die auf den Markt getriebenen Tiere trug nochmal dem Staatssäckel 6 Heller pro Stück Vieh ein.

Die Preise für Vieh variierten wohl stark, je nach Gesundheitszustand und Tauglichkeit des Tieres beispielsweise als Zugtier im Falle der Ochsen. Im Mai 1748 wurde in Folge von Nachsteuer eine Kuh mit 15 fl. veranschlagt. Im Streit im Jahre 1760 zwischen Seligmann Moses aus Steinbach und Jerg Sommer aus Oberfischach tauchen Preise für Ochsen auf, die in den Vorjahren von dem jüdischen Viehhändler an Sommer verkauft worden waren. Ein Paar Stiere kostete 65 fl., ein anderes 55 fl., ein drittes wurde nur mit dem Wert von 35 und ein viertes sogar mit 32 fl. angegeben.
Eine Gans wurde in einem Inventar von 1756 mit 10 ß und ein Huhn mit 5 ß Wert ausgewiesen.

Auch wenn um die Mitte des 18. Jahrhunderts der Weinbau zusehends aufgegeben wurde und teilweise Weinberge, Seen und Weiher zu Wiesen umgewandelt wurden, nahm doch die Zahl der Rinder keineswegs zu. Für das Amt Rosengarten finden sich einige interessante Zahlen. 1754 gab es dort 33 Stück feiles Mastvieh, 63 neu eingestellte Ochsen, Stiere und Rinder sowie 31 Stück Zugvieh. Durchschnittlich befanden sich 1662 in Raibach 9,8 und in Tullau 3,0 Rinder, 5,6 und 2,1 Schafe sowie 1,0 beziehungsweise 0,5 Schweine pro Hof. Seit 1662 haben sich die Zahlen nicht sonderlich geändert. Wichtig ist aber, dass in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts die Pferdehaltung zugenommen hat.

1756 wurden im Amt Rosengarten zu Viehmärkten immerhin nicht weniger als 1.668 Tiere aufgetrieben, was einen Umsatz von 9.960 fl. und Akziseeinnahmen von 166 fl. einbrachte.