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Tag 3: von Dietfurt nach Deining

Heute haben wir die längste Etappe vor uns, über 40 km sind es auf jeden Fall. Wir sehen zu, daß wir um 7 Uhr frühstücken und zügig loskommen. Trotzdem müssen wir wenigstens kurz unsere tierischen Nachbarn fotografieren, wo wir doch schon die Ziegen in Pillhausen vergessen haben!

Für den Abstieg finden wir einen guten Weg, der etwas weniger senkrecht zur Falllinie verläuft als unser gestriger Aufstieg. Unser Weg überwindet denselben Höhenunterschied auf doppelter Länge und ist also nicht so furchtbar steil. Trotzdem führen wir bergab, denn wir haben heute noch einiges vor uns.

Im Tal angelangt, wollen wir auf die andere Seite der Laber wechseln. Vor uns liegt ein schmaler Steg aus Eisen, wir müssen die Steigbügel überschlagen, damit die dicken Pferdebäuche durch das Geländer passen.

Bert geht mit Molly voran, als sie aber den Fuß auf das Bodenblech setzt und das metallische Geräusch hört, stutzt sie und läßt sich nicht zum Weitergehen überreden.

Nach kurzer Zeit versuche ich es mit Gilette. Ich führe sie an den Steg und sie folgt mir langsam und vorsichtig ohne zu zicken.

Jetzt will Molly natürlich hinterher - trotzdem dauert es noch eine ganze Weile, bis unser Kaltblut den ganzen Mut zusammennimmt und über die filigrane Brücke trippelt.

Ein paar Schritte weiter sehen wir eine Furt, die scheinbar problemlos über die Laber geführt hätte. Bert geht ein bißchen mit Molly planschen, bevor wir unseren Weg fortsetzen.

Ein Stückchen weiter führt uns eine weitere Furt wieder an das rechte Laberufer zurück. Wir folgen der Weißen Laber flußaufwärts, immer im Tal. Hier ist wieder unser Jurasteig ausgeschildert, außerdem der Wasser- und Mühlenweg.

Wir schwelgen in den Eindrücken dieser naturbelassenen Flußlandschaft.

Sanft mäandert die Weiße Laber durch die Wiesen. Kleine Seitenarme zweigen ab und bilden Inselchen, unzählige kleine Quellbereiche und Rinnsale führen ständig neues Wasser zu. Mancherorts ist das Gestrüpp dichter und es liegen Äste im Wasser, die die Laber an diesen Stellen ein wenig wild erscheinen lassen. Ein paar steinerne Wehre, halb verfallen, sind stumme Zeugen dieser alten Kulturlandschaft.

Das schreibt sich so schnell dahin, in einem Absatz - dabei füllt dieser Eindruck eigentlich den ganzen Tag aus. Das ist das Zentrum, der Kern unseres Wanderritts...

Zuweilen passieren wir kleine Ortschaften oder einzelne Mühlen, immer entlang der Wanderweg-Beschilderung.

Unterhalb von Hermannsberg lädt uns eine erfrischende Quelle zu einer längeren Rast ein. Direkt am Wasser wächst Pfefferminze, Bert versucht, die Pferde damit einzureiben, um die Bremsen zu vertreiben, leider nur mit mäßigem bzw. sehr kurzfristigen Erfolg. Heute wo die Sonne endlich wieder scheint kommen die Stechbiester aus allen Ecken.

Die Pferde werden abgetrenst und dürfen frei grasen. Gilette legt sich - von uns unbemerkt - mit Sattel und Packtaschen hin. Erst das zufällig geschossene Beweisfoto bringt die Schandtat ans Licht. Als wir die Pferde kurz vor dem Weiterritt an der Marientränke ausgiebig saufen lassen, sitzen Sattel und Gepäck einwandfrei, ich wäre nie auf die Idee gekommen, daß Madame sich gewälzt hat.

Die Landschaft ist abwechslungsreich, denn der Wanderweg verläßt zuweilen auch mal das Tal und führt uns z.B. zwischen Hermannsberg und unserer "Mittags"rast (gegen 15:30 Uhr), der Sippelmühle, durch einen wundervollen Hohlweg im Wald.

Die Sippelmühle wurde nach Aussage des Wirts bereits um 1420 erwähnt. Die Innenräume wurden leider umgestaltet, ein Obergeschoß eingezogen, um der modernen Verwendung als Gaststätte Rechnung zu tragen.

Angeschlossen ist ein großer Campingplatz mit Wohnanhängern, die komplett massiv eingebaut sind, umrahmt von üppig bepflanzten blühenden Vorgärtchen und Hecken, die sichtlich schon einige Jahre den Trailer einwuchern. Also eine kleine Ferienhaus-Siedlung - Mobilität ist nicht wirklich gegeben, wegfahren könnte da sicher kaum einer!

Hinter der Mühle an einer Anbindestange stehen 4 Isländer, die Reiter finden wir vorne im Biergarten. Sie sind Gäste auf dem Isländerhof in Tauernfeld, den wir bei der Planung als eventuelle Wanderreitstation ins Auge gefaßt hatten. Genau wegen dieser Gäste konnten wir dort nicht beherbergt werden, uns wurde als Alternative unsere jetzige Station in Oberbuchfeld empfohlen.

Wir wollen erst warten, bis die Anbindestange wieder frei ist, binden unsere Pferde dann aber bei einem Schuppen an, denn dort stehen sie etwas geschützter im Schatten. Außerdem können wir sie hier vom Biergarten aus sehen.

Wir beeilen uns mit dem Essen, denn die Sippelmühle ist erst etwas mehr als zwei Drittel unserer Strecke - bis zur Übernachtungsstation in Oberbuchfeld haben wir noch ein gutes Stück zu gehen.

Unser Wanderweg zweigt erst mal vom Tal der Weißen Laber ab und folgt ein Stück dem Alfalterbach, ehe er im Wald eine Kurve einschlägt und uns unter der Eisenbahnbrücke hindurchführt. Ein Stück begleitet der Wanderweg bzw. Radweg die Autostraße nach Deining, dann biegt er wieder in den Wald ein. Auf der Höhe von Mittersthal gelangen wir wiederum an eine unseren Weg kreuzende Teerstraße und verlieren die Wanderwegmarkierung - es geht auf der anderen Seite der Straße einfach nirgendwo weiter. Da wir die Hunde nicht dabei haben und unsere Pferde so brav sind, begeben wir uns einfach auf die Asphaltstraße und reiten pfeilgrad nach Deining hinein.

Frech wie Oskar durchqueren wir Deining der Länge nach auf der Bundesstraße 8. Beim Sportplatz mündet wieder ein Wanderweg ein, der das Labertal weiter hinauf führt, durch die idyllisch gelegene Siegenhofermühle Richtung Arzthofen. Wir treffen einen Mann, der auf unserem Wiesenweg gerade seine Einkäufe per Fahrrad nach Hause schiebt. Kunstschmied ist er, erzählt er uns, und er renoviert zur Zeit eine alte Mühle, noch weiter flußaufwärts. Wir müssen uns aber verabschieden und den Waldweg bergauf auf die Hochfläche suchen, denn jetzt sind wir praktisch schon da.

Oben empfängt uns wieder eine völlig andere Landschaft, viel rauer, weite Felder, Wind. Der Blick ringsum ist großartig, aber den richtigen Sinn dafür haben wir jetzt nicht mehr - jetzt wollen wir nur noch ankommen. Elfeinhalb Stunden sind wir bereits unterwegs...

Oberbuchfeld ist ein richtiger Pferdeort, überall gibt es ausgedehnte Koppeln und Stallungen. Übernachten werden wir mitten im Ort direkt bei der Kirche, bei Simone Schaller und Hubert Weihrich. Die beiden haben etwa 15 Pferde zu versorgen (davon die Hälfte eigene) und sind ständig dabei, ihren Hof auszubauen und zu perfektionieren. Irgendwie gibt es da eine gewisse Seelenverwandtschaft und wir fühlen uns auf Anhieb zu Hause. Unsere Pferde, die heute doch ordentlich geschwitzt haben, dürfen sich auf dem Hackschnitzelplatz wälzen und dann noch eine Weile am Rand grasen, bevor wir sie in die Boxen bringen. Unterdessen werden die Reiter mit einem leckeren Geschnetzelten verwöhnt, dazu gibt es einen erlesenen Bordeaux - ja, das ist Urlaub!

Die heutige Wanderreitstation haben wir übrigens über die Pferdefreizeit Oberpfalz gefunden.

Bildergalerie Tag 3:

 

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