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Unterwegs auf dem Jurasteig, Juni 2011


Tag 1: von Denkendorf nach Riedenburg

Wir beginnen unseren 4-Tages-Ritt am 01.06.2011 in Schönbrunn bei Denkendorf. Kaum sind wir vor Ort eingetroffen, schon beginnt es zu nieseln. Beharrlicher Regen und unangenehmer Wind werden heute leider unsere ständigen Begleiter sein.

Mit der vorher telefonisch eingeholten freundlichen Genehmigung des Grafen von der Schulenburg dürfen wir Auto und Pferdehänger unter dem Vordach eines zur Gutsverwaltung gehörigen Stadels parken - so können wir im Trockenen satteln und gut gelaunt zu unserer Tour aufbrechen.

Es ist etwa 9:30 Uhr als wir aufsteigen und noch mal einen kurzen Abstecher in den Innenhof von Schloß Schönbrunn machen. Leider ist der Graf nicht zu sehen, wir hätten uns gerne bedankt für die nette Unterstützung. Auf jeden Fal ist Schönbrunn ein würdiger Startpunkt für unseren Wanderritt!

Der heutige Tag steht unter dem Motto "5-Schlösser-Ritt": Schönbrunn, Sandersdorf, Hexenagger, die Rosenburg und Schloß Prunn liegen auf unserer Strecke.

Ursprünglich hatten wir gleich ab Schönbrunn den vielversprechenden Limes-Wanderweg ausgesucht, der einen ewig langen Wiesengrund entlangführt. Leider ist ein großer Teil des Köschinger Forsts (in Besitz des Wittelbacher Ausgleich-Fonds) durch einen Wildzaun abgesperrt und daher für Reiter nicht zugänglich. Wir beschliessen, uns trotz einiger Kilometer erforderlichen Umwegs nicht darüber zu ärgern und die Laune verderben zu lassen, erklären kurzerhand den Wildzaun zum "Limes" und den Jägerstand zum "Römischen Wachturm" und reiten brav außen herum, wie es uns vorher telefonisch von einem Mitarbeiter der Forstverwaltung beschrieben worden war. Mit viel Engagement hat Herr Holzknecht sich bemüht, eine pferdegeeignete und landschaftlich reizvolle Alternative für uns zu finden. Herzlichen Dank!

Durchs schöne Höllental gelangen wir außerhalb des Zauns auf das letzte Stück unseres Wiesengrunds. Dann verlassen wir gegen Mittag den Grund und biegen nach Südosten ab. Wir erreichen das Schambachtal unterhalb von Schamhaupten bei der Ortschaft Sandersdorf.

Der Regen will und will nicht aussetzen, wir sind ziemlich durchgefroren und müssen uns redlich bemühen, die gute Laune nicht zu verlieren.

Als wir kurz vor 13 Uhr den Ort Sandersdorf durchqueren, bemerken wir eine Bäckerei, die noch geöffnet hat. Die freundliche Verkäuferin hat uns auch gesehen. Sie nimmt ihre Bestellung auf und bringt uns 2 Nußecken direkt ans Pferd. Molly und Gilette bekommen von ihr jede eine trockene Semmel.

Frisch gestärkt suchen wir den kleinen Wanderpfad, der hinter Sandersdorf die Anhöhe erklimmt. Der Weg führt genau am Abbruch entlang in östlicher Richtung und gewährt einen wundervollen Ausblick auf Dorf und Schloß. Auf diese Weise umgehen wir Neuenhinzenhausen und Sollern und meiden den Engpaß unten im Tal mit der vielbefahrenen Straße. Noch vor Altmannstein entfernen wir uns etwas aus dem Schambachtal und steuern in nordöstlicher Richtung den Ort Berghausen an.

Nur ein klitzekleines Stück Asphalt und schon biegt rechts ein Wanderweg in das idyllische Wacholdertal ein.

Das Wacholdertal führt uns in südöstlicher Richtung zurück zur Schambach. Bei der Hanfstinglmühle erreichen wir den Radwanderweg, der uns immer an der Schambach entlang über Hexenagger nach Riedenburg führt. Der Bach hat inzwischen eine Kurve gemacht und fließt nicht mehr nach Osten, sondern mehr oder weniger in nordöstliche Richtung.

In Hexenagger ist der Radwanderweg kurz unterbrochen, wir müssen mit den Pferden auf die Autostraße, um den Ort zu durchqueren. Das Tal ist eng, die Straße stark befahren, Mit Holzstämmen beladene LKWs brausen um die Kurven, daß es einem angst und bange werden kann.

Wir halten Ausschau nach einer Einkehrmöglichkeit. Außer einem sehr frühen Frühstück und der Sandersdorfer Nußecke haben wir noch nichts im Magen.

Direkt an der Hauptstraße steht eine Gaststätte mit eigener Metzgerei, die Wirtin steht gerade zufällig in der Tür. Das ist ein Wink des Schicksals! Wir binden unsere Pferde an einem kleinen Holzschuppen an einem rostigen Scharnier fest, nur die baufällige kleine Hütte trennt sie von den röhrenden LKWs, die im 5-Minuten-Takt die Hauptstraße entlangdonnern. Dessen ungeachtet begeben sich beide Pferdedamen mit eingeknicktem Hinterbein in Schlafstellung, wir Menschen kehren ein und verzehren einen leckeren Leberkäse mit Ei, den uns die Wirtin zubereitet hat, obwohl die Küche um diese Uhrzeit - 14:30 Uhr - eigentlich schon kalt ist. Dazu gibt's einen Tee bzw. heiße Zitrone zum Aufwärmen.

Auf einmal wird uns bewußt, daß irgendwas anders ist... oh ja - es hat aufgehört zu regnen!

Frisch gestärkt machen wir uns nach einer halben Stunde wieder auf die Socken oder besser auf die Hufe.

Gleich am Ortsausgang von Hexenagger treffen wir wieder auf unseren Radwanderweg, der inzwischen in Richtung Norden führt. So tingeln wir gemütlich - und trocken - an der Schambach entlang, bis unser Radweg zu Füßen der Rosenburg auf den Ort Riedenburg und den Main-Donau-Kanal trifft.

Riedenburg ist wirklich ein netter Ort, viele malerische kleine Häuschen mit üppigem Blumenschmuck erzeugen einen Eindruck von Heiterkeit und Idylle. Die Gegend ist touristisch gut erschlossen, die Rad- und Wanderwege führen uns praktisch "autolos" bis ans Ufer des Main-Donau-Kanals. Dort wenden wir uns nach rechts - also Osten - und folgen dem Radwanderweg.

Stolz thront Schloß Prunn am gegenüberliegenden Ufer. Wir überqueren den Kanal bei Nußhausen und haben nur noch ein paar Meter am anderen Ufer zu gehen bis zu unserer Übernachtungsstation in Pillhausen. Es ist Abend geworden. Wie spät? Gegen 19 Uhr, wenn ich mich im Nachhinein richtig erinnere.

Der Kastlhof ist ein großer Touristengasthof, mit Wirtschaft, Fremdenzimmern und angeschlossenem Campingplatz. Er ist bei "Reiten zwischen Main und Donau" als Wanderreitstation ausgewiesen.

Wir suchen den Chef Herbert Brock und er zeigt uns den Stall. Jede Menge Viehzeug lebt auf dem Kastlhof, der Stall ist bevölkert mit Ziegen, einem Schafbock und der Pferdedame Rosalie, die reges Interesse an unseren Mädels zeigt. Ein Ziegenbock steht in der Pferdebox oben auf dem Futtertrog wie ein Steinbock auf dem Matterhorn!

Die Boxen sind groß und üppig eingestreut, aber unsere Pferde fremdeln trotzdem und es paßt ihnen ganz und gar nicht, daß zwischen ihnen eine Trennwand ist. Der Hafereimer, der ihnen vom Kasthof-Chef zum Trost überreicht wird, ist allerdings randvoll gefüllt und wir müssen unseren Pferden wieder mehr als die Hälfte davon wegnehmen. Also, satt werden sie heute abend bestimmt!

Auch wir lassen es uns im Gasthof schmecken. Als wir nach dem Essen wieder nach den Pferden schauen, sitzt Herbert Brock mit einem Freund, Sohn Andreas und einem Fläschchen Bier im Stall, Rosalie und die Ziegen laufen frei herum. Wir setzen uns noch eine ganze Weile dazu, bis uns dann doch Müdigkeit überkommt - es war ein anstrengender Tag.

 

Bildergalerie Tag 1:


Tag 2: von Riedenburg nach Dietfurt

Nachdem wir am ersten Tag laut Planung 33 km bewältigt haben (mit dem Umweg am Wildzaun noch mal ein bißchen mehr), haben wir heute nur 26 km zu gehen. Dafür gibt es aber einiges an Höhenunterschieden zu überwinden. Trotzdem bleibt Zeit, um 7:30 Uhr gemütlich zu frühstücken und die Pferde in aller Ruhe zu satteln.

Wir gehen ein Stück am Main-Donau-Kanal wieder Richtung Riedenburg zurück, diesmal aber am nördlichen Ufer, direkt unter der Prunn vorbei. Der Radweg wird an einer Stelle recht schmal und führt dann über eine enge Holzbrücke. Unsere Pferde meistern diese Hürde souverän, Gilette geht voran und zögert nicht eine Sekunde.

Wir verlassen das Tal kurz hinter der Ortschaft Prunn bei der 1650 erbauten Kapelle Maria Hilf. Von Emmerthal aus hat man noch mal einen schönen Ausblick auf den Kirchturm von Prunn und Schloß Prunn im Hintergrund.

Unser Weg führt uns das Seitental entlang, immer durch den Wald, vorbei an einem Steinbruch, hinauf zum Emmerthalgrund. Bert findet auf der Karte den richtigen Weg für den letzten steilen Aufstieg und schon verlassen wir den Wald südlich von Schaitdorf.

Jetzt befinden wir uns auf der Jurahöhe auf etwa 500 m. Über Felder gelangen wir südwestlich von Jachenhausen an die Abbruchkante mit der berühmten Drachenfliegerrampe. Dort treffen wir auf den Jurasteig, einen ausgeschilderten Fernwanderweg, dem wir die nächsten Tage folgen oder dem wir zumindest immer wieder begegnen werden.

Der atemberaubenden Ausblick über die Altmühlschleife hält uns eine ganze Weile in seinem Bann, wir machen eine längere Rast und lassen die Pferde grasen - direkt am Abbruch... Irgendwann verliere ich die Nerven, weil die Pferde beide gar so gierig in Richtung Abgrund ziehen. Lieber führe ich sie wieder ein Stückchen weiter weg, wo ich nicht gar so aufmerksam sein muß, sondern selber ein bißchen die Landschaft betrachten kann. Bert ist unterdessen mit dem Foto unterwegs und hält Ausblick und Flora im Bild fest.

Wir setzen unsere Wanderung auf dem Jurasteig fort, der ein Stückchen parallel zum Abbruch verläuft, erst in offenem Gelände, später im Wald. Den extra Schlenker zum Teufelsfelsen verkneifen wir uns, denn der schmale Pfad führt direkt am Abgrund entlang und der Boden ist uneben und mit großen Felsbrocken durchsetzt. Ich bin sicher, unsere Pferde könnten da theoretisch problemlos gehen. Aber ein Stolpern oder Ausrutschen hätte hier so fatale Folgen, daß wir nicht bereit sind, auch nur das allerkleinste Risiko einzugehen.

Bei den Feldern um Perletzhofen erreichen wir wieder flaches Gelände, oben auf der Hochebene. Perletzhofen ist ein kleines Dorf, etwa so wie Ammerfeld, und wir wagen daher gar nicht, auf eine Gastwirtschaft zu hoffen... Aber  am Ortsausgang treffen wir auf eine große Metzgerei mit angeschlossener Wirtschaft. Zwei junge Männer sitzen draußen im Biergarten - ach ja, heute ist ja Vatertag! Pardon, eigentlich Christi Himmelfahrt, gell? Wir binden die Pferde an einem Baum an, hocken uns dazu und verspeisen genüßlich ein leckeres Schnitzel. Während wir uns mit den Jungs unterhalten, kommen immer mehr herbei, die alle innen gesessen hatten - eine ganze Horde ortsansässiger Jugendlicher auf Vatertagstour. Lustig waren sie und nett - angeheitert, nicht rotzbesoffen.

Frisch gestärkt und äußerst vergnügt durchqueren wir die Felder von Perletzhofen nach Schweinkofen und weiter zum Waldrand und suchen dort den Einstieg zu dem Waldweg, der uns nicht allzu steil wieder zurück ins Tal nach Mühlbach führen soll. Es ist ein langer Abstieg, aber er ist problemlos zu bewältigen. Wir sind ohnehin abgesessen und führen unsere Pferde bergab.

Der Ort Mühlbach bleibt für uns einfach links liegen, wir streifen nur den äußersten Rand, mit der Kirche Mariä Heimsuchung und ein paar malerischen alten Gebäuden. Ein bißchen Zeit bleibt uns allerdings für eine kurze Verschnaufpause auf einer Parkbank, zur Freude der anwesenden Kinder, bevor wir uns wieder in Bewegung setzen müssen.

Der Weg steigt hinter Mühlbach wieder auf eine gewisse Höhe an, führt dann aber am Hang entlang auf mehr oder weniger gleichbleibender Höhe Richtung Wildenstein. Der Ort Wildenstein liegt oben auf dem Berg, aber dort wollen wir ja gar nicht hin. Mit Blick auf die Stadt Dietfurt wandern wir an der Hügelflanke entlang um Wildenstein herum.

Bei Haas werden wir schon von weitem von lautem Eselsgeschrei begrüßt. Dort überqueren wir die Straße und gehen nun schon ein Stück Weges im Tal der Weißen Laber.

Die heutige Wanderreitstation befindet sich aber dummerweise nicht unten im Tal, sondern wieder oben auf dem Berg, gegenüber von Wildenstein, in Mitteldorf. Wir erwischen versehentlich den falschen Waldweg nach oben und gehen einen elendig steilen, schier endlosen Weg bergauf bergauf bergauf. Molly droht zu streiken, ihr geht echt die Puste aus, während Gilette die Bergziege nebenher noch Muße hat, ein paar leckere Kräuterchen zu naschen.

Auf jeden Fall sind wir alle froh, als wir die Anhöhe unbeschadet erreicht haben. Nur noch ein paar kleine Feldwege und schon sind wir da. Auf die Pferde warten Boxen, die so groß sind, daß wir beide Pferde gemeinsam stellen können. Das macht unsere Pferde glücklich und den Gastgebern weniger Arbeit. Vier riesige Wassereimer sind schon befüllt und stehen für uns bereit. In der Nebenbox wohnen drei Schweine, das finden Molly und Gilette sehr verdächtig. Aber immerhin stellen sie sich weniger blöd an deswegen, als ich erwartet hatte.

Wir Menschen haben heute den Luxus einer kompletten wunderschönen Ferienwohnung! Hier könnte man gut auch mal eine ganze Woche Station machen und Sternritte in alle Richtungen unternehmen. Die Gegend rund um Dietfurt hat landschaftlich viel zu bieten und die helle freundliche moderne Ferienwohnung bei den Staudigls in Mitteldorf wäre ein idealer Ausgangspunkt.

Frisch geduscht werden wir von Familie Staudigl mit einem hervorragenden Hausmacher Rinderschmorbraten verwöhnt, gleich drei Knödel pro Person hat Frau Staudigl kalkuliert - das ist dann doch ein bißchen übertrieben, das haben wir nicht ganz geschafft!

Am Abend fährt uns Frau Staudigl noch nach Schönbrunn, so können wir unser Gespann nach Mitteldorf holen. Die folgenden zwei Tage sind ein Rundweg, wir werden am Samstagabend nach Mitteldorf zurückkehren, die Pferde verladen und von hier aus nach Hause fahren.

 

Bildergalerie Tag 2:

 


Tag 3: von Dietfurt nach Deining

Heute haben wir die längste Etappe vor uns, über 40 km sind es auf jeden Fall. Wir sehen zu, daß wir um 7 Uhr frühstücken und zügig loskommen. Trotzdem müssen wir wenigstens kurz unsere tierischen Nachbarn fotografieren, wo wir doch schon die Ziegen in Pillhausen vergessen haben!

Für den Abstieg finden wir einen guten Weg, der etwas weniger senkrecht zur Falllinie verläuft als unser gestriger Aufstieg. Unser Weg überwindet denselben Höhenunterschied auf doppelter Länge und ist also nicht so furchtbar steil. Trotzdem führen wir bergab, denn wir haben heute noch einiges vor uns.

Im Tal angelangt, wollen wir auf die andere Seite der Laber wechseln. Vor uns liegt ein schmaler Steg aus Eisen, wir müssen die Steigbügel überschlagen, damit die dicken Pferdebäuche durch das Geländer passen.

Bert geht mit Molly voran, als sie aber den Fuß auf das Bodenblech setzt und das metallische Geräusch hört, stutzt sie und läßt sich nicht zum Weitergehen überreden.

Nach kurzer Zeit versuche ich es mit Gilette. Ich führe sie an den Steg und sie folgt mir langsam und vorsichtig ohne zu zicken.

Jetzt will Molly natürlich hinterher - trotzdem dauert es noch eine ganze Weile, bis unser Kaltblut den ganzen Mut zusammennimmt und über die filigrane Brücke trippelt.

Ein paar Schritte weiter sehen wir eine Furt, die scheinbar problemlos über die Laber geführt hätte. Bert geht ein bißchen mit Molly planschen, bevor wir unseren Weg fortsetzen.

Ein Stückchen weiter führt uns eine weitere Furt wieder an das rechte Laberufer zurück. Wir folgen der Weißen Laber flußaufwärts, immer im Tal. Hier ist wieder unser Jurasteig ausgeschildert, außerdem der Wasser- und Mühlenweg.

Wir schwelgen in den Eindrücken dieser naturbelassenen Flußlandschaft.

Sanft mäandert die Weiße Laber durch die Wiesen. Kleine Seitenarme zweigen ab und bilden Inselchen, unzählige kleine Quellbereiche und Rinnsale führen ständig neues Wasser zu. Mancherorts ist das Gestrüpp dichter und es liegen Äste im Wasser, die die Laber an diesen Stellen ein wenig wild erscheinen lassen. Ein paar steinerne Wehre, halb verfallen, sind stumme Zeugen dieser alten Kulturlandschaft.

Das schreibt sich so schnell dahin, in einem Absatz - dabei füllt dieser Eindruck eigentlich den ganzen Tag aus. Das ist das Zentrum, der Kern unseres Wanderritts...

Zuweilen passieren wir kleine Ortschaften oder einzelne Mühlen, immer entlang der Wanderweg-Beschilderung.

Unterhalb von Hermannsberg lädt uns eine erfrischende Quelle zu einer längeren Rast ein. Direkt am Wasser wächst Pfefferminze, Bert versucht, die Pferde damit einzureiben, um die Bremsen zu vertreiben, leider nur mit mäßigem bzw. sehr kurzfristigen Erfolg. Heute wo die Sonne endlich wieder scheint kommen die Stechbiester aus allen Ecken.

Die Pferde werden abgetrenst und dürfen frei grasen. Gilette legt sich - von uns unbemerkt - mit Sattel und Packtaschen hin. Erst das zufällig geschossene Beweisfoto bringt die Schandtat ans Licht. Als wir die Pferde kurz vor dem Weiterritt an der Marientränke ausgiebig saufen lassen, sitzen Sattel und Gepäck einwandfrei, ich wäre nie auf die Idee gekommen, daß Madame sich gewälzt hat.

Die Landschaft ist abwechslungsreich, denn der Wanderweg verläßt zuweilen auch mal das Tal und führt uns z.B. zwischen Hermannsberg und unserer "Mittags"rast (gegen 15:30 Uhr), der Sippelmühle, durch einen wundervollen Hohlweg im Wald.

Die Sippelmühle wurde nach Aussage des Wirts bereits um 1420 erwähnt. Die Innenräume wurden leider umgestaltet, ein Obergeschoß eingezogen, um der modernen Verwendung als Gaststätte Rechnung zu tragen.

Angeschlossen ist ein großer Campingplatz mit Wohnanhängern, die komplett massiv eingebaut sind, umrahmt von üppig bepflanzten blühenden Vorgärtchen und Hecken, die sichtlich schon einige Jahre den Trailer einwuchern. Also eine kleine Ferienhaus-Siedlung - Mobilität ist nicht wirklich gegeben, wegfahren könnte da sicher kaum einer!

Hinter der Mühle an einer Anbindestange stehen 4 Isländer, die Reiter finden wir vorne im Biergarten. Sie sind Gäste auf dem Isländerhof in Tauernfeld, den wir bei der Planung als eventuelle Wanderreitstation ins Auge gefaßt hatten. Genau wegen dieser Gäste konnten wir dort nicht beherbergt werden, uns wurde als Alternative unsere jetzige Station in Oberbuchfeld empfohlen.

Wir wollen erst warten, bis die Anbindestange wieder frei ist, binden unsere Pferde dann aber bei einem Schuppen an, denn dort stehen sie etwas geschützter im Schatten. Außerdem können wir sie hier vom Biergarten aus sehen.

Wir beeilen uns mit dem Essen, denn die Sippelmühle ist erst etwas mehr als zwei Drittel unserer Strecke - bis zur Übernachtungsstation in Oberbuchfeld haben wir noch ein gutes Stück zu gehen.

Unser Wanderweg zweigt erst mal vom Tal der Weißen Laber ab und folgt ein Stück dem Alfalterbach, ehe er im Wald eine Kurve einschlägt und uns unter der Eisenbahnbrücke hindurchführt. Ein Stück begleitet der Wanderweg bzw. Radweg die Autostraße nach Deining, dann biegt er wieder in den Wald ein. Auf der Höhe von Mittersthal gelangen wir wiederum an eine unseren Weg kreuzende Teerstraße und verlieren die Wanderwegmarkierung - es geht auf der anderen Seite der Straße einfach nirgendwo weiter. Da wir die Hunde nicht dabei haben und unsere Pferde so brav sind, begeben wir uns einfach auf die Asphaltstraße und reiten pfeilgrad nach Deining hinein.

Frech wie Oskar durchqueren wir Deining der Länge nach auf der Bundesstraße 8. Beim Sportplatz mündet wieder ein Wanderweg ein, der das Labertal weiter hinauf führt, durch die idyllisch gelegene Siegenhofermühle Richtung Arzthofen. Wir treffen einen Mann, der auf unserem Wiesenweg gerade seine Einkäufe per Fahrrad nach Hause schiebt. Kunstschmied ist er, erzählt er uns, und er renoviert zur Zeit eine alte Mühle, noch weiter flußaufwärts. Wir müssen uns aber verabschieden und den Waldweg bergauf auf die Hochfläche suchen, denn jetzt sind wir praktisch schon da.

Oben empfängt uns wieder eine völlig andere Landschaft, viel rauer, weite Felder, Wind. Der Blick ringsum ist großartig, aber den richtigen Sinn dafür haben wir jetzt nicht mehr - jetzt wollen wir nur noch ankommen. Elfeinhalb Stunden sind wir bereits unterwegs...

Oberbuchfeld ist ein richtiger Pferdeort, überall gibt es ausgedehnte Koppeln und Stallungen. Übernachten werden wir mitten im Ort direkt bei der Kirche, bei Simone Schaller und Hubert Weihrich. Die beiden haben etwa 15 Pferde zu versorgen (davon die Hälfte eigene) und sind ständig dabei, ihren Hof auszubauen und zu perfektionieren. Irgendwie gibt es da eine gewisse Seelenverwandtschaft und wir fühlen uns auf Anhieb zu Hause. Unsere Pferde, die heute doch ordentlich geschwitzt haben, dürfen sich auf dem Hackschnitzelplatz wälzen und dann noch eine Weile am Rand grasen, bevor wir sie in die Boxen bringen. Unterdessen werden die Reiter mit einem leckeren Geschnetzelten verwöhnt, dazu gibt es einen erlesenen Bordeaux - ja, das ist Urlaub!

Die heutige Wanderreitstation haben wir übrigens über die Pferdefreizeit Oberpfalz gefunden.

Bildergalerie Tag 3:

 


Tag 4: von Deining nach Dietfurt

Wir leisten uns den Luxus, mit unseren Gastgebern in aller Gemütsruhe zu frühstücken. Trotzdem müssen wir natürlich zusehen, daß wir in die Gänge kommen, denn wir müssen ja wieder nach Mitteldorf zurück zu unserem Hänger. Die Strecke, die wir für den Rückweg gewählt haben, ist allerdings um einiges kürzer, schätzungsweise haben wir heute 35 km zu gehen. Hubert erklärt uns den besten Weg von Oberbuchfeld über die windwogenden Felder der Hochfläche, vorbei an einem Wald von Windrädern, am Waldrand entlang bis Batzhausen. Kurz vor Batzhausen, als wir gerade an der B 8 stehen und die Karte konsultieren, welcher Feldweg uns wohl am besten über die Bahnlinie führt, treffen wir Hubert und Simone noch einmal, als sie mit dem Auto an uns vorüberfahren. So kann uns Hubert gleich zeigen, wie wir am günstigsten zum Bahndamm kommen, an dem wir bis zur Unterführung entlangreiten können.

Vorbei an der Kirche Mariahilf, lustigerweise direkt neben dem Sportplatz, biegen wir Richtung Süden ab und folgen einem Weg durch einen Wiesengrund. Bei Schnufenhofen erreichen wir wieder offenes Gelände. Wundervoll bunte Wildfutterwiesen sind ein Fest für die Augen.

In Schnufenhofen biegen wir von unserer Route ab. Statt direkt nach Wissing zu reiten, steuern wir Ittelhofen an, wo uns der "Gockelwirt" als Mittagsstation empfohlen wurde. Molly, die frei nebenher läuft, folgt der abbiegenden Gilette nicht, sondern entfernt sich und geht geradeaus aufs Dorf zu. Je nun... das wäre Luftlinie der direkte Weg zu ihrem Pferdehänger in Mitteldorf!

Bert führt uns in Richtung Egelstal, aber laut Karte sind die Wege nicht durchgängig. Und so stehen wir auch am oberen Rand, blicken auf den schönen Weg unten im Tal herab - wie kommen wir da runter? Ein freundlicher Bauer schickt uns über seine Wiese und die Wiese des Nachbarn - der Nachbar habe sogar extra einen Weg freigeschoben durchs Gebüsch, damit man da bequem durchkommt.

Es fällt uns immer wieder auf: das ist hier ein außerordentlich freundlicher Menschenschlag! Und die Leute sind auch Reitern gegenüber sehr positiv eingestellt - das ist leider keine Selbstverständlichkeit, wie wir schon oft erleben mußten.

Das Egelstal ist ein hübsches geschwungenes Trockental mit ein paar mächtigen Felsbrocken, sehr malerisch, das war den kleinen Umweg allemal wert.

In Ittelhofen verfehlen wir den Gockelwirt erst einmal, denn die Wirtschaft nennt sich eigentlich "Felsenstüberl". Wir verzurren unsere Pferde an den Hollerstauden und kehren ein. Nach dem Imbiß genehmigen sich Molly und Gilette noch einen kräftigen Schluck Wasser aus dem Mühlbach - aber ja, das ist sie ja schon, die Wissinger Laber.

Wir versuchen nicht lange, den Ort Wissing zu umgehen, sondern durchqueren die Ortschaft und sehen zu, daß wir auf der rechten Laberseite auf den Wanderweg stossen, dem wir in südlicher Richtung folgen.

Es ist ein wunderschönes Stück, denn sobald wir Wissing hinter uns lassen, erleben wir wieder Natur pur. Die Landschaft an der Wissinger Laber ist deutlich anders als an der Weißen Laber - während dort Baumgruppen und Hecken das Bild auflockern und das Tal lieblich erscheinen lassen, ist die Flur an der Wissinger Laber offen und karg, Magerrasen und vereinzelte Büsche säumen die Hänge, was dem Bild eine gewisse Strenge verleiht.

Wir halten uns bislang immer auf der rechten Seite der Wissinger Laber. Nun spielen wir aber mit dem Gedanken, bei der Aumühle die Flußseite zu wechseln - vor allem, weil unser Wanderweg hier als schmaler Pfad bergauf im Wald verschwindet. An der Brücke wird gerade ein Traktor repariert, es ist sehr eng. Bert hat Molly schon vorsichtig vorbeimanövriert, da bemerkt uns der Aumüller, der in seine Reparatur vertieft war. Er empfiehlt uns allerdings, besser weiterhin am rechten Ufer zu bleiben - der Weg steigt nicht zur Hochfläche auf, sondern windet sich am Hang entlang auf halber Höhe. Also bugsiert Bert seine Molly wieder zurück durch den Engpaß - wir wollen nicht wirklich warten, bis der Bulldog repariert ist und den Weg freimachen kann.

Der Wanderweg - natürlich wieder als Jurasteig gekennzeichnet - ist stellenweise sehr schmal und führt teils am Waldrand entlang - mal ein Stück hinauf, so daß man durch die Bäume die Laber gerade noch erahnen kann, mal unten im Tal direkt am Ufer. Später geht er in einen breit ausgebauten Schotterweg über, bis er - wieder als schmaler Pfad - hinter der Franklmühle zum oberen Ortsrand von Breitenbrunn ansteigt.

Wir durchqueren ein paar Wohnstraßen mit Blick auf den Ortskern von Breitenbrunn, spazieren dann auf der Anhöhe oberhalb des Sportplatzes vorbei, während unten die Jugendmannschaft Fußball spielt. Außer Sichtweite des Sportplatzes machen wir noch einmal Rast an der Laber und lassen die Pferde ein bißchen fressen.

Der Jurasteig führt weiterhin am Hang entlang wie zuvor, manchmal ganz unten an der Laber, meistens aber weiter oben im Wald. Es ist ein teilweise abenteuerlich schmaler Pfad, der sich da auf halber Höhe am Hang entlangwindet, und da wo er steil bergauf führt, fragen wir uns schon auch zuweilen, wie steil er wohl wieder bergab führen wird...

Nach unserem Abstieg zurück ins Tal nähern wir uns auf gut ausgebautem Wanderweg bereits der Schleife, wo Wissinger und Weiße Laber zusammenfliessen. Der gemütliche Waldweg oberhalb von Sankt Bartlmä mündet bei Haas auf die Straße, die wir bei dem Reitstall überqueren, der uns bereits am zweiten Reittag durch durchdringendes Eselsgeschrei aufgefallen war. Wir wollen die Weiße Laber bei Berts Plansch-Furt überqueren und auf der anderen Seite mündet dann bald unser Waldweg nach Mitteldorf ein.

Von weitem sehen wir schon, daß neben der Furt ein Zeltlager aufgebaut ist. Wir bemerken, daß viele der Autos ND-Nummernschilder haben - die Neuburger sind einfach überall! Wir setzen ein möglichst cooles Gesicht auf und durchqueren die Furt. Immer am Bächlein entlang reiten wir hinüber zum Wanderweg, aber - o Mist - das Bächlein fließt vor uns herum... rundherum... Kein Zugang zum Wanderweg, unsere Plansch-Furt führt auf eine Insel!

Wir stapfen also wieder durchs Wasser und reiten zu dem schmalen Eisensteg, den Molly gestern morgen so widerwillig überquert hatte. Diesmal kennt sie ihn aber und zeigt, daß ein Kaltblut ein super gelassenes Wanderreitpferd ist!

Der Rest ist easy going, den erträglich steilen Weg nach Mitteldorf kennen wir ja von gestern. Schneller als gedacht sind wir oben und gehen die letzten Stücke übers Feld zum Haus der Familie Staudigl. An unserem Pferdetransporter hängt ein Schild, daß sie leider unterwegs sind, daneben stehen zwei volle Wassereimer für die Pferde und Getränke für uns! Dann sind die Staudigls aber doch noch nicht weg - wir waren schneller am Ziel als erwartet - wir verabschieden uns noch, laden unsere Pferde ein und fahren nach Hause.

 

Bildergalerie Tag 4:

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