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Das unerwartete Highlight unserer Tour: Cavalli del Catria auf dem Monte Paganuccio / Zucht Romitelli & Asam

Wir hatten schon von Doro gehört, daß es in der Gegend um den Monte Catria und den Monte Nerone eine spezielle Pferdezucht gibt: die Catriapferde, benannt nach dem gut 1700 m hohen Monte Catria, einem Gipfel des umbrisch-märkischen Apeninn.

Angeblich wurden am Monte Catria schon vor 1000 Jahren Pferde gezüchtet, nämlich in der Abtei von Fonte Avellana. 980 wurde diese Einsiedelei auf Anregung des hl. Romuald an den Hängen des Monte Catria gegründet, im Laufe des Mittelalters wuchs sie durch ihr Skriptorium zu einiger Bedeutung heran. Petrus Damiani, einer der einflußreichsten Geistlichen des 11. Jahrhunderts, war hier seit 1035 Mönch und Prior seit 1043. 1310 besuchte der Dichter Dante Alighieri die damals berühmte Bibliothek des Klosters, deren historische Schätze heute verstreut sind. 1570 ging das Kloster ganz an den Orden der Kamaldulenser über, dessen Mönche noch heute hier leben.

Leider schaffen wir es nicht, Fonte Avellana zu besuchen. Aber für uns sind sowieso die Pferde viel interessanter - vor allem das Konzept, die Herde freilaufend zu halten.

In Vorbereitung auf unseren Urlaub im Internet gestöbert, fanden wir die Adresse von Hubert Asam - kleiner Wolf, er wohnt etwa 10 km von Colle del Lupo entfernt.
Hubert Asam beobachtet und studiert das Miteinander der Pferdeherde von Fausto und Giacomo Romitelli und der im selben Lebensraum umherstreifenden Wolfsrudel.
Nach kurzentschlossener Kontaktaufnahme per Email haben Bert und Luisa gleich am Mittwoch einen Reitausflug zu Hubert unternommen.

Für den folgenden Tag wurden wir dann alle eingeladen, um gemeinsam mit Hubert auf den nahe gelegen Monte Paganuccio zu fahren. Hier lebt ein Teil der Herde der Romitelli-Zucht, frei über den ganzen Berg verteilt, Stuten, Fohlen und Hengst, zur Zeit etwa 150 Tiere. Es gibt noch weitere Catria-Herden, am namensgebenden Monte Catria selbst und am Monte Nerone, aber es ist die Herde am Monte Paganuccio, die von Hubert besonders eng beobachtet und betreut wird.

 


Catriapferde sind mittelgroß und zumeist rotbraun mit dunkler Mähne und Behang
, manchmal auch dunkel- bis schwarzbraun. Füchse sind eher selten, aber auch zulässig. Um die leichten Kaltblüter schlank zu halten, wurden in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder Hengste anderer Rassen wie Maremma-Pferde eingekreuzt. Auch Freiberger Hengste hatten ihren Anteil an der jetzigen Optik der Cavalli del Catria - die Ähnlichkeit beider Rassen ist augenfällig.
Mittlerweile sind die Züchter an einem Punkt angekommen, an dem sie sehr zufrieden sein können.



Die Pferde leben frei, sie sind aber nicht wirklich wild.
 Sie sind in ein Zuchtbuch eingetragen, gechipt und haben immer wieder Kontakt zum Menschen.
Die meiste Zeit ihres Lebens dürfen sie allerdings im freien Herdenverband ohne Zäune und Grenzen leben.

 Die Erziehung in der Herde macht diese Tiere hochaufmerksam, sozial und sehr intelligent. Ihre Scheu bleibt, es sei denn man beschäftigt sich viel mit ihnen.
 Es wird bereits mit den Fohlen Kontakt aufgenommen, sofern die Stuten das zulassen. 

Die ersten drei Tage im Leben eines Catriapferdes sind unglaublich wichtig und interessant zu beobachten. In dieser Zeit sind sie aber auch am verletzlichsten und müssen vom Herdenverband gegen Wolfsattacken geschützt werden. Die Anwesenheit solch einer potentiellen Gefahr fördert den Herdenzusammenhalt und die enge soziale Bindung der Individuen, aber auch einen gelassenen Umgang mit vermeintlichen Gefahren, die erst hinterfragt werden und nicht mit blinder Panik quittiert werden. Ein Wolfsrudel mag eine Gefahr sein für ein wenige Tage altes Fohlen oder für ein altes und krankes Tier - aber nicht aber für eine gefestigte Herde.

Seit 2020 ist es das Bestreben der Zucht, eine durchgängig natürliche Aufzucht und Erziehung zu gewährleisten.
 Die Catrias werden frei geboren und leben frei.
 Sie werden einmal kurz als Fohlen instruiert und dann noch einmal mit etwa 2 Jahren, wenn entschieden wird, was mit welchem Pferd in Zukunft passieren wird, ob es zum Verkauf geht, in die Ausbildung (oder beides) oder ob sie zur weiteren Zucht genommen werden.

 Die Ausbildung findet direkt am Fuße des Monte Catria im Centro Ippico La Badia statt.
 Auch die Ausbildung erfolgt zu 100% nach natürlichen und ethologischen Vorgaben.
 (Infos aus catriapferde.de von Hubert Asam)

Bildergalerie vom Monte Paganuccio und den Catriapferden: