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Ab Freitag beginnt die eigentliche Wallfahrt nach Eichstätt.

  

 

Diesmal wird Rufus eingespannt, er ist das zuverlässigere Karrenross. Vor allem, da wir unterwegs unter freiem Himmel nächtigen wollen.

Ein Stück unseres Weges führt uns den ausgewiesenen Wanderweg "Wallfahrerweg" entlang.




Am Einstieg zum Beixenhard machen wir Rast und geniessen unsere Wegzehrung, während Rufus sich über die Wiese hermacht.


Der wundervolle Weg unterhalb des bewaldeten Hangs führt uns zum Rieder Weiher. Dort schlagen wir unser Lager auf und verbringen die erste Nacht im Freien.




Mit vollbepacktem Wagen ziehen wir am nächsten Morgen nach Dollnstein.




Wir besuchen die Dollnsteiner Pfarrkirche St. Peter und Paul.

"Das Langhaus der Kirche ist im Kern romanisch (Weihe 1063), der Chor entstand in der Gotik (um 1300), ebenso wohl der Turm, der nach einem Brand 1728 nach den Plänen von Gabriel de Gabrieli einen barocken Helm erhielt."

"Hervorragendstes Kunstwerk der Kirche sind die Fresken im Chor, die um 1320 - 1330 entstanden sind und 1877/78 wiederentdeckt und restauriert wurden."

"Die Fresken beginnen links mit der Darstellung von Christus als Schmerzensmann sowie von zwei Kirchenlehrern, dann folgt ein den Chor rings umlaufender Zyklus der Apostel, die auf Spruchbändern die zwölf Artikel des Glabensbekenntnisses zeigen, und über denen jeweils Halbfiguren von Propheten mit Texten aus der Hl. Schrift angebracht sind. Den Abschluß der Freskenreihe an der rechten Seite bildet die Darstellung von zwei Kirchenlehrern und der Muttergottes, die von einem goldene Strahlenkranz umgeben ist (sog. Mandorla-Madonna)."




Zum Stadttor hinaus halten wir uns rechts und folgen dem Wanderweg.



Wir umkreisen den Burgsteinfelsen und ziehen an Breitenfurt vorbei Richtung Obereichstätt.


Frische Kraft tanken wir bei der Schernfelder Brücke am "Schäferwagen an der Bruck", der Würstl und kühle Getränke verkauft an erschöpfte Rad- und Wallfahrer.

Nur noch ein kleines Stück den Europawanderweg E8 Irland-Bulgarien entlang und wir erreichen unser zweites Nachtquartier, einen idyllischen kleinen Steinbruch.





Nachdem morgens die heiße Asche unserer Kochkiste fachgerecht und sicher entsorgt ist, posieren wir alle noch einmal vor dem heiligen Strahl, den ein wohlwollender Gott nach all dem Nieselregen auf unser Haupt entsendet - zumindest kurzfristig.






Das letzte Wegstück bis Obereichstätt ist ganz schön spannend - uneben und eng - eine Herausforderung für Rufus und für Bert, der den Karren vorsichtig durch alle Engstellen hindurch manövrieren muß.



Wir erreichen Obereichstätt oberhalb der Kirche. Zu guter Letzt müssen wir also noch ein äußerst steiles Asphaltstück bergab bewältigen. Rufus drohen die Hufe wegzurutschen, Bert führt ihn vorsichtig Schritt für Schritt; Helga, Dietrich und ich haben Seile am Karren festgebunden und versuchen, beim Bremsen zu helfen. Zum Glück ist es wirklich nur ein kurzes Stück, die Pfarrkirche St. Johannes Evangelist ist bald erreicht.

"Die Kirche ist eine romanische Anlage wohl des 12. Jahrhunderts, deren Langhaus 1626 und 1888 verlängert wurde."
"Die beherrschende Lage über dem Ort wurde für die Kirche vermutlich deshalb gewählt, um gleichzeitig eine Verteidigungsanlage für die Ortsbewohner zu schaffen; diese Zweckbestimmung verraten auch die Schießscharten an der Südseite des gedrungenen Turmes."



"Im Innern der Kirche ist das hervorragendste Kunstwerk das Monumentalkreuz an der Nordseite des Langhauses. Die ergreifende Eindringlichkeit, die kraftvolle innere Durchbildung machen es zu einem der bedeutendsten Kruzifixdarstellungen der Spätgotik. Das Bildwerk wurde um 1490 - 1500 geschnitzt und stand ursprünglich zusammen mit den Figuren von Maria und Johannes auf dem Kreuzaltar der Klosterkirche Rebdorf. Das Kruzifix wurde nach der Säkularisation (1806) für 16 Gulden nach Obereichstätt verkauft, während die Seitenfiguren dieser Kreuzigungsgruppe später ins Bayerische Nationalmuseum gelangten."



"Ein weiteres Kunstwerk aus gotischer Zeit ist die Madonna auf dem linken Seitenaltar; die wohl nach Mitte des 14. Jahrhunderts entstandene, gut gearbeitete Statue aus Sandstein stand früher in der Nische des sog. Frauenfelsens am Fußweg nach Eichstätt [...]"





Wir jedoch scheuen diesen steilen Fußweg nach Eichstätt. Statt den Frauenberg zu überqueren, folgen wir lieber dem Radweg entlang der Altmühlschleife, vorüber am Kloster Rebdorf, zu Füßen der Willibaldsburg.



Hier können wir auch eine gemütliche Mittagspause einlegen.



Der Radweg hat allerdings auch seine Tücken. Im Stadtgebiet müssen wir mit unserem Wagen zahlreiche Unterführungen passieren. Die Brücken sind sehr niedrig - oder eher: unser Karren ist zu hoch. Meist gelingt es, irgendwo eine Mulde zu finden, doch bei der letzten Brücke bleiben wir tatsächlich mit dem Karrendach am niedrigen Betonbauwerk hängen. Das Ergebnis ist ein verbogener Metallbogen und ein fieses Loch in der Plane...

Der Weg führt uns am Parkplatz am Freiwasser vorbei. Hier stehen unsere Autos und die Anhänger für Pferd und Wagen schon bereit.
Stehen bereit... ähm... Moment mal... wo ist der Autoschlüssel?
Richtig: zu Hause!
Wir warten eine dreiviertel Stunde am Parkplatz, bis meine Mutter mit unserem vergessenen Schlüssel eintrifft.
Das nächste Mal pilgern wir vielleicht besser zu einem Heiligen, der gegen Vergeßlichkeit wirkt. Wer war das gleich noch mal...???



Nun geht's aber hinein in die Altstadt von Eichstätt, über die Spitalbrücke zum Residenzplatz. Wir lassen den Dom erst mal links liegen und besuchen das Kapuzinerkloster bzw. Passionistenkloster mit dem Heiligen Grab, östlich des Stadtkerns.

"An der Stelle des Kapuzinerklosters stand ursprünglich ein Kloster für Schottenmönche, also Benediktiner aus Irland. Stifter dieses Klosters war Walbrun von Rieshofen, der - vielleicht nach eigener Teilnahme am 2. Kreuzzug im Jahre 1147 - vor 1166 vom Heiligen Grab Christi in Jerusalem eine noch heute vorhandene verkleinerte Nachbildung hier errichten und um dieses Grab eine Rundkirche bauen ließ."



"Das bedeutendste Denkmal der Kirche steht in einem seitlichen Anbau: Es ist die am besten erhaltene Nachbildung des Hl. Grabes aus romanischer Zeit in Deutschland. Sie zeigt genau den baulichen Zustand, den das Heilige Grab in Jerusalem im 12. Jh. hatte, und ist damit für den Bauzustand im 12. Jh. authentischer als das Grab in Jerusalem, das inzwischen mehrmals zerstört und wieder aufgebaut wurde.""

"Das Innere der Grabanlage kann man durch drei Eingänge des Vorraums betreten. Über dem rundbogigen mittleren Eingang befindet sich ein Tympanon mit einem Kopf. Durch den Vorraum gelangt man mittels eines schmalen Ganges in die Mitte des Rundhauses mit einer Steinbank als Grabstätte Christi."





Vom Heiligen Grab aus steuern wir den Stadtkern von Eichstätt mit dem Dom Mariä Himmelfahrt an. Groß ist die Enttäuschung, als wir feststellen müssen, daß der Eichstätter Dom wegen Bauarbeiten nicht zugänglich ist. Also können wir hier leider keine aktuellen Bilder vom berühmten Pappenheimer Altar und den anderen Kunstschätzen einfügen. Ich kann leider nur auf die Bildergalerie unseres Wanderritts 2019 verweisen...

Unsere stolzen Pilgerportraits machen wir ersatzweise rückseitig am Eingang zum Domschatz und Diözesanmuseum.




Und zum Trost gibt es noch ein leckeres Eis bei Buonissimo am Marktplatz für die fußlahmen Wallfahrer.



Um unsere Pilgerreise zum Abschluß zu bringen, steigen wir noch zur Abtei St. Walburg hinauf.



"Die Walburgiskirche ist eine berühmte und vielbesuchte Wallfahrtsstätte. Die hl. Walburga, die Schwester des ersten Eichstätter Bischofs Willibald, wird als Helferin in Kinds- und Krankheitsnöten, bei Unfällen von Mensch und Tier und insbesondere bei Augenleiden angerufen."

"Die frühbarocke Wandpfeilerkirche des 1035 gegründeten Benediktinerinnenklosters St. Walburg erbaute 1629 - 1631 Martin Barbieri auf mittelalterlicher Grundlage, wobei er die spätgotische Altaranlage der Walburgisgruft in den Neubau einbezog."


"Die Kirche selbst ist innen reich mit 1706 entstandenen Fresken und sehr guten Stukkaturen geschmückt, die Wessobrunner Charakter zeigen"



"Das monumentale Blatt des Hochaltars, einer Barockanlage von 1664, schuf der bekannteste deutsche Maler des 17. Jh., Joachim Sandrart."

"Der Zugang zu ihrer [Walburgas] Grabstätte liegt an der Ostseite der Kirche"



"Der Reliquienbehälter befindet sich in dem spätgotischen Steinaltar (1450 - 1460), der durch einen tabernakelartigen Aufbau mit zwei Reliefs mit einer Verkündigungsgruppe bekrönt ist. Darüber stehen fünf vorzügliche spätgotische Holzfiguren (um 1500), in der Mitte Walburga, ihr zur Seite ihre Eltern Richard und Wunna, weiter außen ihre Brüder Willibald und Wunibald."
(46Walburga: Bild 3)

Zurück ins Stadtzentrum erwischt uns noch einmal ein kräftiger Regenguß, vor dem wir uns unter die Arkaden flüchten.