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Im Jahre des Herrn 1475 trifft ein kleines Häuflein kaiserlicher Soldknechte unter dem Kommando des Herrn von Rutenberg auf eine Vorhut burgundischer Truppen, die ihr Lager unfern des kleinen Ortes Wyrfelln in der Pfalz aufgeschlagen haben.

In den Hügeln rings um den Weiler hebt ein blutiges Schlachten an. Die rauhen Kommandoschreie der Befehlshaber reissen die Wyrfellner schon am frühen Morgen aus dem Schlaf, die Erde erzittert vom Stampfen der Hufe und die Wände der schlichten Behausungen beben im Widerhall des Kanonendonners.

 


Das tosende Inferno kann die charakterstarken Einwohner von Wyrfelln jedoch nicht einschüchtern. Geschäftstüchtig öffnen sie die wohlsortierte Dorfschänke für jeden, der seine Zeche bezahlen kann, in den schummrigen Hinterzimmern können Burgunder wie Kaiserliche ihren Sold verzocken und Wyrfelln zu ungeahnter Blüte und Reichtum verhelfen.

Das Wyrfellner Casino ist weithin bekannt im Reich.

Gefühlsmässig sind die Wyrfellner kaisertreu, aber wenn der Burgunder vor der Tür steht, machen sie das Beste draus, bitten ihn freundlich herein und hauen ihn beim Kartenspiel übers Ohr. Schließlich darf in Wyrfelln auch der Gaul in die Taverne, da kommt's auf ein paar Esel nicht mehr an.

 


Der Ammerfelder Fuhrmann hat sich auf seinen Reisen gerade in Wyrfelln niedergelassen und dort vorübergehend sein Kontor aufgeschlagen, als er von den Kampfhandlungen förmlich überrannt wird. Er kann sich vor Aufträgen kaum retten.

Die Burgunder treten an den Fuhrmann heran, um Nachschub an Lebensmitteln und vor allem Bier in ihr Feldlager zu ordern. In Begleitung einiger gewappneter Reiter und eines der wertvollen Ladung angemessenen Trupps Pikeniere begibt sich der Karren auf den gefährlichen Weg, der praktisch in Sichtweite des kaiserlichen Lagers verläuft.

Tatsächlich versuchen einige Kaiserliche, den Biertransport abzufangen, die überaus motivierten Pikeniere sind aber sehr wehrhaft und können den Wagen mit seiner kostbaren Ladung verteidigen.

Im burgundischen Lager angekommen, wird das erste Faß sogleich angezapft.

Auch Rufus, der Karrengaul, bekommt seine wohlverdiente Belohnung.

Am folgenden Tag trifft der Fuhrmann in den nördlichen Hügeln auf eine versprengte Kanonenmannschaft aus dem kaiserlichen Lager.

Die Gesichter erscheinen ihm irgendwie bekannt - ja, wirklich, mit diesen Gesellen hat er doch erst am Vorabend in der Schänke gezecht! Der Karren wird flugs zum Protzwagen umfunktioniert und die lustige Kanonenmannschaft freut sich, ihr Kammergeschütz namens "Anna" bis zum imperialen Lager hinauf gezogen zu bekommen.

Sogleich wird er von der kaiserlichen Artillerie beauftragt, noch drei Geschütze zu einer vorgelagerten Fortifikation zu bringen.

Der Fuhrmann muß sich wacker als Diener zweier Herren schlagen. Aber beide Seiten bezahlen gut - so kommt man zu relativem Wohlstand, der auch gerne präsentiert wird.


 

Die kleine kaiserliche Garnison kann die Stellung gegen die in großer Zahl herandrängenden Burgunder nicht halten. Die Feldherren Rutenberg (kaiserlich) und Hagenbach (burgundisch) setzen sich schließlich an den Verhandlungstisch, um eine Waffenruhe auszuhandeln.

Herr von Rutenberg muß den Weg für die burgundische Streitmacht frei machen. Er wird sich mit den kaiserlichen Truppen zurückziehen und die Burgunder passieren lassen auf ihrem Marsch nach Neuss.


Die Legende des Leonidas von Hammerschlag

wie sie verbreitet wurde vom Feldherrn der kaiserlichen Truppen vor Wyrfelln in der Pfalz, dem edlen Herrn von Rutenberg (by Andrej Pfeiffer-Perkuhn)

"Und es begab sich im Jahre des Herrn 1475, als der Herzog von Burgund ins Reich einfiel und das stolze Neuss belagerte, daß der jüngere Bruder des verruchten Peter von Hagenbach ein gewaltiges Heer in die Pfalz führen wollte, um das Land zu verwüsten und unserem guten Kaiser den Nachschub abzuschneiden. Alles was dem finsteren Hagenbach im Weg stand war eine kleine Garnison beim Weiler Wyrfelln.

 

So groß war die Streitmacht der Burgunder, daß die Kaiserlichen ihnen nicht gewachsen waren, und weil der Feldhauptmann von Rutenberg genau wußte, was der Hagenbach mit Gefangen zu tun pflegte, begab er sich, um Leben und Augenlicht der Seinen zu retten, in Gefangenschaft und er gab sein Wort, daß seine Offiziere am Abend die Festung aufgeben und die Kriegsknechte davon führen sollten.

 

Weil dem Hagenbach aber nach Blut dürstete, berannten seine Mordbuben die kläglichen Mauern der Kaiserlichen schon am Mittag erneut, sie zu verderben. Groß war die Angst der Unseren und selbst die kursächsischen Schützen beteten zu allen Heiligen, der Herrgott möge sie behüten.

Als aber der Heerwurm der Burgunder, zahlreich wie die Ähren auf dem Feld, das Tor erreicht hatte, trat einer der kaiserlichen Schanzknechte hervor. Ein einfacher Bauer, ein Strohschneider aus der Gegend von Augsburg, hochgewachsen wie ein Baum und stark wie vier Rösser, trat nackt bis auf seine Bruche und seinen Hut vor das Tor, in seinen Händen einen Hammer und einen Schild mit dem Bildnis des heiligen Jörg.

Ohne zu zaudern warf er sich den welschen Gesellen entgegen. Ein Hieb, drei der Burgunder fielen, der zweite, drei weitere lagen in ihrem eigenen Blut. Ein Gerüsteter warf sich auf den Koloss und zerschellte an dem Schild. Den Spießhaufen verlachte er nur, bevor er ihn zerschmetterte. Wie weiland die Spartaner an den Thermophylen stand der Gigant unerschütterlich, wie viele Feinde man ihm auch entgegen sandte.

Als die ersten Burgunder sich im Angesicht des Riesen selbst entleibten, befahl der Hagenbach wutschnaubend die Geschütze heran, den Helden zu verderben. Dieser aber schlug mit seinem Hammer auf den Boden, daß die Lafetten entzwei brachen und die Geschütze den Hang herab rollten.

Erst als eine Hundertschaft Reiter den Heroen bedrängten ward er der Schlacht überdrüssig, machte einen Schritt über die Palisade und sprach zu den Seinen „Der Rest gehört euch!".

 

Von neuem Mut erfüllt, warfen sich die Kaiserlichen auf den Feind und forderten hohen Blutzoll, bis sie sich, dem Wort ihres Feldhauptmanns folgend, mit der Dämmerung zurückzogen und ihr Lager aufgaben.

Des jungen Hagenbachs Armee kam niemals in Neuss an und keiner hat je wieder etwas von ihm selbst gehört. Der Held aber ward in Köln vom Kaiser selbst zum Ritter geschlagen unter dem Namen Leonidas von Hammerschlag, dem König der Spartaner zum Gedenken, und die frohen kaiserlichen Kriegsknechte stifteten eine jährliche Messe, um für ihre Errettung zu danken."

 


Die Kombattanten beider Seiten feiern das Ende der Kampfhandlungen mit einem ausgelassenen Fest in der Wyrfellner Taverne. Bei fröhlicher Musik, ausgelassenem Tanz und frei strömendem Bier mischen sich Kaiserliche und Burgunder, als ob sie sich niemals bekriegt hätten.

An diesem Abend verliert ein Tscheche seinen gesamten Sold am Spieltisch beim Glückshaus. Der freche Bube pustet kurzerhand die Kerzen aus, rafft in der Dunkelheit alle Münzen vom Spieltisch und versucht zu entkommen. Der Wirt ruft ihm wutentbrannt hinterher, er solle sich ja nimmer blicken lassen, sonst werde es ihm schlecht ergehen. Was tut nun der Schelm? Er läuft ins Lager, kleidet sich in die Gewänder eines Kameraden und kommt flugs zur Schänke zurück. Er wird natürlich trotzdem erkannt und von dem Ordnungshüter mit einem Prügel übel zugerichtet. Der Wirt befiehlt, den Delinquenten bis auf die Bruche zu entkleiden und die Kleidungsstücke zu verkaufen, um seine Schulden zu begleichen. Da stellt sich heraus, daß der Mann in der Eile gar keine Bruche angezogen hatte. Mit nackertem Arsch steht er mitten im Schankraum, nur ein dünnes Hemd bedeckt sein Gemächt. Da reißt er sich los, flieht zu den Hinterzimmern und springt dort mit blankem Gesäß aus dem Fenster.

Die ausgerufene Waffenruhe nützen die Wyrfellner dazu, um am Vormittag vor dem Abzug der Truppen einen großen Markt abzuhalten. Soldaten und Tross aus beiden Lagern strömen in den Weiler, um ihre eigenen Erzeugnisse feil zu bieten und interessante Produkte aus der Fremde einzukaufen.


Auch Karrenroß Rufus mußte in den Kampf ziehen...

 

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