Article Index

Im Juni 2019 machen wir uns auf den Weg zur Veranstaltung "Convenimus Saeculo XIII", die auf der Burgruine Brandenburg, oberhalb des thüringischen Ortes Lauchröden, stattfindet.

Das 13. Jahrhundert ist eigentlich nicht "unsere" Zeit und unsere Ausstattung ist äußerst improvisiert, aber wir wollen es uns nicht nehmen lassen, in fünf Tagen mit Ross und Karren über den Rennsteig bis zur Brandenburg anzureisen.

Am Freitag dem 14. Juni 2019 fahren wir Rufus und Emmeram und unsere gesamte Ausrüstung nach Thüringen und bauen schon mal in Ruhe unser Lager zu Füßen der Burg auf. Der Samstag dient dazu, mit dem Bus Heu an unsere geplanten Übernachtungsstationen zu fahren.

Aus praktischen Gründen verzichten wir während der Tour auf historische Kleidung (außer am letzten Tag).

 

Am Sonntag dem 16. Juni geht's dann los...


Wir packen die Pferde in den Anhänger und fahren ins über 100 km entfernte Schleusingen. An der Autobahnausfahrt an der A 73 gibt es einen kleinen Parkplatz, der ist unser Startpunkt. Über eine Stunde brauchen wir, um den Karren zusammen zu bauen, zu beladen und die Pferde einzuspannen.

 

Uwe Katzmann, sein Enkel Matteo und André haben uns begleitet und bringen unser Gespann wieder zurück nach Lauchröden. Wir beginnen unterdessen unsere Wanderung durch den Thüringer Wald mit dem heutigen Ziel "Frauenwald".

 

FILM Tag 1

Herausforderungen sind vor allem der steile Abstieg ins Nahetal und der nicht ganz Pferde-und-Karren-geeignete Übergang über die Bahngleise bei Neuwerk. Trotzdem meistern wir die ca. 20 km der heutigen Tagesetappe mit guter Laune trotz wechselhaften Wetters und erreichen die Rennsteighütte in Frauenwald pünktlich zum Abendessen.


Als wir am Montagmorgen früh aufstehen, um den Pferden das vorher deponierte Heu zu verabreichen, müssen wir feststellen, daß unser Karren über Nacht Besuch hatte. Unsere Lebensmittel-Kiepe liegt umgestürzt am Boden und die gesamten Essensvorräte für die nächsten Tage sind weg. Vier Salamis, ein dickes Stück Schinken, mehrere Käsestücke in einer luftdicht schließenden Frischhaltedose, eine Hand voll Landjäger, ein ganzes Brot, Butter und Frischkäse - sogar ein versiegeltes Vorratsglas mit Wurst - spurlos verschwunden.

Nach dem ersten Schock müssen wir doch lachen und überlegen, wer da wohl des nächtens auf Plündertour war. Eine Rotte Wildschweine? Der Fuchs oder der Dachs? Vielleicht gar ein paar hungrige Dorfeinwohner? Nun, die hätten wohl nicht die Verzurrstricke angenagt... Am wahrscheinlichsten ist wohl eine freche Gruppe Waschbären. Übrig haben wir noch fünf hartgekochte Eier und eine Packung Schmelzkäseecken. Die nette Dame vom Frühstücksbuffet steckt uns aber reichlich Proviant für unterwegs zu und Nachbar Wolfgang holt daheim noch ein Brot und eine Packung Mettwürste - so lieb von ihnen!

Jetzt können wir zur zweiten Etappe starten, wir haben immerhin gut 30 km zu gehen heute.

 

FILM Tag 2

Trotz der Länge der Etappe kommt uns der Tag heute ausgesprochen leicht vor. Ab Frauenwald folgen wir endlich dem ausgewiesenen Rennsteig. Wichtige Landmarken an unserem Weg: die Rennsteig-Kreuzung bei Schmiedefeld - wurzeldurchzogener Pfad neben der Asphaltstraße - Gipfelweg bei Schmücke, unterhalb der Suhler Hütte vorbei - höchster Punkt des Rennsteigs am großen Beerberg - Mittagspause an der Suhler Ausspanne - bei Oberhof über die Fußgängerbrücke über die L3247, Forstarbeiterdenkmal - Grenzadler - Kaserne am Rennsteig und für Sportler abgesperrte Wege - kilometerlanger Weg bergab an idyllischem schmalen Wiesengrund - Ankunft an der Köhlerhütte am Kammerbach.

 

Unser Übernachtungsplatz an der Köhlerhütte ist absolut traumhaft. Der Platz hat uns schon bei der Planung auf den Fotos und Luftbildern so überzeugt, daß wir dafür einen ordentlichen Umweg in Kauf genommen haben. Am Abend ziehen noch ein paar Wanderer auf dem Weg am grünen Wiesengrund vorbei, doch dann sind wir ganz allein. Wir schlafen unter freiem Himmel, befestigen nur eine Wolldecke am Grillplatz, um uns vor dem morgendlichen Tau zu schützen. Sogar unser mitgeführtes Plumpsklo kommt zum Einsatz. Die Fotos in der unten angehängten Bildergalerie sprechen Bände...


Obwohl der dritte Tag unsere weitaus längste Etappe ist, bereiten wir uns am Grillplatz der Köhlerhütte ein gemütliches Frühstück. Es gibt sogar heißen Kaffee, denn wir haben Milch, Zucker und löslichen Kaffee dabei und können in der kleinen Bratpfanne ein bißchen Wasser heiß machen. Frisch gestärkt und guter Dinge starten wir gegen 9:00 Uhr - eine volle Stunde später als eigentlich geplant. Der Weg führt am Kammerbach entlang, dann vorbei an der Alten Tambacher Talsperre. Den Ort Tambach-Dietharz selbst streifen wir nur am Rande, aber wir müssen jetzt vom Tal wieder hinauf zu unserem Höhenweg.

 

Der schmale Martin-Luther-Weg führt steil bergauf. Oben, kurz vor der Einmündung in den größeren Weg, versperrt uns ein umgestürzter Baum den Durchgang. Bert packt die Machete aus, schlägt die kleineren Äste der dürren Baumkrone ab und rodet rechts daneben ein kleines Areal, das zum Glück nur mit niedrigem Buschwerk bewachsen ist. Hier kann Rufus ganz vorsichtig den Karren um das Hindernis herum ziehen.

FILM Baumstamm

Wir dachten, wir sind jetzt oben? Weit gefehlt! Er geht auf dem größeren, leicht geschotterten Weg weiterhin stetig bergauf. Ich kann zwar auf Emmeram reiten, der Karren ist aber zu schwer für die Steigung und Bert läuft zu Fuß neben Rufus her.

So etwa gegen 11:00 Uhr stelle ich plötzlich mit Schrecken fest, daß etwas am Karren nicht stimmt. Mir war es vorher nicht aufgefallen, weil ich seit dem Morgen den Wagen gefahren hatte und auf dem Kutschbock saß. Jetzt beim Hinterherreiten bemerke ich aber, daß da irgendwie Gepäck fehlen muß. Emms Zuggeschirr, das wir ihm heute wegen einer kleinen Verletzung nicht aufgelegt hatten, dazu Berts warme Mittelalter-Schecke, meine grüne Regenjacke - nicht zu sehen. Au weia!

Zurücklassen ist keine Option. Bert beschließt, auf Emm entlang unserer Strecke zurück zu reiten und das Gepäck zu suchen. Rufus muß er mitnehmen, denn hier in der Fremde können wir die Pferde nicht trennen, sie würden sich beide viel zu sehr aufregen. Rufus wird also ausgeschirrt, Bert steigt auf Emmeram und nimmt Rufus als Handpferd mit. Ich warte derweil am Karren, Maja kehrt nach ein paar Metern Begleitung auch wieder um und bewacht mich und den Karren.

 

Zum Glück findet Bert das teure Zuggeschirr - allerdings erst ganz unten am Martin-Luther-Weg! Er legt Emm sein Geschirr wieder an, verzurrt die Jacken am Sattel und reitet zurück - zügig im Trab. Der widerspenstige Rufus darf frei laufen und überlegt sogar kurz, ob er nicht wieder zur Köhlerhütte zurücklaufen soll. Diese ungeplante Aktion ist sehr anstrengend für die Pferde, müssen sie doch die gesamte Steigung zum zweiten Mal gehen. Außerdem bedeutet es einen empfindlichen Zeitverlust für uns.

Die dringend notwendige Verschnaufpause verbringen wir an der Alten Ausspanne. Unser Zeitplan ist komplett obsolet, wir beginnen, uns zu fragen, ob wir unser Etappenziel überhaupt an diesem Tag noch erreichen können. Gott sei Dank ist es zu dieser Jahreszeit ja lange hell...

 

Nach dem Kleinen Inselberg mit dem Funpark wandern wir wieder durch den Wald.

Wir erhalten unterwegs vielfach Tipps von Passanten: von einem Radfahrer, der Mitglied des Rennsteigvereins ist, oder von eine Joggerin, die uns auf einem Waldweg begegnet. Wir müssen aber feststellen, daß unser Fuhrwerk doch etwas anderes ist. als sich die Leute vorstellen. Einmal ist der Weg zu buckelig für uns, da würde der Karren umkippen, ein anderes Mal gehen wir einen Riesen-Umweg, der vermutlich gar nicht nötig gewesen wäre. Man rät uns eindringlich, den Großen Inselberg zu umgehen und wir verzetteln uns im Wald beim Versuch, die Wege zu finden, die uns empfohlen worden waren. Hätten wir den Inselberg einfach auf der Asphaltstraße überquert, wären wir vermutlich schneller und mit weniger Anstrengung weiter gekommen.

FILM Tag 3

Längst haben die Pferde das letzte mitgeführte  Wasser getrunken, sie sind total k.o. und suchen die spärlichen Pfützen um zu saufen. Schließlich erreichen wir den Gasthof Dreiherrnstein. Obwohl es schon 18:00 Uhr und eigentlich geschlossen ist, bekommen die Pferde Wasser und auch wir werden mit Radler und Saftschorle getränkt. Mit neuen Lebenskräften versehen, entscheiden wir uns als Alternative zum Rennsteig jetzt für die kleine Asphaltstraße, denn hier können wir die Pferde traben lassen und Zeit gut machen. Punkt 20:00 Uhr - nach 11 Stunden unterwegs - erreichen wir das Hubertushaus bei Ruhla. Die Pferde bekommen heute Nacht eine kleine Waldkoppel und eine üppige Heuportion, die wir in weiser Voraussicht auch hier vorher deponiert hatten. Wir Menschen bekommen auch ein spätes Abendessen und ein gemütliches Bett.


Gegen den gestrigen Tag ist unsere vierte Etappe ein Spaziergang. Ganz gemütlich baut Bert am Hubertushaus unsere Waldkoppel ab, während ich die Pferde auf einer Lichtung ausgiebig grasen lasse. Die Wege sind schön und einfach zu gehen und gegen Mittag kommen wir zur Gaststätte Hohe Sonne.

 

Als wir gerade an der Hohen Sonne vorbeireiten wollen, hören wir plötzlich freudige Rufe hinter uns. Wir schauen uns verwundert um und sehen den bunten Wohnwagen der Familie Brundelius auf dem Parkplatz stehen, Rosi und die Mädels winken uns zu. Was für ein Zufall! Zwar wußten wir beide voneinander, daß wir zu ungefähr dieser Zeit irgendwo in Thüringen unterwegs sein würden, aber es war nichts abgesprochen. Nur fünf Minuten früher oder später und wir hätten uns verpaßt. Gemütlich kehren wir gemeinsam in der Hohen Sonne ein. Dirk, der in der Drachenschlucht gewandert ist, stößt auch noch zu uns. Wir überreden sie, noch einen Tag länger zu bleiben und uns am Abend in unserem Etappenziel Clausberg zu treffen

 

Nach der Brotzeit ziehen wir weiter. Bert verspürt bald einen gewissen Druck, wir halten an und er kann sein extra für die Tour gebautes Klappklo noch mal zum Einsatz bringen. Das darf ich natürlich weder schreiben noch fotografieren!

FILM Tag 4 (Under construction)

Wir sind mittlerweile fast am Ende des Rennsteigs angekommen. Einen wunderbaren Blick auf die Wartburg erhaschen wir an der Wilden Sau. Das Steinkreuz „Wilde Sau“ von 1483 ist ein auf einer Anhöhe oberhalb des eigentlichen Rennsteigs errichtetes steinernes Gedenkkreuz mit der Abbildung eines auf einer Sau reitenden Jägers, den ein Jagdgefährte durch vorgehaltenen Speer anscheinend aus seiner unbehaglichen Lage zu befreien versucht.

 

Ein wenig tingeln wir noch durch die Gegend, dann erreichen wir Clausberg. Hier haben wir für eine Nacht eine Ferienwohnung gebucht. Familie Brundelius ist schon da, sie schlafen zwar im Wohnwagen, dürfen aber das Bad mit benutzen (vielen Dank an den Vermieter). Wir verbringen einen netten Abend zusammen.


Der Fronleichnam-Donnerstag ist unser fünfter und letzter Reisetag. Nach einem geruhsamen gemeinsamen Frühstück machen wir uns wieder auf die Socken bzw. Hufeisen, während Familie Brundelius die Heimfahrt nach Stuttgart antritt. Da wir heute die Brandenburg erreichen wollen, haben wir uns historisch gekleidet. Na ja, so ansatzweise zumindest...

 

Von Clausberg aus haben wir einen phantastischen Blick über weite Felder und eine sanfte Hügellandschaft. Allerdings zieht sich das Wetter langsam zu, drohende graue Wolken bedecken den Himmel. Es kommt, wie es kommen muß: ein starker Regenguß entlädt seine Fluten exakt über uns. Wir bleiben im Wald unter dichten Bäumen stehen und ziehen uns unter unsere Karrenplane zurück, so gut es geht. Sogar Emmeram steckt seinen Kopf von hinten in den Karren, nur der arme Rufus hat keine Wahl, eingespannt vor seinem Karren. Er hält die Ohren waagrecht, damit es nicht hinein regnet, und läßt den Platzregen über sich ergehen.

 

Unser hübscher kleiner Waldweg verwandelt sich im Handumdrehen in eine schlidderige Matschpiste. Wir können sozusagen zuschauen, wie sich die kleinen Pfützchen in pferdeverschlingende Untiefen verwandeln. An einem besonders stattlichen Wasserloch überlegen wir gerade noch, wie wir den Karren dort hindurch bekommen, ohne das Gepäck und uns selbst in den Matsch zu kippen, da beschließt Rufus selbstständig, daß hier kein Durchkommen ist. Er dreht einfach um.

FILM Tag 5 (Under construction)

Wir haben ein Einsehen und kehren zurück zum nächsten besser befestigten Weg, dem wir in Richtung Tal folgen. Zwar kommen wir dann nicht in Lauchröden an die Werra, sondern einen Ort weiter, in Sallmannshausen, aber wir wollen nicht riskieren, uns wieder irgendwo im Schlamm festzufahren. Das letzte Wegstück legen wir auf der Autostraße zurück, wir durchqueren Lauchröden und erklimmen den Burgberg.

 

Ein tolles Gefühl! Wir haben es echt geschafft: fünf Tage auf dem Rennsteig!


Drei Tage verbringen wir noch auf der Brandenburg.

Am Freitag müssen wir zunächst einmal einkaufen. Uwe Katzmann, der erst vor kurzem seinen treuen alten Haflinger Pedro verloren hat, kommt mit seiner Frau Heike und dem Enkel Matteo und bringt seinen Karren auf die Burg. Uwe soll Emmeram einspannen, wir fahren mit Rufus und unserem eigenen Karren. Der Mini-Treck zuckelt hinunter nach Lauchröden, wir überqueren die Werra und steuern am hessischen Flußufer den Rewe in Herleshausen an.

 

Bei der Veranstaltung selbst sind wir nur Besucher am Rande. Während wir auf dem Rennsteig unterwegs waren, haben diverse Workshops zu verschiedenen Themen rund um das 13. Jahrhundert stattgefunden. Der krönende Abschluß ist am Samstag das Turnier und das anschließende große Fest.

 

Unser Fotoapparat lag in der Truhe, man möge mir verzeihen, daß ich mich zum Zweck der Vollständigkeit an den Fotos bediene, die auf Facebook veröffentlicht sind:

 

Wer ist sonst noch da

We have 39 guests and no members online

Wir über uns: