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Wir nutzen den Feiertag an Christi Himmelfahrt und machen uns für 5 Tage auf den Weg von Ammerfeld über Eichstätt und Kipfenberg nach Breitenbrunn.


Der Start: Mittwoch, 29. Mai 2019.

In aller Herrgottsfrüh wollen wir Rufus und Emmeram von der Koppel holen. Bacardi ist total aufgekratzt und drängt sich ständig dazwischen. Er will wohl unbedingt mit!

Kurzfristig disponieren wir um und treten die Tour mit Rufus vor dem Karren und Bacardi unterm Sattel an.

Da wir von Zuhause starten, führt unser Weg heute durch vertrautes Gelände, durchs Spindeltal hinüber zum Urdonautal. Unser heutiges Ziel ist Dollnstein. Das sind knapp 22 km.

Das Wetter ist wechselhaft, wir haben unsere Regenplane auf dem Karren montiert. Ich fahre hinten auf dem Karren mit und führe Bacardi. So lange wir in Reichweite von Gilette und Emmeram sind, die uns laut nachwiehern, bleibt Bacardi immer wieder stehen und zieht mich aus dem Karren raus. Als wir dann außer Hörweite kommen, fügt er sich und tappelt brav hinterher.

Wir wandern durch das Naturwaldreservat Beixenhart.

Allerdings nehmen wir den befahrbaren unteren Weg - der weiter oben am Hang mitten durch die Gesteinsformationen verlaufende wilde Jägersteig ist mit dem Pferd nicht zu bewältigen - geschweige denn mit dem Karren.

Hier im Beixenhart verbringen wir eine geruhsame Mittagspause.

Unten im Urdonautal ziehen wir dann auf Dollnstein zu.

Bert möchte gerne ausprobieren, ob Rufus mit dem voll beladenen Karren auch galoppieren kann, ohne daß sich der Wagen aufschaukelt. Rufus springt in den Galopp, Bacardi spreizt sich ein. Bis ich einsehe, daß ich das Muli nicht mit Gewalt hinterher zerren kann, ist es bereits zu spät. Obwohl ich den Strick schnell los lasse, ist mein Körpergewicht bereits zu weit hinter die Fahrtrichtung verlagert. Die Galoppbeschleunigung wirft mich einfach hinten aus dem Karren und ich knalle auf den Schotterweg. Die Prellung ist nicht so schlimm, ich sammle Fotoapparat, Brille und Hut wieder ein, "rücke mein Krönchen zurecht", muß dann aber feststellen, daß ich mir offenbar im unteren Rückenbereich einen Muskel gezerrt habe. Ich kann kaum gehen - muß ich zum Glück auch erst mal nicht. Ich krabble mühsam wieder in den Karren und lasse mich nach Dollnstein zu unserer Übernachtungsstation bei Ines Mader fahren.

Hier bin ich erst einmal außer Gefecht gesetzt. Bert geht derweil Proviant für unterwegs einkaufen und er bringt mir aus der Apotheke ein Schmerzmittel mit.

Als eine Reitbeteiligung die ersten drei Pferde von der Koppel holt, erschrecken diese vor uns und unserem Planwagen und reissen sich los. Die junge Frau liegt am Boden und die Pferde rumpeln über sie hinweg und galoppieren zurück Richtung Koppel. Zum Glück ist nichts weiter passiert, alle sind unverletzt, die Pferde gleich wieder eingefangen.

Nachdem die einmalig eingeworfene Maximaldosis Ibuprofen zu wirken anfängt, kann ich auch wieder laufen - langsam, aber immerhin. Für die Nacht reserviere ich mir ein weiches Bett beim Kirchenschmied, während Bert mit Hündin Maja am Stall bei den Pferden schläft.


Am nächsten Morgen - es ist der 30. Mai 2019 - gehe ich die Kirche von Dollnstein besichtigen. Da heute Christi Himmelfahrt ist, strömen die Leute in Scharen in die Kirche. Leider komme ich also nicht so nahe an die berühmten gotischen Fresken heran, um sie gut fotografieren zu können. Ich möchte nicht im Altarraum herumlaufen und die Gläubigen stören.

Anschließend frühstücken wir in Ruhe beim Kirchenschmied und machen die Pferde fertig. Wir wollen abwarten, daß die Prozession, die seit dem frühen Morgen unterwegs ist, wieder zur Kirche zurückkehrt, damit wir nicht auf schmalem Weg aneinander vorbei müssen. Schließlich können wir nicht länger warten, wir müssen ja unsere heutige Etappe von gut 20 km schaffen. Wir durchqueren das Stadttor von Dollnstein und gehen einen kleinen Umweg um den Friedhof, um die Wallfahrtsgruppe nicht zu bedrängen.

Wir folgen der Altmühl in einem weiten Bogen in Richtung Breitenfurt, vorbei an Maderfelsen und Burgstein.

Gleich nach dem Burgsteinfelsen findet ein Feldgottesdienst statt. Mit großem Geratter fahren wir vorbei - Eisenreifen auf Schotterweg - der Pfarrer winkt uns aber freundlich und sichtlich vergnügt zu und einige Gläubige zücken ihre Handys für ein Beweisfoto.

In Breitenfurt überqueren wir Altmühl und Bahnlinie. Jetzt folgen wir einer weiteren ausgedehnten Altmühlschleife auf der anderen Talseite.

Immer an der Altmühl entlang gelangen wir nach Wasserzell. Jetzt verlassen wir das Tal und beginnen unseren Anstieg auf dem "Wallfahrerweg", hinauf zum Frauenberg nach Eichstätt.

Willibaldsburg

Kloster Rebdorf

Der Weg ist idyllisch, aber im Prinzip nur für Fußgänger geeignet, da es sich um einen einspurigen Wanderpfad handelt. Als uns das bewußt wird, ist es für Alternativen längst zu spät. Der letzte Ansturm auf den Bergrücken ist sehr steil und Rufus rutschen auf dem steinigen Untergrund ständig die Hufe weg. Immer wieder bleibt er stehen und muß verschnaufen, dann geht es wieder die nächten hundert Meter weiter bergauf, immer mit dem schwer beladenen Karren im Schlepptau. Bacardi lassen wir einfach frei hinterher laufen. (>>> FILM)

Als wir endlich oben stehen, wiehert Rufus vor Erleichterung. Wir spannen aus und gönnen den Pferden - und uns - eine ausgiebige Mittagspause.

 

In die eine Richtung führt der Weg entlang des Bergrückens zur Willibaldsburg, die vorne auf dem Felssporn liegt, auf der anderen Seite von uns befindet sich die Frauenbergkapelle. Wir aber überqueren den Bergrücken nur. Wir steigen nach der Rast über die Petersleite wieder ins Tal herab und erreichen die barocke Altstadt von Eichstätt.

 

Über die Spitalbrücke und den Residenzplatz bis direkt auf den Domplatz zieht Rufus seinen Karren. Zwischen Sonnenschirmen, Tischen und Stühlen macht Bert mit den Equiden Rast bei einem kühlen Radler, während ich unbedingt den Dom besichtigen will. Vor allem den Pappenheimer Altar möchte ich in Ruhe betrachten.

(Glockengeläut Eichstatt)

Nach gut einstündiger Reiseunterbrechung ziehen wir weiter und verlassen Eichstätt in Richtung Nordosten über das Buchtal. Nach den letzten Häusern führt nur noch ein schmaler Weg weiter über wunderschöne Magerwiesen.

Oben auf der Anhöhe bei der Lüften überqueren wir eine Staatsstraße und wandern weiter nach Norden, durch Preith zu unserem heutigen Quartier, dem Klausenhof in Weigersdorf. Die Pferde bekommen einen geräumigen Stall, wir errichten uns ein Lager im Heu.


Freitag, 31. Mai 2019. Unsere heutige Etappe ist deutlich länger als die letzten zwei Tage, gut über 30 km haben wir vor uns. Wir versuchen daher, möglichst früh zu starten.

Hütehündin Maja läuft meistens unermüdlich neben dem Karren her, an stärker befahrenen Straßen muß sie aber zur Sicherheit auf dem Karren Platz machen.

Wir gehen durch ein ausgedehntes Waldgebiet, durchqueren Rapperszell und erreichen nach einem heftigen Abstieg (18% Gefälle) wieder das Altmühltal bei Rieshofen.

Rieshofen

Pfalzpaint

Wir folgen der Altmühl in östlicher Richtung, vorbei an Isenbrunn, Pfalzpaint, Gungolding und der Gungoldinger Wacholderheide auf Arnsberg zu mit seiner imposanten Burgruine.

Bald lassen wir die Burg Arnsberg hinter uns und passieren die Arnsberger Leite mit ihren mächtigen Felsformationen. Die ganze Zeit über folgen wir dem "Altmühltal Panoramaweg". Auf der Höhe von Böhming machen wir unsere Mittagspause.

Leider fängt es ausgerechnet jetzt zu nieseln an - die einzigen Regentropfen auf unserer fünftägigen Tour. Die Pause wird daher etwas verkürzt und bald erreichen wir Kipfenberg. Beim Bäcker kaufen wir etwas Brot und auch leckere Erdbeertörtchen.

Dann ziehen wir unter der imposanten Burg vorbei. Eine Tränke wird von unseren Tieren gerne angenommen, auch wenn Bacardi die Ziege erst vorsichtig auf ihre Unbedenklichkeit hin prüfen muß.

Wir schlagen den Weg zum Birktal ein. Ein kleiner Wanderweg läuft hier parallel zur großen Straße.

So gelangen wir nach Altenberg und von dort aus ist es nur noch ein Katzensprung nach Denkendorf. Jetzt müssen wir nur noch die Autobahn überqueren, um nach Schönbrunn zu gelangen.

Am zwischen Schönbrunn und Zandt gelegenen "Bewegungsstall Denkendorf" wartet schon eine Koppel mit saftigem Gras auf unsere Helden, während wir es uns im Reiterstüberl gemütlich machen.


Der Samstag ist der 1. Juni 2019, unser vierter Wandertag und mein 57. Geburtstag,

Heute steht uns unsere längste Etappe bevor, beinahe 35 km. Wir stehen früh auf und nach einem raschen Frühstück gelingt es uns notorischen Langschläfern tatsächlich, bereits um 8:00 Uhr auf Achse zu sein.

Bacardi ist heute irgendwie nicht gewillt ist, brav am Wagen angebunden mitzulaufen. Also wird er aufgetrenst und geritten. Da mein Rücken seit dem Sturz aus dem Wagen immer noch verletzt ist, reitet Bert, während ich bei Rufus auf dem Karren die Fahrleinen führe.

Von der Hochebene müssen wir wieder herunter zur Altmühl. Der Abstieg ist beschwerlich: steile Serpentinen und steiniger unebener Boden. (>>> FILM)

Rufus ist ziemlich geschafft, als er sein Anhängsel sicher den Berghang herunter bugsiert hat. Der Karren hat schließlich keine Bremsen, Rufus muß bergab das ganze Gewicht des Karrens abfangen, das ihn von hinten überrollen will. Er muß ganz langsam und vorsichtig gehen, damit der Wagen sich nicht aufschaukelt, und dabei die gesamte Last mit seinem dicken Pferdepopo bremsen.

Kurz vor Dietfurt machen wir Mittagspause. Zwar ist es prügelheiß und es gibt keinen Schatten, aber an dieser Stelle können wir die Pferde auf ein Grasgrundstück stellen, das auf einer Seite einen Zaun hat. Der abgestellte Karren dient als Pfosten und mit einem langen Seil können wir eine dreieckige Koppel abzäunen. Das erlaubt uns Menschen, auch einmal in Ruhe zu rasten, ohne ständig auf die Pferde achten zu müssen. Als Pferd und Mensch wieder frisch und munter sind, geht es dann weiter, quer durch Dietfurt.

Wir verlassen hier das Altmühltal und wenden uns der weißen Laber zu.

                                                                  Das Tal der weißen Laber

Wir durchqueren eine Furt (>>> FILM) und folgen den idyllischen Wanderwegen bis nach Holnstein. Dort haben wir im Bauernhof Sammiller ein Zimmer gebucht, für die Pferde können wir direkt an der Laber eine kleine Koppel einzäunen.

Für Bacardi war das heute ein harter Tag: circa 35 km mußte er seinen Reiter tragen.

Nach unserer Ankunft legt er sich auf der Koppel hin und döst erst mal eine halbe Stunde. Dann steht er allerdings wieder auf und hilft Rufus bei der Grasvernichtung - ich kann also beruhigt sein und mit meiner Mutter und den Freunden Ingrid und Hubert, die uns mit dem Auto abholen, nach Berching zur Gewürzmühle fahren, um den Tag ausklingen zu lassen.


Der 2. Juni 2019 ist unser letzter Wandertag. Etwa 27 km erwarten uns heute.

Wir verabschieden uns vom Bauernhof Sammiller (von 1595) und machen uns auf den Weg. Maja ist heute nicht mehr dabei, sie ist gestern mit meiner Mutter nach Hause gefahren.

Ein kleines Stück folgen wir noch der weißen Laber in nördlicher Richtung, dann wenden wir uns nach Osten und erklimmen den Bergrücken.

Oben in Hermannsberg treffen wir eine muntere Gesellschaft am Dorf- und Feuerwehrhaus. Sie spendieren Rufus ein Bierchen, das natürlich gerne angenommen wird, zum Gaudium der Hermannsdorfer.

 Mit Flaschen-Motivation versehen, erklimmen wir den Petersberg mit seiner Wallfahrtskirche.

 

Nach dem Abstieg vom Petersberg erstreckt sich vor uns die grüne, leicht hügelige Hochebene zwischen Wissinger und weißer Laber. Am Rand der Ebene fällt das Gelände steil ab zur Wissinger Laber. Wir müssen wieder einmal den Hang herabkrabbeln, um dem Tal in südlicher Richtung zu folgen.

Bei Ittelhofen erreichen wir die Senke und wenden uns nach Süden, an Wissing vorbei, ins herrliche Tal der Wissinger Laber.

Einen kleinen Abstecher den Trockenwiesenhang hinauf machen wir noch einmal. Ganz schön steil - natürlich steigen wir ab und führen, wie immer, wenn es für die Pferde anstrengend wird.

 

Dann begeben wir uns wieder zur Wissinger Laber hinab, über einen langen Waldweg. Auf der anderen Seite des Bachs verläuft ein größerer Wanderweg, wir gehen aber nicht über die Brücke, sondern bleiben links der Laber. Unser Pfad ist ziemlich überwuchert, der Karren muß sogar über einen kleinen umgestürzten Baum gezogen werden. (>>> FILM) Aber so etwas macht Rufus ja völlig souverän!

Schließlich wechseln wir wieder auf die rechte Bachseite. Kilometer um Kilometer wandern wir durch das Tal, mal direkt neben der Laber am saftigen Wiesengrund, mal ein paar Meter den Hang hinauf, im Schatten zwischen Bäumen mit Blick auf den unter uns fließenden Bach.

 

 Schließlich erreichen wir Breitenbrunn und befinden uns wieder im Altmühltal.

 

Wir möchten in Breitenbrunn gerne Mittagspause machen und auch etwas essen. Aber der eine Gasthof hat zu, im anderen feiert eine geschlossene Gesellschaft. Ausgerechnet heute, wo wir kein Reiseproviant dabei haben! Am Sportplatz werden wir dann doch fündig, binden die Pferde an einem Baum an und bestellen uns einen - unerwartet guten - Cheeseburger.

Weit haben wir es ohnehin nicht mehr, denn unsere Endstation Wolfertshausen liegt nur ein kurzes Stück weiter oberhalb von Breitenbrunn. Dort warten Bus und Pferdeanhänger auf uns.

 


 

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