Vor gut 14 Jahren haben wir diese Reise schon einmal gemacht, im Juli/August 2009. Damals ging die Sonne (fast) nicht unter...
Diesmal befahren wir die Postschiff-Route Bergen-Kirkenes-Bergen entlang der norwegischen Küste in der (beinahe) Polarnacht.

Und diesmal bin ich, Henrike, ohne Bert unterwegs, nur mit meiner Mutter und einer Freundin.

 


12.11.2023:

Am 12. November fliegen wir von München über Amsterdam nach Bergen, wo das Hurtigruten-Schiff, die MS Polarlys, auf uns wartet. Abends gegen 20:30 Uhr legen wir ab.
Unser Schiff, die MS Polarlys:

 



An Bord werden täglich verschiedene Ausflüge angeboten, an denen wir manchmal teilnehmen werden.



13.11.2023:

Fahrplan: Florø an 02.45 ab 03:00 / Måløy an 05:15 ab 05:30 / Torvik an 08:20 ab 08:30 / Ålesund an 09:45 ab 20:00 / Molde an 22:35 ab 23:05

Ab Ålesund haben wir den Ausflug "Geschmackserlebnisse und Traditionen" gebucht.
Die 1949 gebaute nostalgische MS Bruvik fährt uns auf dem Hjørundfjord durch die schroffen Sunnmøre-Alpen bis zu dem Örtchen Sæbø.

 


Dort gehen wir von Bord und setzen unseren Ausflug mit dem Bus fort. Wir fahren in die Berge und besuchen die
Rekkedal Farm, die bereits seit mindestens dem 16. Jahrhundert im Besitz der Familie Rekkedal ist: der erste nachweisbare Rekkedal wurde 1550 genannt. Die heutige Besitzerin Karin ist seine Nachfahrin in der 20. Generation. Karins Vater hat auf dem Bauernhof noch richtig Landwirtschaft betrieben. Seit er sich zur Ruhe gesetzt hat, hat die Tochter aber auf Tourismus umgestellt. Die vielen kleinen Schuppen und Hütten stammen aus vergangenen Zeiten, von etwa 1600 bis zum Ende des 19. Jahrhunderts. Das Ensemble kann sozusagen als Miniatur-Museum besucht werden. Außerdem setzt Karin Rekkedal auf regionale gehobene Gastronomie und wir erhalten ein hervorragendes Mittagessen.

 


Im herrlichen Abendlicht nimmt uns die Bruvik in Sæbø wieder auf und fährt uns durch den Hjørundfjord zurück nach Ålesund, wo die MS Polarlys ihren Weg nach Norden fortsetzt.

 




14.11.2023:

Fahrplan: Kristiansund an 02:45 ab 03:00 / Trondheim an 09:45 ab 12:45 / Rørvik an 21:40 ab 22:00

Die Polarlys ist über Nacht ein gutes Stück weitergefahren. Manchmal werden wir wach, wenn unser Postschiff nachts kurz einen Hafen anfährt, aber meistens schlafen wir so fest, daß wir das gar nicht mitbekommen.

Am Morgen erreichen wir Trondheim, wo ein längerer Aufenthalt geplant ist und daher Ausflüge angeboten werden. Vieles sehen wir leider nur aus dem Busfenster, aber den Nidaros-Dom dürfen wir in aller Ruhe besichtigen.

 




Die weitere Fahrt führt uns bei strahlendem Sonnenschein und eisigem Wind am 1880 erbauten tiefroten achteckigen Leuchtturm Kjeungskjær Fyr vorbei, der über einen viel befahrenen Schifffahrtsweg im Bjungfjord wacht. Im abendlichen Sonnenschein bzw. nach der Vorüberfahrt vor der untergehenden Sonne sieht er wahrhaftig märchenhaft aus.

 




15.11.23:

Fahrplan: Brønnøysund an 01:35 ab 01:45 / Sandnessjøen an 04:35 ab 04:50 / Nesna an 06:00 ab 06:10 / Ørnes an 10:00 ab 10:10 / Bodø an 13:05 ab 15:20 / Stamsund an 19:15 ab 19:40 / Svolvaer an 21:20 ab 22:15

Zwischen Nesna und Ørnes überqueren wir den Polarkreis - allerdings am frühen Morgen, so daß wir einfach auf die "Polartaufe" verzichten und in der warmen Koje liegen bleiben!

 
Ørnes   Bodø


Nach dem Mittagessen nutzen wir den etwas längeren Aufenthalt der Polarlys in Bodø für einen Spaziergang an Land. Es ist allerdings ekelhaft kalt und windig, der Boden teilweise eisglatt, also kehren wir dem Ort ziemlich rasch den Rücken und ziehen uns aufs gemütliche Schiff zurück.
Dort werden zum Beispiel mehrmals täglich verschiedene Bildvorträge angeboten zu allen möglichen Themen rund um Norwegens Landschaft und Kultur, den Polarlichtern oder auch dem Blick hinter die Kulissen auf den Hurtigruten-Schiffen. Immer sehr interessant!



Apropos Polarlichter - sind denn überhaupt welche zu sehen?
Jein...

Die letzten Nächte - eigentlich schon seit unserer Abfahrt - wurde immer wieder durchgegeben, daß Nordlichter zu sehen sind. Diese waren aber sehr blass und kaum wahrzunehmen. Das gedämpfte Licht an Deck hat schon ausgereicht, sie zu übertönen. Die Fotografen hängen alle möglichst weit über der Reling, aber da ist kein Platz mehr...

Vielleicht war ich zu ungeduldig und bin zu schnell wieder zurück ins warme Bett? Oben auf dem Aussichtsdeck ist es jedenfalls ekelhaft frostig und es weht eine steife Brise, die durch sämtliche Bekleidungsschichten hindurch sticht. Zumal die unterste Schicht aus Schlafanzug und Pantoffeln besteht. Und der Sucher meines Fotoapparats zeigt nur tiefstes gähnendes Schwarz...

Eine geduldigere Mitreisende mit exzellenter Fotoausstattung hat jedenfalls ein paar gute Bilder machen können und sie zur Verfügung gestellt. Herzlichen Dank, liebe Barbara Wein.

 

 



16.11.23:

Fahrplan: Stokmarnes an 01:30 ab 01:40 / Sortland an 02:55 ab 03:10 / Risøyhamn an 04:35 ab 04:50 / Harstad an 07:10 ab 07:45 / Finnsnes an 11:00 ab 11:30 / Tromsø an 14:15 ab 18:15 / Skjervøy an 22:10 ab 22:25

 
Tromsø mit Eismeerkathedrale   vorweihnachtliches Tromsø


Tromsø hat unser Herz erobert. Auch wenn die Bilder nicht so aussagekräftig sind - die Stadt hat eine äußerst freundliche Atmosphäre. (Und schöne Geschäfte... hüstel...)
Wegen des vielfältigen kulturellen Angebots wird Tromsø auch das "Paris des Nordens" genannt.

Die Geschichte Tromsøs kann bis ins 13. Jahrhundert zurückverfolgt werden. Um 1250 wurde auf der Tromsøya eine Kirche errichtet, die schließlich im Jahr 1308 als „Den hellige Marias kirke i Trums nær hedningene“ in einem Briefwechsel erwähnt wird. Um diese Zeit wurde auch ein Festungswerk (Skansen) errichtet. Bis 1789 gab es ein Handelsmonopol der Städte Bergen und Trondheim, bevor dieses aufgehoben wurde. Im Jahr 1794 erhielt Tromsø Handelsprivilegien, wobei der Handel zunächst aber nur langsam begann. Im Jahr 1807 hatte Tromsø weiter unter 100 Einwohner.

Mit der Zeit erhielt die Stadt Verwaltungsfunktionen. Im Jahr 1804 wurde Tromsø offiziell Bischofssitz für Nordnorwegen, wobei sich der erste Bischof allerdings erst 1834 dort niederließ. Im Jahr 1814 wurde der Sitz des Amtmann dort hinverlegt. Des Weiteren stieg die Handelstätigkeit in der Region an und die Stadt wurde Ausgangspunkt für Expeditionen in den Arktischen Ozean. Bis 1830 war die Einwohnerzahl der Stadt auf rund 1200 angestiegen. In der folgenden Zeit wurde die Verkehrsanbindung an Südnorwegen verbessert, die vor allem über Schiffe und Boote entstand. Der Dom zu Tromsø (Tromsø domkirke) wurde 1861 eingeweiht. Im Jahr 1893 begann die Postschifflinie Hurtigruten in Tromsø anzulegen.

1902 wurde die Zeitung Nordlys gegründet. Im Jahr 1928 erhielt die Stadt mit dem Nordlichtobservatorium (Nordlysobservatoriet) eine bedeutende Institution. Eine Anbindung ans norwegische Straßennetz erfolgte im Jahr 1936, zwei Jahre später wurde die erste feste Flugverbindung aufgenommen.

Ab Mai 1940 war Tromsø für kurze Zeit die Hauptstadt Norwegens, als Oslo und die südlichen Teile Norwegens besetzt waren, bevor der König und die Regierung am 7. Juni das Land verlassen mussten. 1960 wurde mit der Tromsøbrua die erste Brücke als Verbindung des Zentrums mit dem Festland erbaut; 1994 kam ein Tunnel hinzu. Die als Eismeerkathedrale bekannte Tromsdalen kirke wurde im Jahr 1965 eröffnet, im Jahr 1972 erfolgte die Gründung der Universität Tromsø.

1993 beschloss das norwegische Parlament den Umzug des norwegischen Polarforschungsinstitutes (Norsk Polarinstitutt) von Oslo nach Tromsø. Seinen neuen Sitz fand das Institut im polaren Umweltforschungszentrum (Polarmiljøsenteret), in dem außerdem das norwegische Institut für Naturforschung, das norwegische Institut für Kulturforschung, das norwegische Institut für Luftforschung, das norwegische Amt für Kartographie, das Geologische Institut Norwegens, die norwegische Strahlenschutzagentur und die nationale Küstenverwaltung beheimatet sind oder Filialen unterhalten. Tromsø ist auch heute noch einer der wichtigsten Ausgangspunkte für Expeditionen in die Polarregion.

(Quelle: Wikipedia)


Inzwischen ist das Wetter umgeschlagen. Hatten wir heute tagsüber schon vereinzelte Schneeschauer, so zieht am Abend ein orkanartiger Sturm über Skandinavien. Der Kapitän Ulf Arne Berg beschließt, in Tromsø im sicheren Hafen zu bleiben, bis sich der Sturm gelegt hat. Er hat natürlich Zugang zu den genauesten Wetterprognosen und will dem Sturm sozusagen "mit etwas Abstand hinterherfahren". Wir verlassen Tromsø erst kurz nach Mitternacht.



17.11.23:

Fahrplan: Øksfjord an 01:50 ab 02:00 / Hammerfest an 05:05 ab 05:45 /Havøysund an 08:30 ab 08:45 / Honningsvåg/Nordkapp an 10:55 ab 14:30 / Kjøllefjord an 16:40 ab 19:15 / Mehamn an 18:55 ab 19:15 / Berlevåg an 22:00 ab 22:10

Der Sturm hat unseren Fahrplan allerdings völlig über den Haufen geworfen. Um die Routenplanung bis Kirkenes, dem Wendepunkt der Reise, wieder einzuholen, werden heute alle Haltestationen ausgelassen, außer Hammerfest (aber auch da wird der Stopp auf eine Viertelstunde reduziert). Das ist vor allem bitter für alle Gäste, die am Ausflug zum Nordkapp teilnehmen wollten - alle Ausflüge müssen ersatzlos gestrichen werden.



Obwohl der eigentliche Sturm längst vorübergezogen ist, haben wir noch ganz schön Seegang. Es ist schwierig, sich auf dem Schiff zu bewegen. Zum Glück gibt's in den Gängen überall Geländer zum festhalten. Immerhin ist es während der Mahlzeiten gerade etwas ruhiger, so daß uns keine Teller oder Gläser vom Tisch rutschen...


An einem Tag werden wir von einigen Walen begleitet. Leider kann ich mich nicht mehr genau erinnern, wann das war - ich füge das tolle Tier einfach mal hier ein. Das Bild stammt ebenfalls von einem/er unbekannten Reisenden...



18.11.23:

Fahrplan: Båtsfjord an 00:00 ab 00:30 / Vardø an 03:30 ab 03:45 / Vadsø an 06:55 ab 07:10 / Kirkenes an 09:00 ab 12:30 / Vardø an 16:05 ab 17:00 / Båtsfjord an 20:00 ab 20:30 / Berlevåg an 22:25 ab 22:35

Wir haben unsere sechsstündige Verspätung aufgeholt und erreichen den Scheitelpunkt der Reise planmäßig. Ab Kirkenes sind wir wieder im Zeitplan und können unsere geplanten Ausflüge durchführen.

Als erstes geht es zum
Schneehotel.

   




Zum Hotel gehören auch ein paar Rentiere.




Das Hightlight aber sind die Huskies und die Hundeschlittenfahrt.

 




Zwei Runden drehen wir: am See entlang bis zu einer Wendeschleife, am See zurück mit einem Abstecher durch ein Waldstück, zurück zum Schneehotel und den Hundehütten und dann dasselbe noch einmal.
Unser Musher Daniel spannt einen jungen Hund mit ein, der erst zum dritten Mal vor dem Schlitten läuft. Er macht seine Sache hervorragend - in der ersten Runde.
Als wir aber wieder am Startpunkt vorbeikommen, denkt er wohl: "toll, wir sind fertig", springt über seinen Kumpel hinweg Richtung Hundehütten, verheddert sich in der Leine und möchte sich jetzt bitte ausruhen. Mit einem Satz hüpft Daniel vom Schlitten, geht nach vorne, befreit den jungen Hund aus den Leinen und übergibt ihn an die herbeigesprungene Hilfe.
Inzwischen geht es vor uns aber schon in die zweite Runde und unsere (jetzt nur noch fünf) Hunde laufen los. Unser Musher versucht, die Hunde von vorne zurück zu halten, das funktioniert aber nicht recht und er springt zur Seite, außerhalb meines Blickfelds, während die Hunde Gas geben...
Zaghaft frage ich vor mich hin, ob Daniel überhaupt noch da ist, denn umdrehen kann ich mich nicht. Von hinten ertönt Daniels fröhliches Gelächter. Er hat alles im Griff, sagt er. Problemlos ist er auf den vorbeigleitenden Schlitten aufgesprungen, außerdem gehorchen ihm die Hunde aufs Wort... na ja...
Bei der Rückkehr können wir bezeugen, wie innig hier das Verhältnis von Mensch und Tier ist, als Daniel liebevoll er mit seinen Hunden schmust.

Hier der FILM.

Die Hundeschlittenfahrt ist definitiv einer der Höhepunkte unserer Reise, kann ich jedem nur empfehlen!



19.11.2023:

Fahrplan: Mehamn an 01:20 ab 01:30 / Kjøllefjord an 03:25 ab 03:35 / Honningsvåg an 05:45 ab 06:00 / Havøysund an 08:00 ab 08:15 / Hammerfest an 11:00 ab 12:45 / Øksfjord an 15:50 ab 16:05 / Skjervøy an 19:30 ab 19:45

 
Erdgasanlage Melkoya   Hammerfest, Struve-Bogen


In Hammerfest haben wir wieder Zeit für einen kleinen Spaziergang auf eigene Faust. Zum Stadtzentrum kommen wir nicht, denn die Polarlys hat auf der anderen Seite der Bucht festgemacht. Dafür besuchen wir die Meridiansäule und geniessen das faszinierende Farbenspiel am Himmel, bei der bereits mittags schon wieder untergehenden Sonne.

 


Kurz vor Mitternacht sind wir wieder in Tromsø, wo wir im Dom dem "Mitternachtskonzert" lauschen. Die Mitwirkenden sind Anne-Berit Buvik (Sopran), Ola Asdahl Rokkones (Tenorsaxophon und Gesang) und Tore Nedgård (Klavier und Orgel). Es stehen diverse Volkslieder auf dem Programm, teilweise jazzartig bearbeitet, außerdem die Nationalhymne des Samischen Volkes, ein romantisches Lied von Edvard Grieg und eine Mittelalterballade. Da man Musik leider nicht fotografieren kann und auch Fotos während des Konzerts unerwünscht waren, gibt's nur ein paar Bilder aus dem Innern des Tromsøer Doms.




20.11.2023:

Fahrplan: Tromsø an 23:45 ab 01:30 / Finnsnes an 04:20 ab 04:40 / Harstad an 08:00 ab 08:30 / Risøyhamn an 10:45 ab 11:00 / Sortland an 12:30 ab 13:00 / Stokmarnes an 14:15 ab 15:15 / Svolvaer an 18:30 ab 20:30 / Stamsund an 22:15 ab 22:30

Für heute haben wir den Ausflug "Inselwelt der Vesterålen" gebucht.
Wir gehen in Harstad von Bord und besichtigen die Kirche von Trondenes, die nördlichste mittelalterliche Steinkirche der Welt.

 


Der wichtigste Kulturschatz der Kirche sind die drei spätmittelalterlichen Flügelaltare, die aus einer Lübecker Werkstatt, vermutlich der des spätgotischen Bildhauers Bernt Notke, der zu seiner Zeit einer der größten Kunstexporteure in Nordeuropa war, stammen. Die Hansestadt Lübeck war als Oberhof für die Niederlassung der Hanse auf der Deutschen Brücke in Bergen zuständig und kontrollierte zu dieser Zeit den Handel mit Norwegen. Von Bergen aus wurde in Nordnorwegen hergestellter Stockfisch und Klippfisch importiert und europaweit als Fastenspeise vertrieben. (Quelle: Wikipedia)

Der örtliche Pastor hält extra für die Hurtigruten-Besucher einen Gottesdienst ab und wir bekommen Spickzettel, um das Vaterunser zu beten und das Lied "Lobe den Herren" gemeinsam zu singen, jeder in seiner Muttersprache, auf norwegisch, englisch, deutsch, französisch, italienisch, spanisch oder niederländisch.


Bei der Trondenes-Kirche gibt es außerdem noch ein kleines Museum und ein angeschlossenes Freilandmuseum mit einer nachgebauten Stabkirche und einem wikingerzeitlichen Langhaus.

   




Unser Ausflug führt uns nach der Besichtigung von Trondenes mit dem Bus über Land von Harstad nach Sortland.

 


Die Fjorde und schroffen Berge dieser Insellandschaft sind atemberaubend.

 



Als wir auf Sortland zufahren, treffen wir die MS Polarlys wieder - Kapitän und Busfahrer haben sich verabredet und die Polarlys gleitet unter uns durch, als wir mit dem Bus über die Brücke fahren.

 


In Sortland gehen wir wieder an Bord der Polarlys.
Im fabelhaften Spiel der düsteren Wolken mit dem warmen Licht der rasch sinkenden Sonne ziehen wir weiter an der Inselgruppe der Vesterålen vorüber.

 



In Stokmarnes sehen wir das "Hurtigruten-Museum" - das Gebäude wurde um das außer Dienst gestellte Hurtigruten-Schiff Finnmarken herum gebaut - noch bei Tageslicht, aber dann wird es schnell dunkel.

Gegen 17:30 Uhr erreichen wir den Trollfjord.
Da es schön windstill ist, beschließt der Kapitän tatsächlich, in den Trollfjord einzufahren, obwohl es stockdunkel ist. Die Suchscheinwerfer der Polarlys helfen, die Finsternis punktuell zu durchbrechen, und die Passagiere an Bord der Polarlys können zumindest erahnen, wie wahnsinnig eng diese Durchfahrt ist! Man hat das Gefühl, man könnte die Felsen berühren, wenn man die Arme ausstreckt!
(FILM)

 


Der Trollfjord ist ein 2 Kilometer langer Seitenarm des Raftsunds, der die norwegischen Regionen Lofoten und Vesterålen voneinander trennt. Der Name Trollfjord leitet sich von den Trollen, den Zauberwesen der nordischen Mythologie, ab. Die Einmündung des Trollfjords in den Raftsund ist nur 100 Meter breit. Im weiteren Verlauf erweitert sich der Fjord bis auf eine maximale Breite von 800 Metern. Die Südseite des Trollfjords wird durch den 1045 bis 1084 Meter hohen Trolltindan begrenzt, an der Nordseite steigen der 998 Meter hohe Blåfjell und der 980 Meter hohe Litlkorsnestinden fast senkrecht aus dem Wasser. Die Schiffe der Hurtigruten fahren auf ihrem Weg zwischen Kirkenes und Bergen durch den Raftsund und biegen während der Süd- oder Nordtour oder manchmal auch beide Male als besondere touristische Attraktion kurz in den Trollfjord ein. An der breitesten Stelle wenden sie und setzen ihre Fahrt durch den Raftsund fort. (Quelle: Wikipedia)


Der Raftsund trennt die Inselgruppe Vesterålen von der berühmteren Inselgruppe Lofoten. Lofoten (der Name bezeichnet die Region und steht korrekterweise im Singular; die Wortendung "-en" steht im Norwegischen für den bestimmten Artikel, nicht für Plural) ist landschaftlich eigentlich einer der Höhepunkte der Route entlang der norwegischen Küste - leider ist es in der Winterzeit immer schon dunkel, wenn das Hurtigruten-Schiff hier durchfährt, auf der Hin- wie auf der Rückfahrt. Das ist ein Argument, welches eher für eine Reise im Sommer spricht...

Unser Ausflug in Svolvaer am frühen Abend findet jedenfalls wieder im Dunkeln statt. Interessant vor allem der Besuch einer (Museums-) Fischerhütte, die eine Vorstellung vermittelt vom harten Leben der Fischer, die jedes Jahr ihre Familien verliessen, um während der Saison in Svolvaer Kabeljau zu fischen. Ein kleiner Laden vermittelt auch einen malerischen Eindruck aus vergangenen Zeiten.

 



Unser Guide führt uns auch noch in das kleine Gunnar-Berg-Museum.
Gunnar Berg (* 21. Mai 1863 in Svolvær; † 23. Dezember 1893 in Berlin) war ein norwegischer Maler, bekannt durch seine Lofotenbilder. Berg wuchs auf in Svolvær, Lofoten, wo sein Vater ein führender Kaufmann war. Er sollte auch Kaufmann werden und lernte im väterlichen Geschäft, dann 1882 bis 1883 in Bergen, wo er sich von dem Stilllebenmaler und Fotografen Hans Jørgen Nicolaysen unterweisen ließ. Auf Rat von Adelsteen Normann, einem Freund der Familie, ging er an die Kunstakademie Düsseldorf, um 1883 bis 1885 bei Eugen Dücker Malerei zu studieren. Hier traf er auch auf die norwegischen Maler Ludvig Munthe und Georg Anton Rasmussen. Während Normann und Otto Sinding die dramatische Natur der Lofoten betonten, legte Berg mehr Wert auf die Darstellung des täglichen Lebens in den Fischerdörfern. Die Fischerboote im Hafen bilden auf vielen Bildern den Vordergrund. Anders als die älteren Kollegen, die Norwegen nur im Sommer malten, zeigte Berg es vor allem schneebedeckt im Winter. Nach dem Studium kehrte er nach Svolvær zurück und erbaute sich ein Atelier, das noch erhalten ist. (...) Seit 1887 lebte er wie Normann meist in Berlin. Normann nahm ihn auch nach Paris mit. 1893 erkrankte Berg an Krebs, und ein Bein musste ihm amputiert werden. Dennoch reiste er nach Berlin, wo er im Winter 30-jährig starb. Er ist im Familiengrab auf Gunnarholmen in Svolvær beigesetzt.
(Quelle: Wikipedia)



21.11.2023:

Fahrplan: Bodø an 02:30 ab 03:30 / Ørnes an 06:25 ab 06:35 / Nesna an 10:25 ab 10:35 / Sandnessjøen an 11:45 ab 12:15 / Brønnøysund an 15:00 ab 17:25 / Rørvik an 21:00 ab 21:30

 



Am Nachmittag werden die Passagiere in den Konferenzraum gebeten - wegen einer wichtigen Nachricht des Kapitäns...
Es hatte am Morgen schon Gerüchte über stürmisches Wetter gegeben. Kapitän Ulf Arne Berg bestätigt dies und teilt uns mit, daß die Polarlys ihre Reise am nächsten Tag in Trondheim beenden wird. Der angesagte Sturm ist um einiges schlimmer als jener, dem wir auf dem Hinweg im Tromsø ausgewichen sind - Windstärke 10 und bis zu 13 Meter hohe Wellen sind angekündigt. "Dem Schiff macht das nichts aus", sagt der Käptn, "aber die Menschen an Bord vertragen das nicht." Und natürlich nicht nur die Passagiere - auch die Crew, die unter diesen Umständen noch "funktionieren" müßte. Kapitän Berg erhält ungeteilten Applaus für seine Entscheidung, keinerlei Risiko einzugehen.
Die Hurtigruten-Büros an Land sind jetzt am rotieren, um mit der veränderten Situation umzugehen. Wir können in Trondheim an Bord essen und schlafen bis zum 23. November, dem offiziellen Ende der Reise. Es werden Ausflüge für den Tag in Trondheim organisiert und Flüge von Trondheim nach Bergen am 23. November morgens, so daß alle Passagiere (mehr als 400 Personen!) ihre gebuchten Heimflüge erreichen. Was für eine logistische Herausforderung!



22.11.2023:

Fahrplan: Trondheim an 06:30 ab 09:30 / Kristiansund an 16:30 ab 17:30 / Molde an 21:15 ab 21:45

Das Hurtigruten-Team hat von einem Tag auf den anderen einen kostenlosen Ganztags-Ausflug nach Røros organisiert.

Røros ist Norwegens einzige Bergstadt. Seit der Mitte des 17. Jahrhunderts bis in die 1970er-Jahre wurde hier Kupfererz abgebaut, was das Aussehen der Stadt sehr geprägt hat. Die noch großteils erhaltene alte Bausubstanz hat Røros eine Eintragung auf der Welterbeliste der UNESCO eingebracht.

 


Diese Kommune ist bekannt für ein raues Klima. Røros ist mit einem Rekord von −50,4 °C im Jahre 1914 einer der kältesten Orte Norwegens.

Bis Mitte des 17. Jahrhunderts war das Gebiet des heutigen Røros dicht bewaldet und Heimat für möglicherweise 6–7 Familien bzw. 10–15 Personen, die sich sowohl von Ackerbau wie auch von der Jagd und der Fischerei ernährten. Man erzählt, dass Hans Olsen Aasen 1644 bei der Jagd zufällig das erste Erz gefunden habe, was gewissermaßen der Anfang der Stadt sei, deren wechselvolle Geschichte 333 Jahre lang vom Kupfererz geprägt wurde. Hans Aasen gilt somit als „Vater“ der Stadt und sein Aasengården (dt. „Aasen-Hof“) ist heute das älteste Gebäude von Røros und steht unweit der Kirche. Es gibt jedoch einige Indizien, die auf ein Schürfen des Erzes bereits um 1620 bzw. 1630 schließen lassen.


Jedenfalls wurde 1644 die erste Grube in Røros von Lorentz Lossius (1589–1654) aus Lommatzsch in Sachsen offiziell in Betrieb genommen. Man nimmt an, dass er diese Grube zu diesem Zeitpunkt schon einige Jahre illegal geführt hat. 1645 begann er mit der zweiten Grube und im Jahr 1646 nahm die erste Schmelzhütte ihren Betrieb auf. In dieser Zeit wurde auch die erste Flussregulierung durchgeführt. 1651 wurde die erste Kirche unweit der heutigen eingeweiht. Weil Norwegen keine eigene Bergbautradition hatte, holte man Bergleute aus ganz Europa – auch aus dem Harz[2] – nach Røros, die die Gruben im Storvola anlegten.

Im Lauf des 17. und 18. Jahrhunderts wurde Røros und die umliegenden Gruben bei kriegerischen Auseinandersetzung mit Schweden mehrmals niedergebrannt und wieder aufgebaut. Eine einigermaßen genaue Volkszählung in Dänemark-Norwegen aus dem Jahre 1769 ergab, dass damals in Røros etwa 2000 Personen lebten. Mehr als die Hälfte davon waren Bergleute mit ihren Familien. Der Rest war zum Großteil Bauern, die sich im Kupferwerk ein Zubrot verdienten. Zusätzlich zu den wenigen Handwerkern, die im Wesentlichen auch vom Werk abhängig waren, hatten die Gruben einen eigenen Pastor, einen Arzt und eine Schule.

 


In den Jahren 1779–1784 wurde die verhältnismäßig große, achteckige Kirche gebaut. Sie kann als Zeichen für die wirtschaftliche Blüte des Gruben- und Schmelzbetriebes im 18. Jahrhundert angesehen werden. Während ein Grubenarbeiter etwa 50 Reichstaler im Jahr verdiente, kostete die Errichtung dieser Kirche 23.000 Reichstaler. Sie ist heute mit ihren 1.640 Sitzplätzen Norwegens drittgrößte Kirche nach der Kirche von Kongsberg und dem Nidarosdom.

Der Bau der Røros-Bahn, die die Bergstadt mit Oslo (damals „Kristiania“) und Trondheim verbindet, wurde 1877 begonnen. Nachdem 1896 das Elektrizitätswerk Kuråsfossen in Betrieb genommen worden war, bekam Røros im Jahr darauf nach Paris und Hammerfest als dritte Stadt in Europa eine elektrische Straßenbeleuchtung.

1936 wurde das vorerst letzte Erzfeld entdeckt. Die Grube, die in den Jahren darauf dort in Betrieb ging, trägt den Namen Olavs-Grube, benannt nach dem damaligen Kronprinz Olav. Nachdem die Schmelzhütte 1953 zum dritten Mal niederbrannte, wurde sie endgültig aufgegeben. Ab diesem Zeitpunkt wurde das Erz nach Boliden in Schweden zur Weiterverarbeitung verfrachtet. 1977 erklärt sich Røros Kobberverk A/S bankrott und beendete mit der Stilllegung der letzten Grube die 333-jährige Bergwerkstradition. Zwei Jahre später wurde die Olavs-Grube für Besucher geöffnet, und 1981 eröffnete König Olav V. dort das Gruben-Museum. In diesem Zusammenhang bekam diese Grube die neue Bezeichnung „Kronprinz-Olav-Grube“. 1980 nahm die UNESCO Røros in die Welterbeliste auf und zehn Jahre später öffnete das Røros-Museum in der neuerrichteten Schmelzhütte zum ersten Mal seine Pforten. (Quelle: Wikipedia)


Herzlichen Dank an Hurtigruten für diesen wunderbaren Ausflug!

 

 



23.11.2023:

Fahrplan: Ålesund an 00:30 ab 01:20 / Torvik an 02:35 ab 02:45 / Måløy an 05:45 ab 06:00 / Florø an 08:15 ab 08:30 / Bergen an 14:45

In aller Früh packen wir uns ein Frühstücks-Lunchpaket und verlassen die Polarlys und ihre großartige Crew.
Der Heimflug nach Amsterdam/München geht erst am Abend, also haben wir noch einige Stunden, um Bergen zu erkunden.
Das Wetter ist ein Wechselbad aus Regen, Wind und strahlendem Sonnenschein.

 

 

Die Stadt ist geprägt durch die am Naturhafen Vågen verlaufende Bryggen oder früher Tyske Bryggen (norwegisch für Landungsbrücke/Kai bzw. Deutscher Kai), wobei es sich um alte Handelseinrichtungen der Hanse handelt. Ebenfalls aus dieser Zeit stammen die Marienkirche und weitere Bauten.

Nach mehreren verheerenden Stadtbränden (1702, 1855, 1916), die durch die typisch norwegische Holzbauweise begünstigt wurden, erließ die Stadt Verordnungen, die den Bau von Holzhäusern auf dem Stadtgebiet nicht mehr gestattete. Das Hafenviertel Bryggen, das bei den Stadtbränden mehrmals nicht verschont geblieben war, wurde nach jeder Zerstörung nach originalen Plänen wieder aufgebaut. Das Profil ist daher heute noch dasselbe wie im 12. Jahrhundert. Aus diesem Grund wurde Bryggen als Beispiel hanseatischer Baukunst in Norwegen durch die UNESCO 1979 zum Weltkulturerbe ernannt. (Quelle: Wikipedia).