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Abenteuer Natur - Wasser ist das beherrschende Element auf dieser Reise.

Eingerahmt zwischen zwei kurze Städte-Aufenthalte - am Anfang drei Tage in São Paulo und zum Ausklang einen letzten Tag in Olinda - verbringen wir im Dezember 2018 unseren dreiwöchigen Urlaub praktisch ausschließlich in Brasiliens wilder und vielfältiger Natur.

Drei Abenteurer haben sich auf den Weg gemacht: Henrike Schwark, Albert Schwark und Mutter/Schwiegermutter Christa Kämpfer. Zu Lande, zu Wasser und aus der Luft erkunden wir die phantastischen, weitgehend unberührten Landschaften. Wir können einige seltsame Exemplare der exotischen Tierwelt beobachten, in versteckten Wasserfällen baden und mit dem Boot zwischen Bäumen hindurch im überschwemmten Wald fahren. Teilweise gelangen wir dabei aber auch körperlich an unsere Grenzen.


Drei unterschiedliche Regionen besuchen wir:

Das PANTANAL liegt im mittleren Südwesten von Brasilien in den Bundesstaaten Mato Grosso und Mato Grosso do Sul und ist eines der größten Binnenland-Feuchtgebiete der Erde.

Der Rio Paraguay hat auf seinem 600 Kilometer langen Weg durch die Tiefebene des Pantanal nur ein Gefälle von 30 Metern. Deshalb kann das Wasser, das aufgrund der Niederschläge im nördlichen Hochland über zahlreiche Flüsse in das Becken abfließt, das Gebiet nur sehr langsam wieder Richtung Süden verlassen. So werden einmal im Jahr, während der Regenzeit von November bis März, weite Teile der Tiefebene überschwemmt und zwei Drittel des Gebietes stehen teilweise metertief unter Wasser. So entsteht ein komplexes System aus Savannen, riesigen überschwemmten Wasserflächen, regenwaldartigen Flussgaleriewäldern und Trockenwäldern, ebenso wie ein Mosaik aus Flüssen, Seen und seichten Lagunen, deren Ausdehnung und Größe vom jährlichen Wechselzyklus von Regen- und Trockenzeit bestimmt werden. Während der Regenzeit zieht sich das Vieh – aber auch die wilden Tiere – in die Trockenwälder und auf die Uferdämme der Flüsse zurück, die jeweils durch Sedimentsablagerungen entstanden und entstehen.

In diesem einzigartigen Naturparadies gibt es mit geschätzten 665 Arten von Vögeln mehr als im gesamten Europa. Das Pantanal hat das größte Vorkommen von Hyazinth-Aras in Brasilien und es ist ein sehr wichtiges Rückzugsgebiet für den vom Aussterben bedrohten Riesenotter geworden. Unter den etwa 123 Säugetierarten befinden sich die Raubtiere Jaguar, Puma und Ozelot und ihre Beutetiere wie Sumpfhirsche, Pekaris und Capybaras, die größten Nagetiere der Welt, die bis zu 70 Kilogramm schwer werden. Weiterhin gibt es mindestens 2000 Pflanzenarten, 269 Fischarten, unzählige Reptilien und Amphibien sowie eine Vielzahl von Insekten. Der Vogel Jabiru, der Riesenstorch, ist das Symbol des Pantanals. Kaimane bevölkern mit 35 Millionen Exemplaren dieses Gebiet.   [Quelle: Wikipedia]

 

Die CHAPADA DOS VEADEIROS ist eine Hochebene im Nordosten des brasilianischen Bundesstaats Goiás. Hier liegt der höchste Punkt des Planalto Central (Zentrale Hochebene), weitab von jeder größeren Stadt, etwa 230 km von der Hauptstadt Brasília entfernt.

Die Serra do Pouso Alto in der Chapada (Höhenzug) ist mit 1676 m der höchstgelegene Punkt in Zentralbrasilien. Zum Schutz von Quellen mehrerer Flusssysteme, die in der wasserreichen Hochebene entspringen, wurde 1961 der Nationalpark Chapada dos Veadeiros geschaffen. Die vielfältigen Flora und Fauna im Cerrado (Savanne Zentralbrasiliens) soll ebenfalls geschützt werden. Die einzigartige Geographie dieser Region ist geprägt von Schluchten und glasklaren Flüssen mit zahlreichen Wasserfällen und natürlichen Pools. Die seit Jahrmillionen wirkende Erosion durch Wasser und Witterung hat tiefe Canyons gegraben und bizarre Gesteinsformationen geschaffen. Der Boden ist reich an Kristalladern.

 

Der ANAVILHANAS-ARCHIPEL ist einer der weltweit größten Flussinsel-Archipele. Er befindet sich im Amazonasgebiet am Rio Negro, etwa 100 km flussaufwärts der Metropole Manaus, der Hauptstadt des Bundesstaats Amazonas.

Der Anavilhanas-Archipel ist gekennzeichnet durch ein einzigartiges Ökosystem mit großer Artenvielfalt. Bei Niedrigwasser bilden sich auf einer Länge von rund 90 km annähernd 400 Inseln, überwuchert von Urwald. Während der Regenzeit werden die Hälfte der Inseln überschwemmt und bilden ein grenzenloses Labyrinth von schwimmenden Wäldern, Bächen und Kanälen. Während der Trockenzeit offenbaren die zurückweichenden Wasser des Rio Negro weiße Sandstrände und natürliche Formationen aus Wurzeln und Stämmen. Bedingt durch den Rückstau des sehr stark Sedimente ablagernden Amazonas, mit dem sich der Rio Negro etwa 100 km flussabwärts vereint, weitet sich der Strom hier zu etwa 27 Kilometern Breite auf, durchsetzt mit den Inseln und Uferwällen des Anavilhanas-Archipels,

Der Rio Negro erscheint schwarz wegen seines hohen Gehaltes an Humin- und Fulvosäuren, die vom Regen in seinem Einzugsgebiet aus den stark ausgelaugten, sandigen Böden gewaschen worden sind (Schwarzwasserfluss). Schwarzwasser ist zwar stark gefärbt, aber durchsichtig, weil es keine Schwebeteilchen enthält.


Nun also zum "Reise-Tagebuch":

Nach einem vergnügten Start am Freitagabend dem 7.12.2018 von München nach Lissabon müssen wir bei der Landung in Portugal feststellen, daß unser für die Nacht vorgesehener Langstreckenflug Lissabon-São Paulo auf Grund technischer Probleme abgesagt wurde. Auf Kosten der Air Portugal dürfen wir eine kurze Nacht in einem Hotel in Lissabon verbringen. Zum Glück startet unsere Maschine ohne weitere Schwierigkeiten am nächsten Morgen und wir erreichen São Paulo am späten Samstagnachmittag.

Ein Taxi bringt uns vom Flughafen nach Embu, wo wir im Hotel "O Garimpo" unsere Zimmer beziehen. Ein charmantes kleines Hotel - kein Luxus, aber saubere Zimmer, gutes Frühstück und mit Liebe und Gefühl für Ambiente eingerichtete Räume. Und der Clou: es ist unser ehemaliges Nachbarhaus!

Den Samstagabend und den Sonntagmorgen verbringen wir auf unserem Sítio in São Lourenço da Serra - das ist der einzige Besitz, den wir noch in Brasilien haben.

Das Grundstück steht dem Umbanda-Tempel Ogum Beira-Mar zur Verfügung und wir nehmen dort an den Giras (Gottesdiensten) teil. Am Abend findet zum Jahresabschluß eine Gira de Elegbara statt und wir begrüßen den Exu Sr. Sete Porteiras. Am Sonntag folgt dann noch eine Gira mit Anjo da Guarda, Pretos Velhos und Caboclos, um nach der Virada (Jahresabschluß bzw. -wechsel) frisch gereinigt und gestärkt ins neue Jahr zu gehen.

Die restliche Zeit in Embu widmen wir dem Treffen mit alten Freunden.

Embu ist ein kleines Städtchen vor den Toren von São Paulo. Ursprünglich nannte man den Ort Mboy, wohl aus der Guarani-Sprache "mboî'y" , was "Fluß der Schlangen"  bedeutet. Im 17. Jahrhundert war Mboy ein großes Landgut (Fazenda), das Fernão Dias Paes Leme (1608-1681, Onkel des gleichnamigen berühmten Bandeirante) und seiner Gemahlin Catarina Camacho gehörte. Das Paar stiftete die Fazenda mit der dazugehörigen Kirche Virgem do Rosário den Jesuiten in São Paulo. Noch heute beherbergt die vom Orden erbaute Rosario-Kirche aus dem Jahr 1690 das Museum für sakrale Kunst der Jesuiten.

1959 wurde Embu zum eigenständigen Munizip erhoben, der Ort ist heute vor allem bekannt als Künstlerkolonie und stellt ein beliebtes Ausflugsziel dar, vor allem sonntags, wo ein großer Kunsthandwerk-Markt die erholungssuchenden Paulistas anzieht.

Am Dienstag unternehmen wir einen Ausflug in die Innenstadt von São Paulo. Mit dem Taxi fahren wir von Embu zur Markthalle, dem Mercado Municipal de São Paulo, von den Paulistas liebevoll "Mercadão" genannt. Im Jahr 1933 fertiggestellt, beherbergt das Untergeschoß Dutzende Marktstände, während die Galerien mit Restaurants bestückt sind.

Unmöglich, an den Obstständen vorbei zu kommen, ohne zu einem Probierhappen genötigt zu werden. Vor allem die Kombination Erdbeere + Dattel liegt offensichtlich gerade sehr im Trend. Wir essen uns satt, während wir durch die Stände schlendern und das appetitlich zur Schau gestellte Obst und die anderen Waren bewundern.

 

Zu Fuß spazieren wir durchs Zentrum von São Paulo.

Über die Ladeira Porto Geral gelangen wir zur Keimzelle der Millionenstadt, dem Pateo do Collegio.

São Paulo wurde am 25. Januar 1554, dem Fest der Bekehrung des Apostels Paulus, von den Padres Manuel da Nóbrega und José de Anchieta, zwei jesuitischen Missionaren, bei ihrem – nach dem örtlichen Fluss benannten – Missionsstützpunkt Piratininga gegründet.

Die Jesuiten zimmerten auf dem Plateau von Piratininga im 16. Jahrhundert erst einmal nur eine einfache Hütte mit einem Dach aus Palmwedeln oder Stroh. 1556 wurde von Pater Afonso Brás ein besserer Kirchenbau aus Lehm (taipa de pilão) gebaut. Die steinerne Kirche wurde erst 1653 errichtet und diente als Jesuitenkolleg, bis 1759 die Jesuiten aus Portugal und seinen Kolonien - somit auch aus Brasilien - vertrieben wurden.

Das Gebäude wurde von 1765 bis 1912 als Regierungssitz genutzt. Fortwährende Umbauten im Laufe der Jahre zollten der neuen Nutzung als Verwaltungsgebäude Tribut. Die Gouverneure von São Paulo gestalteten ihren Palast nach dem gerade herrschenden architektonischen Geschmack um. Das stilistische Flickwerk verfiel Ende des 19. Jahrhunderts zusehends, die Kirche Igreja do Bom Jesus mußte wegen Einsturzgefahr schon 1898 abgetragen werden, der Gouverneurspalast und die weiteren Gebäude wurden 1953 vollständig abgerissen.

In Vorbereitung zum 400. Stadtjubiläum 1954 beschloß man im Jahr 1953, das Baudenkmal wieder aufzubauen. Als Auftakt wurde das Grundstück den Jesuiten zurückgegeben mit der Auflage, die Gebäude wieder zu errichten. Dank erhaltener Abbildungen ist es gelungen, das Pátio do Colégio im Jahr 1954 und die Kirche bis 1979 in der kolonialen Gestalt aus dem 17. Jahrhundert wieder herzustellen.

Heute ist das Pateo do Collegio wieder im Besitz des Jesuitenordens und beherbergt ein Museum. Aus der Gründungszeit haben sich Fragmente einer Wand aus dem Jahr 1585 erhalten. Der Innenhof mit dem kleinen Cafè ist eine Oase der Ruhe in der turbulenten Großstadt.

Auf dem Weg zur Praça da Sé besichtigen wir das Solar da Marquesa de Santos, das Domizil der Geliebten des Kaisers Dom Pedro I. aus der Mitte des 19. Jahrhundert. Das Gebäude ist das letzte erhaltene Wohngebäude dieser Epoche in São Paulo und beherbergt ebenfalls ein Museum, in dem noch einiges an zeitgenössischem Mobiliar zu sehen ist.

Nach der Besichtigung streben wir quer über den zentralen Platz der Kathedrale von São Paulo zu. Die Praça da Sé markiert das geographische Zentrum, also den "Nullpunkt" der Stadt, von hier aus zählen alle Kilometerangaben der Autobahnen und staatliche Entfernungsangaben.

Direkt am Platz steht die Catedral Metropolitana da Sé, also die Kathedrale von São Paulo. Der Bau wurde 1913 im neugotischen Stil begonnen. Die Sé ist die größte Kirche der Stadt, sie faßt 8000 Personen, bei einer Grundfläche von 110 auf 46 Metern. Die Türme erreichen eine Höhe von 92 m, werden aber inzwischen von den Hochhäusern der Stadt weit überragt.

Zum Abschluß des Tagesausflugs geniessen wir noch ein leckeres japanisches Essen im asiatischen Viertel der Stadt, der Liberdade (Freiheit). Liberdade gilt als die weltweit größte japanische Gemeinde außerhalb Japans.


Pantanal

Am Mittwoch dem 12. Dezember fliegen wir von São Paulo nach Campo Grande, der Hauptstadt des Bundesstaats Mato Grosso do Sul. Dort werden wir von unserem deutschspachigen Guide Stefan Grol abgeholt und mit dem Auto zum 140 km entfernten kleinen Flugplatz von Aquidauana gebracht. Hier starten wir mit einer sechssitzigen Cessna Richtung Pantanal.

Der Blick von oben auf die typische klein gegliederte bunte Pantanallandschaft ist äußerst beeindruckend.

Unser Ziel ist die im südlichen Pantanal in der sogenannten "Nhecolandia" gelegene Fazenda "Baía das Pedras".

Hier werden wir von Dona Rita begrüßt, die die 14.000 Hektar große Farm von ihrem Vater geerbt hat und mit ihrem Mann Sr. Carlos auf dem Gelände extensive Rinderzucht betreibt. Da Dona Rita sehr kontaktfreudig ist, öffnet sie ihre Fazenda auch für Gäste, maximal 5 Zimmer stehen für Besucher zur Verfügung. Außer uns logieren hier zur Zeit drei Wissenschaftler des "Projeto Tatu-Canastra" (Projekt Riesengürteltier), namentlich Projektleiter Arnaud Desbiez, Biologe Gabriel Massocato und Danilo Kluyber, der Tierarzt, sowie deren Gäste Tim Tetzlaff, Direktor des Zoos von Naples in Florida, der das Projekt finanziell unterstützt, mit seiner Kollegin Julie.

Am besten kann man das Projekt Tatu-Canastra mit dem Film "Hotel Armadillo" vorstellen, der 2016 von der BBC auf der Fazenda Baía das Pedras gedreht wurde.

Gleich am ersten Abend lernen wir in unmittelbarer Umgebung des Farmhauses unser erstes Gürteltier kennen, allerdings kein Riesengürteltier, sondern ein eher häufig vorkommender "Tatu Peba".


Die Fazenda ist eine gemütliche Basis für unsere Ausflüge, von denen wir je vormittags und nachmittags einen unternehmen. Da das Wasser bereits verhältnismäßig hoch steht, ist mit dem Jeep kein Durchkommen. Daher beschließt Dona Rita, einen einachsigen Anhänger an einen Traktor zu hängen und zwei gepolsterte Planken als Sitzbänke zu montierten.

So starten wir also zu unserem ersten morgendlichen Ausflug:

Wir dürfen heute Vormittag die Wissenschaftler bei ihrer Arbeit begleiten und müssen einen Transponder suchen, den Riesengürteltier "Emanuel" verloren hat.

Unser Traktor hat gleich eine Panne, es hat ein Radlager zerlegt, Donizetti ruft in der Farm an, damit jemand mit den Ersatzteilen kommt. Gemeinsam wird am Radlager herumgetüftelt und "kaum zu glauben, man kann auch mit dem Hammer schrauben".

In der heißen Zeit über Mittag machen wir Siesta in einer der Hängematten, die sternförmig unter dem großen Mangobaum vor dem Farmhaus aufgehängt sind. Hier im Schatten kann man die hohen Temperaturen ertragen.

Der nächste Ausflug findet erst am Abend statt. Diesmal holen wir mit den Wissenschaftlern einige Kamerafallen ein, die an den Eingangslöchern von zwei verschiedenen Gürteltier-Höhlen platziert waren:

Die Bilder der Kamerafallen werden gleich am Abend ausgewertet und Gabriel hält für uns einen Vortrag über die Funktion der Camera Traps und zeigt uns die heutige Bilder-Ausbeute.


Am folgenden Tag ist Donizetti, unser Traktorfahrer und gleichzeitig Vorarbeiter der Viehhirten, anderweitig beschäftigt - eine Herde Kühe soll besamt werden. Also fährt uns die Chefin Dona Rita selbst.

Wir sehen wieder die unterschiedlichsten Tiere: neben unzähligen mehr oder weniger seltenen Vogelarten auch einen Tatu Galinha (eine weitere Gürteltier-Art) und einen äußerst scheuen Tapir.

Sehr häufig begegnen uns Pampashirsche ("Veado Campeiro"), die kaum Scheu vor Mensch und Traktor haben und aus nächster Nähe betrachtet werden können. Den viel selteneren Sumpfhirsch ("Cervo-do-Pantanal") bekommen wir hingegen nur ein einziges Mal zu Gesicht während unseres gesamten Pantanalaufenthalts..

Gabriel und Danilo holen weitere Kamerafallen ein, denn das Projekt Tatu-Canastra geht jetzt, in der bevorstehenden Regenzeit, in die "Sommerpause", in der die Wissenschaftler ihre Ergebnisse im Büro in der Stadt bearbeiten. Die Feldarbeit wird - ja nach Witterung und Wasserstand - im April oder Mai fortgesetzt.

Gürteltier "Robert"  hat ebenfalls seinen Transponder abgestreift, wir finden ihn nach längerer Suche mit dem Peilsender, aber das Gerät liegt irgendwo unterirdisch. Gabriel und Danilo werden später noch einmal alleine losziehen, mit einer Schaufel bewaffnet, und den Transponder ausgraben.

Ein ordentlicher Regenschauer über Mittag beschert uns eine kurze Erfrischung, aber die Temperaturen bleiben weiterhin über 30 Grad.

Am späten Nachmittag fährt uns Donizetti zu einem in der Nähe des Haupthauses gelegenen Gewässer. Dieser See führt immer Wasser, auch in der Trockenzeit. Der Boden ist überdeckt mit kleinen Steinen, sehr außergewöhnlich für den ansonsten sandigen Pantanalboden. Daher ist der See namengebend für die Fazenda: Baía das Pedras = Bucht der Steine.

Die Natur schenkt uns einen wundervollen Sonnenuntergang am Seeufer. Nach dem Abendessen stellt uns Gabriel noch die Hitliste "Best of Camera Traps" vor:

Gabriel zeigt uns auch einige Filme, die mit der teuren Video-Kamerafalle eingefangen wurde. Es sind tolle Aufzeichnungen dabei, z.B. von einem badenden Ameisenbär oder einem jungen Tapir mit seiner Mutter.

Nach der Präsentation fallen wir todmüde ins Bett - ich glaube, es ist noch nicht mal 21 Uhr.


Der nächste Morgen beschert uns einen ausgedehnten Ausritt über die Fazenda.

Die Wege sind teilweise schon so stark überschwemmt, daß wir nasse Füße bekommen. Andere, etwas höher gelegene Teile, bleiben savannenartig trocken. Wir sehen einen jungen Jabiru-Storch im Nest - hier im südlichen Pantanal nennt man den Vogel Tuiuiú.

 

Die Pferde der Fazenda gehören der Rasse "Cavalo Pantaneiro" an. Diese Pferderasse geht ursprünglich auf die argentinischen Criollos zurück, hat sich im Pantanal aber seit etwa 200 Jahren eigenständig weiterentwickelt. Die Pantaneiros sind klein - das durchschnittliche Stockmaß liegt bei 142 cm - aber unglaublich zäh und robust, einfach in der Handhabung, mit weichen Gängen ausgestattet und außerdem gut angepaßt an ihren Lebensraum mit Hitze, viel Feuchtigkeit und ständig nassen Hufen. Wir haben auf unseren Ausflügen Pferde gesichtet, die unverdrossen bis zum Bauch im Wasser standen und Grashalme gezupft haben. Vicente Coelho Lima Jurgielewicz, der Sohn von Dona Rita und Sr. Carlos, ist sehr engagiert für diese Pferderasse. Er ist Tierarzt und führt das Zuchtbuch des erst vor wenigen Jahren gegründeten Zuchtverbands.

Zur Mittagspause zelebriert Dona Rita mit einem ihrer Angestellten ein großes Schweine-Churrasco.

Hmmmmmm.... knusprig, saftig, lecker!!!

Am späten Nachmittag sind wir wieder mit unserem Traktor nebst Anhänger unterwegs. Hier sichten wir unseren einzigen Sumpfhirsch.

Wir fahren mitten durch die Rinderherden - etwa 3600 Rinder grasen auf den Weiden der Fazenda. Es fällt uns auf, daß auch immer mehrere Bullen bei den Kühen stehen, obwohl die Kühe doch künstlich besamt werden. Aber wo die künstliche Befruchtung nicht geklappt hat, verrichtet einer der Bullen den Job und die Jurgielewiczs erreichen eine enorme Fruchtbarkeitsrate auf ihrer Ranch.

Gezüchtet werden vor allem indische Nelore-Rinder, eine Zebu-Rasse, die an das tropische Klima besser angepaßt ist als europäische Rinderrassen. Beim Besamen werden auch Angus eingekreuzt, weil der Fleischmarkt diese Kreuzungen bevorzugt. Aber nur bei den reinrassigen Nelore-Kälbern werden die Kühe aufgezogen und auf der Fazenda zur Weiterzucht eingesetzt.


Am Sonntagmorgen nehmen wir Abschied von unseren Gürteltier-Experten und den Besuchern vom Naples Zoo, die die Baía das Pedras schon heute verlassen müssen. Wir bleiben nun mit Guide Stefan alleine zurück. Ein bißchen traurig sind wir schon, denn es war sehr spannend, so einen direkten Einblick in die Arbeit der Biologen zu bekommen.

Trotzdem setzen wir uns voller Tatendrang auf unseren Traktoranhänger und werden an diesem wunderschönen Morgen auch mit der Sichtung einer Vielzahl an diversen Tieren belohnt.

Ganz in der Nähe des Hauses, wo wir am ersten Tag ein Hyazinth-Ara-Paar auf einer abgestorbenen Palme gesichtet hatten, entdecken wir nun in einem Loch im Palmenstamm ein Ara-Küken.

Wir betrachten es nur kurz und schleichen uns dann davon, um das Jungtier nicht zu verunsichern.

Adlerauge Donizetti erspäht vom Lenkrad des Traktors aus einen Ameisenbären (Tamanduá Mirim) im hohen Gras.

Behende springt er vom Traktor und treibt das Tier vor uns quer über den Weg, wo es sich auf einen Baum flüchtet und wir in aller Ruhe fotografieren können.

An einem ausgedehnten Wasserloch beobachten wir Reiher, Störche, Capivaras und Brillenkaimane (Jacaré) einträchtig vereint. Keiner scheint sich an der Anwesenheit des anderen zu stören.

Die Kaimane liegen normalerweise regungslos im Wasser und warten, daß ein Fisch vorüber schwimmt. Trotz ihrer scheinbar stoischen Ruhe können sie sich aber blitzschnell bewegen. Die Brillenkaimane, die über 60 Jahre alt werden können, werden im Schnitt etwa 2 Meter lang (angeblich bis zu 2,70 m) und bis zu 60 kg schwer. Sie ernähren sich hauptsächlich von Fischen, Amphibien und Wasservögeln. Menschen stehen also nicht auf dem Speiseplan!

Die seltsame Holzkonstruktion ist übrigens eine Tapirfalle

Sie betrifft ein weiteres Forschungsprojekt, das von Baía das Pedras unterstützt wird. Über Monate wird Salz in den Fallen deponiert und die Tiere damit angefüttert - langsam aber sicher verlieren sie ihre Scheu vor dem setsamen Gebilde, denn es passiert ja nichts. Im April/Mai werden die Fallen dann "scharf gemacht", so daß sich die Falltür schließt, wenn ein Tapir an das Salz geht. Die Tiere werden dann vom Tierarzt untersucht, vermessen und gewogen, und sie erhalten einen Transponder an einem Halsband, der es in Zukunft einfacher macht, dieses spezielle Tier zu orten, seine Wege zu verfolgen und seine Gewohnheiten zu studieren.

Nach der Mittagspause sehen wir Donizetti und seinen Viehhirten bei der Rinderarbeit zu.

Am Nachmittag drehen wir noch eine Bootsrunde auf dem See. Bert besteht diesmal darauf, selbst zu rudern, wir nehmen also das zweite Boot.

Bert rudert bis unter die Mangroven. Wir fahren durch den überschwemmten Wald, bis das Wasser so seicht wird, daß wir mit dem Boot aufsetzen und uns mit den Rudern wieder abstossen müssen, um zurück ins tiefere Wasser zu gelangen.

Am Ufer - dort, wo wir gerade noch mit dem Boot herumgepaddelt sind - liegen ein paar Jacarés. Sie beachten uns nicht. Wir machen ein paar Bilder und geniessen noch unseren letzten Sonnenuntergang im Pantanal.


Heute ist der 17. Dezember und wir drehen mit Donizetti und Stefan noch eine letzte Runde mit dem Traktor über die Fazenda. Wir werden die wilden Ritte auf dem Traktoranhänger vermissen.

Unser Guide Stefan Grol, ein Vogelexperte par excellence, ist außerdem ein begnadeter Künstler, der seine Inspiration hier im einzigartigen Biotop des Pantanal findet.

Jetzt ist auch für uns der Zeitpunkt des Abschieds gekommen. Schweren Herzens laden wir unsere Koffer in das kleine Flugzeug. Einmal noch bewundern wir diese Landschaft, die aus der Luft ganz besonders zur Geltung kommt.

Unser Pilot fliegt uns nach Campo Grande, wo wir auf einem kleinen Flugfeld landen. Stefan Grol bringt uns noch direkt in die Stadt, in der er wohnt, und verabschiedet sich von uns. Wir werden eine Nacht hier im Hotel verbringen, bevor wir morgen zum nächsten Abenteuer aufbrechen.


Chapada dos Veadeiros

Am 18. Dezember fliegen wir nach Brasília. Hier werden wir von unserem (radebrechend englischsprachigen) Guide Acauã abgeholt. Stolz erzählt uns der junge Mann mit den Rastalocken und der schwarzen Sonnenbrille sogleich, daß er vor 3 Wochen gerade Vater einer kleinen Tochter geworden ist. Er kommt in Begleitung seines Bruders Aruã und hat sein Auto so mit Weihnachtseinkäufen vollgepackt, daß er beinahe unser spärliches Gepäck nicht unterbringt. Zweieinhalb Stunden dauert die Fahrt nach Alto Paraíso im Bundesstaat Goiás, während der wir zu dritt auf dem Rücksitz eingezwängt sind und der Kopf des schlafenden Apuã mir ständig auf die Schulter fällt...

Bei der Ankunft in Alto Paraíso stellen wir fest, daß wir tatsächlich in einem paradiesischen Hotel untergebracht sind. Wir geniessen den Pool, entspannen uns und sammeln Kräfte für den folgenden Tag.

Am Abend schlendern wir noch ein bißchen durch den Ort und suchen uns ein nettes Restaurant für das Nachtmahl.

Alto Paraíso ist ein seltsamer Ort, ein Sammelbecken für Esoteriker unterschiedlichster Couleur. Es wird von nächtlichen UFO-Sichtungen berichtet, auf die heilende Kraft der Kristalle im Erdreich der Chapada hingewiesen und an diesem abgelegenen Örtchen im brasilianischen Hinterland, wo man gegrilltes Fleisch oder deftigen Eintopf vermuten würde, reiht sich ein veganes Restaurant ans nächste. Irgendwie bizarr.


Unser erster Ausflug in der Chapada dos Veadeiros führt uns über 20 km Asphaltstrecke und weitere 35 km Erdstraße zum Rio dos Couros.

Die Vegetation ist hier eine völlig andere als im Pantanal. Diese Art Landschaft nennt man in Brasilien "Cerrado" und sie erstreckt sich über weite Teile Zentralbrasiliens. Steinige Böden, robustes Savannengras, niedrige Büsche und kleine, verkrüppelte Bäume erstrecken sich über die weiten Höhenzüge.

Wir haben heute eine anstrengende Wanderung vor uns.

Steil und steinig führt der Pfad über mehrere Kilometer bergab bis zum Rio dos Couros, der sich im Grunde einer weiten Schlucht über mehrere Stufen in die Tiefe ergießt.

Der Rio dos Couros ist sehr tanninhaltig. Die Hirschjäger ("Veadeiros", nach denen die Chapada benannt wurde) legten die Felle der erlegten Tiere in das Flusswasser, um sie zu gerben und haltbar zu machen. Rio dos Couros heißt wörtlich übersetzt Fluss der Felle.

Wir folgen dem Lauf des Flusses anderthalb Kilometer flussabwärts. Das letzte Stück ist noch einmal sehr steil, eine echte Kletterpartie. Hier geht Bert alleine mit Acauã weiter bis zum größten der unzähligen Wasserfälle, der Cachoeira dos Couros.

Oberhalb des großen Falls gibt es ein natürliches Becken, in dem man wunderbar baden kann. Meine Mutter und ich warten hier 2 Stunden, bis Bert und unser Guide wieder zu uns stossen. Hier finde ich meinen "Kraftort" - ich bin Filha de Oxum, jetzt weiß ich es.

In der Flußmitte hat das Wasser ziemliche Kraft. Die seitlichen Katarakte sind aber nicht so stark, daß man der Strömung nicht standhalten könnte. Die Felsen sind durch das Wasser ausgewaschen und fühlen sich glatt und weich an. Wenn man sie anfäßt, ist es, als ob man die Erde umarmt...

Wir wandern die anderthalb Kilometer wieder zurück zum Wasserfall "Muralha" (Mauer). Hier kann ich noch einmal ausgiebig baden.

Nun steht uns der lange Aufstieg zum Hochplateau bevor. Abgekämpft aber glücklich erreichen wir das Auto und lassen uns wieder zur Pousada da Grande Paz bringen.

Hier die ausführliche Bildergalerie der kompletten Wanderung:


Am folgenden Tag fahren wir erst einmal am Rand des Nationalparks Chapada dos Veadeiros entlang. An einem Mirante (Aussichtsstelle) machen wir Halt.

Diese wundervolle Senke, von Bergketten umrahmt, mit Palmen garniert, nennt man "Jardim de Maitreya", also Garten des Maitreya (Buddha).

Der "Morro da Baleia" (Wal-Hügel) ist ein weiteres Wahrzeichen der Region.

Bei diesen Ansichten bekommt man einen guten Eindruck der typischen Landschaft einer Chapada.

Unser heutiges Ziel ist es, ein weiteres Highlight dieser Region zu besichtigen: Vale da Lua. Das Tal bekam seinen Namen (Mondtal) auf Grund der zerklüfteten Felsen, die an unseren Erdtrabanten erinnern.

Die Felsen wurden vom tosenden Wasser des Rio São Miguel in bizarre zackige Formen geschliffen.

Etwas unterhalb dieser wilden Strudel, die durch scharfkantig ausgefräste Canyons toben, öffnet sich ein natürlicher Pool, in dem man gefahrlos ins Wasser steigen kann.

Nach links kann man zwischen den engen Felsen der Canyonwände ein Stück flussaufwärts schwimmen. Dann gibt es einen Durchschlupf zwischen den Felsbrocken, durch den ein Mensch gerade so durchpaßt - dort öffnet sich eine wunderbare Grotte, oben abdeckt von einem riesigen rundlichen Felsblock, der wohl irgendwann von den Naturgewalten mitgerissen wurde und hier an dieser Stelle auf den seitlichen Steinsockeln des Canyons zu liegen kam. An der Decke der Grotte kommt noch durch eine kleine mondsichelförmige Öffnung Licht herein, das Wasser sprudelt kräftig zwischen den Steinen hindurch und strömt zu unserem Einschlupf wieder hinaus ins Flussbett. Leider habe ich mich nicht getraut, den Fotoapparat hier mit zu nehmen...

Hier die ausführliche Bildergalerie des Ausflugs zum Vale da Lua:

 

Zum Abschluß des Tages fahren wir noch zu einem Wasserfall auf einer privaten Fazenda, São Bento. Es sind nur 400 m Fußmarsch und ein paar Meter steiniger Abstieg zum Wasser. Der Pool wird auf der einen Seite von einem felsigen Überhang begrenzt, so daß man teilweise unter dem Felsen schwimmen kann. Die Cachoeira de São Bento ist ein netter Ort zum Baden.  Das wissen allerdings auch viele Leute der Region und durch die leichte Erreichbarkeit ist hier verhältnismäßig viel los.


An unserem letzte Tag in der Chapada steht uns nur noch der Vormittag zur Verfügung, wir besichtigen daher den nahe an Alto Paraíso gelegenen Wasserfall Cachoeira dos Cristais. Eigentlich handelt es sich hier um einen Komplex von sieben kleinen Wasserfällen.

Wir folgen dem kleinen Bach gut einen halben Kilometer steil bergab auf einem felsigen Pfad. Der Weg ist gut ausgebaut, aber ungeheuer steil.

Der Véu de Noiva (Brautschleier) genannte letzte Wasserfall lädt uns zum Baden ein. Er plätschert in einen schönen runden Pool, eingerahmt von üppiger Vegetation, mit grünlich reflektierendem Wasser.

Wir haben Glück, relativ früh am Tag hier zu sein - der Ort ist ein beliebtes Ausflugsziel und später wird es hier sicher deutlich voller werden.

Der Aufstieg ist wieder sehr steil und mühsam, besonders in der aufkommenden Mittagshitze.

Meine Mutter kommt mit ihren 80 Jahren an ihre körperlichen Grenzen... Wir sind alle froh, die Kletterpartien gut überstanden zu haben. Es war sicher gut, daß wir der dringenden Empfehlung unseres Guides gefolgt sind und auf die eigentlich vorgesehene Wandertour innerhalb des Nationalparks verzichtet haben. Das wäre für uns zu anstrengend gewesen - da müssen wir leider realistisch bleiben und die schwierigen Canyons, die wir verpaßt haben, jüngeren und besser trainierten Reisenden überlassen.

Hier die ausführliche Bildergalerie des Ausflugs zum Vale da Lua: 

Nach dem Mittagessen fährt uns Acauã wieder nach Brasília und wir fliegen am Abend nach Manaus.


Anavilhanas

Wir haben die Nacht im Hotel Villa Amazonia in Manaus verbracht.

Am Morgen des 22. Dezembers werden wir dann von einem Taxi zu unserem dritten Naturabenteuer abgeholt. 200 Kilometer legen wir zurück von Manaus nach Novo Airão, dem Rio Negro flußaufwärts folgend.

Am Flusshafen des kleinen Urwaldstädtchens Novo Airão liegt die "Aynara", die für die nächsten fünf Tage unser Zuhause sein wird. Mit dabei sind der Besitzer der Aynara, Wolfgang Brög, sein Assistent Arnaldo, die erst 24-jährige Köchin Sami und ein weiterer Reisegast aus Deutschland, Albrecht Schönmüller. Wir werden also nur sieben Personen sein an Bord.

Die Aynara ist ein typisches kleines Amazonasschiff, eine "Gaiola" (Käfig). Diese Schiffe sind meist zwei- (oder mehr-) stöckig, die einzelnen Decks werden von einer Veranda umgeben. Ursprünglich waren es Dampfschiffe, die auf den Flüssen Brasiliens unterwegs waren. Heute verfügen sie alle über konventionelle Motoren. Traditionell übernachtet man in der Hängematte an Deck - die Aynara verfügt aber über den Luxus einiger Kabinen.

Während wir zur Mittagspause an einem Baum anlegen, läßt sich Bert von Wolfgang in die Navigation einführen. Die Karte zeigt in etwa das Gebiet, in dem wir uns herumtreiben werden: den Anavilhanas-Archipel.

Nach dem Mittagessen setzen wir mit dem Beiboot über ans gegenüberliegende Ufer und gehen an Land. Wolfgang führt uns auf einem Trail durch den Urwald. Wir sehen wilde Strelitzien, jede Menge Lianen und riesige Bäume mit Brettwurzeln (Samauma).

Auf mehrfachen Wunsch eines einzelnen Herrn berichte ich hier: "Bert erfüllt sich einen Kindheitstraum und pullert an einen Urwaldriesen".

Nach dem Landausflug gehen wir wieder an Bord und die Aynara setzt sich in Bewegung. Wir fahren zur Mündung des Rio Apuaú und ein kleines Stückchen den Fluss hinauf. Dort besitzt Wolfgang eine Lodge, Cheiro do Mato (Geruch des Waldes). Das Grundstück liegt direkt gegenüber des Nationalparks Anavilhanas. Wir legen an der Holzplattform am Flussufer an, denn wir werden die Nacht hier verbringen (allerdings an Bord, nicht in der Lodge). 

 


Köchin Sami zaubert uns in der Früh ein göttliches Frühstück mit jeder Menge Obst, frittierten Bananen und frischen Tapiocas.

Mit vollem Magen starten wir unseren Vormittagsausflug. Mit dabei sind noch die derzeitigen Bewohner der Lodge, nämlich Michael (ein Freund Wolfgangs), dessen Sohn Tiago und Wolfgangs Sohn Felix, die hier die Schulferien verbringen.

Arnaldo fährt uns mit dem Beiboot in einen kleinen Seitenarm des Rio Apuaú hinein. Die Regenzeit hat bereits begonnen und das Wasser beginnt zu steigen. In der Trockenzeit kann man hier zu Fuß gehen, denn wir sind eigentlich an Land - bei Wasserhöchststand hingegen fährt man mit dem Boot direkt durch die Baumkronen.

Der Wasserstand läßt es schon zu, daß wir ein ganzes Stück in den überschwemmten Wald hineinfahren können. An den Ästen der Bäume kann man in etwa erkennen, wie hoch das Wasser üblicherweise noch zu steigen pflegt.

Wir fahren mit dem kleinen Boot, so weit es möglich ist. Die Männer (und Jungs) gehen dort an Land und unternehmen einen strapaziösen zweistündigen Fußmarsch zur Lodge.

Währenddessen bringt  Arnaldo meine Mutter und mich mit dem Boot zur Aynara zurück. Christa hat in der Chapada bei den steilen Abstiegen ihre Knie überanstrengt und wir verzichten daher lieber vorerst auf Fußmärsche durch unwegsames Gelände.

Arnaldo fährt mit uns extra noch in einen weiteren Seitenarm hinein, damit wir dieses wunderbare Naturschauspiel der überfluteten Waldlandschaft geniessen können. Ich verstumme in Ehrfurcht vor dem grandiosen Anblick der perfekten Spiegelung der Bäume im absolut glatten dunklen Wasser.

Die Kamera ist allerdings bei Bert und von ihm stammen die Bilder des Fußmarschs zum Cheiro do Mato:

Nach der anstrengenden Tour haben sich alle ein Bad im Fluß verdient. Die Jungs sind als erste im Wasser und schwimmen mit den Enten um die Wette, sogar der Hund geht baden.

Nicht zu vergessen: heute ist der 23. Dezember 2018 - das ist der 80. Geburtstag meiner Mutter, den sie hier mit uns an Bord der Aynara am Rio Apuaú im tiefsten Amazonien verbringt!Den Kuchen gibt's gleich als Nachtisch nach dem Mittagessen, denn die Kinder in der Lodge wollen natürlich auch ein Stück abbekommen. Wir wollen nach der Mittagspause Cheiro do Mato verlassen und unsere Reise fortsetzen.

Wolfgang muß noch einen Abstecher machen und mit dem Beiboot Trinkwasser für die Lodge einkaufen, aber dann sind wir im Anavilhanas-Archipel unterwegs.

Zwischen Regenschauern und Sonnenschein lassen wir die Landschaft an uns vorüberziehen. Faszinierend ist immer wieder die Spiegelung von Wolken und Vegetation im Schwarzwasser des Rio Negro.

Natürlich wird auch noch mit Caipirinha auf den Geburtstag angestossen.

 

 Hier noch mal die ganze Bildergalerie dieses Nachmittags:

Abends liegt die Aynara, an einem allein stehenden Baum angebunden, mitten auf dem "Lago dos Botos" (See der Flussdelphine).

 

Wir geniessen erst einen stimmungsvollen Sonnenuntergang und dann nachts die Spiegelung des Vollmonds im Wasser.

Nur ein einzelner Frosch in unserem Anbindebaum hält uns die halbe Nacht wach mit seinem Liebesgesang...


Am folgenden Morgen ereilt mich der Super-GAU - meine Kamera zollt der hohen Luftfeuchtigkeit Tribut und tut keinen Muckser mehr. Gott sei Dank erbarmt sich Wolfgang und bietet mir leihweise seinen Fotoapparat an. Es ist sogar dasselbe Fabrikat, nur schon das Nachfolgemodell.

Wir verlassen die - wie ein Hündchen an einem Baum angebundene - Aynara mit dem Beiboot.

Inmitten einer völlig surrealen Landschaft gleiten wir mit dem Boot zwischen Bäumen hindurch, die vereinzelt im Wasser stehen, als wäre das eine normale Umgebung für einen Baum. Wolfgang erklärt uns, daß die fischfressenden Räuber im Rio Negro jetzt schlechte Zeiten erleben, weil sich die Fische aus den tieferen Gewässern zurückziehen und in den überschwemmten Wald wandern, wo sie zwischen den Bäumen üppige Nahrung finden. Die Fischfresser wie z.B. die Flussdelphine können ihnen dorthin aber nicht folgen, weil es für sie zu seicht ist.

Ich bin Wolfgang Brög für seine Leihgabe wirklich unendlich dankbar - sonst wären diese wundervollen Bilder nicht entstanden:

Wieder zurück an Bord, macht Arnaldo die Leinen los und wir fahren mit der Aynara einen schmalen Kanal entlang.

Als die Aynara den engen Kanal verläßt und wieder auf dem breiten Rio Negro fährt, steuert Wolfgang eine Sandbank an. In der Trockenzeit tauchen unzählige dieser weißen Sandstrände aus den Fluten auf. Ende Dezember ist das Wasser allerdings schon wieder ein gutes Stück gestiegen. Dieser Strand liegt aber noch trocken vor uns und lädt mit seinem weißen Sand und dem warmen seichten Flusswasser zum Baden ein. Wir werfen Anker an der Sandbank und gehen von Bord.

Inzwischen ist ein frischer Wind aufgekommen und es fängt auch stark an zu regnen. Das stört uns nicht weiter, denn nass sind wir ohnehin - wir treiben ja im badewannenwarmen Fluss.

Normalerweise legt sich der Wind, sobald es zu regnen beginnt. Heute aber ist alles anders. Eine richtige Sturmwalze rollt auf uns zu und droht, die Aynara aufs Ufer zu werfen.

Die Gaiolas sind durch ihre hohen Aufbauten nicht gerade stabil gegen Seitenwind und es kam schon öfter zu Unfällen, bei denen Schiffe kenterten. Wolfgang muß die Aynara also sofort frontal in den Wind stellen. Das geht aber nicht, weil die Sandbank im Weg ist. Er muß mit dem Schiff erst rückwärts vom Strand weg kommen. Der starke Wind drückt aber mit Macht dagegen.

Wir Passagiere dümpeln zunächst noch gemütlich im Wasser und erkennen nicht den Ernst der Lage, als wir eindringlich zur Aynara zurückgerufen werden. Fluchtartig müssen wir den Strand verlassen und wieder an Bord klettern. Arnaldo versucht derweil, mit dem hinten angehängten Beiboot das Heck der Aynara etwas vom seichten Ufer wegzudrücken, damit die Schiffsschraube wieder frei im Wasser liegt und die Aynara wegfahren kann.

Das Manöver gelingt und Wolfgang steuert die Aynara schleunigst zu einem sicheren Anlegeplatz an einem Busch in einem kleinen geschützten Seitenarm. Dort warten wir ab, bis der Sturm über uns hinweggerauscht ist.

Lange dauert es nicht, und schon hat sich der Wind wieder gelegt. Zwar regnet es noch ein Weilchen, aber alles ist wieder ruhig und wir können weiterfahren.

 

 

Wieder fahren wir mit der Aynara durch die engen und auch breiteren Kanäle des Archipels, einige kleine Inseln ragen noch verloren aus dem Wasser, bei steigendem Flusspegel werden sie bald vollständig in den Fluten verschwunden sein - bis zum Einsetzen der Trockenzeit, wenn der Regen aufhört oder zumindest weniger wird und das aufgestaute Wasser langsam Richtung Amazonas abfliessen kann. Dann ist hier wieder alles grün, durchzogen nur noch von schmalen Kanälen.

Am späten Nachmittag, nachdem wir unseren Ankerplatz für die Nacht erreicht haben, unternehmen wir noch eine Bootsfahrt mit dem Beiboot. Wir können einige Vögel beobachten und kleine Kanäle erkunden, wieder ist die faszinierende Spiegelung allgegenwärtig. Oft kann man nicht sagen, wo das Wasser endet und das Land beginnt...

  

So friedlich und harmonisch verbringen wir den Heiligen Abend 2018...


Der Weihnachtsmorgen bringt Regen, Sonne und einen Regenbogen.

Sami verwöhnt uns wieder mit einem großartigen üppigen Frühstück und... jawohl, wir haben auch einen Weihnachtsbaum an Bord.

 

Das Beiboot kommt auch heute wieder zum Einsatz, nachdem der starke Regen aufgehört hat.

Wir fahren bei dem zweistündigen Ausflug unter anderem einen kleinen Fluss hinauf - nicht einen der Kanäle des Archipels, sondern tatsächlich einen kleinen Fluss namens Baependí, der hier in den Rio Negro mündet.

Auch der Baependí speist sich von Schwarzwasser wie der Rio Negro. Die weissen Flocken, die auf der Wasseroberfläche treiben, sind Rückstände bestimmter pflanzlicher Eiweisse.

Je weiter flussaufwärts wir kommen, desto schmäler wird der Flusslauf - und desto stärker die Strömung. Das Boot hat Mühe, dagegen anzukommen. Irgendwann stossen wir auf Stromschnellen. Hier ist die Flussfahrt für uns zu Ende. Wären wir auf einer echten Abenteuertour, meint Wolfgang, würden wir das Boot jetzt aus dem Wasser ziehen und tragen, bis wir oberhalb der Wirbel wieder weiterfahren könnten.

Wir sind aber heute nicht so unternehmungslustig und drehen wieder um. Dafür gleiten wir in den Anavilhanas noch ein wenig im überfluteten Wald herum.

 

Am Nachmittag unternehmen Bert, Albrecht und Wolfgang wieder eine Urwaldwanderung. Das Highlight sind im Dschungel versteckte Felsgrotten.

 

Kaum sind die Fotografen weg, schon schwimmen die bislang selten zu sehenden Botos (Flussdelphine) ums Schiff.

Als die Männer gegen 17 Uhr zur Aynara zurückkehren, gehen wir noch ein wenig im Rio Negro baden. Wir halten uns nahe am Ufer auf und sehen weiter in der Flussmitte immer wieder einige Delphine, die sporadisch zum Atmen kurz an die Oberfläche kommen. Ich schwimme ein Stück flussaufwärts auf die Botos zu. Erst sind sie noch weit entfernt, werden aber offenbar neugierig und kommen langsam näher an mich heran. Bert zückt die Kamera und filmt mich und die Flussdelphine.

 

Amazonasdelfine sind 2 bis 3 Meter lang. Ihre Farbe verändert sich mit dem Alter: Jungtiere sind silbergrau, ältere Amazonasdelfine werden rosa. Der Kopf ist rundlich, die lange Schnauze deutlich von ihm abgesetzt. Die Augen sind winzig und verkümmert, sind aber noch funktionsfähig. Einmalig unter allen Flussdelfinen ist die Behaarung der Schnauze, die mit steifen Borsten besetzt ist. Er erreicht ein Gewicht von 85 bis 160 Kilogramm. Seine Halswirbel sind nicht verwachsen, was ihn besonders beweglich macht. Auch ist sein Schultergelenk nicht in der für Wale und Delfine typischen Weise verwachsen. Eine Besonderheit des Amazonasdelfins ist, dass sein Gebiss nicht aus homogenen Zähnen besteht, sondern im hinteren Bereich der Schnauze wesentlich breitere Zähne vorhanden sind. Diese ermöglichen das Zerkauen großer Beutefische und das Brechen von Panzern.

Als einzelgängerisches Tier wird der Amazonasdelfin nur selten gemeinsam mit Artgenossen gesehen. Er meidet die großen Ströme und hält sich bevorzugt in den sumpfigen, stehenden Nebenarmen auf. Hier braucht er seinen ohnehin verkümmerten Gesichtssinn nicht, sondern verlässt sich ganz auf Echoortung bei der Suche nach seiner Beute, die vorwiegend aus kleinen Fischen besteht. Amazonasdelfine tauchen nur kurz auf und kommen etwa alle dreißig Sekunden zum Luftholen an die Oberfläche. Sie sind weniger aktiv als ozeanische Delfine und vollführen so gut wie nie Sprünge.

Bei manchen indigenen Völkern hält sich der Glaube, dass ein ertrunkener Mensch zu einem Flussdelfin wird. Der Flussdelfin behält in diesem neuen Leben die Fähigkeit, sich bei gelegentlichen Landgängen zurück in einen Menschen zu verwandeln.

Einige Menschen am Rio Negro glauben, dass der Amazonasdelfin nachts als gut aussehender junger Mann im weißen Anzug mit Hut an Land kommt und Ausschau nach jungen Mädchen hält. Darum wird jeder fremde junge Mann erstmal misstrauisch angesehen. Der so verwandelte Delfin verführt das junge Mädchen und verschwindet dann am nächsten Morgen wieder im Fluss als Delfin. Das Mädchen wird schwanger und schließlich kommt das Kind zur Welt. Es gibt wirklich Geburtsurkunden, in denen als Vater „Boto Cor de Rosa“ eingetragen ist.

[Quelle: Wikipedia]

Bild des brasilianischen Künstlers Walde-Mar von 1991, im Besitz von Christa Kämpfer

Nun, in einer Welt, in der man nicht mehr unterscheiden kann, was Realität und was Spiegelung ist, mag man wohl an rosafarbene Delphine in menschlichem Gewand glauben...

Die letzte Nacht an Bord verbringen wir vor Anker in einem kleinen Kanal. Wir lauschen dem Gesang der Frösche und erfreuen uns am kurzzeitig sichtbaren Sternenhimmel. Leider ist das Kreuz des Südens nicht zu sehen. Sami meint, es geht erst in den frühen Morgenstunden auf, gegen 2 Uhr - da liegen wir schon friedlich in unseren Kojen und schlafen.


Ist die Zeit wirklich schon rum? Ein Vogelkonzert weckt uns morgens um 6 Uhr zu unserem letzten Tag auf der Aynara...

Wolfgang steuert auf dem Rückweg noch einmal unsere Sandbank an. Unglaublich, wie weit das Wasser in diesen zwei Tagen schon gestiegen ist. Die Sandbank ist arg geschrumpft. Noch zwei weitere Tage, meint Arnaldo, dann ist sie ganz überschwemmt.

Wir geniessen zum Abschluß unseres Anavilhanas-Abenteuers noch einen ausgiebigen Badeaufenthalt am Fluss-Sandstrand.

Noch einmal fahren wir durch einen engen Anavilhanas-Kanal, bei dem man das Gefühl hat, die Pflanzen vom Schiff aus berühren zu können. Nun setzt wieder Regen ein, als wir den Hafen von Novo Airão ansteuern.

Schweren Herzens nehmen wir Abschied von der Schiffscrew, unserem Mitreisenden und der wundervollen Aynara. Das Taxi, das uns geholt hatte, bringt uns auch wieder zurück nach Manaus zum Hotel Villa Amazonia.


Ein halber Tag steht uns in Manaus zur Verfügung, um die Stadt ein wenig zu erkunden. Glücklicherweise hat sich mein Fotoapparat wieder erholt und nimmt seinen Dienst brav auf.

In der Zeit zwischen 1870 und 1910 war Manaus eine außerordentlich reiche Stadt, da die Region lange Zeit der einzige Lieferant von Kautschuk war. Als es gelang, Samen des Gummibaums nach Südostasien zu schmuggeln, war das brasilianische Monopol gebrochen und der Glanz von Manaus verfiel rasch. Aus dieser Zeit stammen aber noch einige prächtige Bauwerke, allen voran das berühmte Opernhaus mit der glänzenden Mosaikkuppel.

Das Teatro Amazonas ist ein Opernhaus im Stil der italienischen Renaissance, in dem 685 Zuschauer Platz finden. Es befindet sich im historischen Stadtkern nahe dem Hafen und ist heute das Wahrzeichen der Stadt. Der Baubeginn war 1884, die Einweihung fand 1896 statt.

In der Markthalle am Hafen (Mercado Municipal Adolpho Lisboa) findet bis heute der Markt statt. Zu kaufen gibt es neben Lebensmitteln wie Fleisch, Fisch und exotischen Früchten auch Souvenirs wie T-Shirts oder Handarbeiten. Die Markthalle wurde nach dem Vorbild der Pariser Les Halles gebaut und 1883 eröffnet. Die Pläne für ihre Eisengerüste stammen von Gustave Eiffel. Sie wurde aus Liverpool importiert und in Manaus zusammengebaut.

Die Alfândega ist das frühere Zollhaus am Hafen, das heute unter Denkmalschutz steht. Es wurde im Jahr 1906 von englischen Ingenieuren in vorgefertigten Blöcken aus England eingeführt und zusammen gebaut.

Die Kais und Docks des Hafens sind schwimmende Docks, da der Wasserstand zwischen Regen- und Trockenzeit zum Teil um bis zu vierzehn Meter schwankt. Sie sind 300 Meter lang und wurden zwischen 1900 und 1902 gebaut. Sie stehen heute unter Denkmalschutz.

Die Kathedrale Cathedral De Nossa Senhora Da Conceição wurde im Jahr 1877 fertiggestellt. Baubeginn war 1858, acht Jahre nachdem die alte primitive Kirche aus dem Jahr 1695 zerstört worden war.

Aus dem Flieger nach Recife werfen wir noch einen Blick auf den "Encontro das Águas" (Treffen der Wasser), den Zusammenfluss des Rio Negro mit dem Amazonas. Die gewaltigen Wassermassen fließen nicht sofort ineinander, sondern auf einer Strecke von elf Kilometer im selben Flussbett nebeneinander her, bevor sich ihr Wasser vermischt und der Fluss wieder eine einheitliche Farbe aufweist. Die farbliche Grenze der beiden Flüsse ist sogar auf Satellitenbildern deutlich zu sehen.

Die Gründe dieses Natureignisses liegen in den unterschiedlichen Eigenschaften der Flüsse. Zum einen hat der Rio Negro mit 3,5 einen relativ sauren pH-Wert, der von den im Wasser vorhandenen Huminstoffen herrührt, während der Amazonas mit 7,5 einen basischen pH-Wert hat. Die Fließgeschwindigkeit der beiden Flüsse unterscheidet sich um den Faktor drei. Der Rio Solimoes fließt mit 7,5 Kilometern pro Stunde, der Rio Negro mit 2,5 deutlich langsamer. Aufgrund der Farbe der beiden Flüsse unterscheiden sich auch deren Temperaturen. Der lehmig-weiße Solimões reflektiert das Sonnenlicht und ist immer kälter als 22 Grad Celsius, während der schwarze Rio Negro es absorbiert und Temperaturen über 28 Grad erreicht. Durch die unterschiedliche Temperatur der Flüsse unterscheidet sich auch deren Dichte deutlich.


Olinda

Die Stadt Olinda (aus dem Portugiesischen Ó linda, „O wie schön“) im Bundesstaat Pernambuco ist eine der ältesten Städte Brasiliens. Das Juwel barocker Architektur ist bis heute ein Spiegelbild der europäischen Kultur des 17. und 18. Jahrhundert.

Die 1535 durch Duarte Coelho Pereira, dem Sohn des portugiesischen Entdeckers Gonçalo Coelho, gegründete Siedlung wurde am 12. März 1537 zur Stadt erhoben. Durch die Niederlassung von Karmelitern (1580), Jesuiten (1583), Franziskanern (1585) und Benediktinern (1586) gewann Olinda stetig an Bedeutung für die katholische Kirche. 1614 wurde die Territorialprälatur Pernambuco mit Verwaltungssitz in Olinda eingerichtet. Mit der Erhebung der Prälatur zum Bistum Olinda wurde die Stadt 1676 Bischofssitz.

Am 16. Februar 1630 nahmen holländische Truppen die Stadt ein und eroberten in der Folge ganz Pernambuco, das Teil von Niederländisch-Brasilien wurde. An Stelle Olindas wählten die Holländer jedoch einen nahen Handelsstützpunkt wegen seiner strategisch günstigen Lage auf geschützten Inseln gelegen zum neuen Verwaltungssitz; aus dieser bald Maurisstad genannten Siedlung entwickelte sich das heutige Recife.

Am 24. November 1631 wurden große Teile von Olinda durch ein Feuer zerstört.

Nach der Rückeroberung Pernambucos durch die Portugiesen im Jahre 1654 wurde der Verwaltungssitz wieder nach Olinda verlegt, doch mit der Zeit büßte die Stadt ihre Bedeutung immer mehr zu Gunsten Recifes ein; 1837 ging die Rolle als Hauptstadt endgültig verloren.

Abgesehen von seiner Schönheit ist Olinda eines der kulturellen Zentren Brasiliens. Bekannt ist Olinda für seinen bunten Straßenkarneval. [Quelle: Wikipedia]

"Farbenfroh" ist wohl die treffendste Beschreibung für diese Stadt.

Wir haben uns in der charmanten Pousada do Amparo einquartiert. Es handelt sich um ein historisches Gebäude, das mit viel Geschick zu einem Hotel umgebaut wurde. Einmalig ist der Blick von der Pousada auf das moderne Recife.

Das Stadtgebiet von Olinda ist sehr hügelig. Vom Meeresrand führen steile, Kopfstein-gepflasterte "Ladeiras" hinauf zur oberen Stadt. Zu unserer Bequemlichkeit nehmen wir den "Hop-on-hop-off"-Service der Stadtverwaltung in Anspruch, die Fahrzeuge auf einer festgelegte Route einsetzt, in die man bei einmal entrichtetem Fahrpreis jederzeit ein- und aussteigen kann.

Auf diese Weise lernen wir die diversen Kirchen und anderen Attraktionen der Stadt kennen.

Höchster Punkt der Stadt ist das "Alto da Sé", Standort der Kathedrale von Olinda.

Von hier aus hat man einen hervorragenden Blick auf die untere Stadt und das Meer.

Die Gründung des Klosters São Bento und der zugehörigen Kirche gehen auf die portugiesische Kolonialzeit zurück. Der Bau der heutigen St.-Benedikt-Kirche begann um 1660 nach dem Brand des alten Komplexes und wurde 1761 abgeschlossen. Die Kirche wurde nach dem Vorbild des Klosters Tibães in Portugal gestaltet, aus dem die brasilianischen Benediktiner stammen.

Wichtigster Teil der Kirchenausstattung ist der prächtige, vollständig vergoldete Hochaltar aus Zedernholz, der zwischen 1783 und 1786 erbaut wurde und eines der schönsten und bedeutendsten Beispiele für vergoldete Schnitzereien in Brasilien ist. In der Mitte befindet sich das Bild des hl. Benedikt.

Wir besichtigen auch das "Museu do Mamulengo".

Mamulengo ist ein volkstümliches Puppentheater, typisch für den brasilianischen Nordosten, vor allem Pernambuco. Es hat eine lange Tradition, vermutlich wurden bereits zur Kolonialzeit Puppenspiele aufgeführt. Ursprünglich wurden religiöse Themen dargestellt, aber gerne werden aktuelle Geschehnisse kommentiert. Mamulengo portraitiert oft bekannte Situationen aus dem Alltag seiner größtenteils ländlichen Zuschauer. Magie und Gewalt werden thematisiert, aber ebenso wird ein satirischer Blick auf den Alltag geworfen - Komik ist ein wichtiges Element des Mamulengo. Im Straßenkarneval führen überlebensgroße Mamulengos-Puppen die Umzüge an.          

Hier die gesamte Fotogalerie von Olinda:

 

Am Abend müssen wir Abschied nehmen von Brasilien. Mit dem Nachtflug fliegen wir von Recife nach Lissabon und am 29. Dezember weiter nach München. Die winterlichen Temperaturen lassen uns sehnsüchtig zurückblicken auf diese wunderbare Reise.

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