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Der Freiberger ist ein Wirtschaftspferd im leichten Kaltbluttyp. Das mittelgroße Quadratpferd (Widerristhöhe 1,50 bis 1,60 m) ist sehr kompakt, trittsicher, mit verhaltenem Temperament und einem freundlichen, ausgeglichenen Wesen.

Der Freiberger wird traditionell eingesetzt als militärisches Train- bzw. Saumpferd sowie in Land- und Forstwirtschaft. Heutzutage wird der Freiberger vor allem als Familienpferd und Freizeitpartner geschätzt, sowohl unterm Sattel als auch vor dem Wagen.

Exkurs aus der Geschichte:

Der Ursprung der Freiberger Pferde liegt an der nordwestlichen Grenze des Schweizer Juras, im Hochplateau Franches Montagnes, zu Deutsch eben Freiberge. Vorgänger des heutigen Freiberger Pferdes war das Jurapferd, ein zähes, anspruchsloses, trittsicheres und umgängliches Bergpferd, das schon in vorrömischer Zeit im Jura beheimatet war.

Mit der Entwicklung des Handels und dem verbesserten Straßensystem unter römischem Einfluß begann eine mehr oder weniger geregelte Vermehrung von Nutzpferden auf dem Gebiet der heutigen Schweiz. Die Gründung von Klöstern und die Einrichtung von klösterlichen Gestüten (z.B. seit dem 11. Jahrhundert das Kloster Einsiedeln südlich des Zürichsees) förderte - ebenso wie der weitere Ausbau von Verbindungsstraßen und der Einsatz des Hufeisens - eine kontrollierte, zweckorientierte Pferdezucht. Aus der Zeit des Mittelalters sind in der Schweiz drei verschiedene Pferderassen überliefert: Erlenbacher (Warmblut), Einsiedler (Warmblut) und Freiberger (Kaltblut). Nur der Freiberger konnte als Pferderasse bis in die heutige Zeit überleben.

Die heutige Rasse Freiberger entstand, indem der ursprüngliche Landschlag (das Jurapferd) mit Hengsten anderer Rassen "verbessert" wurde, um den wandelnden Bedürfnissen der unterschiedlichen Benutzer angepaßt zu werden.

Man liest immer wieder, daß die Schweizer Pferdezucht im 15. Jahrhundert einen entscheidenden Anstoß erlebte durch die Beutepferde aus dem Heer des Herzogs von Burgund, Karl dem Kühnen, der Ende Juni 1476 in der Schlacht bei Murten praktisch den gesamten Troß einbüßte, darunter zahlreiche Pferde vom Schlag der Comtois und Ardenner, die in Verbindung mit den Stuten des einheimischen Landschlags zur Züchtung ansehnlicher Arbeits- und Militärpferde eingesetzt wurden. Diese vorherrschende Meinung konnte allerdings anhand des umfangreichen Archivmaterials der Eidgenossenschaft und der Kantone Bern und Basel nicht verifiziert werden. Die Chronik von Diebold Schilling (Schweizer Bilderchronik) weist darauf hin, daß die fliehenden Burgunder die Rosse us den Wegen snitten d.h. die Pferde aus den Geschirren schnitten um darauf zu entkommen. Trotzdem wird wohl damals das eine oder andere Beutepferd seinen Weg in den Genpool gefunden haben.

Je nach politischen oder wirtschaftlichen Erfordernissen wurden im Laufe der Zeit die unterschiedlichsten Hengste - zuweilen geradezu gegensätzliche Modelle - in der Freibergerzucht eingesetzt. Eine Zeit lang rief die Landwirtschaft nach massigen kräftigen Pferden für den schweren Zug - es wurden kaltblütige Pferdeschläge eingekreuzt: Ardenner, Belgier, Comtois, Percherons. Dann sollte das Pferd wieder schneller und ausdauernder werden (z.B. für das Militär) - man kreuzte viel anglonormannisches Blut ein. Dies führte zu einem wenig einheitlichen Rassetyp.

1921 wird das Stammzuchtbuch für das Zugpferd d.h. das Ursprungszuchtbuch eröffnet. Weiter zurückliegende Daten sind mitunter unsicher, so auch die genaue Abstammung des Stammhengstes Vaillant. Obwohl man ab 1920 die Reinzucht beschloß, wurde noch bis 1950 in größeren Abständen die Zuführung anderer Rassen zur Formung des gewünschten Typs praktiziert und akzeptiert. Von 1921 bis 1950 wurden 4 Kaltbluthengste und 8 Halbbluthengste eingekreuzt.  Es bildete sich ein leichter, ein mittlerer und ein schwerer Schlag heraus.

Ende des 2. Weltkrieges gab es in der Schweiz einen Bestand von 152.000 Pferden. In den nachfolgenden Jahren verringerte sich der Bestand durch die zunehmende Mechanisierung der Landwirtschaft auf 50.000 Pferde. Einen erneuten Aufschwung der Pferdezucht brachte erst die Entdeckung des Pferdes als Freizeitpartner mit sich. Mit diesem neuen Einsatzgebiet mußte der Freiberger sich einmal mehr den veränderten Ansprüchen stellen. Um die Marktchancen des Freibergers zu erhöhen, plante die Gestütsleitung mit dem gezielten Einsatz des Zuchthengstes Doktryner ox eine Sporthengstlinie zu begründen, um einen leichteren, sportlichen Reitpferdetyp zu züchten. Mit dem modernen, leichten Freibergertyp sollte die Rasse im Wettstreit mit anderen Sportpferderassen bestehen.

Diese Veredelungen sind heute stark umstritten. In Folge des drastisch gewandelten Zuchtziels wurden in einer beispiellosen Verdrängungszucht in wenigen Jahren 4 Araberhengste und 27 hochblütige Warmblüter bei einer Population von nur knapp 3.000 Zuchtstuten eingekreuzt - obwohl der gewünschte leichtere Typ durch entsprechende Selektion innerhalb der Rasse ebenfalls zu erreichen gewesen wäre. Vor allem der Schwedentrakehner Aladin konnte sich durch seinen Sohn Alsacien durchsetzen. Alsacien wurde so massiv in der Zucht eingesetzt, daß die Mehrzahl der heutigen Freiberger ihn im Pedigree führt. In weniger als 20 Jahren wurde der schwere, kaltblütige Freibergertyp an den Rand des Aussterbens gedrängt.

Pferde anderer Rassen, die nach 1950 eingekreuzt wurden (wie Doktryner oder Aladin), gelten heute als Fremdblut. Durch die von Nelson (Nello, P-Linie), Alsacien (Aladin, L-Linie), Noé (N-Linie) und Qui-Sait (Q-Linie) begründeten Hengstfamilien sind viele Nachkommen mit hohem bis sehr hohem Fremdblutanteil (teilweise 25%-50%) in der Freibergerzucht verbreitet. Aber auch in den Linien, die auf die Gründerhengste Vaillant (Linien E, H, R und V) und Imprévu (C-Linie) zurückgehen, steigt der Fremdblutanteil.

Daß der Freiberger nicht zu den ausgestorbenen Rassen zählt , verdankt er sicherlich auch der Tatsache, daß sich die Zucht immer den Erfordernissen der Zeit angepaßt hat und dabei doch unverwechselbar geblieben ist. Dies dürfte auch in Zukunft eine der großen Herausforderungen bleiben. Die Anpassung an die jeweilige Marktsituation -  unter Berücksichtigung der Erhaltung der Rassemerkmale und des Genpotentials - ist nicht nur Teil der Historie des Freibergers, sondern wahrscheinlich auch seine Zukunft.

Inzwischen wurde das Freiberger Zuchtbuch geschlossen, es dürfen keine fremden Hengste mehr eingekreuzt werden. Pferde mit geringem Fremdblutanteil sollen gefördert werden, um den Genpool zu erhalten. Daher wurde die Kategorie Basispferde eingeführt: darunter versteht man Freiberger mit 0% bis maximal 2% Fremdblut. Die Kategorie deckt sich mit dem von der IGOFM (Interessengemeinschaft für Original Freiberger Pferde) eingeführten Bezeichnung Original Freiberger. Der Begriff Urfreiberger wurde geprägt von den Mitgliedern des Vereins RRFB (Reine Rasse Freiberger), denen die Förderung der Basispferde beim Schweizer Zuchtverband sowie IGOFM nicht weit genug geht und die sich daher abgespalten haben.

Gilette ist übrigens eine originale Stute mit 0% Fremdblut. Zwar stammt sie mütterlicherseits aus der U-Linie, die auf den Anglonormannen Uran zurückgeht. Da Urans Deckeinsatz aber bereits vor 1950 stattfand, zählt sein Vermächtnis nicht als Fremdblut.

Gilettes Sohn Rufus hat mit Radorn auch einen 0%-Freiberger als Vater. Emmeram hat über seinen Vater Eragon einen minimalen Fremdblutanteil, etwa 0,2%. Somit gehört unsere Fribi-Familie komplett zu den Original Freibergern.

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