Leider wissen wir nicht, wie alt unser Jurahof wirklich ist. Die Bauweise mit Bruchsteinen ist in dieser Gegend auf jeden Fall schon über Jahrhunderte belegt. Es wäre sicher interessant, in den Archiven nach Unterlagen zu suchen...

Die frühesten Zeugnisse, die wir auf dem Hof selbst finden konnten, waren alte Getreidesäcke aus den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts mit der Aufschrift: Martin Fischer Haus Nr. 31 Ammerfeld.

Katasterauszüge aus den Jahren 1780 - 1840 zeigen, daß im Ort Höfe bzw. Hausnummern von 1 bis 40 bestanden haben. Die Haus Nr. 31 besagt also eindeutig, daß zumindest unsere Hofstelle Anfang des 19. Jahrhunderts schon existiert haben muß.

Vom Vermessungsamt Ingolstadt, Außenstelle Eichstätt, haben wir inzwischen eine DIN A4 Kopie der Uraufnahme bekommen. Der Kartenausschnitt um Ammerfeld stammt aus dem Jahr 1819. Haus Nr. 31 ist in dieser Karte bereits enthalten und es handelt sich dabei auch eindeutig um unseren Hof. Das dazugehörige Grundstück entspricht damals schon den heutigen Grundstücksgrenzen und auch das eingezeichnete Bauwerk zeigt in etwa Ausrichtung und Umrisse des heutigen Hauses (mit Stadel). Das ist zwar kein ultimativer Beweis dafür, daß unser Haus - so, wie die Außenmauern heute dastehen - bereits vor 1819 gebaut wurde, aber die Wahrscheinlichkeit ist immerhin ziemlich hoch.

Weitere Vermutungen könnten wir anstellen, wenn wir bemerken, daß die Numerierung mit der alten Vogtei (direkt neben dem Burgstall) beginnt und gegen den Uhrzeigersinn bis zur Nr. 34 geht. Die Nummern 35-38 sind irgendwo mittendrin eingefügt, die im Jahr 1737 gebaute Kirche hat die Nummer 39  und eine letzte Nummer (40) ist zwischen Friedhof und Burggarten mit roter Tinte eingetragen. Man könnte also mutmaßen, daß die Numerierung 1-34 irgendwann durchgängig erfolgt ist, daß später gebaute Häuser nachträglich numeriert wurden und daß man im Jahr 1737 bei Nr. 39 angekommen war. Das ist allerdings vorläufig reine Spekulation meinerseits...

Auch die Lage im Dorf spricht dafür, daß unser Hof bereits zur älteren Bebauung Ammerfelds gehört, denn hier findet in etwa der Übergang statt von Unterdorf - in relativer Nähe zum historischen Kern um den Friedhof, dem Standort der ursprünglichen Kirche - zu Oberdorf, wo sich der Ort später an der Straße entlang den Hang hinauf erweitert hat bis hin zur Hügelkuppe, an der entlang die Landstraße von Rennertshofen nach Monheim verläuft.

Seit Mitte des 20. Jahrhunderts gab es 3 Besitzerwechsel. Wir haben den Hof 2006 von Frau Obermaier erworben, die ihrerseits von Familie Zabl gekauft hatte. Die Zabls waren nach dem Zweiten Weltkrieg als Vertriebene aus dem Osten nach Ammerfeld gekommen und wurden hier heimisch. Unsere Nachbarin erzählte, daß die Zabls die alleinstehende alte Frau Fischer gepflegt haben und zum Dank nach ihrem Tod das Anwesen geerbt haben - womit wir wieder beim Namen Fischer wären. Unsere vielen alten Obstbäume wurden wohl alle von Herrn Zabl gepflanzt, der angeblich einen hervorragenden Schnaps gebrannt hat.

Beim Entfernen des Putzes anläßlich der Fassadensanierung konnten wir sehen, daß unser Hof mehrmals umgebaut, erweitert und verändert wurde. Das ursprüngliche Bruchsteinmauerwerk ist ein einziges Flickwerk. Während sich die Eingangstür heute an der zur Straße gerichteten Breitseite befindet, war in der Mitte der nach Süden gerichteten Giebelseite eine alte breite Türöffnung zu sehen, die mit anderem Material zugemauert worden ist. Heute ist dort das Fenster unseres Eßzimmers.

Das Haus war ursprünglich einstöckig, irgendwann wurde aber der Kniestock aufgemauert und ein Obergeschoß hinzugefügt. Die 60er Jahre brachten am Hinterausgang einen Anbau mit modernem Wasseranschluß, also ein WC und vor allem eine große Waschküche, die früher wohl sogar zum Schweineschlachten verwendet wurde.

Ein Luftbild von 1958 zeigt den Hof noch ohne Badanbau. (Die Rechte an dem Bild liegen bei Hans-Josef Landes, Ammerfeld)

Die neueren Umbauten gehen auf unser Konto - neue Fenster, eine Gas-Heizung zusätzlich zum holzbefeuerten Grundofen, Innenumbau in Bad/Waschküche, Dachgauben und Balkon an der Hausrückseite. Über Dachgauben bei einem alten Jurahaus kann man streiten - jedoch ist unser Haus kein Museum, sondern wir wohnen dort und gestalten unseren Wohnraum nach unseren Bedürfnissen - wie schon all die Generationen vor uns.

Die straßenzugewandte Front blieb unverändert, um das typische Bild des Jurahauses zu erhalten.

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