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Tiradentes:

Historische Kolonialstädte in Minas Gerais

Minas Gerais ist vor allem berühmt für seine verschiedenen historischen Städte, wie Ouro Preto, Sabará, Tiradentes, Diamantina, Congonhas, São João del Rei und Mariana, die in der Zeit des Goldrausches hervorgingen. Hier finden sich wahre Perlen der kolonialen Architektur.

Wir verbringen eine Woche in Tiradentes (mit einem Ausflug nach Ouro Preto).

 

Tiradentes ist ein Ort und eine Gemeinde im brasilianischen Bundesstaat Minas Gerais, in einer Höhe von 927 Metern über dem Meeresspiegel gelegen, einer Bevölkerung von 6966 (2009) Einwohnern und einer Gesamtfläche von 83,209 km².

Die Geschichte des Ortes geht auf die brasilianische Gründungs- und Entdeckungszeit zurück, als die Bandeirantes damit begannen, das Landesinnere zu erkunden. 1702 gelangten sie in die Gegend des heutigen Tiradentes. 1718 wurde der Ort gegründet.

Der Ort hieß zunächst "Arraial Velho de Santo Antônio", dann "Vila de São José do Rio das Mortes". Als 1889 in Brasilien die Republik ausgerufen wurde, benannte man die Stadt nach dem populären Befreiungskämpfer Tiradentes.

Tiradentes lebt heute hauptsächlich von Tourismus, da es sich um einen historischen Ort handelt. Außerdem haben sich viele Künstler im Ort und seiner Umgebung angesiedelt. Von São João del Rei einem Nachbarort führt eine historische Eisenbahnstrecke nach Tiradentes. Hier verkehrt die 100 Jahre alte Dampflokomotive Maria Fumaça heute als Touristenattraktion. Die Serra de São José ist eine weitere Attraktion für Touristen, da es hier ein naturbelassenes Waldgebiet mitten im Gebirge gibt.

 

Ouro Preto ist eine Stadt im brasilianischen Bundesstaat Minas Gerais. Wegen ihrer barocken Altstadt ist sie in der Welt einzigartig und einer der wichtigsten Touristenmagnete Brasiliens. Seit 1980 ist die Altstadt UNESCO-Weltkulturerbe.

Der Name Ouro Preto bedeutet auf Deutsch schwarzes Gold. Die Stadt bekam diesen Namen wegen ihrer riesigen Goldvorkommen, die durch Eisenoxid-Verunreinigung leicht schwarz gefärbt waren.

Der Legende nach fand ein Mulatte, als er im Flüsschen Tripuí seine Flasche mit Wasser füllen wollte, ein paar schwarze Steine, die er nach Taubaté in São Paulo mitnahm. Diese Steine gelangten in die Hand des damaligen Gouverneurs von Rio de Janeiro, Artur de Sá Menezes, der deren Beschaffenheit mit seinen Zähnen geprüft und dabei unter der Oberfläche pures Gold entdeckt haben soll. Die Nachricht davon verbreitete sich schnell und man wusste, dass das Gold in der Nähe einer markanten Felsformation gefunden worden war, welche von den Einheimischen Itacolomi genannt wurde. Zahllose Expeditionen suchten diesen Ort in den Bergen von Minas Gerais vergebens.

Erst 1698 entdeckte Antônio Dias de Oliveira aus São Paulo die Felsformation wieder und fand eine äußerst ergiebige Goldader, worauf er beschloss, sich dort niederzulassen und Familie und Freunde nachzuholen. Von da an begeben sich immer mehr Bandeirantes ins neue Eldorado. Gold kam im Überfluss vor und wurde in einer ersten Phase im Flussbett und an den Hängen gewonnen.

Die Wohngemeinschaften der einzelnen Goldgräbergruppen festigten sich zu kleinen Siedlungskernen: Padre Faria, Antônio Dias, Paulistas, Bom Sucesso, Taquaral, Sant' Ana, São João, Ouro Podre, Piedade, Ouro Preto und Caquende. Diese wuchsen sukzessive zusammen und dank eines immer stärker werdenden Handels untereinander entstand ein urbanes System, welches schließlich 1711 durch den Gouverneur Antonio de Albuquerque Coelho de Carvalho zur Stadt Vila Rica de Albuquerque erhoben wurde. Im Laufe der Zeit wuchsen die Goldgräbersiedlungen mehr und mehr zusammen. So vereinigten sich die Siedlungen Antônio Dias und Ouro Preto zum Viertel Santa Quitéria, in der Gegend der heutigen Praça Tiradentes.

1720 wurde Vila Rica zur Hauptstadt der neuen Capitania Minas Gerais erhoben, welches sie bis 1897 blieb.

Zwischen 1730 und 1760 erreichte die Goldproduktion ihren Höhepunkt. Die portugiesische Krone nahm zwischen 1735 und 1751 34'275 Kilo Gold aus der Steuer ein, was einer jährlichen Produktion von elf Tonnen Gold entsprach. Dieser Reichtum findet sich auch in der Architektur jener Epoche wieder, in der die berühmten Barockkirchen im Stil des Barroco Mineiro errichtet wurden. Der größte Bildhauer jener Zeit war Aleijadinho, einer der berühmtesten Söhne von Ouro Preto.

Bereits im Jahre 1763 zeichneten sich das Ende der Goldreserven und der bevorstehende wirtschaftliche Kollaps ab. Die zunehmenden Schwierigkeiten mit der Förderung des Goldes, die zu immer tieferen Minen führten, brachten die portugiesische Krone dazu, immer neue Steuern zu erheben, um die schwindenden Steuereinnahmen zu kompensieren. Einige Jahre später führte der neue Gouverneur von Vila Rica, der Herzog von Barbacena, sogar eine Zwangssteuer auf überfällige Erträge aus dem Goldfünftel ein, welche 1788 schon mehr als acht Tonnen ausmachten.

Vor dem Hintergrund der zeitgleich stattfindenden Umwälzungen in Frankreich und Nordamerika führte die Unzufriedenheit mit der exorbitanten Steuerbelastung unter dem Einfluss aufklärerischen Gedankenguts zur Entstehung eines revolutionären Bewusstseins. Die wohlhabenden Schichten der Gesellschaft – Händler, Militärs und Intellektuelle – verschwören sich und betreiben die Conjuração Mineira (dt. „Verschwörung von Minas Gerais“) mit dem Ziel, die Kolonie vom portugiesischen Mutterland abzuspalten und die Unabhängigkeit auszurufen.

Die als Inconfidência Mineira bekannte Bewegung wird durch den Verrat des Oberst Joaquim Silvério dos Reis an den Herzog von Barbacena 1789 jäh beendet. Bekannte Mitverschwörer der Bewegung waren Tomás Antônio Gonzaga, Cláudio Manuel da Costa, Inácio José de Alvarenga Paixoto, Cônego Luís Vieira da Silva, Franscisco Paula Freire de Andrade, José Álvares Maciel und die Patres José de Oliveira Rolim und Carlos Correia de Toledo, sowie der Anführer Joaquim José da Silva Xavier, der Tiradentes. Zur Abschreckung wurden die Anführer der Bewegung nach Afrika ins Exil verbannt und Tiradentes zum Tode verurteilt.

Am Höhepunkt des Goldrausches, zum Ende des 18. Jahrhunderts, hatte Ouro Preto ca. 100.000 Einwohner und war damals die größte und reichste Stadt in der Neuen Welt. Von 1700 bis 1820 wurden ca. 1200 Tonnen Gold gefördert, 80 % der damaligen Weltproduktion.

1823 wurde Vila Rica do Albuquerque in Ouro Preto umbenannt.

1969 wurde im Rahmen einer Umstrukturierung der beiden vor Ort bestehenden Hochschulen die Universidade Federal de Ouro Preto gegründet. Sie ging aus der Pharmazieschule (Escola de Farmacia, 1839) und der Bergbauschule (Escola de Minas, 1876) hervor. Ouro Preto ist seitdem zu einer lebendigen Studentenstadt geworden.

Ouro Preto ist bekannt für seine Vielzahl an barocken Kirchen aus der Kolonialzeit. Besonders erwähnenswert sind folgende Kirchen:

  • Die von Aleijadinho geschaffene Kirche Igreja São Francisco de Assis (1766)

  • Die opulente Matriz de Nossa Senhora da Conceiçao de Antônio Dias (1727–1746) mit dem Museu do Aleijadinho

  • Die für Freunde sakraler Kunst interessante Igreja Santa Efigênia mit einem schönen Ausblick über die Stadt und ihre Umgebung

  • Die Igreja Matriz Nossa Senhora do Pilar, die als eines der erlesensten Exemplare des brasilianischen Barocks gilt (Anfang 18. Jahrhundert bis 1733)

  • Die Igreja de Nossa Senhora do Rosário, die durch ihre abgerundete Fassade hervorsticht und stark an barocke Kirchenbauwerke Süddeutschlands und Österreichs erinnert (1785)

  • Die Igreja Nossa Senhora do Carmo gleich neben der Praça Tiradentes (1766–1772)

  • Die letzte Kirche der Kolonialzeit, die Igreja São Francisco de Paula (1804–1898)

  • Die Igreja Nossa Senhora das Mercês e Perdões (1740–1772)

 

Aleijadinho (* 1738 in Vila Rica, heute Ouro Preto, Minas Gerais; † 18. November 1814) war der bedeutendste Baumeister und Bildhauer des brasilianischen Barocks.

Sein Werk ist in mehreren Kolonialstädten des Bundesstaates Minas Gerais erhalten.

Aleijadinho wurde unter dem Namen Antônio Francisco Lisboa geboren. Sein Vater war ein portugiesischer Architekt, seine Mutter eine schwarze Sklavin. Seinen Beinamen o Aleijadinho (das Krüppelchen) bekam er, weil er seit seiner Jugend an einer lepraartigen, unheilbaren Krankheit litt, die seinen Körper langsam zersetzte. Als seine Finger und Beine gelähmt waren, ließ er sich die Bildhauerwerkzeuge an seine Arme binden, um - unter großen Qualen - arbeiten zu können.

Er widmete sein ganzes Leben der Bildhauerei und schuf religiöse Werke von außergewöhnlicher Qualität und beachtlichem Formenreichtum; dieser Stil ist als Barocco Mineiro bekannt geworden. Er wurde in ganz Brasilien hoch geschätzt, obwohl er die Region um seine Heimatstadt Ouro Preto nie verlassen hat.

Seine Skulpturen und Reliefs aus Lavagestein oder Holz sowie seine architektonischen Arbeiten sind in Ouro Preto, Sabará, Mariana oder Congonhas do Campo zu sehen. In Congonhas do Campo sind vor allem die kunstvollen, lebensgroßen Figuren der Kreuzwegstationen sehenswert. In Ouro Preto ist die Kirche Igreja São Francisco de Assis allein das Werk Aleijadinhos; die Stadt Ouro Preto hat Aleijadinho auch ein Museum gewidmet, welches neben der Kirche Matriz de Nossa Senhora da Conceição de Antônio Dias zu finden ist.

 

Quelle: Wikipedia

 

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