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Reise nach Westafrika
Benin - Togo - Ghana / 1.-16.11.2019

 



Abends Ankunft in Cotonou und erste Übernachtung. Am nächsten Morgen wird unser Reisegepäck aufs Dach des kleinen Busses gepackt. Die erste Station unserer Westafrikareise ist das Pfahlbaudorf Ganvié im Nokoué-See nördlich von Cotonou.

Ruhig gleiten die Kanus über den Lac Nokoué und bringen Männer zum Fischen, Frauen zum Markt, Kinder zur Schule. Rund 25000 Angehörige des Volkes der Tofinou leben in Ganvié, der größten Pfahlbausiedlung Afrikas, nach alten Traditionen. Das Dorf wurde im 17. oder 18. Jahrhundert von den Tofinou gegründet, die den See bebauten, um zu vermeiden, dass Fon-Krieger Sklaven für den Verkauf an europäische Händler erbeuten. Sie hatten herausgefunden, dass sich die Fon-Krieger traditionell nicht ins Wasser begeben.

In Ganvié kommen wir in den Genuß eines ordentlichen tropischen Regensturms.

FILM: Regen in Ganvié

 



Ouidah wurde ursprünglich Hweda genannt und war Hauptstadt des stark bevölkerten, wohlhabenden Königreiches Sahé (Savi), gegründet vom Volk der Fon. 1680 bauten die Portugiesen eine Festung, die jedoch nach wenigen Jahrzehnten aufgegeben wurde. Die Portugiesen verballhornten den Namen Hweda zu Ajudá. 1721 wurde die portugiesische Festung unter dem Namen São João Baptista de Ajudá neu aufgebaut.. 1727 wurde die Stadt vom König von Dahomey erobert, der dadurch einen direkten Zugang zum Meer gewann, welcher ihm den lukrativen Sklavenhandel mit Europa ermöglichte.

Ouidah wurde somit zum Zentrum des Sklavenhandels. Die eigentliche Stadt lag schon zu Zeiten des Königreichs Dahomey rund 3,5 km vom Meer entfernt, so daß Sklaven vor ihrer Einschiffung diese Strecke zu Fuß zurücklegen mußten.

Die Stadt bietet vor allem kulturgeschichtlich viele Sehenswürdigkeiten. Zu den Hauptattraktionen gehören das historische Museum im nachgebauten portugiesischen Fort São João Baptista d'Ajudá und die sogenannte Sklavenroute, die vom ehemaligen Sklavenmarkt (Place Cha Cha) zum Strand bis zur Pforte ohne Wiederkehr (frz. Porte du Non-Retour) führt. Auf der Route finden sich zahlreiche Statuen und Gedenkorte zum Sklavenhandel.

 


Wenige Kilometer westwärts, an der Küste entlang in Richtung Grand-Popo, liegt unser Hotel La Casa del Papa, eingebettet zwischen tosendem Atlantikstrand und einer Lagune.

FILM: Brandung

 


Ouidah gilt als die Wiege des Vodun oder Voodoo, der originär westafrikanischen animistischen Religion.

Schon Ende des 17. Jahrhunderts gab es europäische Berichte über einen Schlangenkult in Ouidah.

Gegenüber der katholischen Kathedrale liegt der Schlangentempel, in dem die Adepten Pythons als Verkörperung der Gottheit Dangbé verehren. In regelmäßigem Abstand bekommen die Königspythons Ausgang, da sie nicht gefüttert werden, sondern sich selbst ernähren (von Mäusen und Vögeln, hauptsächlich). Kommen einige Schlangen nicht zurück, macht man sich besorgt auf die Suche, um den Ausreisser wohlbehalten nach Hause zu bringen. Ursprünglich nur für Eingeweihte, ist der Tempel mittlerweile zu einer Touristenattraktion geworden.

FILM: Pythontempel

 

Was ist nun eigentlich Vodun? Es ist sehr schwierig, eine kurze prägnante Zusammenfassung über diese Religion zu formulieren. In der kurzen Zeit, in der wir in Westafrika vor Ort waren, kann man ohnehin nur einen flüchtigen Einblick gewinnen.

Mir drängt sich die Erkenntnis auf, daß es bei Voodoo nur wenig allgemeingültige Aussagen gibt, es handelt sich um ein sehr heterogenes Phänomen. Das leuchtet auch ein: es gab in der afrikanischen Kultur von Alters her keinerlei Schriftlichkeit, das gesamte Wissen der vorangegangenen Generationen wurde ausschließlich mündlich tradiert. Dadurch entsteht keine Fixierung einer Geschichte, die dann als absolut anerkannt wird (ich denke da z.B. an die Bibel und an den Koran), sondern ein reicher Schatz an äußerst kreativen "märchenhaften" Geschichten, die regional variieren.

Mit jeder mündlichen Weitergabe erfährt das Gedankengut eine Entwicklung. Es werden Kleinigkeiten weggelassen, bestimmte Aspekte vielleicht noch bunter geschildert oder auch Neues hinzugefügt. Ein und derselbe Mythos wandelt sich vielleicht im Laufe der Zeit an verschiedenen Orten zu völlig unterschiedlichen Geschichten. Es können problemlos Aspekte aus fremden Kulturkreisen übernommen und in einen lokalen traditionellen Kult integriert werden, wenn sie passend erscheinen. Manchmal werden im Ursprung sehr verschiedene Geister zu einer übergeordneten Persönlichkeit integriert, die dann überregional erscheint, aber je nach Ort doch immer etwas unterschiedlich auftritt.

Ich sehe Vodun als ein Konglomerat unzähliger lokaler Kulte, denen aber immer dieselbe Denkweise zu Grunde liegt. Alles was geschieht hat eine Ursache. Alles was uns umgibt ist beseelt und beeinflußt unser Leben.

Naturkräfte werden personalisiert und diesen Geistern oder Göttern werden im Laufe der Zeit immer mehr spezifische Eigenschaften zugeordnet. Die Eigenschaften variieren je nach Ort, Priester, lokaler Tradition, manchmal widersprechen sie sich sogar. Zum Beispiel Zwillinge: im Süden von Benin werden sie verehrt, sind quasi heilig, in anderen Regionen reagiert man entsetzt, was bis zur Tötung eines der Zwillinge führt(e). Gemeinsam ist beiden Haltungen aber die Tatsache, daß die Geburt zweier Körper aus einer Schwangeren als abnormal, als Verletzung der Regel angesehen wird. Unterschieden wird nur in der Art, mit dieser Tatsache umzugehen.

Eine große Gemeinsamkeit in allen Regionen, die wir hier bereist haben (Benin, Togo und Ghana) ist die Ahnenverehrung. Alles was ein Mensch ist, ist er nur durch seine Ahnen. Verwurzelt zu sein, sein Woher zu kennen, in einer bestimmten Tradition zu stehen, ist für Afrikaner von grundlegender Bedeutung. Die Ahnen verkörpern die eigene Herkunft und Identität.

Üblich ist auch die Gabe von (Blut-)Opfern. Überall in unserem bereisten Gebiet gab es Fetische mit Resten von Blut und Federn, die bezeugen, daß die Opferung von Tieren zum Alltag gehört. Die Fetische verkörpern die Geister der Ahnen oder auch Naturgottheiten. Auch im westafrikanischen Glauben gibt es nur einen Schöpfergott (im Benin heißt er Mawu-Lisa), der aber entrückt ist. Kommunizieren kann der Mensch nur mit den untergeordneten Göttern.

Henning Christoph, Voodoo-Kenner und Gründer des Soul of Africa Museums in Essen, erklärt:

„Voodoo bedeutet in der Sprache der Fon einfach nur Gott. Und da der Schöpfergott für die Gläubigen zu weit entfernt ist, kommunizieren sie mit den Kindern dieses Schöpfers, mit den Erd- und Wassergottheiten. Jeder dieser Götter hat seinen eigenen Aufgabenbereich. So ähnlich wie die Heiligen im katholischen Glauben.“

Zwei Links aus dem Internet:

1. Vodun-Zeremonie in Ouidah

2. Vodun Festival in Ouidah am 10. Januar 2019



Das Dörfchen Gbécon, an den Ufern des Mono Flusses, ganz in der Nähe von Grand-Popo, fast an der Grenze zu Togo, ist die Heimat der Pla, die hauptsächlich von der Fischerei leben.

Die Pla verehren Zangbeto, den "Wächter der Nacht", eine Art übernatürlicher "Polizist", der alles Übel vom Dorf verjagt.

Der Legende nach war Zangbeto der jüngste von drei Brüdern, die um den Thron ihres Vaters kämpften. In der Nacht vor der entscheidenden Schlacht hatte der nur mit einer kleinen Armee ausgestattete und bereits von seinen Brüdern in die Enge getriebene Zangbeto eine Vision: eine übernatürliche Macht empfahl ihm, sich und seine Männer mit Stroh zu verkleiden und auf die Angreifer los zu stürmen. indem sie vorgaben, Geister zu sein. Der Trick wirkte, die beiden Brüder und ihre Männer flohen voller Entsetzen und Zangbeto wurde der neue König. Diese Legende bekräftigt die Gestalt von Zangbeto als Befreier und Beschützer der Schwachen. Daher begann man, ihm zu huldigen. Ursprünglich nur des Nachts unterwegs, erschien Zangbeto später auch tagsüber, um seine Macht zu demonstrieren.

Die hohe Zangbeto-Maske ist mit buntem Stroh bedeckt, sie symbolisiert übermenschliche Kräfte der Natur und der Nacht, die die Erde schon vor den Menschen bevölkerten. Zangbeto erscheint aus der Dunkelheit der Nacht, ein schauerliches Summen kündigt sein Erscheinen an. Er hat eine tiefe kehlige Stimme. Sein Tanz besteht aus wilden Drehungen, er springt in die Höhe oder windet sich wie eine Schlange. Die Zangbetos (es gibt mehrere davon, mit unterschiedlichen Namen) beginnen zu tanzen und sich wild zu drehen. Es ist offensichtlich, daß sich ein Mensch unter der Strohmaske verbirgt. Etliche Männer stehen bereit, das sind die Gbetovis, Eingeweihte, die den Tanz der Zangbetos in die gewünschte Richtung weisen und ihre Stöcke außerdem benutzen, um Zangbetos und Zuschauer auf Abstand zu halten. Der wilde Tanz soll das Dorf von bösen Einflüssen reinigen und garantiert seinen Bewohnern Schutz gegen Diebe oder übelwollende Leute.

Zum Abschluß des Tanzes wird Zangbeto aufgefordert, seine Identität zu offenbaren. Wer steckt unter der Maske? Wer bewegt sie? Die Gbetovis leiten den Zangbeto zum Zentrum des Platzes und lüften mit einem Mal die zottelige Maske. Die Verblüffung ist groß: die strohbedeckte Konstruktion ist leer. Manchmal befindet sich auch ein Bündel Blätter oder ein kleiner Fetisch darunter. Wie diese Prozedur von statten geht, ist unbekannt: nur Eingeweihte dürfen die Geheimnisse Zangbetos kennen.

FILM: Zangbeto

 



Abomey war die Hauptstadt des Königreiches von Dahomey, das bis in das späte 19. Jahrhundert den Sklavenhandel an der Küste beherrschte.

Das Königreich Dahomey entstand im frühen 17. Jahrhundert im Süden des heutigen Benin. Unter den zwölf Königen, die von 1625 bis 1900 aufeinander folgten, entwickelte es sich zu einem der mächtigsten Reiche der Westküste Afrikas. 1894 wurde es von den Franzosen erobert und in der Folge zu einer französischen Kolonie.

Die Hauptstadt  Abomey war durch eine Lehmmauer mit sechs Toren und einem vorgelagerten, mit Dornengestrüpp bewachsenen Graben umgeben. Innerhalb der Mauern befanden sich durch Felder getrennte Dörfer, mehrere Königspaläste, ein Markt und ein großer Platz mit Kasernen.

Die Könige errichteten ihre Paläste als Lehmbauten in einem eingefriedeten Bereich. Diese Paläste bildeten nicht nur das Entscheidungszentrum des Reiches, sondern bildeten auch ein Zentrum für die Entwicklung von Handwerkstechniken und einen Aufbewahrungsort für die Schätze des Reiches.

Eine Besonderheit war die Aufstellung von weithin gefürchteten weiblichen Kampftruppen, was die Europäer stark an die antiken Amazonen erinnerte.

Die Königspaläste von Abomey umfassen eine Serie von zehn Palästen, von denen einige nebeneinander errichtet sind und andere sich entsprechend der Abfolge der Könige überlagern. Jeder Palast ist von Mauern umgeben, die drei Höfe bilden, den äußeren, inneren und privaten Hof. Architektonische Besonderheiten sind die Verwendung traditioneller Materialien und polychrome Flachreliefs. Als eine der berühmtesten und historisch bedeutsamsten Stätten Westafrikas wurden sie 1985 von der UNESCO in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen

In den Palästen der Könige Gézo und Glélé ist das Historische Museum von Abomey untergebracht. Leider ist das Fotografieren innerhalb der Mauern untersagt, aber unter den obigen Links gibt es ein paar schöne Bilder der Paläste und Exponate.

 



 
Dassa-Zoumé, auch bekannt als Igbo Idaasha oder einfach Dassa, ist eine Stadt in Benin an der wichtigsten Nord-Süd-Fernstraße. Dassa liegt zu Füßen zweier gewaltiger Granithügel. Die örtliche Bevölkerung gehört zur Ethnie der Idaasha.
 

Auf einem der Hügel befindet sich ein sakraler Ort, der der Königsfamilie von Dassa und deren Ahnen geweiht ist.

Der Legende nach regierte König Ogungbe (?) mehr als 150 Jahre und konnte nicht sterben. Er zog sich auf den Granithügel zurück und jeden Tag schickte seine Frau eines der Kinder mit Essen zu ihm hinauf. Eines Tages war er einfach fort. Seine Frau konnte aber die alte Gewohnheit nicht ablegen und immer noch bringen Kinder und Kindeskinder täglich Essen zu Ogungbe (und den anderen Ahnen) auf den Berg. Stirbt ein Mitglied der königlichen Familie, wird der Leichnam den steilen Pfad hinauf getragen und eine Zeremonie für den Verstorbenen durchgeführt. Danach wird der Tote unten im Dorf beigesetzt.

Auch wir treffen ein Mitglied der Herrscherfamilie von Dassa an und er spricht ein Gebet für unsere sichere Weiterreise und für unsere zu Hause gebliebenen Angehörigen.

FILM: Gebet

 

Dassa ist ebenfalls ein bekannter christlicher Wallfahrtsort. Nach einer Marienerscheinung in der Grotte Notre-Dame d'Arigbo wurde hier eine Basilika errichtet.



Der Schrein von Dankoli in der Nähe des Ortes Savalou ist der mächtigste Fetisch Westafrikas - so machtvoll, daß es keines Priesters bedarf, sondern die Bittsteller können ihr Anliegen direkt, ohne Vermittlung durch einen Eingeweihten, an den Fetisch richten. Dazu muß ein kleiner Holzpflock eingeschlagen werden, während man seinen Wunsch formuliert. Üblicherweise wird der Fetisch noch mit Palmöl begossen und mit Alkohol besprüht - dazu nimmt der Bittsteller einen Schluck Schnaps in den Mund und prustet diesen über die Kultstätte. Der Wunsch soll binnen eines Jahres in Erfüllung gehen. Dann ist der Bittsteller verpflichtet, zu Dankoli zurückzukehren und seinen Preis zu bezahlen, indem er Blut opfert - ein Huhn, eine Ziege, vielleicht sogar ein Rind, wenn der Wunsch sehr schwerwiegend war. Dankoli ist weit über die Grenzen Benins hinaus bekannt und wird von Pilgern und Voodoogläubigen aus ganz Westafrika aufgesucht.

Der Schrein besteht aus zwei großen angehäuften Hügeln, einem "Männlichen" und einen "Weiblichen", unter denen sich wohl ursprünglich zwei Baumstümpfe verbergen. Diese liegen begraben unter einem Berg von Palmölrückständen, Federn, Blut, Holzpflöcken, Erde, vermischt zu einer schier unidentifizierbaren Masse. Zwei kleinere Fetische wurden uns als "Kinder" beschrieben, ich habe aber gelesen, daß einer für Legba und der andere für die heiligen Zwillinge steht.

Eine Besonderheit des Dankoli-Fetischs ist, daß hier nicht nur positive Wünsche geäußert, sondern auch Verwünschungen ausgesprochen werden können. Die ganze Atmosphäre ist irgendwie geladen mit latenter Aggression, wir fühlen uns äußerst unwohl und es dauert Stunden, bis ich eine gewisse "Schwere" von mir abschütteln kann. Und das liegt nicht an der Opferung einer Ziege, der wir beigewohnt haben - das ging ganz schnell - sondern der Ort ist durchdrungen von einer unheilvollen Aura. An keinem anderen Ort unserer Reise habe ich so etwas empfunden, alle anderen Fetische waren einfach "normaler" Bestandteil des Alltags der Bevölkerung und wirkten durchaus "positiv", trotz Blut- und Federresten.

FILM: Dankoli

 



Wir verlassen Benin und begeben uns nach Togo.


Im Örtchen Kparatao in der Nähe der Stadt Sokodé wohnen wir einem Feuertanz der Temba bei. Die Feuertänzer sind Mitglieder einer Geheimgesellschaft, die diese Tradition seit Generationen pflegt. Die Einweihung und die Fähigkeit, dem Feuer Stand zu halten, werden innerhalb der Familie weitervererbt.

Die Feuertänzer und die Menschen des Dorfs versammeln sich auf dem zentralen Platz. Das Feuer wurde bereits angefacht, die Musiker beginnen zu trommeln. Ein durchdringender Bass läßt die Herzen im Rhythmus der Trommeln schlagen. Die Tänzer stampfen ebenfalls in diesem Rhythmus und fallen in Trance. Sie fahren mit den brennenden Fackeln über die nackte Haut: Arme, Beine, Brust, über den Kopf, in den Mund, sie legen glühende Kohlestücke auf die Zunge...

FILM: Feuertanz

 



Die Route führt uns ins nördliche Togo. Unser Bus zwängt sich durch die Aledjo-Spalte, die von den Deutschen zur Erleichterung des Fernverkehrs in den Fels gesprengt wurde, zu einer Zeit, als Togo noch eine deutsche Kolonie war.

Togo war von 1884 bis 1916 eine deutsche Kolonie (auch Schutzgebiet). Das damalige Gebiet umfasste die heutige Republik Togo und den östlichsten Teil des heutigen Ghana und besaß eine Fläche von ca. 87.200 km².

Togo galt als die „Musterkolonie“ der deutschen Kolonialgeschichte. Hier unternahmen die Kolonialherren größere Anstrengungen im Bereich des Schul- und Gesundheitswesens (z. B. Impfaktionen gegen die Pocken, der Bau von drei Eisenbahnlinien) als in den anderen Kolonien. Auch im Bereich Straßenbau galt Togoland als mustergültig. Die Einheimischen waren hier zunächst ebenso weitgehend rechtlos wie in den anderen deutschen Kolonien und z. B. der Prügelstrafe ausgesetzt. Gleichwohl gab es 1902 eine Verordnung zur Beseitigung der Haussklaverei und ab 1907 Erhebungen und Studien zur Schaffung eines „Eingeborenenrechts“. Eine Verordnung von 1906 ließ an Schulen außer der deutschen Sprache auch die Landessprache zu. Der Ruf Togos als „Musterkolonie“ gründete sich aber wohl vor allem darauf, dass es die einzige deutsche Kolonie war, die ab 1900 eine nahezu ausgeglichene finanzielle Bilanz hatte.

Die Kolonie wurde nach dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs schnell von ihren Nachbarn erobert. Am 27. August 1914 wurde Togo den Briten offiziell übergeben. 1916 wurde Togo zwischen Großbritannien (33.000 km²) und Frankreich (54.000 km²) aufgeteilt. 1960 wurde Französisch-Togoland zur unabhängigen Republik Togo. Der westliche englische Teil gehört heute zu Ghana. Deutsch wird auch heute noch an vielen Schulen Togos gelehrt.

 


Die Landschaft Koutammakou in der Kara-Region in Nordost-Togo wird von den Tamberma (auch Batammariba oder Somba) bewohnt, die als eine der wenigen noch intakten traditionellen Gesellschaften weltweit angesehen werden.

In Togo wird allgemein vom Pays Tamberma gesprochen, die Hütten werden als Tata bezeichnet. Die in Dörfern gruppierten Gebäude spiegeln die soziale Struktur der Gesellschaft wider. Die trutzigen Lehmburgen sind ökonomischer und religiöser Mittelpunkt einer Großfamilie. Sie sind umgeben von teilweise übermannshohen Ahnenaltären, die als 'Hauswächter' die Lebenden beschützen, von diesen aber auch durch entsprechende Opfergaben wohlgesonnen gestimmt werden müssen. 

Viele der Gebäude sind zweigeschossig, Kornkammern bestehen aus einer zylindrischen Basis mit einer aufgesetzten Halbkugel, einige Häuser haben konische, andere Flachdächer. In dem Material Lehm sind die Ahnen allgegenwärtig, aus ihm bauen die Tamberma ihre Häuser und ihre Altäre.

 



Wir überschreiten die Grenze von Togo nach Ghana.

Somit verlassen wir den frankophonen Bereich und das Frühstücksbaguette und müssen nun mit Englisch und "Knautschbrot" Vorliebe nehmen.


 Auch die Straßen lassen erst mal zu wünschen übrig.

FILM: Straßen

 

Ab dem ersten Ort bessern sich dann die Straßenverhältnisse.

 


Auf unserer Route halten wir in Wulugu, um die alte, im sudanesisch-sahelischen Stil erbaute Zayaa Moschee zu besichtigen. In Wahrheit handelt es sich nicht um eine Moschee, sondern das Lehmgebäude wurde von seinem Erbauer vor ca. 100 Jahren als Wohnhaus und auch als spirituelle Schule konzipiert. Der Mann wanderte ein aus dem Norden, aus dem Gebiet des heutigen Burkina Faso, und war sowohl Imam als auch Heiler und spiritueller Lehrer, der sehr viele Schüler anzog.

Der Norden von Ghana (auch Togo und Benin) ist recht stark muslimisch geprägt. Es handelt sich jedoch um einen relativ offenen, toleranten Islam, der immer auch Raum läßt für die tief verwurzelte Ahnenverehrung und für traditionelle animistische Rituale und Fetische.

 



"Ein Hexendorf in der Savanne" - so lautet die Überschrift unserer Reisebeschreibung von Studiosus für den heutigen Tag. Was hat es damit auf sich?

In Ghana sind Hexen Realität. Davon sind jedenfalls jede Menge Menschen überzeugt - mit schwerwiegenden Folgen für die der Hexerei Beschuldigten. Die Glücklicheren unter ihnen landen in einem der sechs „Hexenlager“ des Landes, im Siedlungsgebiet der Dagomba, wo ihnen die Dorfvorsteher Schutz vor Verfolgung bieten.

Gewöhnlich wird eine Person von ihrer Familie oder ihren Nachbarn der Hexerei beschuldigt, zum Beispiel wenn jemand plötzlich erkrankt, auf tragische Weise zu Tode kommt, oder manchmal einfach nur schlecht geträumt hat. Der Hexerei bezichtigte Menschen haben keine Möglichkeit, ihre Unschuld zu beweisen. Sie werden geschlagen, gefoltert, aus ihren Dörfern verbannt und in manchen Fällen sogar gelyncht oder bei lebendigem Leib verbrannt. Wenn sie Glück haben, gelangen sie in eines der teils schon mehr als 100 Jahre bestehenden Hexenlager.

Nach der Ankunft im Lager führt ein Priester eine Zeremonie durch, um Schuld oder Unschuld der Hexe festzustellen, und dazu muß sie (meistens handelt es sich um Frauen) ein geopfertes Huhn hinter sich werfen. Landet das Huhn mit dem Kopf nach oben, ist die Frau unschuldig. Zurück nach Hause kann sie trotzdem nicht mehr, denn dort würde es ihr übel ergehen. Landet das Opferhuhn auf dem Rücken, ist die Frau der Hexerei überführt. Sie muß sich dann diversen Ritualen unterwerfen, um ihr die Hexerei auszutreiben. So oder so muss sie unter dem Schutz eines Dorfpriesters auf unbestimmte Zeit im Lager bleiben. Frauen, die kräftig genug für die Feldarbeit sind, arbeiten oft auf den Äckern ihres Priesters und geben einen Teil ihrer Ernte an ihn ab. Sind sie zu krank oder zu schwach zum Arbeiten, müssen sie sich ihren Lebensunterhalt erbetteln. Obwohl sie das Lager theoretisch jederzeit verlassen dürfen, sind sie in Wahrheit Gefangene des Aberglaubens.

Wir besuchen das Dorf Gnani, in dem etwa 500 der Hexerei bezichtigte Personen (in diesem Dorf sind es sowohl Frauen als auch Männer) in einem gesonderten Bereich leben. Das Dorfoberhaupt empfängt uns und erteilt uns die Genehmigung, zu fotografieren und auch mit einer "Hexe" zu sprechen.

Die alte Frau erzählt uns, daß ihr Bruder sie der Hexerei bezichtigt hat, weil sie ihn in einem seiner Träume ermorden wollte. Daraufhin brachte er sie nach Gnani und bezahlte dem Dorfchef eine "Gebühr", damit er sie dort aufnimmt. Ihre Tochter kommt sie noch jeden Monat besuchen, aber zurück in ihr Heimatdorf, das sie sehr vermißt, kann sie nicht. Trotzdem sei sie ihrem Bruder nicht böse, versichert sie uns. Altersheim auf ghanaisch? Es fällt auf, daß die meisten Personen, die als Hexer verbannt werden, alte Menschen sind.

Hier gibt es eine sehr differenzierte Untersuchung zu dem Thema.

 



Im äußersten Nordosten Ghanas erreichen wir die wilde Granitlandschaft des Hochplateaus von Tongo. Die sogenannten Whispering Rocks erzeugen ein eigenartiges Geräusch, wenn im Dezember und Januar der Harmattan-Wind die Region erreicht und durch die Fugen des Gesteins bläst. Wir sind allerdings schon Anfang November hier, es ist nahezu windstill und die Felsen schweigen.

 

 
Hier in den Tongo-Bergen liegt das Örtchen Tengzuk, die Einwohner gehören dem Volk der Talensi an. Nach einer Audienz beim Oberhaupt von Tengzuk, Chief Zotentaar-Suhbazaa, erhalten wir die Erlaubnis, seinen "Palast", das Dorf und den berühmten Tengzuk-Schrein zu besuchen.

FILM von Big Vision Media, Ghana

 

 

Auf dem kurzen Weg vom Dorf zur Tengzuk-Orakelhöhle kommen wir an einem überhängenden Felsen vorbei, an dem Esel geopfert werden. Unzählige Schädel liegen überall in den Felsritzen.

Die Orakelhöhle selbst war ursprünglich ein Rückzugsort und Versteck der Bevölkerung vor Sklavenhändlern. Heute suchen die Menschen hier Antworten auf wichtige Lebensfragen. Man darf den Schrein nur mit nacktem Oberkörper betreten, daher verzichte ich dankend und bleibe an der "Pforte" stehen...

... und geniesse den wunderbaren Blick über die weite Landschaft.

 



Mit dem Ort Sirigu erreichen wir den nördlichsten Punkt unserer Reise, von hier sind es kaum mehr 10 km bis zur Grenze nach Burkina Faso. Hier, beidseits der Staatsgrenze, lebt die Volksgruppe der Gurunsi, die bekannt sind für ihre bemalten Lehmgehöfte. Während die Männer als Baumeister der Lehmhäuser verantwortlich zeichnen, sind die Frauen für die Bemalung zuständig. Es handelt sich um traditionelle Muster und Figuren in den Farben schwarz, weiß und rot.

In Sirigu besuchen wir auch die SWOPA, die Sirigu Women Organization for Art and Pottery, im Jahr 1997 von Mme. Melanie Kasise gegründet. SWOPA ist eine Kooperative von schätzungsweise 400 einheimischen Frauen, die dort eine kostenlose Ausbildung erhalten, das traditionelle Kunsthandwerk erlernen und bewahren und auch gemeinsam vermarkten.

 



Von Ghanas nördlichster Stadt Bolgatanga aus sind wir heute den ganzen Tag lang westwärts unterwegs bis nach Wa, im Nordwesten des Landes gelegen.

FILM: Trägerinnen

 


In Busie machen wir Halt, um den örtlichen Markt zu besuchen.

 


Auf dem Weg nach Wa - dessen Bevölkerung im übrigen tatsächlich mehrheitlich muslimisch ist - dürfen wir in Nakore noch eine kleine Moschee im sahelischen Stil besuchen.

 



Ein Ausflug ins Hinterland südlich von Wa führt uns zu den Lobi.

Die Lobi leben in einer führerlosen (akephalen) Gesellschaft ohne zentrale Autorität und übergeordnete Machtstrukturen. Diesem Gesellschaftssystem entspricht auch die Struktur der Ansiedlungen. Geschlossene Ortschaften in europäischem Sinne sind selten, die Gehöfte liegen oft mehrere hundert Meter voneinander entfernt in der Savanne. Dabei handelt es sich um Lehmkonstruktionen (oft mit Terrassen auf den Flachdächern), die von ihren Eigentümern, je nach Raumbedarf, horizontal-wabenförmig in alle Richtungen erweitert werden können. So entstehen mit der Zeit eindrucksvolle, wehrhaft wirkende „Lehmburgen“.

Ein typisches Musikinstrument in Westafrika ist das Balafon, eine Art Xylophon mit untergehängten Kalebassen als Klangkörper. Wir erhalten eine Kostprobe und die Gemeinschaft tanzt dazu, Männer wie Frauen.

FILM: Tanz bei den Lobi

Insgesamt vermitteln die Lobi, zumindest auf den ersten Blick, den Eindruck, daß die Frauen sehr selbstbewußt sind und ein großes Mitspracherecht innerhalb der Gemeinschaft haben.

 



In einem Vorort von Wa schlendern wir noch einmal durch buntes Marktgetümmel.

 Wir probieren auch lecker Frittiertes und entgegen den Warnungen der Mitreisenden bekommt es uns gut.

FILM: Frittiertes

 


Am Nachmittag machen wir uns auf, den aus dem frühen 19. Jahrhundert stammenden Königspalast von Wa zu besichtigen.

Groß ist unsere Überraschung, als wir im Palast auf ein großes Fest treffen. Rund um den königlichen Hof sitzen Hunderte von prunkvoll herausgeputzten Leuten in traditioneller Tracht, Trommeln ertönen überall, in der Mitte des Hofs und an der Stirnseite, vor der Fassade des Palasts, wird getanzt.

Tatsächlich ist heute der 10. November und auf diesen Tag fällt im Jahr 2019 die Feier des Mawlid an-Nabi, also des Geburtstags des Propheten Mohammed. Die Menschen kommen am Königshof zusammen, um dieses Ereignis gebührend zu feiern. Würdenträger aus der gesamten Region versammeln sich im Hof des Palasts.

Als unsere Gruppe den Hof betritt, kommen sofort einige Zeremonienmeister auf uns zu und wollen Sitzplätze für uns frei machen. Wir versuchen, das abzuwehren, denn wir wollen nicht, daß andere Gäste für uns aufstehen müssen. Das geht so weit, daß ein Mann - ganz offensichtlich eine wichtige Person - aufsteht und mir seinen Stuhl anbietet. Das jetzt abzulehnen wäre zutiefst unhöflich gewesen, ich setze mich also hin, und der Mann ebenfalls, denn sofort macht ihm eine der Frauen wiederum ihren Stuhl frei. Zum Glück bringen die Bediensteten des Palasts aber schnell weitere Stühle herbei und somit können wir alle sitzen und das Fest geniessen.

Immer wieder erheben sich ganze Delegationen von ihren Sitzen, besuchen sich gegenseitig oder machen dem König ihre Aufwartung, indem sie vor ihm tanzen.

Das ist er übrigens, der König Naa Fuseini Seidu Pelpuo IV: der Herr unten in der rechten Bildhälfte im schwarzgelben Gewand mit der schwarzen Mütze und dem weißen Tuch über der Schulter.

Auch wir werden aufgefordert zu tanzen, außer unserem marokkanischen Reiseleiter traut sich aber keiner. Dann werde ich tatsächlich ganz gezielt von einem der Zeremonienmeister herausgeholt, obwohl ich versteckt in zweiter Reihe sitze - vermutlich, weil ich zum Rhythmus der Trommeln auf meinem Stuhl gewippt habe. Als ich aufstehe und zu tanzen beginne, bin ich sofort von den Musikern dicht umringt, der Rhythmus der Trommeln hämmert in meinen Ohren und in meinem Herzen. Ich vergesse alles um mich herum und bekomme kaum mit, daß mich der Zeremonienmeister weg von unserer Gruppe und bis hin vor den König leitet. Irgend jemand bröselt mir etwas aufs Haupt (ich weiß bis heute nicht, was das war) und ein anderer klebt mir eine Münze an die Stirn. Das ist üblich, das hatte ich bei den einheimischen Tänzerinnen auch schon beobachtet, daß sie für ihren Tanz von den Gästen Geld zugesteckt bekommen.

FILM: Fest in Wa

Dieses fröhliche Fest, in das wir eigentlich völlig zufällig hineingeraten sind, war definitiv einer der Höhepunkte unserer Reise.

 

Mit diesen Eindrücken verlassen wir den Norden Ghanas und fahren nach Süden.



Kumasi war einst die Hauptstadt des mächtigen Volks der Aschanti. Sie waren eines der wenigen Völker in Afrika, die gegen die europäischen Invasoren ernsthaft Widerstand leisteten.

Das Aschanti-Reich entstand durch Zentralisierungsprozesse akansprachiger Völker. Vermutlich ab dem 13. Jahrhundert waren die Akan von Norden kommend in ihr heutiges Siedlungsgebiet in Zentralghana eingewandert. Auf dem Gebiet der Aschanti gab (und gibt) es bedeutende Goldvorkommen, die zu regen Handelsbeziehungen mit den mächtigen Reichen der Sahelzone führten. Der Häuptling Oti Akenten (ca. 1630–1660) unternahm einige erfolgreiche militärische Operationen gegen benachbarte Akanvölker, und gründete so erstmals eine Aschantimacht über das Kerngebiet hinaus. Aber erst ab 1680 einigte Osei Tutu, der Herrscher der Stadt Kumasi (der Kumasihene), die bis dahin unabhängigen Fürstentümer der Aschanti unter seiner Herrschaft und erklärte sich zum Asantehene, dem Oberhaupt aller Aschanti. Mitte des 18. Jahrhunderts war das Aschantireich die größte Militär- und Handelsmacht der Region.

Der noch heute lebendige Gründungsmythos des Aschantireiches besagt, dass ein Priester namens Okomfo Anokye etwa um 1695 vom Hochgott der Akan selbst, von Nyame, den Auftrag erhielt, aus den Aschanti ein mächtiges Volk zu machen. Der Aschanti-Herrscher Osei Tutu berief daraufhin eine große Versammlung ein, um diese Nachricht zu verbreiten. Auf dieser Versammlung holte Okomfo Anokye vor aller Augen einen teilweise mit Gold bedeckten, hölzernen Stuhl vom Himmel, der sich dann auf Osei Tutus Knien niederließ. Okomfo Anokye verkündete, dass dieser Stuhl den Geist oder die Seele des ganzen Aschantivolkes enthielte.

Der Goldene Stuhl galt als Verkörperung des Reiches und damit als höchstes Symbol nationaler Einheit. Er stellte die höchste politische Autorität dar und war Gegenstand der Gottesverehrung, dem sich auch der Asantehene unterwarf. Amt und Person des Königs waren streng getrennt. Wohlergehen und Fruchtbarkeit des Landes waren an die Unversehrtheit des Stuhles gebunden, nicht aber an die Person des Königs. Diesem fiel die Rolle des Ohene Okomfo, des Priesterkönigs zu, der zwischen dem Goldenen Stuhl als Symbol göttlicher Macht und der Gesellschaft vermittelte. 

Die Briten, die nach 70 Jahren zäher Kämpfe im Laufe des 19. Jahrhunderts schließlich die Aschanti unterwerfen konnten, versuchten die Institutionen des alten Aschantireiches zu zerstören. Als sie die Übergabe des Goldenen Stuhles verlangten, kam es 1900 zum Aufstand. Die Briten sandten Expeditionen gegen die Aufständischen, die sich einer Guerillataktik bedienten. Erst die vierte Expedition war erfolgreich, da den Aufständischen die Munition ausgegangen war. Aschanti wurde nun auch formal zur Kronkolonie erklärt.

Leider ist das Fotografieren innerhalb des beeindruckenden Palasts nicht erlaubt, so daß ich fast nur Bilder der königlichen Pfauen im Hof bieten kann.

 


Als Kontrast zu Königspalast und prunkvoller Aschantigeschichte besuchen wir in Kumasi den größten Markt Westafrikas.

 

FILM: Markt in Kumasi


Eine Besonderheit in diesem Teil der Welt sind die Trauerfeiern, die im Prinzip als großes Fest begangen werden. Der Verstorbene ist mit seinem Dahinscheiden zum verehrten "Ahnen" geworden, das ist ein Grund zu Freude - auch wenn dem einen oder anderen bei näherer Betrachtung doch die Tränen in den Augen stehen. Die Trauergäste kleiden sich in schwarz und rot.

FILM: Trauerfeier

Zweimal dürfen wir einer solchen Trauerfeier beiwohnen, einmal während der Fahrt von Wa nach Kumasi (oben) und einmal in Kumasi selbst (unten). Die erste Feier war tatsächlich sehr fröhlich und es gab sehr viele Gäste. Einladungen werden oft vorher ausgehängt, wir haben sogar richtige große "Werbeplakate" gesehen, die Trauerfeiern ankündigen und alle dazu einladen. Die Menschen stürzen sich teilweise in große Unkosten, um solch ein Fest auszurichten. Die Trauerfeier in Kumasi fand aber in einem eher kleinen, privaten Rahmen statt, und hier war die Traurigkeit der Leute auch deutlich spürbar. Trotzdem läuft das Fest mit viel Lärm, professioneller Entertainerin, Musik und Tanz ab.



Wir erreichen die ghanaische Atlantikküste. In Elmina handelten einst Portugiesen und Holländer mit Gold, Elfenbein und wohl auch Sklaven. Daran erinnert die Festung St. George, das älteste europäische Bauwerk Schwarzafrikas.

 


Die weiter östlich an der Küste gelegene Hauptstadt Accra spiegelt den rasanten Aufschwung Ghanas der letzten Jahre wider: Glaspaläste glitzern neben den traditionellen Werkstätten der Handwerker. Unser Mittagessen nehmen wir im Innenhof des Nationaltheaters ein, dort findet auch gerade eine Diplomierungsfeier statt. Wir besichtigen kurz Jamestown, das Altstadtviertel Accras, und die Fischerboote am Strand.

Hauptsächlich aber stehen wir im Stau, inmitten eines Verkehrschaos von gigantischen Ausmaßen.

 



Fotostrecken zum Thema Landwirtschaft und Handwerk:


Yams

Bis zu 800 verschiedene Arten Yamswurzelngewächse sind hauptsächlich in den Tropen verbreitet. Yams-Arten wachsen als windende, ausdauernde krautige Pflanzen. Sie bilden Rhizome oder Wurzelknollen als Überdauerungsorgane, die in Größe, Gestalt, Farbe und Inhaltsstoffen sowie in ihrer Tiefe in der Erde sehr unterschiedlich sein können.

Einige Arten und deren Ausleseformen sind Nutzpflanzen, sowohl als wichtige Nahrungspflanzen als auch als Heilpflanzen. Viele Yams-Arten werden wegen ihrer essbaren Wurzelknollen als Nahrungsmittel angepflanzt. Roh gegessen wirken allerdings fast alle Yams-Arten toxisch, sie werden daher gekocht und dann meistens gestampft.

Bei der am meisten angebauten Art erreichen die unterirdischen Knollen eine Länge von bis zu 2 Metern; ihr Geschmack ist süßlich und ähnelt dem von Esskastanien und Kartoffeln. Sie haben eine dunkelbraune bis schwarze Haut und sind reich an Provitamin A sowie Kalium. In den Küchen der Tropen sind sie ein wichtiger Stärke-Lieferant.

FILM: Yams stampfen

Die größten Anbaugebiete für Yams befinden sich in Afrika. Die Hauptproduzenten (2016) sind Nigeria, Ghana und die Elfenbeinküste.


Hirse und Mais

Hirse ist eine Sammelbezeichnung für kleinfrüchtiges Spelzgetreide mit 10–12 Gattungen. Sie gehören zur Familie der Süßgräser (Poaceae). Die Hirse ist ein sehr mineralstoffreiches Getreide. In vielen Gebieten Afrikas und Asiens sind die unterschiedlichen Hirsearten Hauptnahrungsmittel, werden allerdings zunehmend durch Mais verdrängt. Hirse ist darüber hinaus die Grundlage einiger traditioneller Biere, zum Beispiel Dolo in Westafrika.

Mais (Zea mays) zählt ebenso wie Hirse zur Familie der Süßgräser. Das Getreide stammt ursprünglich aus Mexiko. Für etwa 900 Millionen Menschen, vor allem in Afrika und Lateinamerika, ist Mais das wichtigste Grundnahrungsmittel.

FILM: beim Dreschen

FILM: beim Worfeln

FILM: beim Mais reiben


Maniok

Der Maniok (Manihot esculenta) ist eine Pflanzenart aus der Gattung Manihot in der Familie der Wolfsmilchgewächse (Euphorbiaceae). Andere Namen für diese Nutzpflanze und ihr landwirtschaftliches Produkt (die geernteten Wurzelknollen) sind unter anderem Mandioca (Brasilien, Argentinien, Paraguay), Cassava, Kassave oder im spanischsprachigen Lateinamerika Yuca. Der Anbau der Pflanze ist wegen ihrer stärkehaltigen Wurzelknollen weit verbreitet.

Sie stammt ursprünglich aus Südamerika und wurde schon von den Ureinwohnern zur Ernährung verwendet. Mittlerweile wird sie weltweit in vielen Teilen der Tropen und Subtropen angebaut. In Westafrika, wo die Portugiesen anfangs vergeblich versucht hatten, den Maniok einzuführen, wurde die Pflanze erst im 19. Jahrhundert von der Bevölkerung akzeptiert. Die Maniokkultivierung wurde von befreiten Sklaven, die aus Amerika zurückgekehrt waren, vermittelt, die Kolonialherren förderten den Maniokanbau als Maßnahme zur Vermeidung von Hungersnöten.

Maniokpflanzen sind Sträucher mit einer Wuchshöhe von 1,5 m bis 5 m. Sämlinge bilden zunächst eine Pfahlwurzel. Die faserigen Seitenwurzeln verdicken sich und bilden große, spindelförmige Wurzelknollen.

Als Nahrungsmittel werden hauptsächlich die Wurzelknollen verwendet, gelegentlich auch die Blätter als Gemüse. Die 0,15 m bis 1 m langen und 3 cm bis 15 cm dicken Knollen können ein Gewicht von bis zu 10 kg erreichen. Sie werden von einer verkorkten, meist rötlich braunen äußeren Schicht umgeben, innen sind sie meist weiß, gelegentlich auch gelb oder rötlich

Im rohen Zustand sind die Wurzelknollen giftig. Blausäure verflüchtigt sich zwar bei Zimmertemperatur, um jedoch ein vollständiges Ausgasen zu bewirken, muss die Knolle gründlich zerkleinert werden. Methoden, die Pflanzen zu entgiften, bestehen darin, die Pflanze zu Mehl zu mahlen und dann mit kochendem Wasser auszuwaschen, im Fermentieren und im Erhitzen. Traditionell werden die Knollen geschält, zerrieben oder geraspelt und dann eingeweicht. Nach einigen Tagen presst man die Masse aus, wäscht sie durch ein Sieb und röstet sie in Öfen. Maniokmehl kann ähnlich wie Weizenmehl verwendet werden. Menschen mit Allergien gegen Weizen und andere Getreide verwenden deshalb häufig Maniokmehl als Ersatz.

FILM: Maniok

 


Palmöl und Palmkern-Öl

Palmöl ist ein Pflanzenöl, das aus dem Fruchtfleisch der Früchte der Ölpalme gewonnen wird.

Palmkernöl wird aus den Kernen der Früchte gewonnen. Die Kerne werden getrocknet, gemahlen und dann gepresst.

Ölpalmen sind dreimal so ertragreich wie Raps und beanspruchen für den gleichen Ertrag etwa 1/6 der Fläche von Soja. Mit 30 Prozent Marktanteil ist Palmöl vor Sojaöl das meist angebaute Pflanzenöl der Welt. Palmöl und Palmkernöl wird zum größten Teil im Bereich der Ernährung eingesetzt. Dabei wird Palmöl aufgrund seiner ausgezeichneten Hitze- und Oxidationsstabilität vor allem in Asien und Afrika als Speisefett zum Kochen, Braten und Frittieren eingesetzt. Außerdem wird es international für die Herstellung von Backwaren, Margarine und Süßwaren verwendet.

Vor allem wegen der Nachfrage als Rohprodukt für die kostengünstige Herstellung von Biokraftstoffen, Kerzen, Waschmitteln und Lebensmittelprodukten, der deswegen einhergehenden Abholzung großer Regenwaldflächen zur Anlage von Plantagen in den Wachstumsgebieten der Ölpalme steht der Anbau von Ölpalmen international sowohl bei Umweltschutzorganisationen als auch politisch in der Kritik. Der Anbau der Ölpalmen erfolgt zudem nach gängiger Einschätzung gegenwärtig in ökologisch nicht nachhaltiger Weise.

Wir besuchen hier allerdings eine kleine ghanaische Manufaktur, die sehr wohl nachhaltig arbeitet. Alles was die Ölpalme hergibt wird irgendwie verwendet.


Kakao

Kakao (spanisch cacao, nach nahuatl cacauatl: Kakauwasser) ist ein Begriff, der je nach dem Zusammenhang eine Pflanze, deren Fruchtsaft, deren Samen oder aus diesen hergestellte Produkte bezeichnet. Die gemeinte Pflanze ist in aller Regel der Kakaobaum mit der wissenschaftlichen Bezeichnung „Theobroma cacao“.

Aus der Kakaobohne wird Kakaomasse gewonnen, und aus dieser werden Kakaobutter und Kakaopulver hergestellt. Diese Produkte werden als Zutaten für Lebensmittel und in der Kosmetikindustrie verwendet.

Das Getränk aus Kakaobohnen wurde von den Azteken als xocóatl, nach xócoc (bitter) und atl (Wasser), also als Bitterwasser, bezeichnet. Das davon abgeleitete Wort Schokolade bezeichnet heute ein festes, aber leicht schmelzbares Lebensmittel aus Bestandteilen der Kakaobohne und Zucker (und gegebenenfalls Butter und Vanille), das im 19. Jahrhundert erfunden und im 20. Jahrhundert weiterentwickelt wurde.

Ghana ist weltweit der zweitgrößte Produzent von Kakaobohnen, nur übertroffen von der Elfenbeinküste.

Erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts waren die ersten Kakaopflanzen nach Westafrika gelangt. Bis 1911 stieg Ghana, die damalige Goldküste, zum weltweit wichtigsten Produzenten von Rohkakao auf. Noch heute machen die Kakaoeinnahmen einen grossen Teil der Gesamtexporterlöse dieses Landes aus.

Von den ca. 800.000 als Bauern oder Pächter gemeldeten Ghanaern sind 460.000 Kakaofarmer. Ghana bestreitet mit dem Kakaoanbau 70 Prozent seiner Exporterlöse. Die vielen Kleinbauern in Ghana bewirtschaften durchschnittlich 1,5 bis 3,5 Hektar Land. Eine eigene Kakaoindustrie mit Lagerhäusern gibt es bis auf zwei Kakaoverarbeitende Fabriken aber in Ghana nicht.


Fischer

FILM: Fischernetz


Schneider / Näher(innen)

 


Schmied

Aus alten metallenen Stoßstangen und ähnlichem Schrott wird hier in Togo landwirtschaftliches Gerät geschmiedet - ein menschlich betriebener Blasebalg facht das Feuer der Esse an, der Schmied haut nicht mit dem Hammer, sondern mit einem großen Stein zu.

FILM: Schmied

 

 


Kunsthandwerk / Souvenirs

 


Sargbauer

Die Sargkunst in Ghana stellt seit der Mitte des 20. Jahrhunderts eine regionale Besonderheit der Sarggestaltung der Ga dar, die sich aus den figürlichen Sänften entwickelt hat, in denen sich die Oberhäupter der Ga schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts tragen ließen. Die figürlichen Särge werden in Form von Früchten, Tieren, Status- oder Familiensymbolen hergestellt, nach dem Wunsch der Verstorbenen selbst oder ihrer Hinterbliebenen.

Das Verwenden solcher Särge hängt eng mit der Religion und den Jenseitsvorstellungen der Ga zusammen. Der Tod bedeutet für sie kein definitives Ende, sondern das Leben geht nach ihrer Vorstellung im Jenseits ähnlich weiter wie auf Erden. Die Verstorbenen sind als Ahnen einflussreicher als die lebenden Menschen und steuern die Geschicke ihrer noch lebenden Verwandtschaft. Die Familien versuchen mit den aufwändigen figürlichen Särgen den Geist des Toten wohlwollend zu stimmen. Der gesellschaftliche Status im Jenseits hängt neben dem Erfolg im Leben auch vom Umfang der Bestattungsfeier und der Exklusivität des Sarges ab.

Die Särge sind nur am Beerdigungstag sichtbar, sie kommen mit den Toten ins Grab. Die Sarggestaltung dient weniger einem dekorativen Zweck, sie ist vielmehr von Symbolen vorbestimmt. Figurensärge beziehen sich oft auf den Beruf des Verstorbenen und sollen ihm helfen, im Jenseits seiner irdischen Tätigkeit weiter nachzugehen.

In den verschiedenen Werkstätten in der Region von Greater Accra, in denen figürliche Särge hergestellt werden, beschäftigt jeder Meister mindestens einen oder sogar mehrere Lehrlinge, die einen großen Teil der Arbeit übernehmen. Das erlaubt dem Meister, mehrere Särge gleichzeitig herzustellen. Für die in Ghana benutzten Särge wird gewöhnlich einheimisches Wawa-Holz verwendet, nur für Museumssärge werden gut haltbare Edelhölzer, etwa Mahagoni, eingesetzt. Sämtliche Schreinerarbeiten werden in allen Ateliers ohne Einsatz von elektrischen Maschinen, nur von Hand und mit einfachsten Werkzeugen ausgeführt. Die figürlichen Särge werden, je nach Schwierigkeitsgrad und je nachdem, wie geübt die Schreiner und Lehrlinge sind, innerhalb von zwei bis sechs Wochen fertiggestellt. Wenn es besonders eilt, werken mehrere Schreiner an einem Objekt. Bemalt werden die Särge, je nach Modell, vom Meister selbst oder aber von einem professionellen Künstler, einem sogenannten Schildermaler. Sie gehören auch zu jenen Künstlern, die für die kleinen Kinos in der Region handgemalte Filmplakate anfertigen.

Wir besuchen die Werkstatt von Kudjoe Affutu (sein Vorname wird entweder Kudjoe oder Kudjo geschrieben), der 1985 in Awutu Bawyiase (Central Region, Ghana) geboren wurde. Er begann als Siebzehnjähriger seine vierjährige Ausbildung zum Sargschreiner bei Paa Joe in Nungua. Seit 2007 lebt und arbeitet er als selbständiger Sargkünstler in seiner Geburtsstadt. In Europa hat sich Kudjoe Affutu seit dieser Zeit mit seinen Beteiligungen an verschiedenen Ausstellungen und künstlerischen Projekten einen Namen gemacht: im Jahr 2011 am Tinguely Museum Basel (Hummer-Sarg für die Ausstellung Fetisch Auto. Ich fahre, also bin ich), am Centre Pompidou, Paris (Pompidou-Sarg in der Ausstellung Anthologie de l’humour noir), oder mit seinem Kühlschrank-Sarg in zwei Ausstellungen am Nouveau Musée National von Monaco 2010/11, sowie in der Matthew Marks Gallery in New York 2011.


Westafrikanische Musik und Tanz (Links aus dem Internet):

Agbadza - Miʋua agbo mayi Dahume, 'Fika Loviawo yi ? kple ha bubuwo

Nonvignon Bénin - Midozinzin (Agbadja)

Havinyona Habɔbɔ - Miwɔe ne nyo (Agbadza)

AGBADJA Mono-Couffo

Agbadja Gadome, la musique traditionnelle.

Ghana Ewe Playalong

Israel Mawueta - Zigi - Nɔ amegbɔ

LES FRÈRES GUÉDÉHOUNGUÉ - Yéhoué

Traditional Music of Benin (West African Music)

Traditional Yoruba Music from Benin

Traditional African Nigerian Music of the Yoruba Tribe

Souradjou Alabi et son Groupe "Akpala-Music de Porto Novo, Benin" (Complete Album)

ADJIGNON HANBALADJI BENIN

 

 

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