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Rund um die Millionenstadt Sao Paulo

Embu, Gira in einem Templo de Umbanda, Ausflug an den Strand (Peruibe); vielseitiges Sao Paulo: Santo Amaro, Centro, Liberdade

 

São Paulo ist die Hauptstadt des gleichnamigen Bundesstaats und größte Stadt in Brasilien. Die Stadt ist das wichtigste Wirtschafts-, Finanz- und Kulturzentrum sowie Verkehrsknotenpunkt des Landes.

São Paulo ist der größte industrielle Ballungsraum in Lateinamerika. Im administrativen Stadtgebiet von São Paulo leben 11,11 Millionen Menschen (2010). Die Metropolregion Grande São Paulo hat 20,5 Millionen Einwohner (2010) und ist damit eine der größten Städte der Erde sowie die bevölkerungsreichste Stadt auf der Südhalbkugel. Insgesamt gesehen ist São Paulo – je nach zugrundeliegender Statistik – die fünft- oder sechstgrößte Metropolregion auf der Welt.

Die Stadt ist durch zahlreiche Einwanderer aus aller Welt multikulturell geprägt mit wesentlichen portugiesischen, italienischen, deutschen, libanesischen und japanischen Einflüssen. Die Einwohner der Stadt São Paulo heißen „paulistanos“. Während mit „paulista“ eigentlich die Einwohner des Bundesstaats gemeint sind, verwendet man diesen Begriff auch häufig verallgemeinernd für die Bewohner der Metropole.

Die Stadt liegt im Südosten Brasiliens 80 Kilometer vom Atlantischen Ozean entfernt im Hochbecken der Flüsse Rio Tietê und Rio Pinheiros, durchschnittlich 795 Meter über dem Meeresspiegel. Das Stadtgebiet hat eine Fläche von 1523 Quadratkilometern und erstreckt sich ungefähr 60 Kilometer in Nord-Süd-Richtung und 80 Kilometer in Ost-West-Richtung.

Die Metropolregion Grande São Paulo umfasst außer der Stadt São Paulo als Kernzone 38 weitere Städte mit einer Gesamtfläche von 7.947 Quadratkilometern. Das überbaute Stadtgebiet der Region mit einer Fläche von 2.209 Quadratkilometern hat seit 1962 um 874 Quadratkilometer zugenommen.

Das Wachstum der Stadt, die hohe Industriedichte und Verkehrskonzentration führen in São Paulo zu zahlreichen Umweltproblemen. Die Verschmutzung der Luft, die Belastung der Gewässer, die Belästigung durch Lärm und Emissionen durch den Verkehr sowie Entsorgungsprobleme bei Müll und Abwasser sind die gravierendsten Probleme São Paulos.

Zwanzig Kilometer hinter der Hafenstadt Santos steigt die im Brasilianischen Bergland gelegene Serra do Mar schnell bis auf durchschnittlich 1200 Meter an und fällt dann auf die Hochebene von São Paulo ab. Santos und São Paulo verbindet ein natürlicher Pass über die Serra do Mar. Die Hochebene von São Paulo ist aber nicht flach, sondern ein Hügelland, so dass sich auch die Stadt São Paulo über zahlreiche Hügel erstreckt.

São Paulo wurde am 25. Januar 1554, dem Fest der Bekehrung des Apostels Paulus, von den Padres Manuel da Nóbrega und José de Anchieta, zwei jesuitischen Missionaren, um ein Jesuiten-Kloster gegründet. Für lange Zeit blieb das Gebiet isoliert, da die Produktivität der dortigen Zuckerrohrplantagen nicht besonders hoch war; die Bewohner betrieben Subsistenzwirtschaft.

São Paulo blieb bis in die 1870er Jahre relativ unbedeutend, obwohl die portugiesischen Einwanderer teilweise vermischt mit der indianischen Hochlandbevölkerung, im 16. und 17. Jahrhundert von São Paulo aus als Bandeirantes („Bannerträger“) weite Gebiete im zentralen Teil von Brasilien durchstreiften und als Sklavenjäger die berüchtigten Raubzüge zum Fang der Indianer unternahmen, die den Besitzern der Plantagen im Küstentiefland die beim Zuckerrohranbau benötigten Arbeitssklaven beschafften.

Die wirtschaftliche Bedeutung São Paulos änderte sich rasch, als der Anbau von Kaffee, der um 1850 über das Rio-Paraíba-Tal die Stadt erreichte, sich im Hochland von São Paulo unter günstigen Klima- und Bodenbedingungen und steigender Kaufkraft in Europa ab den 1880er Jahren flächenhaft in nördliche und nordwestliche Richtung ausdehnte.

Mehrere Hunderttausend Europäer, überwiegend Italiener, aber auch zahlreiche Deutsche, Japaner und Libanesen wanderten zwischen 1886 und 1905 ein, die sich vorwiegend auf den Paulistaner Kaffeeplantagen verdingten.

In den 1920er Jahren wurde São Paulo die führende Industrieregion des Landes. Die Bevölkerung der Stadt überschritt bereits 1934 die Millionengrenze und verdoppelte sich bis 1950. Heute ist die Region um São Paulo der größte industrielle Ballungsraum Lateinamerikas und der bedeutendste Industriestandort der Dritten Welt.

Anders als das wohlbekannte Rio de Janeiro wird São Paulo üblicherweise nicht als Touristenort betrachtet. Seine Attraktionen bleiben häufig unter dem städtischen Chaos verborgen. Das Stadtbild von São Paulo wird von vielen Hochhäusern geprägt, die aber bei weitem nicht so hoch sind wie in Manhattan. Das höchste Hochhaus in São Paulo ist das 170 Meter hohe Mirante do Vale (bis 1988 Palacio Zarzur Kogan genannt), das zweithöchste mit 168 Meter das Edifício Itália, welches auch über ein Panoramarestaurant verfügt.

Vor schwierigste Probleme ist São Paulo durch die Situation im Straßenverkehr gestellt. Staus und chaotische Verkehrsverhältnisse, die bei Starkregen zum völligen Zusammenbruch des Straßenverkehrs führen können, sind trotz einer Ringstraße um den alten Stadtkern, großen Straßendurchbrüchen, Straßentunnels und dem Ausbau der großen Ausfallstraßen an der Tagesordnung.

 

Die Umbanda ist eine synkretistische oder esoterische Religion aus Brasilien, in deren Zentrum das Verkörperungsgeschehen von Geistwesen sowie das Gespräch mit ihnen stehen. Die Sprache ist das Verbindungsglied zwischen den materiellen und den immateriellen Welten. Geschulte Medien treten in Trance, um sie in ihren Körpern manifestieren zu lassen.

Umbanda grenzt sich sowohl vom Spiritismus nach Allan Kardec (Kardezismus), als auch vom Candomblé ab und integriert in ihrem Glaubenssystem sowohl christlich-katholische, kabbalistische als auch hinduistische bzw. buddhistische Werte.

Sogenannte (weibliche) Caboclas und (männliche) Caboclos, spirituelle Wesen indigener Ureinwohner Brasiliens, und Pretas Velhas und Pretos Velhos, spirituelle Wesen afrikanischer Sklaven aus Brasiliens Kolonialzeit, bilden die zentralen Figuren des umbandistischen Pantheons.

Die espíritos (Geister), entidades espirituais (Geistwesen) bzw. guias (Leiter), die gleichmäßig aus weiblichen und männliche Wesen bestehen, haben eine irdische Herkunft und kehren aus dem Anliegen der caridade, der Nächstenliebe (bzw. Caritas), nach ihrem physischen Tod als Geistwesen zur Erde zurück. Sie sind in Abstammungslinien (linhas) unterteilt, die wiederum in Gruppen (legiões/falanges) unterschieden werden und von einem Orixá (einer afrikanischen Gottheit) geleitet und beschützt werden, der mit einer/m katholischen Heiligen korrespondiert. Die Geistergruppen werden in wertende Kategorien aufgeteilt. Die sogenannten „Geister des Lichtes“ (espíritos de luz) befinden sich auf der rechten Seite und umfassen die Caboclos und die Pretos Velhos. Sie werden dem häuslichen und familiären Bereich zugeordnet. Die „Geister der Finsternis“ (espíritos das trevas) der linken Seite hingegen werden durch die Pombagiras und Exus gebildet und der marginalisierten, der Straße zugehörigen Welt zugerechnet.

Die Umbanda ist am Anfang des 20. Jahrhunderts in den städtischen Zentren im Südosten des Landes entstanden und hat sich in den Jahrzehnten darauf im ganzen Land ausgebreitet bzw. mit den dortigen afro-indigenen religiösen Traditionen ergänzt. In Abgrenzung zum Kardezismus, aus dem sie hervorging, definiert die Umbanda sich nicht über Dogmen oder Schriften, die Universalcharakter für ihre Gläubigen hätten.

Begründet wurde die Umbanda durch die autonomen tendas bzw. terreiros (Kulthäuser), in deren Zentrum sich eine das Kultgeschehen leitende charismatische Persönlichkeit (mãe- oder pai-de-santo) befindet. Ihre Struktur ist auf eine sehr bewusste Art und Weise nicht zentralistisch, sondern geradezu föderativ bzw. demokratisch vielfältig.

Eine der etymologischen Bedeutungen des Wortes Umbanda findet sich in den angolanischen Sprachen Kimbundu und Umbundu wieder und bezeichnet die traditionelle Medizin dieser Region. In der brasilianischen Form konzentriert sich dieser heilende Aspekt auf die psychotherapeutische Betreuung. Gesundungsprozesse und Problemlösungen emotionaler und sozialer Art wie Partnersuche und Arbeitslosigkeit sind immer wieder zentrale Aufgabengebiete dieser magischen Form von Religion. Hugo Saraiva nennt die Umbanda daher eine spirituelle Notaufnahme.

In ihrer ästhetischen Symbolsprache integriert die Umbanda heterogenste Glaubensvorstellungen, wie z.B. aus dem Volkskatholizismus, der jüdischen Kabbala, der universalen Esoterik etc.

 

Quelle: Wikipedia

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